Bewertung

Review: #4.21 Der Anfang vom Ende

Ich kann mich schon selbst nicht mehr lesen, wenn ich wöchentlich von meinen Eindrücken zu den "Chicago Med"-Folgen schreibe, da ich mir wie eine Endlosschleife vorkomme und das ist wirklich schade, da es immer wieder genug Ansätze gibt, dass die Arztserie aus dem Chicagoverse so viel besser sein könnte. Aber manchmal lohnt es sich durchzuhalten, denn ich hätte nie gedacht, dass ich von einer Episode vor dem großen Staffelfinale so berührt werden könnte. Denn es ist ja meist die Folge, die noch die letzten Weichen für das Finale stellt und dadurch meist eher durchschnittlich daherkommt. Aber durchschnittlich ist nun wahrlich nicht das Prädikat, das auf diese Episode zutrifft.

Ein Zeichen dafür, wie gut diese Episode in meinen Augen war, ist, dass ich mich gar nicht entscheiden kann, welche Storyline ich am besten fand, da alle etwas für sich hatten. Positiv erfreut hat mich zum einen die Wiedervereinigung von Dr. Ethan Choi und April Sexton und zum anderen die von Dr. Daniel Charles und seiner Ex-Frau Caroline. Mitgelitten habe ich auf der anderen Seite mit Dr. Connor Rhodes, der ausgerechnet, als er für einen versöhnlichen Schritt in Richtung seines Vaters Cornelius Rhodes bereit ist, dessen Tod miterleben muss. Nachvollzogen habe ich Maggie Lockwoods Fürsorge für ihre Schwester, die zwar kein Happy End findet, die dafür aber in tolle Freundschaftsmomente mit Dr. Will Halstead münden. Es gab also wirklich die ganze Bandbreite an Emotionen. Aber der Reihe nach...

Ohne Bernies Unterstützung kommt Emily schnell an ihre Grenzen, zumal sie wahrscheinlich zunehmend selbst bemerkt, dass ihr gemeinsames Leben vielleicht nie so wird, wie er es ihr stets versprochen hat. Daher kommt sie schließlich an den Punkt, wo sie mehr als dankbar ist, dass April ihr nur zu gerne vieles abnimmt. Ethan wiederum macht das wütend, da er Vincent vor allem als Emilys Verantwortung sieht und nicht als die von April, zu der sein eigenes Verhältnis nicht mal richtig geklärt ist. Als Emily schließlich nicht wie versprochen auftaucht und auch ihre Klamotten nicht mehr in Aprils Wohnung zu finden sind, habe ich wirklich gedacht, dass sie ein für alle Mal weg ist und das hat mich richtig gefreut. Zum einen weil Ethan ohne zu Zögern Verantwortung für seinen Neffen übernehmen will und zum anderen weil es ihn und April endlich zu ihren Gefühlen stehen lässt. Zudem hat sich bei mir unweigerlich das Bild einer kleinen Familie aufgedrängt, da April seit ihrer eigenen Fehlgeburt genau dies verdient hat. Nun taucht Emily letztlich doch wieder auf. Ihre Gründe, Ausreden, dazu noch ihr Vorhaben, mitten in der Nacht mit Vincent ins Krankenhaus zu Bernie zu gehen, waren unverständlich. Jetzt bleibt abzuwarten, was uns dazu im Finale wohl erwartet. Denn ausgestanden ist das Baby-Thema damit nun wahrlich nicht. Ich fände es in jedem Fall gut, wenn man Vincent in Ethan und Aprils Obhut lassen würde, das würde für die beiden neue Möglichkeiten in der neuen Staffel eröffnen.

