Bewertung

Review: #4.19 Wissenschaft, die Leichen schafft

Müsste man die Folge in einem Wort beschreiben, würde man dafür wohl das Wort Unheimlich wählen. Schon die erste Szene und damit der Leichenfund hat etwas gespenstisches, gruseliges und eben unheimliches an sich. Während der Aufklärung des Falles tauchen Brennan und Booth in eine Welt ein, die für Brennan und das Team des Jeffersonians zwar normal scheint, für alle anderen inklusive Booth hat diese Welt jedoch einen unheimlichen Touch an sich. Und dann taucht auch noch Angelas Vater auf und der ist, jedenfalls für Hodgins, eine ziemlich unheimliche Erscheinung.

"Looks like chili con carne." – "It is the rest of the person, who lost the ear?" – "I don't know, it looks like chili con carne."

Die Leiche dieses Falles fällt definitiv unter die Kategorien unheimlich und eklig und auch wenn der Vergleich zwischen menschlichen Überresten und Essen sicher etwas abstossend ist, beschreibt Chili Con Carne den Anblick der Leiche ziemlich treffend. Denn wie sich später herausstellt, wurde der Körper der ermordeten Person zuerst tiefgefroren und anschliessend zerschmettert. Da die Leiche nur noch aus kleinen Stücken besteht, gestaltet sich die Untersuchung der Knochen und der Überreste dementsprechend schwierig, was dazu führt, dass Hodgins und Vincent Nigel-Murray ein Experiment nach dem anderen durchführen können und somit den witzigen Teil der Episode abdecken.

Den unheimlichen Teil bestreiten Brennan und Booth, die ihre Ermittlungen im Kreise einiger Wissenschaftler durchführen und dort auf mehrere merkwürdige Verdächtige treffen. Normalerweise bedauere ich die Entwicklung, dass Brennan immer weniger im Labor tätig und dafür sozusagen bei jeder Befragung von Verdächtigen an Booths Seite ist sehr. Doch da es sich bei den Verdächtigen dieses Mal um Wissenschaftler von Brennans Kaliber handelt, war es nur realistisch und logisch, dass Brennan Booth mit Rat und Tat zur Seite steht. Trotzdem fehlt es mir, Brennan bei ihrer Arbeit im Labor zu beobachten und ich hoffe, dass sich der Trend, dass Brennan sich langsam von der Anthropologin zur FBI-Agentin entwickelt, wieder etwas abflacht.

Die Aufklärung des Falles war in dieser Folge eher nebensächlich. Das Hauptaugenmerk wurde meines Erachtens auf den Umgang von Booth und Brennan mit den speziellen, für die meisten Leute wohl eher abnormalen, Charaktereigenschaften der Wissenschaftler gelegt. Mir hat die Spannung, die ein zu lösender Fall normalerweise mit sich bringt, etwas gefehlt. Was mir jedoch gut gefallen hat war, dass die Verdächtigen von Anfang an übersichtlich waren und man sich als Zuschauer auf zwei bis drei Personen konzentrieren konnte.

"In order to proof what exactly?" – "That a frozen person, struck by a meteorite would turn into chili con carne."

Mit der Entscheidung, welchen von Brennans Assistenten ich nun am meisten mag, tue ich mich immer noch schwer, denn ich mag sie irgendwie alle. Jeder hat etwas Besonderes an sich, auf das ich nicht verzichten möchte. Doch das Zusammenspiel zwischen Vincent Nigel-Murray und Hodgins ist einfach einzigartig. Seit Zack aufgrund seiner kriminellen Machenschaften das Team verlassen musste, hat Hodgins nach jemandem gesucht, mit dem er seine Leidenschaft für Experimente teilen kann und ich glaube in Vincent hat er genau diese Person gefunden. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass sich T.J.Thyne und Ryan Cartwright auch in schauspielerischer Hinsicht sehr gut ergänzen.

