Bewertung

Review: #1.17 Schlechter Ruf

Der Titel "Bad Reputation" passt bei dieser Episode wie die Faust aufs Auge, denn er allein sagt schon aus, dass hier auf jeden Fall etwas passieren muss. Und schon die ersten Minuten überzeugen davon, dass dies eine gute Episode wird. Wenn man eine Sue Sylvester in einem Video tanzen sieht, und sich die Gleeks darüber köstlich amüsieren, dann kann so etwas nicht gut ausgehen. Vor allem als Finn dann auch noch beschließt, das Video bei YouTube zu posten, ist Ärger schon mal vorprogrammiert.

Da Sue immer wieder versucht den Glee Club zu zerstören, wollen die Gleeks es ihr verständlicherweise endlich mal heimzahlen. Auch als Zuschauer möchte man wissen, wie sie reagiert, wenn ihr Ruf angeknabbert ist. Bevor Sue weiß, was passiert ist, liefert sie zuerst noch einen Knaller. Ihre Reaktion auf den Spruch eines Schülers ("Hey Ms. Sylvester, let’s get physical") auf ihr Video hat mich einfach vor Lachen umgehauen. "Not really my type, but I like that attitude". Einfach großartig! Doch das Gelächter und der zweite Spruch eines Schülers, lässt selbst sie sprachlos werden. Dass diese Geschichte Konsequenzen hat, ist natürlich klar und es ist leicht vorhersehbar, was als nächstes passiert.

Wir finden uns also in der altbekannten Szene wieder: Sue Sylvester und Will Schuester in Principal Figgins' Büro. Mithilfe der "Glist" beweist Sue, dass die Gleeks hinter der Veröffentlichung auf YouTube stecken und Director Figgins rastet deswegen komplett aus. Im ersten Moment dachte ich, er macht einen Scherz. So eine Liste ist doch nichts Schlimmes. Figginssieht das jedoch anders und am Ende musste ich doch Schlucken, als er sich von seinem Entschluss, den Glee Club möglicherweise abzuschaffen, nicht abbringen lässt.

"Ice Ice Baby"

An der Diskussion zwischen Will und den Schülern darüber, ob man lieber einen schlechten Ruf hat als gar keinen, sieht man wie unterschiedliche Erwachsene und Teenager denken. Um den Kids eine Lektion klar zu machen, sucht Will mit "Ice Ice Baby" einen sehr passenden Song aus. Dazu findet einer der besten Auftritte statt, den die Gleeks je zusammen mit Mr. Schuester hatten. Er geht mit soviel Energie an den Song ran, dass er nicht nur die Kids, sondern auch die Zuschauer mitzieht. Ich hab mich selber dabei erwischt, wie ich aufstehen und mittanzen wollte. Nach der Performance sieht man den Kids an, dass sie den Song genossen haben, jedoch haben sie den Sinn noch nicht verstanden. Den Kids ist ihr Image immer noch viel wichtiger, und so schmieden sie Pläne, ihren Ruf zu verschlimmern. Allen voran die ehrgeizige Rachel. Bei ihr weiß man, dass es ihr sehr viel ausmacht, ganz unten auf der "Glist" zu stehen. Ihr Blick und ihr Auftreten zeigen ziemlich stark, dass das was sie vorhat, kein gutes Ende nehmen kann.

Im Gegensatz dazu muss man bei den anderen Kids, die gar nicht auf der Liste vertreten sind, eher lachen, als sich Sorgen zu machen. Großen Grund dazu hat der Kommentar von Brittany, der ihren dümmlichen Charakter bestätigt. Die Kids fragen sich, warum Brittany bei ihrem Treffen dabei ist, und sie antwortet nur: "I had a cold and I took all my antibiotics at the same time… and now I can't remember how to leave." Einfach super und typisch für Brittany!

Währenddessen versucht Sue mit den Konsequenzen der Veröffentlichung des Videos klarzukommen. Sie wird im Lehrerzimmer ausgelacht und um zu zeigen, wie sehr sie sich angegriffen fühlt, wird das Gelächter in Slow Motion gezeigt. Es verschlimmert die Situation und zeigt uns, dass Sue die ganze Geschichte wirklich zusetzt. Sie weint sich bei ihrer Schwester aus und diese hat einen guten Rat für sie: Es gibt immer Menschen auf der Welt, die es noch schlimmer haben. Sue nimmt das mit, doch was sie daraus macht, hilft nicht unbedingt anderen Menschen, sondern macht sie selber stärker. Man kann sich schon fast denken, wem sie "helfen" mag: Emma ist hier ihr Opfer. Allein der Spruch: "Ella, you’re crippled by mental illness" bringt uns zwar zum Lachen, Emma jedoch weiß, dass Sue Recht hat. Nachdem Emma von Shelby und April erfahren hat, bezeichnet sie Will vor versammelter Lehrer-Belegschaft als Schlampe. Dies ist die erste Szene, in der man Emma ansieht, dass sie wirklich zutiefst verletzt ist und es sich nicht mehr gefallen lässt, ausgenutzt zu werden. Ein Mensch hat es nicht verdient, so behandelt zu werden, und das macht sie Will klar. Wie und ob es für die beiden weitergeht, kann man nach diesem Aufeinandertreffen nicht sagen. Sue hat es geschafft, dass Will am Schluss ebenfalls mit einem schlechten Ruf da steht und nicht mehr alle nur noch über sie reden.