Caroline offenbart Daniel völlig unvermittelt, dass sie einen Job in einem anderen Bundesstaat annehmen will, was ihn vollkommen vor den Kopf stößt. Er hat es sich aber wirklich etwas gemütlich gemacht. Er war zwar immer für sie da, aber richtig offensiv hat er auch nicht um sie geworben, so dass ich es auch nicht selbstverständlich fand, dass sie sich ihm einfach in die Arme wirft. Zudem fällt bei ihm immer wieder auf, dass er gut in seinem Job ist, aber bei seinen Lieben funktionieren seine Antennen meistens nicht. So erkennt er zum einen nicht, wie fatal es ist, dass er ihr einfach ohne Absprache ein Jobangebot in Chicago beschafft und er begreift nicht, dass Caroline sich zurückziehen will, um alleine zu sterben, um niemanden zur Last zu fallen, denn die klinische Studie hat bei ihr nicht angeschlagen. Ich selbst habe gedacht, dass Caroline möglicherweise vor Daniel flieht, da sie sich nicht überwinden kann, ihm noch eine Chance zu geben. Aber ich bin auch keine Psychiaterin. Daniel aber schon und er konnte die Zeichen nicht deuten. Dennoch macht er nicht alles falsch, denn letztlich ist er bereit, seine eigene Karriere für sie zu opfern und das war dann wohl der größte Liebesbeweis schlechthin. Nun sind die beiden wieder versöhnt, aber ich denke nicht, dass Caroline uns lange erhalten bleibt. Mich würde nicht wundern, wenn sie bereits im Staffelfinale verstirbt.

Vor zwei Episoden war ich etwas enttäuscht, dass aus den Herzproblemen von Cornelius nicht mehr rausgeholt wurde im Vater-Sohn-Konflikt. Umso besser, dass die Nachwirkungen uns noch länger begleitet haben, so dass nun in dieser Episode vieles auf den Tisch kam. Seit dem ersten Auftreten von D.W. Moffett als Cornelius war es stets ein Thema, dass Connor ihn hasst, weil er seine Mutter in ihren Depressionen von ihm alleingelassen sah. Stets hat Cornelius betont, dass er seine Mutter aber auch zu sehr glorifiziert hat. Dieses Thema wurde nun noch einmal aufgegriffen, da Connor Geburtstag hat und Cornelius ihm vollkommen unerwartet gratuliert. Es ist ein versöhnlicher Schritt, der aber sofort wieder rückgängig gemacht wird, weil Connor von einer bestimmten Geburtstagfeier schwärmt, die seine Mutter so liebevoll vorbereitet hätte. Sein Vater aber offenbart, dass sein Kindermädchen die Feier ausgerichtet hätte, da seine Mutter eine depressive Phase hatte. Die beiden Männer gehen wie üblich im Streit auseinander, aber dennoch wurden Zweifel in Connor gesät, die er schließlich durch ein Fotoalbum und die Haushälterin seines Vaters bestätigt bekommt.

Nun können wir nur spekulieren, was Connor daraufhin mit dem Fotoalbum unter dem Arm zu seinem Vater eilen ließ. Wäre es der entscheidende Schritt hin zu ihrer Versöhnung gewesen? Wäre es nur eine kleine Annäherung gewesen, die durch ihre großen Egos wieder torpediert worden wäre? Wir werden es leider nie erfahren, da Cornelius einen Herzstillstand erleidet. Es hat mir richtig in der Seele wehgetan, Connor so leiden zu sehen. Denn egal, was zwischen ihnen stand, am Ende war für jeden klar, dass er für seinen Vater durchs Feuer gegangen wäre. Er kommt dabei jedoch auch zu einer wichtigen Erkenntnis: jahrelang hat er sich ein Trugbild zu seiner Mutter erschaffen, bei dem er die schlechten Eigenschaften dieser verdrängt hat. Das lässt ihn nun zweifeln, ob er eine ähnliche Taktik bei Dr. Ava Bekker angewendet hat, nur unter den umgekehrten Vorzeichen. Hat er sich ein Trugbild zu ihr erschaffen, bei dem er alle ihre guten Seiten verdrängt hat? Diese Antwort wird uns wohl das Staffelfinale bringen, aber für diese Episode bin ich dankbar, dass der Konflikt zwischen ihnen kaum ein Thema war. So konnte mit Connor eine andere emotionale Geschichte erzählt werden und das hat einnehmend funktioniert!

