Bewertung

Review: #3.02 Hausbesuche

Foto: Copyright: 2009 ABC Studios
© 2009 ABC Studios

Nachdem der Staffelauftakt noch sehr emotional und spannend war, war diese Folge vor allem eines: anstrengend. Violet war anstrengend, Addison war anstrengend, der Fall war anstrengend und es gab irgendwie keinen aufmunternden Gegenpol, der einem die schwere Last abnehmen und einen mit einem positiven Gefühl aus der Episode aussteigen lassen konnte. Sowas ist vielleicht gut für ein Staffelfinale, aber nicht für die zweite Episode einer neuen Season...

I do not have crazy head!

Es war klar, dass ein so dramatisches Ende wie im zweiten Staffelfinale Auswirkungen haben würde - große Auswirkungen. Sonst hätte man sich wohl kaum auf so eine Wendung eingelassen. Doch jetzt, wo wir diese Auswirkungen so langsam vorgesetzt bekommen, muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt zufrieden mit ihnen bin. Natürlich muss Violet psychische Konsequenzen davon getragen haben, doch das war dann irgendwie auch die einfallsloseste Story, die sie sich hätten ausdenken lassen können. Die Hahnenkämpfe zwischen Pete und Sheldon gehen mir auf den Keks (auch wenn die Szene mit dem Apfel durchaus belustigend war) und ich kann nicht glauben, dass die Vaterschaft des Babys tatsächlich immer noch nicht geklärt ist. Wollen wir uns das etwa bis zum nächsten Staffelfinale aufheben? (Ich begleite diese Frage beim Schreiben mit einem genervten Augenrollen, nur dass das Visuelle geklärt ist...)

Dann haben wir da Cooper, der sich und Charlotte natürlich Vorwürfe macht, wie alles gelaufen ist. Keine wirkliche Überraschung, besonders wenn man seinen Retter-Komplex bedenkt. Und zu guter Letzt natürlich die wichtigste Person in all diesem Schlamassel: Violet, die nicht nur völlig fertig ist, sondern sich auch absolut darüber im Klaren ist, was mit ihr vorgeht, und natürlich (wie sollte es anders sein?) keine Gefühle zu ihrem Baby aufbauen kann. Sorry, aber mir fällt dazu nicht viel mehr ein als "schnarch". Hätte ich diese Storys entwickelt, hätten sie wahrscheinlich ziemlich genau so ausgesehen. Und das meine ich alles andere als positiv, sonst wäre ich schon längst in Hollywood und würde meine eigenen Drehbücher versuchen an den Mann zu bringen.

Auch kann sie sich gegenüber niemandem ihrer Freunde öffnen - nur bei der eher unterkühlten Charlotte klappt es dann. Auch keine wirklich schockierende Wendung, ebenso wenig wie das Ende. Zwar hatte ich tatsächlich kurz die wahnsinnig naive Idee, dass Violet sich an Pete wenden könnte, um mit ihm gemeinsam ihre Probleme in Angriff zu nehmen, doch dabei habe ich natürlich nicht beachtet, dass wir erst bei der zweiten Episode nach einem dramatischen Staffelende angelangt sind. Diese Story muss jedoch mindestens bis zur Staffelmitte ausgeweitet werden. Und so lässt sie ihr Baby bei Pete, weil sie eine gute Mutter sein will. Ich möchte nicht vorenthalten, dass ich gerade relativ lange gebraucht habe, um zu wissen, wie ich das nun kommentieren soll. Leider fällt mir auch nicht mehr ein, als meine unmittelbare Reaktion darauf war: seufz... Seid mir nicht böse, aber das alles ist irgendwie so wenig einfallsreich und mitreißend, dass ich mich kaum aufraffen kann, dies in angemessener Art und Weise zu analysieren und kommentieren. Irgendwie hatte ich mir wohl mehr (zu viel?) erwartet...

I did the right thing.

Eigentlich sollte ich froh darüber sein. Selten habe ich einen Charakter so gehasst wie Dr. Noah Barnes (gespielt vom mittlerweile nahezu unerträglichen Josh Hopkins). Nicht nur waren Charakter und Schauspieler einfach fürchterlich und überhaupt nicht sympathisch, auch hatte er keine Chemie mit Addison und die gesamte Story war schwachsinnig und nervig. Und was bekommen wir nun in Staffel 3 geboten? Shondas Spezialität: eine armselige Auflösung einer polarisierenden Story, die diese nun noch unnötiger macht, als sie ohnehin schon war. Ich zitiere mich gerne mal aus meinen "Brothers & Sisters"-Tagen: "Bei mir geht 'gute Folge' immer vor 'möglichst realitätsgetreue Folge'". Aber so einfach kann man es sich nun auch nicht machen. Und vor allem nicht so oft. Und erst recht nicht bei einem so wichtigen Hauptcharakter.

Ich denke, es kommt durch, dass ich wirklich sehr verärgert darüber bin. Wenigstens hat man Noah diesmal noch erwähnt, statt ihn wie Wyatt in Staffel 2 einfach nie wieder einzubauen und vergessen zu machen. Offensichtlich hatte diese Nicht-Beziehung auch Auswirkungen auf Addison, die wir jetzt zu spüren bekommen. Schön und gut, aber das war ein blödes, armseliges und unspektakuläres Ende und noch dazu eines, das wir nie zu Gesicht bekommen haben. Stattdessen dürfen wir jetzt eine trauernde Addison begutachten, die sich niemandem anvertrauen kann und will. Ob das in einer Serie, die ohnehin wenig Charakterentwicklung bietet, so eine gute Idee ist, sei mal dahin gestellt. Oder nein, beantworten wir die Frage doch einfach: Es ist eine grottenschlechte Idee. Sollen wir denn wirklich glauben, dass Noah jetzt Addisons große Liebe war? Ich nehme es ihr jedenfalls nicht ab.

Und ich habe ganz ehrlich auch keine wirklich Lust auf die Story, die nun kommt. Nun wird Addison den Männern wohl erstmal abschwören und dann wieder von einem Kerl zum nächsten gehen, da Shonda offensichtlich nicht weiß, wohin mit ihr. Wollte sie nicht vor drei Jahren, als sie noch in Seattle gearbeitet hat, so unbedingt ein Baby? Das werden wir wohl nicht mehr zu sehen bekommen. Zumindest nicht, wenn es in dieser Art mit ihr weitergeht.

Immerhin scheint die Serie momentan weniger Patientenstory zeigen zu wollen, um den Charakteren mehr Raum zu geben, was prinzipiell schon mal keine schlechte Idee ist. Bisher hat sich das jedoch in meinen Augen nicht wirklich ausgezahlt. Aber gut, es waren auch erst zwei Episoden... Die Patientenstory an sich war auch recht bewegend und interessant. Nicht mehr - und nicht weniger.

Fazit

Irgendwie war die zweite Episode nach dem Spannungsaufbau der letzten beiden Folgen sehr enttäuschend. Aber irgendwie ist es ja schon fast die Aufgabe von zweiten Episoden jeglicher Staffeln gerade das zu tun: enttäuschen. Dann kann es nämlich im Laufe der Staffel nur noch besser werden. Oder?

Nadine Watz - myFanbase

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