Andor - Review
#2.09 Willkommen bei der Rebellion

Das Massaker auf Ghorman ist gerade einmal 24 Stunden her, als die ersten Gerüchte darüber ihre Runden machen. Schnell schreitet die Propaganda des Galaktischen Imperiums ein, um die Kontrolle über das Narrativ zu behalten – dass es ein gewaltsamer Aufstand seitens der Ghor gewesen sei. Wir befassen uns also von Minute 1 an mit der Frage, ob die Galaxien je die Wahrheit darüber erfahren werden, was dort tatsächlich geschehen ist.
Es ist sicher unbestritten, dass Cassian Andor (Diego Luna) schon immer seinen eigenen Kopf hatte und nur ungern Befehle von anderen angenommen hat. Es war schließlich schon immer seine Überlebensstrategie und er war meist auf sich alleine gestellt. Es ist also kein Wunder, dass er auch zuvor immer wieder mit Luthen Rael (Stellan Skarsgård) darüber aneinander geraten ist, ob ihre Missionen sie ihrem Ziel tatsächlich näher bringen. Nachdem er nun selbst Zeuge des Massakers auf Ghorman wurde, beginnt er noch mehr daran zu zweifeln, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Erstmals spricht Cassian aus, dass der keine Kraft mehr hat und gibt sich wahrscheinlich wie immer auch eine Mitschuld daran, dass er das Ganze nicht verhindern konnte. Ihn so niedergeschmettert und mutlos zu sehen, war wirklich bedrückend, aber natürlich ist es eine der Kernfragen dieser Serie. Ist man sein Leben lang ein/e Rebell*in oder leistet man nur für einen gewissen Zeitraum einen Beitrag? Kann man überhaupt noch einen richtigen Beitrag leisten, wenn man keine Kraft mehr hat – nicht nur körperlich, sondern vor allem mental? Wir sehen, wie unsere Held*innen immer wieder über ihre Grenzen gehen, schmerzhafte Verluste hinnehmen müssen und diese wahrscheinlich gar nicht verarbeiten können, weil ihnen dafür gar nicht die Zeit bleibt. Es ist wirklich bewundernswert, was sie leisten, wohlwissend welcher Übermacht des Imperiums sie sich tagtäglich stellen müssen. Da kann man Cassian diesen Moment der Schwäche verzeihen und fragt sich wahrscheinlich sogar, warum er nicht schon viel früher kam.

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Die Verbündeten des Widerstands innerhalb des Senats sind schockiert über die Nachrichten von Ghorman. Allen voran Mon Mothma (Genevieve O'Reilly) will aber ihre Stimme erheben, um den wahren Schuldigen für die Gewalt zu benennen: Imperator Palpatine. Andere sind jedoch der Überzeugung, dass der Widerstand noch nicht bereit für eine Konfrontation sei, weshalb man den Rebell*innen auf Yavin mehr Zeit verschaffen müsse. Es wird jedoch überdeutlich, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, sich für eine Seite zu entscheiden. Doch bevor es soweit ist und sich Mon an den Senat und damit auch die Galaxieöffentlichkeit wenden kann, hat auch sie so einige Rückschläge zu verarbeiten. Die Berichte von Ghorman noch nicht verdaut, findet sie heraus, dass sie nicht nur vom Imperium bespitzelt wird (nach ihrem Fahrer ist auch noch eine Wanze in ihrem Büro), sondern auch Luthen einen Informanten in ihr Büro eingeschleust hat – ihren persönlichen Sekretär. Dieser Vertrauensbruch erschüttert sie zutiefst, erst recht an einem solchen Tag, an dem sie ihr komplettes Wirken in Frage stellt. Dass die vielen Geheimnisse ihren Tribut zollen, wird also auch für sie immer deutlicher. Umso bewundernswerter fand ich dann die Rede, die sie trotz der Drucksituation, dass ihr Leben in Gefahr gerät, dann vor dem Senat hält. Ihre leidenschaftliche Ansprache über den Wert der Wahrheit und der Gefahr von Lügen, Hetze und Propaganda ist übertragen auf unsere heutige Zeit einfach so unglaublich wichtig. Ich hoffe, dass noch mehr Zuschauer*innen die Brücke zur Realität schlagen können und der/die eine oder andere vielleicht zum Nachdenken angeregt wird.

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Die letzten Minuten sind ein weiterer Schlüsselmoment dieser Episode. Cassian scheint sich seiner Sache sicher zu sein, dass er der Rebellion den Rücken kehren will. Zuviel habe er bereits geopfert, nun wolle er die ihm verbliebene Zeit mit Bix Caleen (Adria Arjona) verbringen und ein wenig ihr gemeinsames Glück genießen. Doch schon als man ihren Blick sieht, wird klar, dass sie sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst ist. Schon in den letzten Episoden wurde deutlich, dass sie die wichtigste Bezugsperson für Cassian ist und auch andere wie Luthen oder Vel Sartha (Faye Marsay) wissen, dass sie ihn beeinflussen kann. "If you give up everything, I want to win", hat sie mal gesagt und deshalb steckt es tief in ihr drin, dass Aufgeben nach all den Opfern nun keine Option mehr ist. Hier erklärt sich nun, was ich bereits zuvor meinte: Bix ist kein Teil von "Rogue One: A Star Wars Story", welches Schicksal wird sie wohl ereilen? Hier bekommen wir unsere Antwort. Doch das bleibt nicht der einzige deutliche Zusammenhang, der zum "Star Wars"-Standalone-Film gezogen wurde. Die Zuschauenden werden sich sicherlich auch über eine nicht unbekannte KX-Unit freuen.
Fazit
Nachdem ich mich im Fazit meiner letzten Review noch gefragt hatte, wie man die Ereignisse auf Ghorman noch toppen möchte, hat man mit dem dritten Teil dieses dritten Kapitels der zweiten Staffel nun tatsächlich eben das geschafft. Es braucht keine riesigen Schlachten oder berührenden Todesszenen, manchmal liegt die Bedeutung einer solchen Episode ganz woanders. Mon Mothmas Szene vor dem Senat war ein solch wichtiger Schlüsselmoment für die ganze Galaxie und die letzten Szenen auf Yavin für Cassian Andor persönlich. Da nun die Fäden alle zusammen laufen und sich "Rogue One" bereits am Horizont abzeichnet, wird es spannend sein zu sehen, was das kommende letzte Kapitel von "Andor" für uns bereithält.
Weitere Reviews zu Staffel 2 von "Andor":
#2.01 | #2.02 | #2.03 | #2.04 | #2.05 | #2.06 | #2.07 | #2.08 | #2.09 | #2.10 | #2.11 | #2.12
Die Serie "Andor" ansehen:
Catherine Bühnsack - myFanbase
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