Bewertung

Review: #3.08 Die Zweitgeborenen

Nur noch zwei Episoden bis zum großen Finale. #3.08 Die Zweitgeborenen hat sich verglichen mit den bisherigen Episoden der dritten Staffel auf sehr wenige Schauplätze beschränkt. Allerdings gab es nur ein großes Highlight und jenes spielte sich diesmal in Königsmund ab.

"Isn't it a man's duty to be drunk at his wedding?"

Es war der lang erwartete Moment der ersten Zweckhochzeit in Tywin Lannisters Komplott. Die erste Hochzeit wurde vollzogen und wenn die anderen Hochzeiten nur halbwegs genial inszeniert werden wie eben diese, werden in "Game of Thrones" noch große Highlights kommen. Von Anfang bis Ende wurde Sansa und Tyrions Hochzeit mit viel Liebe zum Detail und glänzendem Dialogwechsel aufgezogen, denn es hat an nichts gefehlt. Anfeindungen, Offenbarungen, Konfrontationen, starkes Schauspiel und Joffreys berühmt berüchtigte Widerwärtigkeit.

Kann man Tyrion noch mehr mögen als ohnehin schon? Während er in der zweiten Staffel die Fäden in der Hand hielt, muss er sich nun den Machtspielen seines Vaters beugen. Ergeben tut Tyrion sich aber lange nicht, zumindest nicht, ohne alles unkommentiert zu lassen. Nicht nur, dass er für Sansa sein Bestmögliches tut, um ihr noch mehr Leid zu ersparen. Im Saal blamiert er das Ansehen seiner Familie und bringt Joffrey im Gegenzug zu seiner unmöglichen Geste bei der Trauung zum Ausrasten. Tywin kann in letzter Sekunde schlimmere Scham durch Tyrion vermeiden, aber Tyrion hat zumindest für den Moment die Genugtuung bekommen, die er wollte. Herzzerreißend war die folgende Szene, in der Sansa ihrer Pflicht als gute Ehefrau nachkommen will und Tyrion ihr schwört, sie nicht anzurühren. Und jetzt beginnt seine Wache. Am erfreulichsten ist, dass zwischen Shae und Tyrion allein durch den vielsagenden Blickwechsel ihre Welt nun halbwegs wieder im Lot zu sein scheint.

"If you ever call me sister again I'll have you strangled in your sleep."

Der heimliche Szenendieb war aber keine andere als Cersei Lannister. Es wurde Zeit für die Königin, sich gegen die Tyrells zu wehren und ihren Standpunkt klar zu machen. Zu lange hat sie sich die Machenschaften gefallen lassen und ist nun an der Reihe, Margaery in einer brillant ausgefeilten Szene zu belehren. Es ist eine Kunst von Lena Headey, auf den Punkt genau präsent zu sein. In einer grandiosen Metapher lässt sie am Ende der Geschichte Margaery mit einer eiskalten Drohung zurück und zeigt, wie viel sie von ihrer geheuchelten Freundschaft und den Tyrells hält. Nämlich nichts, was sie auch Loras kurz und knapp mit ihrer charmant direkten Art ins Gesicht sagt. Cersei ist ein genialer Charakter und ebenso wie Tyrion wehrt sie sich auf ihre eigene Art.

"The usurper Robb Stark. The usurper Balon Greyjoy. The usurper Joffrey Baratheon."

Spätestens seit der Schattengeburt ist Melisandre ein Mysterium für sich. Jetzt befindet sich auch Gendry in ihren Fängen. Zwar haben sich die Szenen mit den beiden ziemlich in die Länge gezogen, nur um viel Haut zu zeigen, aber sie waren nicht unerheblich für die Handlung. Melisandre scheint erneut ein Schattenbaby mit königlichem Blut gezeugt zu haben. Noch gruseliger war die darauffolgende Szene, in der Stannis die drei Blutegel für die drei Könige verbrennt. Die Szene hat mir einen Schauer über den Rücken gejagt. Wie wir alle wissen, haben sich Melisandres Prophezeiungen bisher oft als richtig erwiesen. Bei den zwei letzteren Herrschern würde mich deren Abgang nicht stören, doch leider deutet jede Episode immer mehr darauf hin, dass auch Robb Starks Lebenszeit nicht mehr lang von Dauer sein könnte.

Bei so vielen Herrschern verliert man leicht den Überblick. Komplett vom Schirm war Stannis Baratheon, der in #3.03 Der Weg der Züchtigung wie ein gebrochener Mann wirkte und in dieser Episode nicht minder gering unter Melisandres Einfluss steht. Man findet nicht recht Zugang zu Stannis, obwohl er nun seit der zweiten Staffel zum Hauptcast gehört. Doch in der Szene mit Davos Seewert kommt das erste Mal Sympathie für den verbliebenen Baratheon auf. Ihr Gespräch rückt nicht nur wunderbar die Männerfreundschaft in den Vordergrund, sondern zeigt auch den gegenseitigen Respekt. Obwohl Stannis Davos eingesperrt und als Verräter abgestempelt hat, sieht Davos keinen Grund, sauer auf seinen König zu sein, und steht ihm nach wie vor als Berater zur Seite. Und Stannis erkennt, dass er einen Fehler begangen hat und revidiert diesen endlich. Doch noch sympathischer ist und bleibt Davos, der von dem grandiosen Schauspiel von Liam Cunningham profitiert, welcher in wenigen Szenen das beste herausholt und durch das selbstständige Lesenlernen einsam im Kerker die Zuschauer rührt.