Was mich bei Hodgins und Vincent Nigel-Murray immer wieder erstaunt und belustigt ist, wie zwei erwachsene, sehr intelligente Männer bei der Aussicht irgendein Experiment durchführen zu können, zu Kindern werden und sich dabei auch öfters über irgendwelche Anordnungen von Brennan oder Cam hinwegsetzen. Auch habe ich den Eindruck, dass es den Zweien nur nebenbei um die Erkenntnisse geht, die sie aus den Experimenten ziehen können. Vielmehr haben sie Spass an der Ausarbeitung, sowie an der Durchführung und dabei ist es auch nebensächlich, ob das Experiment nun funktioniert oder nicht. Mehr noch, ich werde den Verdacht nicht los, dass sich die zwei Männer oftmals sogar darüber freuen, wenn irgendetwas schief läuft, denn so haben sie einen Grund mehr, ein weiteres Experiment durchzuführen.

Wenn etwas schief läuft, was ja öfters der Fall ist, kommt normalerweise Cam ins Spiel und sorgt damit meistens noch für eine Steigerung des Spaßfaktor der Serie, so auch in dieser Episode. Denn nachdem ein eigentlich sinnloses Experiment von Hodgins und Nigel-Murray schief gelaufen ist und wieder einmal einen Teil des Labors verwüstet sowie den Alarm ausgelöst hat, dürfen sich die zwei nicht mehr ohne Aufsicht miteinander im gleichen Raum aufhalten. Natürlich tun sie es trotzdem und ihre schuldbewussten Minen, als sie erwischt werden, gleichen denen von Kleinkindern, die genau wissen, dass sie gerade bei irgendetwas Verbotenem erwischt wurde. Und gerade diese kindliche Verlegenheit, die Freude und die Begeisterung von Hodgins und Vincent Nigel-Murray haben dazu beigetragen, dass die Szenen der Beiden für mich unumstritten die Highlights der Folge darstellten.

"Sweety, can you pay for this? I have to go" – "Sure, why?" – "I have to save Hodgins life."

Dass Angelas Vater irgendwann auftauchen wird, um sich auf die eine oder andere Weise an Hodgins zu rächen, habe ich eigentlich erwartet und darauf auch ein bisschen gehofft. Denn auch wenn Angelas Vater ganz bestimmt kein Mann von vielen Worten ist, ist es doch immer wieder witzig wenn er auftaucht. So auch dieses Mal, auch wenn mich in dieser Episode weniger Angelas Vater, sondern eher die Reaktion aller Umstehenden zum Lachen gebracht hat. Es fängt an mit Angela, die Brennan mit der Begründung sitzen lässt, dass sie Hodgins Leben retten muss, geht weiter mit Hodgins, der behauptet keine Angst vor Angelas Vater zu haben, obwohl es absolut nicht danach aussieht und endet mit Sweets, der seine psychologische Ausbildung zur Vermittlung einsetzen möchte.

Angelas Vater selber ist wortkarg wie immer und auch wenn er sich ja grösstenteils aus dem Leben seiner Tochter raushält, merkt man bei seinem Auftauchen doch immer wieder, wie sehr er Angela liebt. Von daher ist es nur selbstverständlich, dass er herkommt um sich Hodgins vorzuknöpfen. Das Ergebnis seiner Rache hat mich zum Schluss jedoch ziemlich überrascht und ich bin mir noch nicht sicher ob ich mich darüber amüsieren oder entsetzt soll, dass Hodgins nun ein Bild von Angelas Kopf als Tattoo auf seinem Oberarm trägt.

"It's creepy, everyone there is creepy." - "If you think they are creepy, you must think I'm creepy" – "Yeah, you have a creepy mode Bones."

Dass Brennan und Booth in vollkommen unterschiedlichen Welten leben, vergisst man als Zuschauer mit dem Fortschreiten der Serie "Bones" immer mehr. Doch in dieser Episode untersucht das Team einen Fall, der sie in den Bereich der Wissenschaft führt, etwas was für Brennan Normalität bedeutet, bei Booth jedoch eher ein unheimliches und auch beängstigendes Gefühl auslöst und sofort wird einem klar, wie unterschiedlich die zwei eigentlich sind. Umso erstaunlicher und beeindruckender ist es, wie eng ihre Freundschaft und Partnerschaft ist und wie sie sich über die Jahre hinweg immer weiter entwickeln konnte.

