Bewertung

Review: #5.20 Der Dank der Unterwelt

Nicht nur, dass Hades unsere Helden daran hindern wollte, nach Storybrooke zurückzukehren, er hatte offenbar auch etwas dagegen einzuwenden, dass ich dies der interessierten Leserschaft mitteile. Ich hatte meine Beschreibung zur Episode fast fertig, als bei mir plötzlich der Strom ausfiel. Vordergründig Schuld daran war eine Gartenlaterne. Normalerweise ist das auch kein Problem, da ich immer wieder zwischenspeichere, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund befand sich die Datei im Kompatibilitätsmodus und hat eben nicht zwischengespeichert. Damit war nach dem Stromausfall der gesamte Text weg. Futschikowski. Zur Hölle gefahren. Ich war so frustriert, dass ich meine Tastatur fast die Toilette der verlorenen Seelen heruntergespült hätte. Doch ganz im Stile einer Märchenheldin habe ich mich aufgerappelt und alles nochmal geschrieben. Ich rechne damit, dass Disney bald wegen der Filmrechte anfragt.

Captain Eurydike und Orpheus Swan

Von dem Moment an, als sich Emma in die Unterwelt aufgemacht hat, um Hook zu retten, musste man sich unweigerlich an den Mythos von Orpheus und Eurydike erinnert fühlen. Die tragische Sage handelt davon, wie Orpheus in die Unterwelt hinabsteigt, um seine verstorbene Geliebte Eurydike zurückzuholen, jedoch scheitert, weil er sich auf dem Heimweg verbotenerweise nach ihr umdreht, woraufhin sie in der Unterwelt bleiben muss. Im "Once Upon a Time"-Kosmos ist es Orpheus und Eurydike besser ergangen. Die beiden haben es gemeinsam aus der Unterwelt herausgeschafft. Dafür scheitern Emma und Hook nun tragisch. Wenn wir ehrlich sind, haben wir es natürlich andersherum erwartet. Wir dachten, dass Emma und Hook erfolgreicher als Orpheus und Eurydike sein würden. Da habt ihr uns echt erwischt, liebe Autoren! Endlich mal wieder, denn zuletzt war ja vieles recht vorhersehbar.

Auch wenn Emma und Hook auf andere Weise scheitern als die mythischen Figuren, sind doch Parallelen zu erkennen. Als sich Emma und Hook herzzerreißend voneinander verabschieden, nehmen sie einander im übertragenen Sinne das Versprechen ab, sich jetzt nicht mehr umzudrehen, sondern weiterzumachen. Emma soll sich nicht wieder verschließen und Hook sich nicht der Erlösung verweigern, die ihn an den besseren Ort bringt. Bevor Emma durch das Portal Richtung Storybrooke tritt, dreht sie sich aber um und ist kurz davor, zu Hook zurückzukehren, was durch David verhindert wird. Auch habe ich äußerst große Zweifel daran, dass Hook jetzt ins Licht geht und wir ihn nie wieder sehen. Ihm wird es sicher irgendwie gelingen, doch noch in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Mit dem Ambrosia wurde ja quasi schon eine Hintertür ins Spiel gebracht. Vermutlich war der gefällte Baum nicht die einzige Quelle der wirklich göttlichen Götterspeise.

Der Holzfäller

Gefällt worden ist der Baum aller Wahrscheinlichkeit nach von Hades, zu dem eine solche Reaktion perfekt passt. Wir haben ihn als einen Mann kennen gelernt, der Niederlagen nicht ertragen kann, der kleinlich, nachtragend und rachsüchtig ist. Daher macht es absolut Sinn, dass er das Ambrosia, durch das ihm zwei seiner Gefangenen entkommen konnten, zerstört hat. Als Hades gegenüber den Helden das Ambrosia mit einem verwöhnten Kind vergleicht, das keine andere Macht neben sich duldet, hat er eigentlich sich selbst beschrieben. So wundert es auch nicht, dass er die Helden nicht in Storybrooke haben will, zum einen, damit er die Stadt beherrschen kann und zum anderen, weil er Emma und Co. immer noch dafür hasst, dass sie ihm in der Unterwelt auf den Schlips getreten sind. Hades' Herz mag wieder schlagen, aber das scheint nicht wirklich Auswirkungen auf seinen Charakter zu haben. Möglicherweise ist Hades mit schlagendem Herzen sogar noch schlimmer als vorher, noch manipulativer und eifersüchtiger. Zeus hatte ja womöglich einen guten Grund dafür, seinen Bruder in die Unterwelt zu verbannen. Ich bin gespannt, ob nun noch weitere Götter in Storybrooke auftauchen werden.

