Bewertung

Review: #1.10 Die Dritte Welt vor der Haustür

Crimeserien sind normalerweise immer sehr fallbezogen und über die Hauptcharaktere erfährt man nur wenig. Bei "White Collar" ist das anders. Hier findet man die perfekte Balance zwischen dem Fall der Woche und der Schärfung der Charakterzüge. Und dabei legt man Wert darauf, nicht nur den Hauptcharakteren, sondern auch den Nebencharakteren mehr Tiefgang zu verschaffen. Diese Woche ist June, Neals "Vermieterin" dran. Sie huschte zwar immer mal durchs Bild, war bisher jedoch nur im Piloten von Bedeutung, als sie Neal in ihr Haus aufnahm und ihm ein bisschen was über ihren verstorbenen Mann, der Neal wohl sehr ähnlich war, erzählt. Diesmal sieht man sie als fürsorgliche Großmutter, die sich große Sorgen um ihre Enkelin macht. Diese braucht dringend eine Nierentransplantation und June vermutet, dass etwas nicht mit rechten Dingen vorgeht, da ihre Enkelin von der Liste für Spenderorgane gestrichen wurde.

Rollentausche

Neal interessiert sich für den Fall und möchte der Sache gerne nachgehen. Passend dazu findet er in einer Cornflakespackung bei Peter einen Sheriffstern, quasi ein Vorzeichen dafür, dass Neal diesmal die Ermittlungen anführen will. Da Neal in dieser Folge etwas den Chef raushängen lässt und Peter vorführt, wie man schnell und gezielt an wichtige Informationen kommt, will Peter das nicht auf sich sitzen lassen. Als sie zu einer Art Ärztekongress im Tennisclub gehen, gibt er sich als Chiropraktiker aus, was ihm zwar den Zutritt ermöglicht, aber auch schnell für Probleme sorgt. Er soll Melissa Calloway, eine der Repräsentatinnen der Organisation "Heart Wide Open", massieren, da diese eine angebliche Verspannung im Rücken hat. Für Peter fühlt sich das an wie Fremdgehen, und dann wird er dabei auch noch von Neal erwischt. Dass Elizabeth von der Sache erfahrt, war abzusehen, immerhin hat Neal einige Witze darüber zu reißen, aber nicht mal die nimmt diese Situation ernst, als er ihr von der Geschichte beichtet.

Manchmal frage ich mich, was Neal wohl ohne Mozzie wäre. Der ist zwar nicht direkt ein Handlanger im üblen Sinne, doch ohne seine Unterstützung könnte Neal so manchen Schachzug nicht durchziehen. Ich hoffe, dass wir auch bald mehr über diesen Charakter erfahren. Die beiden ergänzen sich auf jeden Fall wunderbar. Ähnlich wie Neal und Peter schlüpfen auch Neal und Mozzie diesmal in etwas andere Rollen. So einen Rollentausch würde ich den beiden jedoch nicht noch einmal empfehlen, auch wenn es das ganze noch etwas spannender macht.

Insgesamt war es sicher interessant, mal zu sehen, wie sich die einzelnen Charaktere in anderen Rollen schlagen. Neal als Ermittler, Mozzie als Neal und Peter als Neal. Alle von ihnen, außer vielleicht Neal, haben festgestellt, dass sie lieber bei dem bleiben, was sie können. Für Mozzie war der kurze Ausflug in Neals Rolle wohl zu nervenaufreibend, und Peter hat seine Ehe riskiert. Neal wäre fast ums Leben gekommen, aber das hält ihn normalerweise von nichts ab.

Schönes New York

In den vorherigen Reviews haben Cindy und ich häufig betont, was für tolle Aufnahmen die Serie von New York City zeigt. Es handelt sich eben nicht um diese typischen Standard-Luftaufnahmen, die in jeder Episode wiederholt werden, sondern es werden jedes Mal neue interessante Blickwinkel dargeboten. Ein weiteres Highlight sind meiner Meinung nach die Drehorte, die in "White Collar" verwendet werden. Es sind immer wieder sehr schöne Gebäude - sowohl von innen als auch von außen - zu sehen, und es wird sehr viel Wert auf die Details und die Kameraperspektive gelegt, um diese Sets schön in Szene zu setzen. Das muss man den Drehort-Scouts wirklich lassen: Sie verstehen etwas davon, der Serie ihre eigene Note zu verleihen und das völlig unabhängig von irgendwelchen Drehbüchern, Darstellerfähigkeiten oder Charakterentwicklungen.

Highlights

Könnte man Neal nicht häufiger unter Drogen setzen? Matthew Bomer kann wirklich unheimlich gut singen und das immer nur zu hören, wenn er von irgendwelchen Bösewichten völlig zugedröhnt wird, wäre eine Vergeudung dieses Talents. Auch abseits dieser Szene hat Neal wieder für einige lustige Momente gesorgt. So meldet er sich beispielsweise wie in der Schule, um seine Ideen zum Fall mit einzubringen, doch Peter will ihn nicht drannehmen und auch mal den Rest des Teams etwas einbinden. Das geht natürlich nach hinten los. Die Sache mit dem Sheriffstern, die anfangs der Episode angerissen wird, kommt am Ende dann auch nochmal zum Einsatz und rundet das Ganze nochmal schön ab. Immer wieder schön, wenn die Autoren Wert auf solche Details legen, auch wenn dafür an anderen Stellen vielleicht etwas die Logik außer Acht gelassen wird.

Fazit

Nach den spannenden Episoden der letzten Wochen war diese hier leider eher lahm, zumindest was den Fall der Woche angeht. Man hat zwar durch den Rollentausch von Neal und Peter und auch dem von Neal und Mozzie versucht, etwas Witz reinzubringen, wirklich spannend wurde es aber nicht. Die Serie bleibt also weiterhin gute Unterhaltung, doch richtig mitreißend ist sie nur selten. War das jetzt eigentlich die erste Episode ohne Bezug zu Kate oder hat mich die Handlung so eingeschläfert, dass ich es nicht richtig mitbekommen habe?

Catherine Bühnsack - myFanbase

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