Bewertung

Review: #3.13 Unsterblich

Foto: Anna Torv, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Anna Torv, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Mit #3.13 Immortality taucht "Fringe" wieder in die Farbe Rot. Das erste Mal seit #3.08 Entrada bekommen wir das Paralleluniversum zu Gesicht und damit auch wieder Bolivia/Fauxlivia/Olivianate/Altlive/Whatever, sowie Walternate, Alt-Charlie, Lee und die ganzen anderen Charaktere von der anderen Seite. Und passend zur "roten" Welt zieht sich auch die symbolische Bedeutungen der Farbe durch die Folge: Rot wie die Liebe, aber auch Rot wie der Zorn und Rot als Warnsignalfarbe, die uns darauf hinweist, dass wir bestimmte Grenzen nicht überschreiten sollten.

"I don't know what they pay you here, but I definitely need you in my life."

Dass man uns mit dieser Folge eine kleine Auszeit von den Geschehnissen auf unserer Seite gönnte, hätte zu keinem anderen Zeitpunkt besser gepasst. Denn die letzten Folgen lagen doch immer recht schwer im Magen, was vor allem an der bedrückenden Story rund um Peter und Olivia lag. Und nachdem das Ende der vergangenen Episode klar machte, dass sich die Situation zwischen den beiden sogar noch verschlimmern wird, tat es einfach gut, den Zuschauern eine kleine Pause zu ermöglichen und stattdessen einen Blick auf die andere Seite zu werfen und zu schauen, was in der Zwischenzeit die alternativen Charaktere so getrieben haben.

Doch wirklich harmonischer geht es im anderen Universum auch nicht zu. Denn auch dort gibt es Beziehungen, die keinen leichten Stand haben. In diesem Fall ist es die Beziehung zwischen Bolivia und Frank, den wir bereits aus dem Finale der zweiten Staffel, sowie aus der Folge #3.03 Milo kannten und einen recht sympathischen Eindruck machte. In der zuletzt genannten Episode verabschiedete er sich von (B)Olivia, da er sie aufgrund einer längeren Geschäftsreise verlassen musste. Nun kehrt er zurück zu "seiner" Olivia, die gar nicht mehr so sehr die Bolivia ist, die er kennt. Ja, auch Bolivia haben die Ereignisse auf unserer Seite nicht unberührt gelassen und besonders Peter wird einen ungeahnten Einfluss auf sie gehabt haben, was wahrscheinlich noch nicht mal Bolivia selbst wahrhaben wird bzw. wahrhaben will. Denn ihre Reaktion, als Frank sie am Ende der Episode fragte, ob sie einen anderen Mann liebe, schrie geradezu nach Unsicherheit, während andererseits das Ja zu Franks Heiratsantrag ein Anzeichen von Gefühlsverleugnung war. An sich dürfte man ja kein Mitleid mit Bolivia haben, die wahrscheinlich den Hass sämtlicher Olivia/Peter-Shipper im Verlauf dieser Staffel auf sich gezogen haben wird. Dennoch hatte die Szene sehr bewegt, in der die momentan gefühlsunsichere Bolivia von Frank verlassen wird. Und genau das ist eine großartige Leistung der "Fringe"-Macher, die ziemlich offensichtlich versuchen, die Zuschauer auch mit dem anderen Universum sympathisieren zu lassen und sie somit selbst in einen emotionalen Zwiespalt reinreiten, sobald es zur alles entscheidenden Frage kommt, welche Welt überleben wird.

"If you had asked me a week ago, I would have told you I would do anything to save our world, when in fact, there are lines I simply cannot cross. Does that make me weak?"

Der Versuch, die Zuschauer auch für Welt B und deren Charaktere zu erwärmen, wird auch am Charakter Walternate deutlich. Natürlich ist er für viele der "Böse" der Serie, doch spätestens seit #3.05 Bernstein 31422 haben wir auch sehen können, dass Walternate nicht der typische Antagonist ist, sondern sehr wohl auch zu Reue und Mitgefühl fähig ist, während er verzweifelt versucht, seine Welt zu retten. Dass er dabei recht kaltherzig agiert, wird im Grunde genommen nur eine Auswirkung dessen sein, was Walter ihm angetan hat. Denn die Entführung seines Sohnes wird zweifelsohne dafür gesorgt haben, dass aus Walternate dieser verbitterte Wissenschaftler wurde. In dieser Folge wird der Grat zwischen gutem und bösen Charakter sogar noch einmal ein wenig schmaler, als Walternate Alt-Brendon klarmacht, dass er Experimente an Kinder auf gar keinen Fall zulassen wird und für ihn ein Tabu darstellen. Im Gegensatz dazu steht natürlich der vermeidlich liebenswerte und "gute" Walter, der in seiner Vergangenheit zahlreiche Experimente an Jungen und Mädchen verübt hat und in diesem Fall der herzlosere von beiden ist. "Fringe" möchte also gar nicht erst mit den Begriffen gut und böse kommen, da sie im Grunde auch gar nicht existieren. Das muss man der Serie nach wie vor zu Gute halten und wenn die Macher weiterhin diesen Weg gehen und noch ein wenig intensivieren, so könnte die Entscheidung, ob Welt A oder B überleben soll, uns Zuschauer in eine richtige Zwickmühle bringen.

