Bewertung

Review: #5.04 Die Seuche (2)

Es ist wieder die viel geliebte Crossover-Zeit und "Chicago Fire" hat mit #8.04 Infection (1) schon einen sehr guten Auftakt bereitet. Die Bewertung zu dieser Episode könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Nun ist es an "Chicago Med", die Ausmaße und die Gegenmaßnahmen der fleischfressenden Bakterien zu erforschen, um der Lösung des Mysteriums einen Schritt näher zu kommen.

Die Auftaktepisode zum Crossover hat mich mit einem wirklich abartig anzuschauenden Infekt überzeugen können, der in seiner unkontrollierten Verbreitung viel Spannung und Zusammenhalt erschaffen hat. Zudem arbeiten die einzelnen Chicago-Serien mehr Hand in Hand denn je zuvor und das wirkt so natürlich, dass ich bereits jetzt erahne, dass dies mein bisher liebstes Crossover-Event werden könnte.

Nun stecken wir also mitten in einer "Chicago Med"-Episode, was man aber erneut nicht übermäßig bemerkt. Es gibt eine deutlichere Fokussierung auf die entsprechenden Hauptcharaktere, aber "Chicago P.D." und "Chicago Fire" sind nach wie vor sinnvoll involviert. Die Rettungssanitäter kümmern sich um die Einlieferung der Patienten, die Ärzte kämpfen um deren Leben und suchen nach einem Antibiotikum und die Polizei sucht nach dem Verursacher. All diese Arbeitsschritte gehen fließend ineinander über. An dieser Stelle merkt man sehr deutlich, dass mit Derek Haas und Dick Wolf zwei Personen die gesamte Geschichte für alle drei Episoden entwickelt haben. Dies deutet auf akribische Arbeit hin, die nun belohnt wird.

Das Mysterium mit der Infektion lichtet sich, als in einem Wohnhaus zig Betroffene gefunden werden und Zeugenaussagen belegen, dass ein vermeintlicher Kammerjäger etwas versprüht hat, womit ein biochemischer Terrorangriff bestätigt wird. Während bei "Chicago Fire" die einzelnen Elemente noch etwas zusammenhangslos nebeneinanderstanden, so dass die Episode eher von drastischen Szenen und dramatischen Einsätzen gelebt hat, entsteht hier nun eine Sogwirkung, dass sich die Puzzleteile nach und nach zusammensetzen. Man kann als Zuschauer mitknobeln und rätseln, wer es wohl gewesen sein könnte. Zwar ist die letztlich verantwortliche Person schnell ganz oben auf der Verdächtigenliste, aber dennoch bleibt nun sein Motiv noch spannend. Ebenso wird in seinem Umgang mit Dr. Will Halstead, dem er eins überbrät, deutlich, dass mit ihm auch nicht zu spaßen ist. Der Biologe wirkt zwar nicht von Grund auf böse, aber Verzweiflung kann Menschen weit treiben.

Neben dieser Rätselei gibt es aber noch andere Handlungsstränge. Sharon Goodwin muss sich mit der Presse und der Politik herumschlagen und dabei wird so ganz nebenbei sehr authentisch die Maschinerie dargestellt, die bei solchen Skandalen in Gang gesetzt wird. Die Presse giert nach einer Sensation nach der nächsten und ihr ist dabei vollkommen egal, dass sie eine Atmosphäre der Angst und des Schreckens erzeugt. Die Politik wiederum bemüht sich nach Kräften, das genaue Gegenteil zu erreichen, nämlich den Skandal kleinzureden, damit die geliebte Stadt nur ja keine schlechte Presse erhält. Dies ist ein Teufelskreis mit Sharon mittendrin. Es war schön mit anzusehen, dass sie sich von beiden Seiten nicht zur Marionette machen lässt.