"The truth is, you’re lucky. You don’t wanna be alone out here girl."

Es war zu erwarten, dass Arya die erste Gelegenheit nutzen würde, sich am Bluthund zu rächen. Man sieht ihr an, wie sie mit sich kämpft, als sie nur den Stein loslassen und Sandor Clegane und seine Gräueltaten damit endgültig hinter sich lassen kann. Glücklicherweise hat sie es nicht getan, denn der Bluthund hat seit der ersten Staffel eine große Charakterwandlung durchgemacht. Nochmals verflucht er Joffrey und alles, was mit ihm zu tun hat – und lässt Arya das erste Mal seit ihrer Reise neuen Mut schöpfen, indem er sie zu Robb und Catelyn bringen möchte. Noch vertraut ihm Arya nicht und bezeichnet ihn als das Schlimmste überhaupt. Aber als Zuschauer kennt man den Bluthund besser und stimmt dessen Zitat zu. Mir gefällt schon jetzt diese Konstellation und es wird sicher noch amüsante Szenen zwischen den beiden geben. Die Starks waren in dieser Folge sehr rar vertreten, doch letztlich hat man nur Jon Schnees spannende Storyline vermisst.

"A man who fights for gold can’t afford to lose to a girl."

Ein Mädchen ist sie lange nicht mehr. Auch gegen Mero kann sich die Drachenkönigin mühelos durchsetzen und bewahrt bei der offenkundigen Ungehobeltheit alle Ruhe und ihr Pokerface bei. Durch Mero wird erneut gezeigt, was passiert, wenn man sich Daenerys Targaryen in den Weg stellt. Buchkenner haben Daario Naharis mit viel Kontroverse erwartet. Er hat keine blauen Haare und keine Goldzähne wie im Buch, dafür aber hat man ihm seine Dolche und seinen Charme gelassen. Es ist an seinen Augen abzulesen, dass er Daenerys vergöttert und auch wenn die Badszene ebenfalls nur der nackten Haut willen in die Länge gezogen wurde, brachte sie eine neue Handlung in Fahrt. Mit Daario hat Dany einen weiteren Untergebenen, doch dessen Hinterlist scheint mehr ihrer Schönheit als seiner Überzeugung geschuldet zu sein. Noch verhält es sich mit Daario wie mit vielen anderen undurchsichtigen Charakteren in "Game of Thrones". Man traut ihm nicht über den Weg, aber sein Charakter scheint eine neue Wendung zu bringen und ich bin mehr als gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen ihm und Dany weiterentwickelt. Die Namensgeber dieser Episode hätte ich mir ein wenig beeindruckender vorgestellt, aber da wir die Armee der Second Sons nur oberflächlich zu Gesicht bekommen haben, kommt das sicherlich noch.

Interessant war die Szene zwischen Missandei und Dany, die auf den zweiten Blick viel tiefgründiger ist, als zunächst scheint. Dany spricht das erste Mal über ihren toten Gemahl Khal Drogo und merkt, dass sie die dothrakische Sprache bald verlernt. Missandei nimmt Irris Platz ein, als sie Dany die Aussprache desselben Wortes wie damals in #1.03 Lord Schnee beibringt. Das zeigt nicht nur, dass Dany in ihrer Dienerin eine neue Freundin gefunden hat, sondern dass Dany langsam ihre Vergangenheit loslässt. Vor einer Woche hatte sie noch keine Armee, vor einem Jahr noch keine Drachen, wie sie selbst sagte. Das hat sich nun geändert und mit Daarios offensichtlich lüsternen Blicken scheint ein eventueller Liebhaber in Danys Leben getreten zu sein. Sie scheint sich durch das hilfreiche Bündnis in erster Linie an den 2000 weiteren Soldaten zu erfreuen, die ihre Armee Woche für Woche bedrohlicher und mächtiger werden lassen. Daenerys’ Storyline ist in dieser Staffel mit diejenige, die kontinuierlich in jeder Szene überzeugen kann und immer für Spannung und der passenden Portion Witz und Coolness gut ist.

"Don’t go out there."

Ein bisschen Action gab es glücklicherweise am Ende. Während Sam und Gillys Beziehung auf mich noch zu einfach und gezwungen wirkt und ihr Gespräch am Lagerfeuer über Babynamen mich dementsprechend kalt ließen, waren die Schlussminuten ein herrlicher Anblick. Das immer lauter werdende Krächzen der Raben im Hintergrund, die verlassene Hütte mitten im düsteren Wald und dann die plötzliche Stille – der perfekte Spannungsaufbau lassen einem den Atem anhalten. Es kommt, was man ahnt. Es ist der Weiße Wanderer aus dem zweiten Staffelfinale höchstpersönlich, der nach seinem Opfer verlangt. Doch wenn seine Liebste in Gefahr ist, mutiert Sam zu einem mutigen Krieger und kämpft das erste Mal in seinem Leben – mit Erfolg. Die grandios animierte Szene, in welcher der Wanderer durch Drachenglas vernichtet und sich in Eisstaub auflöst, zeigt abermals, welche großartigen Effekte die Serie auf dem Kasten hat.

Fazit

Es gab viele gute Einzelaktionen, allerdings war das Gesamtbild der Episode nicht so stimmig wie in den vorherigen Episoden. Sie fungierte als Füller, um auf die zukunftsweisenden Ereignisse für die letzten zwei Folgen vorzubereiten.

Tanya Sarikaya - myFanbase

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