Bewertung

Review: #4.01 Der dunkle Mond

Foto: Shelley Hennig, Tyler Posey & Arden Cho, Teen Wolf - Copyright: Photo by Scott Everett White, for MTV Networks, LLC © 2014. All Rights Reserved
Shelley Hennig, Tyler Posey & Arden Cho, Teen Wolf
© Photo by Scott Everett White, for MTV Networks, LLC © 2014. All Rights Reserved

Drei Monate ohne "Teen Wolf", die kürzeste Pause zwischen zwei "Teen Wolf"-Staffeln, die wir je hatten und vermutlich jemals haben werden, und trotzdem war es viel zu lang! Entsprechend ist die Freude über die Rückkehr der Serie riesig, und Dreamteam Jeff Davis und Russell Mulcahy schicken uns sofort in ein neues Abenteuer, das gleich zum Auftakt einen umwerfenden Kontrast zur letzten Staffel bildet. War die Winterstaffel vor allem durch Kälte und düsteres, blaues Licht geprägt, finden wir unsere Helden in der vierten Staffel in Mexiko wieder, stilecht natürlich in warmes, gelbes Licht getaucht. Es hat einen kleinen Zeitsprung von ein paar Wochen gegeben, und dies bringt einige sehr willkommene Nebeneffekte mit sich, aber auch ein paar, die noch genauer zu beleuchten sind. Auffällig ist vor allem, dass unsere Protagonisten, die ja nach wie vor Teenager sind, sehr viel erwachsener wirken. Mal schauen, wie sich dies in der restlichen Staffel darstellt, denn eines ist ganz klar: Der fremde Schauplatz zum Staffelauftakt war ein aufregender Ausflug und ein beeindruckender Anfang für ein neues Kapitel, er steigert jedoch noch einmal mehr die Vorfreude auf Beacon Hills und vor allem die Interaktion zwischen den Teenagern und den Erwachsenen der Serie ganz enorm, da das Wiedersehen mit diesen noch aufgeschoben wurde.

Nahrung für die Seele

Zwei Aspekte haben bei mir die größte emotionale Reaktion hervorgerufen: Erstens, Malia ist eine echte Bereicherung für die Serie, worüber ich sehr erleichtert bin! Diana Meade war für mich in "The Secret Circle" die farbloseste der weiblichen Hauptfiguren gewesen und Shelley Hennig hatte wenig Raum, durch besondere Ausdrucksstärke zu überzeugen. Da hat sie mit Malia eine sehr viel crazy-sexy-coolere Rolle erwischt! Zweitens, Tyler Hoechlin wird doch jetzt nicht allen Ernstes einige Episoden auf die Ersatzbank gesetzt, oder? Derek als Charakter kommt im Grunde seit Staffel 2 kontinuierlich zu kurz. Als es die Ankündigung gab, Staffel 4 werde eine große Staffel für Derek werden, war ich sofort versöhnt, da natürlich anzunehmen war, dass Tyler Hoechlin endlich das Showcase bekommt, das er verdient. Nun aber enthüllt der Cliffhanger des Staffelauftaktes, dass Derek derzeit nur in seiner Teenager-Form, gespielt von Ian Nelson, zu existieren scheint. Und während ich Ian Nelson durchaus gerne sehe und er mithilft, das "Teen" in "Teen Wolf" zu stärken, so will ich doch möglichst bald möglichst viel von Tyler Hoechlin sehen!

Jeff Davis weiß dies jedoch natürlich alles und so ist sein Plan einfach nur wunderbar aufgegangen: Wie führt man eine neue Figur ein, die zudem auch noch als Love-Interest für Fanliebling Stiles gedacht ist? Man macht sie komplett anders als ihre Mitstreiterinnen, so dass sie wie ein herrlich frischer Wind wirkt, während die alten Figurenkonstellationen gleichzeitig nicht vernachlässigt werden. Und wie treibt man den Beschützerinstinkt und die Sehnsucht nach einem Herzenscharakter bzw. -darsteller ins Unermessliche? Indem man ihn uns wegnimmt und uns im Unklaren lässt, wann wir ihn zurückbekommen. Bei mir hat's gewirkt! Ich bin wieder voll drin im Geschehen und wahnsinnig gespannt!

