Bewertung

Review: #3.16 Chuck gegen den Zahn

Foto: Zachary Levi, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nach zwei Stand-Alone-Folgen, die fast ausschließlich zum reinen Amusement dienten, kehrt die Serie mit #3.16 Chuck Versus the Tooth zu den ernsthafteren Geschichten zurück und spinnt die Gesamthandlung eine große Portion weiter. Ein ganzer Haufen neuer Entwicklungen werden hier präsentiert, zum einen Chucks Albträume, höchstwahrscheinlich verursacht vom Intersect, die drohen seine Persönlichkeit zu überlappen. Außerdem wird Ellie letztendlich mit in die Welt der Spionage herein gezogen, diesmal nicht nur für kurze Zeit und von ihr unbemerkt, sondern als gezielten Angriff auf sie als Tochter von Stephen Bartowski aka Orion. Und Shaw scheint doch nicht so tot zu sein, wie wir ihn bisher glaubten und alles deutet auf eine Rückkehr des übergelaufenen Agenten hin.

Die inhaltlichen Prämissen dieser Episode haben mich vollkommen überzeugt, sowohl Chucks seelische Probleme, resultierend aus seinem Mord an Shaw als auch die Tatsache, dass das Intersect irgendwann einmal verrückt spielt und mit seinem Gehirn interagiert, finde ich eine faszinierende Idee. Es ist immer wieder toll, wenn die Autoren mit Einfällen aufwarten, von denen man augenblicklich denkt: Natürlich, völlig logisch, warum bin ich da nicht drauf gekommen? Also, nur um es im Vorfeld ganz deutlich zu sagen, ich bin begeistert von der Geschichte, ich bin äußerst gespannt, wo sie uns hinführen mag und halte diese Konstellation für sehr, sehr viel versprechend. Nichtsdestotrotz bin ich von der Umsetzung nicht wirklich überzeugt. Das liegt zum einen am alten Problem der seltsam aufgebauten 13 plus sechs Staffel - und ich bin es selbst schon leid, in jeder Review wieder darauf zurück zu kommen, aber es ist in dieser Season nun einmal immer zu spüren, dass der Fluss der Handlung nicht natürlich entstanden ist – die bewirkt hat, dass man die dringend benötigten leichten Episoden direkt hintereinander nach dem Staffelzwischenfinale einschieben musste, um dann nur noch vier Episoden übrig zu haben, in denen die eigentliche Handlung vorangetrieben werden kann. Hätte man Chucks Albträume vielleicht etwas früher eingebaut, und nicht hier durch Sarahs Bemerkungen die Tatsache etabliert, dass diese schon eine Weile andauern und hätte man etwas mehr Zeit gehabt, Zweifel an Chucks Geisteszustand (beziehungsweise der Funktionalität des Intersects) zu entwickeln, dann wäre die Episode als einzelnes wohl etwas besser gelungen und würde sich nicht so überstürzt anfühlen.

So stürzte man innerhalb von knapp 40 Minuten durch die erste Erwähnung der Albträume (samt der surrealen Rückkehr Shaws), die Erkenntnis, dass keiner Chuck ernst nimmt, Chucks Flug übers Kuckucksnest, seine Rehabilitierung und dann die Aussicht, dass das Problem wohl permanenter Natur ist. Wie gesagt, per se bin ich mit dieser Entwicklung sehr zufrieden, aber da man daraus keinen allmählichen Prozess gemacht hat, sondern alles in eine Folge packen musste, fühlten sich viele der Komplikationen irgendwie mau an. Warum glaubt General Beckman Chuck plötzlich so gar nicht mehr? Hätte man nicht einfach sicherheitshalber ein paar Agenten zu dem Konzert schicken können, um zu sehen was passiert, ohne dass Chuck dafür gleich in die geschlossene Abteilung wandert? Ist es nicht nur natürlich, dass Chuck nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, besonders aber der Tatsache, dass er Shaw erschossen (oder auch nicht) hat, unterschwellige Schuldgefühle hat? Aber das heißt ja nun nicht, dass man diese Probleme lediglich in einer geschlossenen Anstalt lösen kann.

