Die besten Serien 2008/2009
Platz 9: Grey's Anatomy

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Hand aufs Herz: Wer von euch hätte nach der miserablen vierten Staffel damit gerechnet, dass die fünfte uns wieder packen wird und wir sie wieder aus der Flop-Liste in die Top-Liste katapultieren werden? Zugegeben, der erste Teil der fünften Staffel war alles andere als berauschend und zeigte eigentlich einmal mehr die Schwächen der Serie, doch irgendwann zwischen dem Geistersex und dem Staffelfinale schaffte es Shonda Rhimes wieder, die Serie zu retten.

"The nerves are still intact, I just have to reattach the vessels."

Schlüsselpunkt dafür war die Geschichte rund um Izzie. Wer von uns war nicht verwirrt und abgeschreckt, als Izzie wieder mit Denny anbandelte, mit einem Geist schlief und redete? Zwar hatten wir den Glauben an eine gelungene Auflösung wohl nicht verloren, aber dass diese Auflösung so einschlagen würde, war wohl niemandem klar. Mit dem Wissen der Zuschauer, dass Izzie Krebs hat, veränderte sich auch der Rest der Storys zum Positiven. Ihre rührende Geschichte, in der sie sich erst einmal ungewöhnlich stark an den toten Denny heftet und später mit Alex gemeinsam um ihr Leben kämpft, hat es schnell geschafft sämtliche Fans wieder für die Serie zu gewinnen. Ebenso wurden auch die MerDer-Shipper wieder freudig gestimmt. Nachdem Derek noch zu Mitte der Staffel den vermeintlichen Verlobungsring wegwarf, wurden die beiden zum Schluss wieder glücklich miteinander und waren freudig verlobt. Um Izzie vor der lebensbedrohlichen OP ihren Herzenswunsch zu erfüllen verzichteten beide auf die Hochzeit. Nur zu zweit und im Umkleideraum hielten sie ihre eigene herzergreifende Hochzeitszeremonie und besiegelten so ihre Liebe. Vielleicht ist es ihnen ja in Staffel sechs endlich mal vergönnt, glücklich zu sein.

Und da gab es noch drei neue Liebespaare, die sich schnell in die Herzen der Zuschauer spielten. Zum einen wären da Owen und Cristina. Owen, der im Krieg diente und ein schlimmes Trauma davongetragen hat, fand in Cristina wieder den nötigen Halt, um sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch auch Cristina blüht in der Beziehung auf und lässt sich nach der Trennung von Burke wieder auf einen anderen Menschen ein. Beide haben ihre Schwächen, ergänzen sich und genau diese Tatsache macht es für die Fans nicht schwer, die beiden zu lieben. Das zweite Paar ist wieder eines, das für "Grey's Anatomy" typisch ist: die Assistenzärztin und der Stationsarzt. Die im ersten Jahr stehende Assistenzärztin Lexie schafft es, "McSexy" Mark zu zähmen und die beiden werden trotz einiger Hindernisse zu einer festen Größe in den Beziehungen der Serie. Callie verliebte sich nach der gescheiterten Beziehung zu Erica in Arizona und fand in ihr den Menschen, den sie scheinbar brauchte. Zwar war auch diese Beziehung längst nicht ohne Zwischenfälle zu meistern und beide Frauen litten unter den Spannungen, doch Callie stand schlussendlich zu ihrer Liebsten und verzichtete für sie sogar auf ihr Erbe.

All diese Geschichten trugen dazu bei, uns Fans wieder glücklich zu stimmen, die Spannung wieder zu erhöhen und uns endlich wieder das gute alte "Grey's"-Feeling spüren zu lassen. Man konnte die nächste Folge kaum noch abwarten und freute sich auf die weiteren Entwicklungen.