Genau diese Reaktion wollen auch die Gleeks mit ihrem Vorhaben erreichen. So finden wir zum Beispiel Rachel zusammen mit Puck in ihrem Zimmer wieder, doch ihr Plan geht nicht auf. Stattdessen wittert er seine Chance, mit Rachel rumzumachen, und will ihr klar machen, dass sie ihr Image aufbessern kann, wenn sie Jesse mit ihm betrügt. Da die Geschichte mit Rachel und Puck eigentlich bereits abgeschlossen war und beide in festen Beziehungen sind, gefällt mir persönlich der Annäherungsversuch nicht wirklich.

"You can’t touch this"

Die anderen Gleeks, die nicht auf der Liste vertreten sind, und Brittany legen eine klasse Performance zu "You can't touch this" in der Bücherei hin. Sie wollen durch das Lied Unruhe stiften und als Helden gefeiert werden, doch der Versuch geht nach hinten los, da die Bibliothekarin ihnen einen Auftritt verschaffen will. In diesem Moment taten mir die Kids wirklich Leid. So ein Auftritt in der Bücherei kostet schon Überwindung und Mut und am Schluss haben sie genau das Gegenteil erreicht, von dem was sie wollten.

Der Kampf von Will und Sue mit den Konsequenzen ihres angekratzten Images geht in unterschiedliche Richtungen. Während Will sauer nach Emmas Auftritt ist, versucht Sue ruhig zu bleiben. Will lässt seinen Ärger an den Schülern aus und beschuldigt jeden einzelnen mit einem nachvollziehbaren Grund. In dieser Szene merkt man, wie die schlechte Stimmung in die gesamte Gruppe einzieht. Jeder fühlt sich angegriffen und ist schlecht gelaunt. Als Zuschauer ist man hier an dem Punkt, dass endlich etwas Gutes passieren muss, damit alle wieder aus diesem Loch gezogen werden.

"Physical"

Sue beschließt sich zu bessern, doch sobald sie dieses Vorhaben ihrem Tagebuch mitteilt, klingelt das Telefon und zerstört es wieder. Olivia Newton John persönlich möchte sie für eine Neuauflage des Videos zu "Physical" engagieren. Im ersten Moment dachte ich: "Ja klar, sie ruft höchstpersönlich an und fragt einen Cheerleader Coach, ob dieser ihr helfen will." Aber das ist nun mal Fernsehen. Hier ist alles möglich, wobei mir dieser Teil der Storyline nicht wirklich gefällt, da ich das etwas zu übertrieben finde. Auch das Video, dass die beiden zusammen drehen, überzeugt mich nicht wirklich, da bei mir nicht die große Sympathie für Olivia entsteht. Ich kann jedoch nachvollziehen, warum sie in die Storyline eingebunden wird: Man kann Sue Sylvester doch nicht auf einmal zu einem guten Menschen werden lassen. Man kann sie spüren lassen, wie es ist, wenn man ausgelacht wird, wenn das Ego angekratzt wird, aber man kann Sue nicht verändern, und so stellt man durch diese Zusammenarbeit mit Olivia ihren Ruf wieder her.

Den Kids kommt das Video natürlich auch nicht gelegen. Diese wollten sich Sue stellen und damit für die Schule unvergesslich werden. Dieser Schuss geht jedoch nach hinten los. Sue hat das Video mit Olivia bereits gedreht und kann den Schülern dafür nicht genug danken. In diesem Moment ist mein Mitleid mit den Kids noch größer. Erst diese Angst, was passieren wird, wenn sie Sue die Wahrheit sagen, und dann bekommen sie nur ein Dankeschön für ihre Tat. Wieder einmal haben sie versagt und ihr Image ist immer noch am Boden. Man fragt sich, was diese Kids noch machen müssen, um endlich beliebt zu werden?