Hailey Upton ist mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen und muss in Quarantäne, bis eine von ihr angelegte Kultur bestätigt, ob sie angesteckt wurde oder nicht. So kommt sie mit all den Hausbewohnern zusammen, bei denen die Bakterien versprüht worden sind. Sie freundet sich mit der 14-jährigen Amanda an, die nur ihre Oma hat, die aber zum Zeitpunkt der Hausevakuierung nicht vor Ort war, so dass bisher von ihr jegliche Spur fehlt. Die Interaktion der beiden war in dieser ansonsten fesselnden Episode ein echter Ruhepol, der einen auch mal wieder durchatmen ließ. Hailey weiß intuitiv, wie sie mit der Jugendlichen umgehen muss und knüpft ein Band zu ihr. Es war schön, als Haileys Erzählung, warum sie Polizistin geworden ist, noch einmal aufgegriffen wird, zumal sich hier im Grunde auch ein Kreis öffnet und möglicherweise schließt. Denn wie aufmerksam Amanda Hailey zugehört hat, würde es mich nicht wundern, wenn diese die ruhige Art ihre Partnerin ebenfalls zum Anlass nimmt, mal Polizistin werden zu wollen. Die Handlung nimmt aber auch noch eine dramatische Wendung. Nachdem Hailey gehen durfte, werden bei Amanda doch noch Bakterien festgestellt. Hailey eilt sofort wieder ins Krankenhaus, um dem Mädchen beizustehen. Wahnsinn, wie schnell und überzeugend hier so eine tolle Beziehung aufgebaut wurde.

Ein anderer Handlungsschwerpunkt ist Neuling Dr. Crockett Marcel, der das erste Mal seine weiche Seite zeigen darf. Im gefühlten Sekundentakt bekommt er Patienten auf den OP-Tisch, die von den fleischfressenden Bakterien befallen sind und muss sie für tot erklären, weil ihr Herz die Belastung nicht mehr mitmacht. Man merkt immer wieder, dass er gerne mal durchatmen würde, aber schon wartet wieder ein neuer Kampf auf ihn. Unweigerlich identifiziert man sich mit ihm und wünscht ihm ein Erfolgserlebnis. Dem angehenden Feuerwehrmann Dennis kann er wenigstens das Leben retten, nicht aber den Arm, was diesen dienstuntauglich macht. Nun kann man nur hoffen, dass die OP an Amanda sein Erfolgserlebnis wird. Dennoch wird hier seine weiche Seite aufgezeigt, die mir sehr gefällt. Auch April Sexton wird von dieser Zeugin, was ihre Beziehung wohl maßgeblich beeinflussen wird.

Abschließend gibt es nun noch kleinere Aspekte in der Episode, die ich noch erwähnen möchte. Gut fand ich, dass Maggie Lockwood mit ihrer Brustkrebserkankung so konsequent nach Hause geschickt wurde, denn diese Unvernunft bei einem kaum kontrollierbaren Infekt hätte man kaum jemandem erklären können. Unnötig war dagegen, dass die leitende Wissenschaftlerin des CDC, Dr. Andrea Danover, eine Studienkollegin von Will sein musste, die damals in ihn verliebt war. Diese Begebenheit war vollkommen unnötig, zumal sie auch nirgendwo hin zu führen scheint. Wenigstens hat sie mich daran erinnert, warum ich so froh bin, dass eine "Chicago Med"-Episode über die Bühne gegangen ist, in der kein Drama zwischen Will und Dr. Natalie Manning stattgefunden hat.

Fazit

"Chicago Fire" war schon nahe an der perfekten Punktzahl dran. Da mir die Fortsetzung bei "Chicago Med" aber noch besser gefallen hat, ziehe ich vollkommen konsequent die volle Punktzahl. Die Akribie für dieses große Event wird hier in jeder Phase dieser Episode deutlich. Alles läuft perfekt ineinander und somit ist der Teppich für das große Finale eindrucksvoll ausgerollt worden.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Chicago Med" ansehen:


Vorherige Review:
#5.03 Bewährungsprobe
Alle ReviewsNächste Review:
#5.05 Leib und Seele

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Chicago Med" über die Folge #5.04 Die Seuche (2) diskutieren.