Bewertung

Review: #5.16 Madame Greta

Diese Folge war wirklich AWESOME!. Ich sage nur: Shadows. Sicher, es gab einige charakterschwache Momente, vor allem auf Melindas Seite, doch man sah auch starke Momente, insbesondere bei Delia. Und ich hätte nie gedacht, dass gerade dieser Charakter mir die Augen über Melindas Verhalten öffnet, doch ich bin dankbar dafür, obwohl es irgendwie gar nichts genutzt hat, doch dazu später. Jedenfalls spielte Camryn Manheim ihren Part in dieser Episode einfach großartig, sodass mich die anderen Schauspieler mehr oder weniger unbeeindruckt ließen.

"You know what? It's gonna be just like old times."

Melinda scheint die Explosion und was mit Bedford passiert ist, vergessen zu haben, so wie sie sich verhält. Sie zeigte absolut kein Einfühlungsvermögen. Delia nicht gegenüber und auch nicht der Kundin, Donna Peyton. Das hat mich echt erschrocken! Wie kann man bitte schön behaupten, es würde alles wie in alten Zeiten werden, wenn der besten Freundin gerade das Büro um die Ohren geflogen ist? Sie macht sich wirklich alles viel zu einfach. Sie hört Delia ja nicht einmal zu und entscheidet einfach, was für ihre Freundin das Beste ist, dabei wollte diese von Anfang an von zu Hause arbeiten. Nein, was Melinda sagt, muss gemacht werden. Ihr Einfühlungsvermögen konnte man wirklich in die Tonne kloppen.

Dass man sich über die Kreditwürdigkeit der Kunden informiert, ist mir schon klar, aber bei Melinda ist das ja alles anders: Sie beschäftigt sich gleich mit der ganzen Familiengeschichte. Ich als Kundin wäre da sofort skeptisch geworden. Als sie Donna ohne jegliches Mitgefühl auf Cassidys Tod anspricht, ist mir die Kinnlade heruntergefallen und hat mir echt die Sprache verschlagen. Ich finde, seit der vierten Staffel ist es sowieso einfacher für Melinda, mit Leuten, die heimgesucht werden, zu sprechen, weil die irgendwie gleich auf Anhieb auch an ihre Gabe glauben. Ist schon irgendwie eigenartig… Als ob sich irgendwas geändert hätte im Vergleich zu den drei Staffeln zuvor. Also für mich geht da der Reiz flöten, wenn alles so selbstverständlich wird - dazu gehört auch eine Freundschaft.

"We haven't had a chance to talk about…" - "The explosion that almost killed me? [...] Or the fact that Ned has already been in the emergency room twice this year because of your ghosts?" - "Ghosts are unreliable." - "Why don't you tell that to the ghost that warned you that president Bedford was gonna die in my office? Maybe you should start paying attention to them for a change."

Delia Banks entwickelt sich immer mehr zu meinem Lieblingscharakter. Neben Ned hat sie doch die meiste Entwicklung durchgemacht. Sie hatte Höhen und Tiefen. Ich mag ihre Stärke, die seit ihrer Einführung immer wieder in "Ghost Whisperer" gezeigt wird, nämlich ihre Liebe zu ihrem Sohn. Ich fand es bemerkenswert, dass die Serienmacher nicht wieder so aalglatt bei einer neuen Story angefangen haben, sondern mit den Folgen der Explosion. Das kommt ja auch nicht alle Tage vor. Sie hätte sich eigentlich ihre Ansprache Melinda gegenüber sparen können und gleich mit einer Tasse mit kaltem Kaffee reden können. Ich behaupte mal, der wäre sogar noch warm geworden bei dieser herzergreifenden Ansage, doch bei Melinda kam echt nichts an. Es ist schade, dass sie nicht in der Lage ist, Kompromisse einzugehen und auch nicht versteht, dass sie nun wirklich alle immer wieder mit hineinzieht. Mal weniger freiwillig, mal mehr. In dem Streitgespräch hatten die Geister wieder die erste Priorität, nicht die Sorge um ihre Freunde oder das was Delia versuchte, ihr klar zu machen. Nothing! Es bröckelte regelrecht an ihr herab - jedes einzelne Wort! Hat Melinda überhaupt die Freundschaft von Delia verdient, denn nichts anderes schien für sie interessant zu sein als nämlich Freundschaft? Aber wie soll das gehen, ohne Kompromisse einzugehen?