"Run Joey Run"

Hat Rachel vielleicht mehr Glück? Sie präsentiert vor dem Glee Club ein Video, in dem Puck, Jesse und Finn einen Jungen spielen, der um Rachel kämpft. Sie wird jedoch von ihrem Vater im Video erschossen und keiner der Jungs kann sie haben. Den Song kannte ich selber vor der Performance nicht. Er ist auch nicht so besonders, jedoch stellen die Zeilen eine Geschichte dar, die auf die Episode adaptiert werden kann. Puck, Jesse und Finn sind über das Video gar nicht erfreut, da Rachel ihnen nicht gesagt hat, dass die anderen auch im Video mitspielen werden. So sieht es danach aus, dass drei Jungs um Rachel kämpfen und sie am Schluss keiner der drei haben kann. Rachel ist davon begeistert, die Jungs überhaupt nicht. Sie können nicht verstehen, warum Rachel sie ausgenutzt hat, um ihr Image aufzubessern und sie damit so verletzt. Um ihr den Schmerz klar zu machen, stürmen Finn und Jesse aus dem Zimmer und lassen eine verwirrte Rachel stehen. Diese hat nicht damit gerechnet, dass sie andere Menschen mit dem Versuch, sich selber glücklich zu machen, unglücklich gemacht hat.

Genau dieses Problem hat Will ebenfalls. Er wollte nach seiner Scheidung wieder glücklich sein und hat es dadurch geschafft, Emma unglücklich zu machen. Um sich bei ihr zu entschuldigen, steht er mit Blumen in ihrem Büro. Doch diesmal lässt sich Emma nicht von ihren Gefühlen für Will täuschen. Sie sagt ihm klipp und klar, dass sie ihn erst jetzt so sieht, wie er ist und dass dies vielleicht die einzige Chance ist, die die beiden haben. An diesem Punkt weiß man nicht, ob es je mit den beiden weitergehen kann. Natürlich bin auch ich ein Fan von Will und Emma und hoffe, dass die beiden irgendwann glücklich werden, hier stehe ich jedoch hinter Emma, die verletzt wurde. Will hat Mist gebaut und kann dies nicht einfach durch Blumen wieder gut machen. Dies ist ihm auch selber bewusst, sodass er traurig aus Emmas Büro geht und Quinn auf dem Flur sieht, die von niemand beachtet wird und sogar fast überrannt wird. In dem Moment ist ihm und den Zuschauern klar, dass sie diejenige ist, die für die "Glist" verantwortlich ist. Nach einem Gespräch mit Will kommt sie mit einem blauen Auge davon, da er Prinicpal Figgins nicht sagt, dass sie hinter der "Glist" steckt.

"Total eclipse of the heart"

Rachel hingegen hat nicht soviel Glück. Ihre Entschlossheit, beliebt zu werden, geht nach hinten los. Rachel war ihr Status wichtiger als Jesse, so dass sie am Schluss alleine da steht, als dieser ihr sagt, dass nicht er ihr das Herz gebrochen hat, sondern sie ihm. Die Episode endet mit einer klasse Performance von "Total eclipse of the heart". Rachel sieht selber ein, dass sie Mist gebaut hat und andere Menschen verletzt hat und das es nicht wert ist, beliebt zu sein, wenn man dadurch die wichtigsten Menschen verliert, die einen sowieso mögen, wie man ist. Ihren Verlust macht sie in der Performance deutlich und auch Jesses Schmerz wird eindeutig gezeigt. Die beiden liefern eine tolle Ballett-Performance hin, die mich sehr begeistert hat und vom breiten Talent der beiden Charaktere überzeugt.

Fazit

Diese Episode ist für mich eine der besten. Sie beschreibt ein wichtiges Thema, mit dem Teenager in der Schule klar kommen müssen. Der Titel und die Storylines der Charaktere sind super gewählt, ebenso wie die Songauswahl. Jeder Charakter muss mit seinem Ruf klar kommen. Für die einen geht es gut aus, für die anderen nicht und das ist die wichtige Lektion, die die Episode rüberbringen möchte. Man muss aufpassen, was einem wichtiger ist: Die Meinung anderer Menschen, mit denen man in Zukunft sowieso nichts zu tun haben wird, oder die von Menschen, die einem am Herzen liegen und einen so mögen, wie man ist.

Super fand ich auch, dass Emma endlich für sich einsteht und sich nicht von ihren Gefühlen leiten lässt, auch wenn es für Will dabei nicht gut ausgeht. Dieser muss damit kämpfen, dass er nicht einfach tun und lassen kann, was er will, ohne dass es Konsequenzen hat.

Einen Minuspunkt gibt es für den Annäherungsversuch zwischen Rachel und Puck, sowie die Einbindung von Olivia Newton John. Diese war zwar wichtig, um Sue Sylvester zurück zu bringen, hat mir persönlich jedoch nicht so gut gefallen.

Alex Olejnik - myFanbase

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