Andor - Review
#2.04 Waren Sie schon einmal in Ghorman

Das zweite Kapitel der zweiten Staffel von "Andor" beginnt und es bleibt nicht viel Zeit, die letzten Ereignisse zu verarbeiten. Wir befinden uns im Jahr BBY 3 (VSY 3), also drei Jahre vor dem Angriff Luke Skywalkers auf den Ersten Todesstern. Damit nähern wir uns in großen Schritten den Ereignissen aus "Rogue One: A Star Wars Story", dem Standalone-Film aus dem "Star Wars"-Universum, in dem wir Cassian Andor (Diego Luna) ursprünglich kennen gelernt haben. Diese Jahreszahl bringt eine gewisse Dringlichkeit mit sich und zeigt, dass wir uns in dieser finalen Staffel der Serie in einer Situation befinden, in der sich die Lage immer mehr zuspitzt. Also eine Art Countdown zum Finale... doch etwas Zeit bleibt noch.
Bix (Adria Arjona) bekommt die Konsequenzen der turbulenten Zeit zu spüren, denn so sehr sie sich auch bemüht, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuleben, so machen es ihr die Umstände nicht gerade leicht. Mit Cassian, der um sie besorgt ist, da sie immer wieder von Albträumen geplagt wird, ist sie in einem Safe House der Rebellion in Coruscant. Da er das Erlebte nicht auf sich beruhen lassen kann, konfrontiert er sie immer wieder damit, was es ihr wiederrum nicht leichter macht, ihre Ängste zu verdrängen. Dazu ist er übervorsichtig, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen, so dass Bix auch dort keinen normalen Alltag erleben kann. Als Cassian dann auch noch seinen nächsten Auftrag für den Widerstand erhält, muss sie alleine zurückbleiben und greift schließlich zu einer Art Droge, die ihr Gehirn und damit auch ihre Gedankenspiralen, Ängste und Albträume betäuben soll. Man könnte annehmen, dass sie die versuchte Vergewaltigung traumatisiert hat, doch da wir einen Blick in ihre Träume erhaschen, werden wir immer wieder an ihre Gefangennahme und die Gedankenmanipulation auf Ferrix erinnert. Dieses Eindringen in ihr Bewusstsein scheint sie – wenig verwunderlich – tief verletzt und damit auch traumatisiert zu haben.

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Nachdem Ghorman im ersten Kapitel bisher nur erwähnt wurde und die Pläne des Galaktischen Imperiums angedeutet wurden, wurde es Zeit, dass wir zu sehen bekommen, wie die Umsetzung der Pläne langsam in Gang gesetzt wird. Wir wissen, dass der Planet für seine hochwertigen Stoffe durch eine Art Seidenspinne bekannt ist, doch das Imperium interessiert sich für die Bodenschätze, die sich unter der glamourösen Oberfläche befinden. Nun wird Syril (Kyle Soller) für das Bureau of Standards nach Ghorman versetzt und tappt mit einem Telefonat mit seiner Mutter Eedy (Kathryn Hunter) sogleich in eine Abhörfalle der lokalen Widerstandsgruppe. Dass die ihm, neben der üblichen Vorhaltungen, auch noch folgenden Satz unter die Nase reibt, lässt tief blicken: "Don't become too much of an individual." Dass sie nicht viel von ihrem Sohn hält und ihm nach den Ereignissen auf Morlana Eins aus der Patsche helfen musste, hat ihre Einstellung noch bekräftigt, dass man immer schön mit der Masse mittreiben sollte, um bloß nicht aufzufallen oder Ärger zu machen. Syril wirkt äußerlich unglaublich bieder und der Norm des Imperiums entsprechend, doch manchmal fragt man sich schon, was in ihm vorgeht... Im Laufe der Episode beginnt man sich aber auch zu fragen, ob dieses kleine Abhörmanöver wirklich ein Zufall war oder Syril sich absichtlich "verwundbar" gemacht hat, um von den Widerstandskämpfern als potentieller Überläufer identifiziert und kontaktiert zu werden. Er scheint sich bewusst das Vertrauen der Rebell*innen erschleichen zu wollen, um für Dedra (Denise Gough) als eine Art Doppelagent zu fungieren. Ob das aber wirklich gut geht oder der Funken der Rebellion nicht durch deren Informationen und die ständigen Auseinandersetzungen mit seiner Mutter irgendwann auf ihn überspringt, bleibt abzuwarten. Mein Bauchgefühl sagt momentan zumindest, dass dieses doppelte Spiel zumindest auf Dauer nicht gut gehen wird und dieser mitunter eiskalt wirkende Antagonist vielleicht doch noch einen Funken Anstand besitzt.
Das Thema Ghorman zieht sich auch durch die Handlungsfäden der anderen Figuren. Mon Mothma (Genevieve O'Reilly) verliert immer mehr die Unterstützung ihrer Verbündeten und erkennt, dass auf Ghorman etwas nicht stimmt. Und auch der Widerstand rund um Luthen Rael (Stellan Skarsgård) kommt dahinter, dass das Imperium irgendwas mit dem Planeten plant – nur was? Das soll nun also Cassian herausfinden, der Bix nur sehr ungern alleine zurücklässt, wohl auch mit dem Blick auf seine letzte Mission, die überhaupt nicht nach Plan lief.
Überhaupt strahlt Ghorman eine gewisse Faszination auf mich als Zuschauerin aus. Wir erleben Proteste auf der Straße, bei denen ich mich frage, wann das Imperium diese friedliche Demonstration gewaltsam auflöst. Außerdem hat mir hier das Design der Sprache unglaublich gut gefallen. Obwohl sie eine für "Star Wars" erfundene Sprache ist, erinnert sie mich im Klang an eine Mischung aus Französisch und Jiddisch, was wieder auf das Bild des Nationalsozialismus in Form des Galaktischen Imperiums zurückkommend an die sich in Frankreich bildende Résistance erinnert. Mir gefällt es gut, dass "Andor" dieses Geschichtsbewusstsein immer wieder durchblicken lässt.
Fazit
Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen und die Lage um Ghorman wird konkreter. Nachdem der Planet in den ersten Folgen nur erwähnt wurde, lernen wir die örtlichen Gegebenheiten und die Bevölkerung nun endlich kennen. Ihr Schicksal wird in diesen nächsten Episoden im Fokus stehen, während unsere Held*innen der Rebellion nicht nur das Imperium, sondern auch ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen haben.
Weitere Reviews zu Staffel 2 von "Andor":
#2.01 | #2.02 | #2.03 | #2.04 | #2.05 | #2.06 | #2.07 | #2.08 | #2.09 | #2.10 | #2.11 | #2.12
Die Serie "Andor" ansehen:
Catherine Bühnsack - myFanbase
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