Es störte mich schon, dass dieser Konflikt bereits am Ende der Episode beigelegt wurde und er nicht über mehrere Folgen andauerte, wäre interessant gewesen für ihre Beziehung. Ich glaube eh nicht, dass Melinda es begriffen hat. Einsicht sieht für mich anders aus. Dass Delia ihren Freunden zu Hilfe kam, stelle ich gar nicht erst infrage. Das fand ich gut, doch dabei hätte man es belassen können. Ich habe mit Delia während dieser Folge so mitgelitten und konnte ihre Situation und ihre Ängste wirklich verstehen und nachvollziehen. Sie ist Mutter, und das spielt Camryn außerordentlich gut. Bei Melinda sieht das nun schon wieder anders aus. Sie ist zwar ebenfalls Mutter, müsste deshalb auch Muttergefühle haben, auch wenn man bei ihrem Charakter zurzeit zweimal überlegen muss, weil es nicht anschaulich genug herüber gebracht wird.

"You know what? It's just Cassidy, okay? It's gonna be over soon, I promise. Do you want some cocoa?"

EXCUSE ME?! Es geht um Aiden. Es geht um ihren Sohn, nur mal so als Erinnerung. Ich verstehe das einfach nicht. Leugnet Melinda die Gefahr, die Qualen, die ihr Sohn eigentlich ausstehen bzw. durchleben muss wegen seiner Fähigkeit, die Gefühle und Erlebnisse anderer Leute, toter Menschen, nachzuempfinden? Am Anfang der aktuellen Staffel wollte ich meistens ausschalten, weil ich die übertriebene Darstellung von Jennifer Love Hewitt als Mutter einfach nicht mehr sehen konnte und wollte. Doch jetzt erinnert mich eigentlich nur noch der kleine Aiden daran, dass Melinda Mutter ist. Entweder Jennifer ist nicht in der Lage, diesen Part überzeugend zu spielen oder der Charakter soll einfach so oberflächlich und gefühllos dargestellt werden. Überzeugen kann nur noch Jim alias David Conrad als liebevoller Vater, der diesen "Job" von der ersten Episode dieser Staffel an einfach nur ausgezeichnet macht, ohne übertrieben zu wirken.

Auch im Zusammenwirken mit Aiden kam es dann zu einer zweifelhaften Szene, bei der ich einfach nur den Kopf schütteln musste. Kann Melinda ihren Geister"kram" nicht einmal für eine Minute ruhen lassen, wenn es ihrem Sohn schlecht geht? Warum muss sich Jim immer um alles kümmern, vor allem darum, dass es Aiden wieder besser geht? In dieser betreffenden Szene, als die Schachtel mit dem Rabenabbild aufging, hätte sie es ruhig auf sich beruhen lassen können und sich um Aiden kümmern können, wenn nicht sogar müssen. Hatte sie Angst, die Schachtel geht wieder zu? Ich bezweifle stark, auch wenn er seine Visionen zu vergessen scheint, dass seine Fähigkeit als Empath so spurlos an Aiden vorbeigeht, wie Melinda es annimmt. Genauso wenig, dass Aiden über rein gar nichts Bescheid weiß.

"Why didn't you go into the light?" - "We won't leave Cassidy." - "You're protecting her?" - "And you." - "From what? The ghosts? The ones who were guilty?" - "Yes, but they aren't ghosts anymore."

Bei Naomis Erwähnung, die Geister seien keine Geister mehr, bekam ich eine Gänsehaut, und spätestens seit dieser Szene wusste man dann auch, dass die Schatten (wieder) aufgetaucht sind. Die Story um diese Wesen wurde spannend umgesetzt. Ich hätte allerdings gerne erfahren, was aus Madame Greta wurde, nachdem sich die Schatten an ihr nährten. Sind diese Geister dann einfach weg? Also quasi ein zweites Mal tot? Ich hoffe wirklich, die Serienmacher stellen sich jetzt nicht wieder selbst ein Bein und präsentieren uns eine Stand-Alone-Folge nach der nächsten, ohne die Shadows und Shinies zu erwähnen. Da diese Staffel - insgesamt betrachtet - noch keinen guten Eindruck bei mir hinterließ, wäre das fatal.

"Somebody's gotta look after you guys. […] What's wrong?" - "I just wish we knew what was so important about children's ghosts."