Antagonisten und Mythologie

Mit den Calaveras hat man in Mexiko eine Jägerfamilie geschaffen, die sich an Ruchlosigkeit locker mit der mordlustigen Kate Argent messen kann. Araya folgt ihrer Ansicht nach zwar felsenfest dem Kodex, aber Menschen um jeden Preis zu schützen, scheint wahrlich nicht ihr Anliegen zu sein, denn sie ermordet einen ihrer Lakaien ohne mit der Wimper zu zucken, da er sie bestohlen hat, vor allem aber um Lydias Banshee-Fähigkeiten, die noch nicht sehr beeindruckend sind, zu testen. Zudem foltert sie ganz munter nicht nur Mitglieder der Familie Hale, sondern auch Teenager, rein zu dem Zweck, Scotts Charakterstärke auszutesten. Damit bleibt "Teen Wolf" seinem Ansatz treu, neben Kanimas, Alphas, Darachs und Nogitsunes auch immer menschliche Antagonisten einzusetzen, die einen wie Victoria und Gerard Argent das Fürchten lehren. Araya Calaveras haben wir sicher nicht zum letzten Mal gesehen! Wir wissen nun, wen sie Anfang der Staffel 3B suchte: Kate Argent, welche durch den tiefen Riss von Peters Krallen verwandelt wurde und nun ein Nagual, ein Werjaguar zu sein scheint.

Mit dem Nagual haben wir einen neuen Baustein zur "Teen Wolf"-Mythologie, der wieder viele Fragen aufwirft. Die Azteken sahen im Nagual einen Schutzgott eines bestimmten Menschen, in moderneren Zeiten wird der Nagual im ländlichen Mexiko als eine Art Hexe betrachtet, die sich des Nachts in ein Tier verwandeln kann und – je nach Persönlichkeit – Böses tut. In welche Richtung die Mythologie bei "Teen Wolf" gehen wird, bleibt abzuwarten, aber von einer psycho bitch (Zitat Lydia) wie Kate Argent dürfen wir bestimmt einiges an Bosheiten erwarten – und sie scheint sich da ganz speziell auf Derek eingeschossen zu haben. Ich bin gespannt, was geschieht, wenn sie ihrem Beinahe-Mörder Peter Hale und ihrem Bruder Chris Argent begegnet. Von beiden kennen wir schon die jungen Darsteller und ein – kurzes – Wiedersehen würde mich bei beiden freuen!

Beziehungen

Durch den kleinen Zeitsprung sind wir mit unseren Helden an einem Punkt gelandet, an dem sie die erste gröbste Trauer um Allison bereits verarbeiten haben. Der kleine Blick am Ende der letzten Staffel auf Scott, der von seiner Mutter getröstet wird, und Stiles und Scott, die mit Malia nach vorne schauen, haben uns diesen Schritt erleichtert. Durch all das Entsetzen und Leid der vergangenen Staffel haben die Teenager einen großen Entwicklungsschritt gemacht, sie haben einiges von ihrer Naivität verloren, wachsen aber auch zu einem eingespielten Team heran. Es macht ungeheuren Spaß, sie mit Heldenmusik untermalt im – halbwegs – wohldurchdachten Einsatz zu sehen, aber bedenkt man, dass in der Welt von Beacon Hills seit Staffel 1 erst einige Monate, vielleicht ein Jahr, vergangen sind, trauert man doch ein wenig der Unbeschwertheit der Jugendlichen nach, wie wir sie damals kennengelernt haben.

Stiles und Lydia sind an einem Punkt angekommen, wo sie sich wie Geschwister in sarkastischem Geplänkel einen Schlagabtausch nach dem anderen liefern, gleichzeitig aber ein Klasseteam bilden, während man jedoch noch genau vor Augen hat, wie Stiles liebestrunken vor Lydias Krankenzimmer nächtigte, ohne von ihr überhaupt auch nur wahrgenommen zu werden. Malia sieht in Stiles bereits eine Art natürlichen Partner und sie hat keine Scheu, ihm das auch zu sagen. In der betreffenden Szene ging mir das Herz auf, denn Stiles hat es mehr als verdient, dass ein Mädchen sich für ihn entscheidet, aber das Mitfühlen mit dem hoffnungslos in Lydia verliebten Stiles war auch etwas, woran man sich schon so schön gewöhnt hatte. Ich bin gespannt, ob Stiles und Lydia trotzdem Endgame sein werden oder ob Jeff Davis auch hier den – durchaus realistischen – Weg geht, dass die erste große Liebe nicht unbedingt von ewiger Dauer sein muss.