Aber diese Staffel hatte nicht nur Gutes zu bieten. Denn ein Hauptcharakter wurde einfach mal aus allen Storylines gestrichen und war nur am Rande zu sehen. Man machte aus George den Laufburschen des Chefs und vergaß alle seine Freundschaften. Nur selten sah man ihn in der Nähe von Meredith oder Lexie, und auch während Izzies schwerer Zeit, war George nie wirklich anwesend, was für kaum einen Zuschauer verständlich war, angesichts der innigen Freundschaft der beiden. Klar, die beiden haben in der Vergangenheit einen Fehler gemacht, aber jeder weiß doch, so etwas zählt in einer Krise nicht. Wer so lange befreundet war wie die beiden, der vergisst diese paar Wochen und springt über seinen Schatten. Doch auch das sahen die Drehbuchautoren nicht ein und wollten George lieber in den Irak abschieben. Allerdings führte genau diese Abwesenheit von George in nahezu der gesamten Staffel, sowie seine Pläne in den Irak zu gehen, am Ende zu einem der besten Serienmomente der gesamten letzten Season und konnte somit zumindest teilweise wieder ausgebügelt werden.

Aber mit allen anderen Charakteren und Beziehungen konnte "Grey’s Anatomy" glänzen wie vermutlich seit der zweiten Staffel nicht mehr. Meredith bekam eine ungeahnte mentale Stabilität und entwickelte sich zu einer Art Fels in der Brandung für alle anderen Charaktere, die in dieser Season einiges mitmachen mussten. Ihre Freundschaft mit Cristina wurde zwar zuerst auf eine harte Probe gestellt, doch ihre Versöhnung war dafür schöner als bei jedem Liebespaar. Auch die Verbindung, die beide zu Izzie aufbauten, wurde überzeugend dargestellt und sorgte gemeinsam mit Cristinas Beziehung zu Owen dafür, dass man auch von der beherrschten, kühlen und egozentrischen Cristina eine ganz andere Seite zu sehen bekam. Alex hatte sich schon (als einer der wenigen Charaktere in der vierten Staffel) durch die ganze Geschichte mit Ava weiter entwickelt, doch sein Kampf um die Beziehung mit Izzie und später auch um ihr Leben war unglaublich emotional und mitreißend. Auch bei Derek leisteten die Autoren hervorragende Charakterarbeit, indem sie den traumhaften Halbgott in weiß in eine selbstverschuldete Sinnkrise stürzten und es gleichzeitig schafften, ihn auch wieder glaubhaft aus dieser Krise herauszuholen. Die Serie besann sich auf ihre Stärken und schaffte es, mit allen Beziehungen, egal ob Liebespaar oder Freundschaft, wieder die großartige Emotionalität aufzubauen, die der vierten Staffel viel zu oft gefehlt hatte und die mit durchdachter Charakterarbeit unterstützt wurde.

Wie kaum zuvor (mit Ausnahme von Denny) nahmen die Ärzte Anteil am Schicksal ihrer Patienten und gerieten dadurch in psychische und emotionale Extremsituationen. Bei Derek führte der durch seinen Fehler verschuldete Tod einer Patientin wie erwähnt dazu, dass er an seiner Berufung als Arzt zweifelte, angesichts der vielen Fälle, die er nicht retten konnte. Bailey war kurz davor, ihren hippokratischen Eid zu brechen, als sie einen kleinen Jungen vor dem Organversagen retten und Derek kurzzeitig im OP dazu zwingen wollte, einen Patienten sterben zu lassen – einen Patienten, der sowieso zum Tode verurteilt war und an dessen Schicksal Meredith besonderen Anteil nahm und sogar soweit ging, dass sie seiner Hinrichtung beiwohnte, um ihm den Abschied zu erleichtern. Diese Fälle sind nur ein paar Beispiele dafür, wie sehr die sonst entweder durch medizinische Besonderheiten oder bloße Parallelitäten zum Leben der Ärzte gekennzeichneten Fälle der Woche in der fünften Staffel extrem mit den Hauptfiguren verbunden waren, nicht zuletzt dadurch, dass man Izzie schließlich als Patientin inmitten ihrer Kollegen und Freunde zeigte.


Platz 9 geht somit an "Grey's Anatomy", weil die Serie es geschafft hat, vom Flop zum Top zu werden, indem sie sich trotz kleiner Mängel wieder auf ihre alten Stärken besonnen hat und mit einem gewaltigen Coup am Schluss aufwarten konnte.

Pia Klose & Lena Stadelmann - myFanbase

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