Mein größtes Problem habe ich aber damit, dass die Autoren die zusätzliche Hürde einbauen mussten, dass Chuck Sarah nicht die Wahrheit sagt. Die Entscheidung ist für mich völlig unverständlich und aus erzählerischer Sicht auch völlig unnötig. Auch mit Sarah, voll involviert und besonders informiert an seiner Seite, gäbe es in dieser Geschichte genügend Konfliktpotential. Und die zusätzliche Teenie-Soap-Klischee-Storyline "sie sagt nicht, dass sie mich liebt" wäre schlicht und ergreifend nicht nötig gewesen. Besonders schwer wiegt für mich aber, dass Chuck am Ende immer noch nicht in der Lage ist, Sarah vom wahren Ausmaß seines Problems zu erzählen, wieso Sarahs Liebesgeständnis diese Reaktion bei ihm auslöst ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Ich hoffe inständig, dass man das nun nicht noch mehrere Episoden mitschleppt. Es passt nicht zu Chuck und es passt nicht zu seiner Beziehung zu Sarah, die besonders von seiner Seite aus immer auf einem ehrlichen Fundament stand.

Kommen wir aber wieder zu den Dingen, die mir gefallen haben. Die Ausführung von Chucks Ausflug ins Irrenhaus war eine gute Mischung aus beunruhigend verstörend und schräg amüsant, schließlich war es kein normales Irrenhaus sondern eines gefüllt mit durchgedrehten Ex-Spionen. Deren Interaktion mit den Bad Guys, die Chuck bedrohen, war zwar vorhersehbar, dennoch urkomisch. Das Casting von Christopher Lloyd als Chucks Therapeut hatte im Vorfeld einige Erwartungen geschürt. Aber den "Zurück in die Zukunft"-Veteran zwar einerseits wieder als Doktor zu besetzen, ihn dann aber entgegen seiner Paraderolle als Doc Brown agieren zu lassen, indem er die Ruhe und Ausgeglichenheit in Person ist, und dadurch innerhalb kürzester Zeit zum ernstzunehmenden Ratgeber sowohl für Chuck als auch Sarah fungieren kann, ist eine willkommene Abwechslung zu dem, was man zuvor erwartet hatte. Casey hat in dieser Episode endlich einmal wieder direkt mit dem Team zusammengearbeitet und zum wiederholten Male offenbart, dass ihm viel an seinen beiden Partnern liegt und er sie mittlerweile sehr schätzt. Davon kann ich nie genug bekommen, und dass er sogar noch vor Sarah bei Dr. Dreyfus vorstellig wird, ist einfach nur toll.

Ellie wird derweilen vom Ringagenten Justin, der ihr aus Afrika gefolgt ist, in die Geschichte mit hineingezogen, indem er in ihr die Panik vor Caseys seltsamem Verhalten schürt. Genial, wie man hier die als witzige Anekdote in #3.04 Chuck Versus Operation Awesome eingeführte Story von Caseys Nervenzusammenbruch wieder aufleben lässt und den bösen Ringagenten in die Hände spielt. Einerseits finde ich die Tatsache, dass Ellie zwangsläufig ins Visier des Ringes geraten muss, nur folgerichtig, die erzwungene Parallelität zu Chucks Handlung in diesem Falle aber doch arg konstruiert. Warum Ellie plötzlich so eine Angst davor hat, von Devon als irre bezeichnet zu werden, anstatt ihm einfach mehr Informationen zu geben, erschließt sich mir nicht ganz. Böse Zungen könnten behaupten, weil es so im Drehbuch steht. Nun kontaktiert sie also für die falschen Leute ihren Vater, aber eigentlich will ich mich nicht beschweren, schließlich bedeutet dies, dass Stephen Bartowski nach Burbank kommt. Ich hoffe nun auf spektakuläre Finalfolgen, die Vorraussetzungen sind mit den potentiellen Comebacks von Scott Bakula und Brandon Routh zumindest einmal erfüllt.

Nicht vergessen zu erwähnen will ich, dass es auch ein Wiedersehen mit Anna Wu gab. Julia Ling war ein Opfer der Budgetkürzungen für Staffel 3, und so war schon das Ende der Beziehung zwischen ihr und Morgan etwas überstürzt und nicht unbedingt absolut kohärent mit dem, was wir von ihnen zuvor gesehen hatten. Und auch dieses kurze Intermezzo hier passt für mich nicht zu der Anna Wu, die wir kennen. Es ist dennoch schön, sie einmal wieder zu sehen und sei es nur, um durch die Buy-More-Windmaschine zu laufen. Und es bietet die Gelegenheit herauszustreichen, wie stark sich auch Morgan verändert hat, dem, nebenbei erwähnt, ebenfalls ein Auftritt per Windmaschine vergönnt ist.

Unterm Strich bleibt also eine Episode, die von der Grundidee hervorragend ist, die aber in der Ausführung leicht ins Straucheln kommt. Ich gebe daher 7 Punkte, ebenso wie für die Episode zuvor. Stehen die 7 Punkte der letzten Woche noch für "gut, aber harmlos", so repräsentieren diese die "ambitioniert, aber nicht perfekt" Kategorie.

Cindy Scholz - myFanbase

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