Fuchs und Schwan

Durch die Flashbacks schließen sich für uns einige weitere Wissenslücken bezüglich Emma. Wir erfahren, wie sie dazu angeregt wurde, beruflich Kautionsflüchtlinge zu jagen und wie sie zu ihrer kultigen roten Lederjacke kam. Natürlich steckt eine einzelne, inspirierende Person dahinter, diesem Prinzip bleibt "Once Upon a Time" weiterhin treu. Prinz Charming hatte Anna, Snow White hatte Herkules und Emma Swan hatte Cleo Fox. Von der bisher noch nie die Rede war. Ich finde dieses sich ständig wiederholende Lehrmeister-Schüler-Muster nach wie vor nicht optimal, aber ich muss zugeben, dass mir die Dynamik zwischen Emma und Cleo außerordentlich gut gefallen hat. Fox und Swan - Fuchs und Schwan – ist eine in der Natur nicht zukunftsfähige Beziehung. Auch zwischen Cleo und Emma waren die Rollen zunächst entsprechend: die Füchsin war die Jägerin und der Schwan, der damals noch eher als ("hässliches") Entlein durchging, die Beute. Doch Cleo, die Jahre zuvor ihre Tochter zur Adoption freigegeben hat, entwickelte schnell einen Beschützerinstinkt für Emma und fühlte sich mit ihr verbunden. Sie wollte unbedingt erreichen, dass Emma ihr Leben lebt und ihre scheinbar aussichtslose Suche nach ihren Eltern aufgibt, etwas, dass Cleo sich offensichtlich für ihre eigene Tochter auch gewünscht hat.

Von Cleo hat Emma schließlich gelernt, sich eine "Rüstung" zuzulegen, um sich vor emotionalem Schmerz zu schützen. Mit dieser Rüstung haben wir in den bisherigen Staffeln viele Begegnungen gehabt, wortwörtlich in Form ihrer roten Lederjacke und sprichwörtlich in Gestalt ihres Misstrauens und ihrer Schwierigkeit, sich anderen Menschen zu öffnen. Man kann Cleo jetzt vorwerfen, eher einen schlechten Einfluss auf Emma gehabt zu haben, aber wer weiß schon, was aus Emma geworden wäre, wenn sie Cleo nicht getroffen hätte. Vielleicht hätte die perspektivlose Suche sie zermürbt, vielleicht wäre sie noch weiter auf die schiefe Bahn abgerutscht.

In den Szenen zwischen Emma und Cleo steckt so einiges. So nennt Cleo Emma z.B. mehrmals "Kid", was heute bekanntlich Emmas Kosename für Henry ist. Als die beiden aus dem Gebäude vor der Polizei fliehen müssen, stellt sich Cleo, während sie die Scheibe einschlägt, schützend vor Emma, die für einen Moment erstaunt guckt, als hätte so etwas noch nie jemand für sie getan, was wahrscheinlich auch der Fall war. Absolut sehenswert.

Mit der strengen Realismus-Lupe betrachtet, muss man natürlich sagen, dass es schwer verständlich ist, wie Emma heil aus der ganzen Sache herauskommen konnte. Zumindest Cleos Chef muss gewusst haben, dass sie hinter Emma her ist. Dann wird Cleo tot in einer Gasse gefunden, nachdem sie mit einer anderen Person – so viel hat die Polizei wahrscheinlich mitbekommen - in ein Bezirksgericht eingebrochen ist. Da dürften die Behörden doch sehr interessiert daran gewesen sein, die Person, hinter der Cleo her war, nämlich Emma, mal dazu zu befragen. Was sie ja vielleicht auch getan haben, aber dann hat Emma wirklich sehr erfolgreich gelogen.

Belle in the Box

Auch Mr. Gold und die immer noch schlafende Belle schaffen es durch das Portal nach Storybrooke. Um Belle zu transportieren, schließt Mr. Gold sie einfach in Pandoras Box ein, die wir noch aus der dritten Staffel kennen und die hier eben mal wieder auftaucht. Zumindest ist die Box, anders als das Magieblockierungs-Armband, immer noch ein Einzelstück. Irre ich mich oder hat die Gruppe um Emma überhaupt kein Interesse daran gezeigt, was mit Belle ist und wie sie mit zurück nach Storybrooke kommt? Bei Mr. Gold kann ich ja verstehen, dass er keine Einladungskarte erhält, aber das Desinteresse an Belle kommt mir etwas gemein vor. Endgültig verabschieden müssen (oder dürfen) wir uns von Peter Pan. Er wird quasi ein zweites Mal von seinem Sohn getötet und das ist eine der wenigen Taten von Gold, die man begrüßen darf. Der Junge, der nicht erwachsen werden wollte, bzw. erwachsen war und das nicht besonders toll fand, hätte nur noch mehr Unheil angerichtet. Ein Mitglied der Familie Stilzchen ist wahrlich schon schlimm genug, zwei sind der Weg zur Apokalypse.

Maret Hosemann - myFanbase

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