Neben den charakterzentrierten Themen, wird natürlich auch "over there" an einem Fall sowie ein wenig am roten Faden gearbeitet. Ersteren, also den Fall der Woche, sollte man ernsthaft meiden, wenn man an einer Insectophobie leidet oder es einfach sehr unappetitlich findet, wenn massenweise Käfer aus dem Körper eines Menschen krabbeln. Trotz eines recht hohen Ekelfaktors und der ganz netten Wendung am Ende der Episode, war der Fall der Woche natürlich absolut belanglos und erinnerte auch ein wenig an schon Gesehenes – nicht zuletzt deshalb, weil das Thema "Käfer frisst sich durch menschlichen Körper" auch schon in der "Akte X“-Folge #7.19 Nikotin verarbeitet und gleichzeitig um ein Vielfaches ekelerregender in Szene gesetzt wurde. Dennoch hat es Spaß gemacht, dem anderen Fringe-Team bei den Ermittlungen zuzuschauen, was man der dort weiterhin herrschenden tollen Dynamik zwischen den Charakteren zu verdanken hat. Alt-Charlie und Lincoln Lee sind mittlerweile wirklich liebgewonnene Figuren geworden, deren Neckereien und lockerer Umgang miteinander richtig Laune macht und momentan in einem großen Kontrast zu dem Fringe-Team auf unserer Seite steht. Generell war diese Episode im Vergleich zu den vorherigen um eine Vielzahl lockerer und humorvoller, was der Serie definitiv gut tat. Und auch ohne Walters Verrücktheiten gab es genügend Szenen zum Schmunzeln, die man hauptsächlich Alt-Charlie zu verdanken hat, der einen super Spruch nach dem anderen raushaute ("Mam, no one is going to eat your dog, all right? Thank you for your call. Um, these people are freaks! Man, what's going on in this city? I'm gonna get a sandwich.")

"You’re the mother of my future grandchild."

Der rote Faden wurde zwar nur geringfügig aufgegriffen, war aber dennoch genug, um uns Zuschauern klarzumachen, dass auf Peter, Olivia und Co. schwere Zeiten zukommen werden. Alt-Brendon und sein Team haben nämlich nun auch auf ihrer Seite die apokalyptische Waffe der "First People" fertiggestellt und ihnen fehlt nur noch ein Teil, um sie auch zum Laufen zu bringen: Peter. Bisher stand natürlich immer die Frage im Raum, wie Walternate es hinbekommen will, Peter wieder auf seine Seite zu bringen. Das Ende dieser Episode lässt uns nun erahnen, in welche Richtung sich das ganze entwickeln wird. Ja, "Fringe" lässt am Ende dieser Folge für diejenigen, die noch nicht verspoilert waren, die Bombe platzen: Bolivia ist von Peter schwanger! Damit hat Walternate natürlich zwei Möglichkeiten: Entweder, er konfrontiert Peter damit mit der Hoffnung, ihn so für seine Welt zu gewinnen, oder er benutzt das Baby direkt, um die Waffe in Betrieb zu setzen.

Somit lässt uns "Fringe" zum dritten Mal hintereinander mit einer Entwicklung zurück, die einen skeptisch macht. Am Ende von #3.11 Reciprocity war es das Hervortreten von Peters "dunkler" Seite, am Ende von #3.12 Concentrate and Ask again die Tatsache, dass Peters Entscheidung zwischen Olivia und Bolivia gleichzeitig die Entscheidung des Kriegs bedeutet und nun also die Enthüllung, dass Bolivia ein Kind von Peter erwartet. Keine Frage, das Ganze könnte ganz großartig werden – aber eben auch ein riesiger Flop. Denn ob es wirklich so eine gute Idee war, die große "Fringe"-Mythologie mit den ganzen, fast schon soaplastigen, Beziehungselementen zu koppeln, ist bei weitem noch nicht klar. Bisher war die "Fringe"-Mythologie immer etwas Eigenständiges, ebenso wie die Beziehungen zwischen den Charakteren und von daher auch klar voneinander abgegrenzt. Dass die Zukunft eines ganzen Universums jetzt von Liebe, Schicksal und Vorbestimmung abhängig ist, ist und bleibt für mich nach wie vor ein wenig befremdlich und ich weiß noch nicht, ob ich diese ganzen Entwicklungen gut heißen soll, da es eben wirklich passieren kann, dass die Macher ihre Serie damit gegen die Wand fahren.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


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