Auch Dr. Natalie Manning und Will sind in dieser Episode kein Thema, da er voll und ganz für Maggie da sein darf. Maggie war in erster Linie immer Natalies Freundin und ich bin auch überzeugt, dass sie sich im Ernstfall immer auf ihre Seite stellen würde. Dennoch hat sich in all den Jahren ihrer Zusammenarbeit eine Freundschaft entwickelt, die einem nicht penetrant ins Auge springt, die aber doch auch immer da war und in dieser Episode wirklich geschickt ausgenutzt wird. Denise, Maggies Transschwester, war schon bei ihrem ersten Serienauftritt ein Verknüpfungspunkt der beiden und auch diesmal finden sie über ihr Auftauchen in einen liebevollen, neckenden Umgang miteinander. Zudem fand ich es sehr clever, Denise wiederzuholen, da Maggies Privatleben viel zu selten ausgeleuchtet wird und ihre Schwester bietet alleine aufgrund ihrer eigenen Geschichte so viel Potenzial.

Die Serienmacher haben sich für Denises Rückkehr eine denkbar dramatische Geschichte ausgedacht. Sie will Maggie ihren neuen Lebenspartner Trevor vorstellen, doch niemand ahnt, dass dieser sie emotional (Kritik an ihrem Gewicht) und physisch missbraucht. Will wird schließlich Zeuge, wie Trevor Denise schlägt und wird damit automatisch in den Konflikt der Schwestern hineingezogen. Ich habe mich sofort in Maggies Lage einfühlen können, denn ich bin selbst große Schwester und ich würde auch nicht Halt machen, um meine jüngere Schwester vor so einem schlechten Einfluss zu befreien. Aber das ist natürlich der Kampf mit den Windmühlen, wenn die Person, der man helfen will, gar nicht einsieht, dass ihr geholfen werden muss. Hier fungiert Will ungefragt als Stimme der Vernunft. Er kann sowohl Denises Perspektive einnehmen, wenn natürlich auch nicht nachvollziehen, aber auch die von Maggie, die er aber in ihrem Rachewillen ausbremst. Ungefragt steht er ihr bei, als Maggie keine andere Wahl sieht, als Trevor selbst zu konfrontieren. Es war eine wirklich starke Szene, als sie ihn aufs Blut reizt, sich durch seinen Charme nicht beeindrucken lässt und ihm schließlich sogar eine reinhaut, als er Denise als Freak bezeichnet. Ebenso stark war dann auch Will, der sich ungefragt zwischen die beiden Kontrahenten stellt und somit mutig bedingungslose Loyalität zeigt. Schade ist nur am Ende, dass Denise den Kreislauf nicht durchbrechen kann und auch Maggie muss sich zurückziehen, da sie ihrer Schwester die Freak-Aussage nicht anvertrauen will. Zum Abschluss gibt es noch einen tollen Freundschaftsmoment von Will und Maggie. Bitte mehr davon! Aber auch Denises Geschichte würde ich wirklich gerne weiterverfolgen.

Natalie hat es in dieser Woche nur mit einem Patientenfall zu tun, den ich hier der Vollständigkeit halber kurz erwähnen will. Er konnte mich leider nicht so recht packen, da wir das Thema „Mutter opfert sich, damit ihr Kind geboren wird“ schon öfters in der Serie erlebt haben. Es gibt immer noch die ein oder anderen Kniffe, die dem Thema eine andere Wendung geben, aber insgesamt bleibt das Korsett doch immer dasselbe. Zudem wurde der Fall dann auch immer mehr zu Daniels Fall, der dadurch erkennt, dass er mal etwas für Caroline opfern muss. Dieser Fall war also ganz klar Mittel zum Zweck. Er hat mich nicht vom Hocker gerissen, aber er hat mich eben auch nicht gestört.

Fazit

"Chicago Med" kann ich mich in dieser Woche mit einer Achterbahn der Gefühle überzeugen. Es gibt lang ersehnte Happy Ends, es gibt Verlust, es gibt Schmerz, es gibt tolle Freundschaftsmomente und das Beste, es bleiben definitiv auch noch genug Emotionen für das Staffelfinale übrig, die dann bitte auch genutzt werden sollten.

Lena Donth – myFanbase

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