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf Ned, Eli und Jim eingehen. Obwohl ich Eli nicht so gerne mag, hatte er einige lustige, aber auch ernste, Szenen. Neds Entwicklung geht ja auch von Episode zu Episode weiter, jetzt hat er den Assistenzjob bei der Professorin erhalten. Bei ihm hat man gemerkt, dass er zwischen den Stühlen saß. Er wollte seine Mutter nicht enttäuschen, andererseits Melinda nicht im Stich lassen. Auf mich wirkt er jedoch manchmal schon wie besessen nach Okkultismus. Mit Jim fällt man leider wieder in alte Muster zurück, sodass er ständig die Funktion der Auskunft oder Gelbe Seiten übernimmt. Mehr als die Rolle des Vaterseins und des Arztes haben die Autoren für David Conrad nicht umsetzen können. Sein Charakter scheint mir ziemlich unterfordert und macht deshalb zwei Schritte zurück. Doch das war bereits in der vierten Staffel so, wo es die Serienmacher einfach nicht geschafft haben, ihm eine überzeugende Storyline zu schreiben.

Randnotizen

  • Logik: "Ghost Whisperer" ist nicht gerade eine Serie, die sich auf ihrer Logik ausruhen kann, doch daran habe ich mich gewöhnt. Vielleicht sollte man trotzdem mal bei speziellen Szenen, vor allem die mit den Geistern, darüber nachdenken, was man da eigentlich erzählt. Ich komme mir nämlich oft einfach veräppelt vor. Glauben die Autoren, die Zuschauer folgen den Dialogen nicht und legen keinen Wert auf Logik? Zu einer dieser absurden Szenen gehörte, als Melinda behauptete, sie hätten herausgefunden, Madame Greta hätte in den vergangenen Jahren eine Menge Geister ins Haus gelockt. Wie bitte haben sie das herausgefunden? Gibt's eine Meldepflicht oder -stelle für Geister? Vielleicht im Copeland-Flügel in der Rockland Universität? Das wäre mir neu. Dass man die Unschuld von Naomi und des Geistes, die Cassidy beschützten, herausfinden konnte, erschien mir da viel plausibler.
  • Aiden: Was meinte Madame Greta damit, ob Melinda wüsste, wo Aiden sei? Ich glaube nämlich nicht, dass sie das nur allgemein gefragt hat, sondern dass diese Frage schon mehr in sich hatte als zuerst gedacht. Meine Vermutung ist ja, Aiden kommuniziert längst mit den Schatten, auch wenn er vor ihnen Angst hat. Oder es geht längst etwas Mächtigeres vor sich.
  • The dead is talking: Was mir mal wieder aufgefallen ist. Im Krankenhaus unterhält sich Melinda leise und diskret mit Jim über die Geister. Das erinnerte mich an lustige Szenen aus den ersten beiden Staffeln, als sie manchmal ein Telefongespräch vortäuschte, wenn plötzlich ein Geist erschien. Als dann allerdings in dieser Folge Naomi im Krankenhaus erschien, sprach sie laut und in voller Größe mit ihr - in einem öffentlichen Gebäude. Manchmal passt das Verheimlichen ihrer Gabe nicht ganz mit dem Szenario zusammen. Rein zufällig waren in dieser Szene weder Krankenhauspersonal noch Patienten in Sicht, was mal wieder ziemlich inkonsequent war.

Fazit

Endlich sind die Serienmacher detaillierter auf die Schatten eingegangen, auch wenn noch die Frage im Raum steht, warum sie so an Geisterkindern interessiert sind. Ich hätte mir diese Folge gerne als 100. Episode gewünscht, denn so macht die Serie nämlich Spaß. Joey King, Dendrie Taylor und Melinda Clark haben großen Anteil daran, dass sich diese Folge so durchsetzen konnte, denn sie haben ihre Gastrollen mit Bravour gespielt, allen voran die kleine Joey. Doch trotz einer Menge dramatischer Momente und Spannung bis zum Schluss, muss ich wegen einer charakterschwachen Melinda Gordon einen Punkt abziehen. Ich kann/möchte diese Entwicklung, hauptsächlich als Mutter, nicht nachvollziehen und verstehen.

Dana Greve - myFanbase

Die Serie "Ghost Whisperer - Stimmen aus dem Jenseits" ansehen:


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