Doch genau in der Entwicklung der Freundschaft und Partnerschaft zwischen Brennan und Booth liegt für mich ein Teil der Schwachstelle, die sich leider über die ganze vierte Staffel hinwegzieht. Obwohl es immer wieder Highlights und tolle Szenen in der Beziehung der zwei Hauptcharaktere von "Bones" gibt, erleidet ihre Storyline genauso viele Rückschläge. Für mich liegt es nicht einmal an der Handlung als solches, sondern eher am Zeitraum in welchem sie stattfindet. Wie schon in meiner Review zu #4.16 Ein Wettlauf gegen den Schaum erwähnt, fand ich auch in dieser Episode die Storyline zwischen Booth und Brennan zwar gut, jedoch gehört sie für mich, jedenfalls teilweise, in die 1. oder 2. Staffel, als sich die Beziehung der Beiden noch nicht so weit entwickelt hatte wie zum jetzigen Zeitpunkt.

Denn es ist doch so, dass die verschiedenen Eigenschaften die Brennan und Booth besitzen, gerade ihre Beziehung ausmachen und es zwar erstaunlich ist, dass eine solche Freundschaft entstehen und sich entwickeln kann, es aber auch genau diese Charakterzüge sind, die ihre Partnerschaft so ungemein stark macht und ihre Arbeit extrem bereichert. Und genau darüber sind sich die zwei doch schon längst bewusst. Wieso stellt also gerade jetzt, als sich die Beziehung genauso wie die Partnerschaft gefestigt hat, Brennan fest, dass sie das Gefühl hat, Booths Instinkt im Umgang mit Menschen sei nichts Besonderes und sicherlich lernbar? Und wieso findet Booth plötzlich, dass Brennans Art ihm unheimlich ist und er sie mit anderen Wissenschaftlern, die nebenbei erwähnt wirklich unheimlich sind, vergleichen muss?

Mir geht es wahrscheinlich so, wie dem grössten Teil der Zuschauer, nämlich denen, die sich in alltäglichen Dingen sowie in Gefühlssachen besser mit Booth identifizieren können als mit Brennan. Und ja, vielleicht scheinen manche Charakterzüge von Brennan für "Normalsterbliche" etwas unheimlich, aber damit hat sich der Zuschauer wie auch Booth doch schon längst abgefunden. Ausserdem weiss Booth doch genau, wie er mit Brennan umgehen muss, genauso wie er weiss, dass sie ihn schätzt und ihn in gewissen Bereichen bewundert, ja sogar zugibt, dass es Dinge gibt, in denen er intelligenter handelt und die er besser beherrscht als sie. Daher ist es für mich zwar verständlich, dass Booth Probleme in der Gegenwart von intelligenten Wissenschaftlern hat, es ist mir jedoch unverständlich, wie er dieses Gefühl in der Gegenwart von Brennan haben kann.

Der Schluss der Folge hat mir, wie übrigens meistens, jedoch wieder sehr gut gefallen. Auch wenn sich die kurze Szene genau um die Sache dreht, die ich im vorigen Abschnitt kritisiert habe, gefällt mir am Schluss vor allem Brennans direkte Art und Booths Reaktion darauf. Denn vor allem an der Reaktion merkt der Zuschauer, wie gut Booth Brennan kennt und versteht. Denn seien wir mal ehrlich, würde uns jemand von Angesicht zu Angesicht sagen, dass unsere Intelligenz zu wünschen übrig lässt, würden wir nicht wie Booth das Gesicht zu einer Grimasse verziehen, sondern wir würden wohl einen handfesten Streit anfangen oder das Lokal verlassen und mit der Person, welche uns beleidigt hat, niemals mehr ein Wort wechseln. Für mich ist Booths Reaktion das beste Beispiel, dass er Brennans Art weder unheimlich empfindet, noch sich schämt weil sein eigener IQ nicht ganz so hoch ist wie der von Brennan. Ausserdem besitzt Booth meiner Meinung nach genügend Selbstvertrauen um zu wissen, dass er Qualitäten besitzt, bei denen die meisten der intelligenten Wissenschaftler vor Neid erblassen würden.

Fazit

Der Fall in dieser Episode konnte mich nicht in Begeisterung versetzten. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Booth und Brennan war meiner Meinung nach eher ein Rückschritt als ein Fortschritt und das Auftauchen von Angelas Vater kam für mich einige Folgen zu spät. Die Aktionen von Hodgins und Vincent Nigel-Murray, sowie der Abschluss der Episode, haben jedoch die sonst eher schlechtere Folge extrem aufgewertet, so dass ich zwar nicht in Begeisterungsstürme ausgebrochen bin, aber doch einigermassen zufrieden damit sein kann.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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