Stiles und Scott, das Freundespaar, das Herz und Seele der Serie bildet, sind nun nicht mehr ganz so sehr auf einander angewiesen, weil Scotts Rudel Verstärkung durch das Mädelstrio Lydia, Kira und Malia bekommen hat, was eine tolle neue Dynamik reinbringt, mit Kira an Scotts Seite und Malia an Stiles' Seite aber eben auch für neue Konstellationen sorgt, die zwar funktionieren, aber in diesem Staffelauftakt etwas zu sehr auf Kosten der geliebten Stiles-Scott-Szenen gingen. Mit Scott und Kira lässt man es derweil sehr langsam angehen, was natürlich der Tatsache geschuldet ist, dass Scott in den letzten Wochen einiges an Trauerarbeit bezüglich Allisons zu leisten hatte, und ich bin sehr froh, dass Braedens Anspielung, Kira sei seine feste Freundin, bei Scott noch auf Unverständnis bzw. Erstaunen gestoßen ist. Die Chemie war zwischen den beiden in Staffel 3B meines Erachtens sehr niedlich, hier spüre ich derzeit noch nichts, was allerdings zum Teil auch daran liegen kann, dass Arden Cho mich mit Kiras Verzweiflung darüber, dass sie Scott in der Folterszene Schmerzen zufügen musste, leider eher wenig überzeugt hat.

Randnotizen

  • Malia scheint in Stiles ihren Anker gefunden zu haben. Ihn zu küssen, hilft ihr, zu fokussieren ...und Scotts Stimme zu hören. Wie klasse war das denn? Ich musste spontan sehr lachen! Küsst Stiles und hört Scotts Stimme! Stiles, ich würde mir ein paar Gedanken machen!
  • Stiles ist definitiv noch weit davon entfernt wieder HappyStiles zu sein. Im Moment ist er vor allem SmoothStiles ("Cuz we don't like to lose!" und "What makes you think we came alone?"), und Sprüche wie "Just be slightly less terrified!" zauberten mir eher ein schiefes Lächeln aufs Gesicht, als dass ich hätte richtig lachen können.
  • Die witzigste Szene stammte für meinen Geschmack diesmal von Scott. Nachdem die lebendigen (?) Skelette aus "Game of Thrones" einen Abstecher nach Mexiko gemacht und sich von seinem Alphagebrüll haben einschüchtern lassen, war Scotts treuherziges "I think I scared it!" einfach zum Schnuckeln!
  • Mulcahy ist ein Klasse-Regisseur! Die Szene, als Lydia die Patronenhülsen auf den Tisch fallen ließ, jeder Aufprall wie ein Gewehrschuss klang und die Kugeln glitzerten wie ein Sternenhimmel, das war einfach großes Kino auf kleinem Bildschirm! Und die einzelnen CloseUps von Malia, Kira und Scott mit glühenden Augen am Anfang im Club waren auch wieder so herrlich voller Pathos, dass sie schon wieder cool waren!
  • Vermisst ihr Isaac auch so sehr wie ich?

Fazit

Der Staffelauftakt macht deutlich, dass wir ein ganz neues Kapitel aufschlagen. Der Einstieg war sicher nicht für jeden einfach. Wir müssen auf ein paar der liebgewonnenen Charaktere verzichten, haben die neuen, von denen Daniel Sharman versprochen hat, dass wir uns in sie verlieben werden, aber noch nicht kennengelernt. Stattdessen wurde sich auf die zentralen Hauptcharaktere konzentriert, so dass man gleich noch eine ganze Menge mehr an Figuren aus dem Ensemble vermisst hat. Einige werden wir davon aber zum Glück bald wiedersehen. Und dass es nach Beacon Hills zurückgeht, wissen wir ja. Dieser Einstieg hat uns vor allen Dingen gezeigt, welchen neuen Plot wir nun verfolgen werden und wie die Figurenkonstellationen im Moment in etwa sind. Die Serie entwickelt sich stetig voran und ich freue mich auf das neue Abenteuer!

Nicole Oebel - myFanbase

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