Bewertung

Review: #2.02 Politik à la Neal

Ich kann mir nicht helfen, aber die zweite Staffel "White Collar" macht bisher richtig Spaß und im Gegensatz zur vorherigen bleibt der Qualitätseinbruch nach einem guten Auftakt aus und auch die 2. Episode der Season #2.02 Need to Know unterhält den Zuschauer auf einem wirklich guten Niveau. Es scheint, als habe man hinter den Kulissen genau herausgefunden, was die Stärken der Serie sind, und besinnt sich darauf. In dieser Episode bekommen wir jedenfalls einen netten und unterhaltsamen White-Collar-Fall präsentiert, der zwar nicht unbedingt spannend ist, aber den Vorwand liefert, unsere Protagonisten in prekäre Situationen zu bugsieren, aus denen sie sich zur Freude der Zuschauer wieder herauswinden müssen.

In dieser Woche handelt es sich dabei um einen korrupten Politiker, dem Peter und das FBI auf der Spur sind. Neal wird in dessen Beraterstab eingeschleust, um ihn mit einem geschickten Ablenkungsmanöver von Peters eigentlichen Ermittlungen abzulenken. Im Zuge dessen wird auch Diana involviert, die als Edelprostituierte fungiert und für Peter und Neal den Lockvogel spielt.

An diesem Beispiel lässt sich gut beschreiben, wo eines der Probleme der Serie liegt, die sie sich bereits mit ihrem Grundkonzept geschaffen hat. Denn die Tatsache, dass man namensbedingt Wirtschaftskriminalität, Kunstdiebstähle und ähnliches untersucht, scheint in Staffel 1 zumindest oftmals eher problematisch für die Autoren gewesen zu sein. Einerseits sind diese unblutigen, meist anonym von einem Schreibtisch aus getätigten Verbrechen für den Zuschauer doch recht langweilig anzusehen und lassen den nötigen Adrenalinrausch vermissen, andererseits empfindet man es auch als seltsam, wenn die von Peter Burke geleiteten Ermittlungen zu oft mit Mord und Totschlag in Berührung kommen. Aber mittlerweile scheint man das richtige Händchen für die Balance dieses Dilemmas gefunden zu haben.

Der Fall in #2.02 Need to Know passt ganz klar ins Profil der White-Collar-Abteilung des FBIs, die Methoden, die angeregt durch Neal angewandt werden, sind clever und schön ungewöhnlich, und durch die Verwicklungen der Protagonisten ins Geschehen, in diesem Fall Dianas und Neals, hält man auch die Spannung hoch, ohne dass der Fall an sich das Potential benötigt, dem Zuschauer den Atem zu verschlagen. Wirklich nett war hierbei besonders die Kampagne, die Neal aus dem absoluten Nichts ins Rollen gebracht hat, die wirklich toll demonstriert hat, wie einfallsreich der Kerl ist, wie manipulativ und gehaltlos oftmals das politische System ist, und die gleichzeitig auch noch einen schönen Abschluss erhielt, in dem am Ende wirklich etwas Gutes aus Neals Trick entstand.

Insbesondere dient der Fall des korrupten Politikers aber in erster Linie dazu, die beiden ungewöhnlichen Paarungen Neal und Diana und Peter und Mozzie gezwungener Maßen interagieren zu lassen. An letzterem Paar scheint man wirklich Gefallen gefunden zu haben, und ich muss sagen, ich kann das sehr gut verstehen. Peters und Mozzies "Schnitzeljagd" war von Anfang bis Ende großartig und ein reinstes Feuerwerk an lustigen Momenten. Man spürt regelrecht, wie die beiden Darsteller sich das Grinsen verkneifen mussten und es war einfach nur herrlich, ihnen dabei zuzusehen.

Auch Neal und Diana erhielten durch ihren Undercover-Einsatz als Hure und deren Kunde die Möglichkeit, Zeit miteinander zu verbringen. Durch die Tatsache, dass Diana lesbisch ist (was uns in dieser Episode durch eine kurze Bemerkung Peters Anfang auch noch einmal kurz ins Gedächtnis gerufen wurde) geht es hier aber nicht so sehr um die übliche sexuelle Anziehungskraft und das serienübliche Geplänkel dazu, sondern darum, dass sich beide auf persönlicher Ebene näher kennen lernen. Für mich hat das hier wirklich gut funktioniert und Neals Rede über Kate hat mich wieder daran erinnert, dass seine starken Gefühle und seine Willenskraft, sie aufzuspüren, definitiv der besser Teil der Staffelhandlung der 1. Season war, denn als man Kate dann endlich kennen lernte, konnte sie der zuvor aufgebauten Erwartungshaltung ja leider nicht gerecht werden. Aber hier war wieder der alte, hoffnungslos romantische Neal zu spüren, der hoffentlich in Zukunft irgendwann einmal einen weiblichen Konterpart erhält, der seinem Charisma gerecht werden kann.

Was gibt es sonst noch zu sagen? Peter und Diana ermitteln weiter im Falle Fowler und der Music-Box, Peter weiß (natürlich), dass Diana die Box verwahrt und Neal erfährt, dass Peter hinter seinem Rücken ermittelt. Dieser Teil der Geschichte wurde relativ schnell und nebenbei abgehandelt, wird aber sicherlich im Laufe der nächsten Episoden fortgesetzt werden. Inzwischen gab es hier eine schöne Szene, in der Neal Peter sagt, dass er ihn nie angelogen hat. Das sich entwickelnde Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Protagonisten ist in "White Collar" definitiv das Pendant zum verhinderten Liebespaar, was für den Zuschauer klar füreinander bestimmt ist. Und so lange man die Entwicklung der Beziehung weiterhin in dieser Qualität präsentiert, trifft man damit definitiv meinen Geschmack.

Fazit

Dafür dass in dieser Episode für die fortlaufende Handlung nicht wirklich viel passiert ist und dass der Fall der Woche zwar amüsant aber wenig spannend war, wurde man aber doch ausgesprochen gut unterhalten. Auf diesem Niveau kann es gerne weitergehen.

Cindy Scholz - myFanbase

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