Bewertung

Review: #1.08 Einschneidende Ereignisse

Foto: Charlie Barnett, Chicago Fire - Copyright: NBC Universal Media
Charlie Barnett, Chicago Fire
© NBC Universal Media

Nach #1.07 Zwei Familien war ich mir sicher, dass die Handlungsstränge um den Jungen Ernie und Chief Boden oder über Cruz und seinen Bruder Leon fortgesetzt werden, doch diese Folge rückt vor allem Peter Mills in den Mittelpunkt und zeigt, dass es nicht immer einfach ist, nach einem harten Tag als Feuerwehrmann zum normalen Alltag zurückzukehren.

"Afterwards I'm looking at Mouch telling storys, Cruz playing video games... I don't know how to do it."

Dass die zwei Handlungsstränge, welche in der letzten Episode aufgegriffen wurden und jetzt nicht sofort weiterverfolgt werden, hat mich zu Anfang zwar ein bisschen verwundert, ist aber jetzt nicht weiter schlimm, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden. So zeigt ein Teil dieser Episode die Verarbeitung eines schlimmen Zugunglückes, bei dem ein Mädchen ums Leben gekommen ist. Hier wird klar, dass Peter Mills der Neue im Team ist, und erstens noch nicht oft beziehungsweise noch gar nie, an solchen Fällen arbeiten musste und zweitens auch nicht genau weiß, wie er anschließend damit umgehen soll. Denn im Gegensatz zu den anderen, welche wieder zum normalen Tagesablauf übergehen, weil sie sich im Laufe der Jahre ein gewisses Schutzschild zugelegt haben, kann er mit dem Gesehenen und Erlebten nicht umgehen.

Hervorgestochen sind bei diesem Handlungsstrang, bis auf die letzte Sequenz, die ich später noch speziell erwähnen möchte, zwei Szenen. Die erste ist diejenige als Mills weinend zusammenbricht. Diese Szene ist einerseits sehr emotional und zeigt andererseits auch, dass starke Männer, Feuerwehrmänner, zusammenbrechen können, und dass ihr Job unglaubliche Spuren hinterlassen kann. So ist es sehr wichtig, dass die Männer und Frauen in diesen Berufsgattungen lernen, das Gesehene zu verarbeiten und dann schnell wieder zur Tagesordnung überzugehen, denn nur so können sie sich selbst vor psychischen Schäden schützen. Die zweite Szene, die mir sehr gut gefallen hat, ist das Gespräch zwischen Mills und Chief Boden. Hier wird wieder die Vaterrolle von Boden, welche ich in meiner letzten Review schon erwähnt habe, deutlich. Gut gefallen hat mir aber auch, dass Mills sich Boden öffnet und ihm gesteht, dass er einfach nicht weiß, wie er mit dem Vorfall umgehen soll und es für ihn vor allem befremdlich ist, dass alle anderen sich einfach normal verhalten. Sehr schön war natürlich auch, dass Casey Boden extra noch darum gebeten hat, Mills im Auge zu behalten. Hier wird klar, dass wie Otis in der letzten Folge in seinem Podcast betont hat, die Mitarbeiter der Wache füreinander eine zweite Familie sind.

Sehr interessant ist auch die Begegnung zwischen Mills Mutter Ingrid und Chief Boden. Dass sich die beiden von früher kennen, ist darauf zurückzuführen, dass Boden zusammen mit Mills' Vater bei der Feuerwache gearbeitet hat, wieso jedoch Boden Ingrid etwas schuldet, ist mir momentan noch schleierhaft und kann so vielleicht noch zu einer Überraschung führen. Positiv zu werten ist jedoch, dass Boden wohl nicht auf Ingrids Forderung eingegangen ist, sonst würde sich ja weder Casey noch Severide nach dem Gespräch mit dem Chief um Mills bemühen.

Und so kommen wir zu der letzten Szene in diesem Handlungsstrang. Ich glaub genau so eine Begegnung wie mit Sophie, einem lebenslustigem Mädchen, dass ohne die Feuerwehr, im speziellen Casey, nicht mehr am Leben wäre, war das Richtige für Mills, denn dadurch wird ihm klar, dass sie in erster Linie Menschenleben retten und dies ihnen ganz oft auch gelingt. Klar, gibt es immer wieder Verluste und damit muss man lernen umzugehen, wenn man sich aber die Rettungen ins Gedächtnis ruft, dann kann man durchaus sagen, dass alle Feuerwehrmänner Helden sind.

"It should be ours."

Shay entwickelt sich für mich immer mehr zu der guten Seele in der Wache, die jedoch oft mehr auf die Gefühle anderer achtet, als auf ihre eigenen. So lässt sie sich nicht nur von Kelly immer wieder mit den Worten, dass dieser seine Schmerzmittel im Griff hat, vertrösten, sondern lässt sich nun auch wieder auf ihre Ex-Freundin Clarice ein, die in der Vergangenheit wohl für eine ziemlich schmerzhafte Trennung verantwortlich war und nun in der Zukunft mit Ehemann und ungeborenem Kind auch nicht gerade die geeignete Kandidatin für eine sorglose und problemlose Beziehung ist.

Die Tatsache, dass sich Clarice und Shay getrennt haben, unter der Trennung vor allem Shay gelitten hat, kann man Clarice wohl nur bedingt vorwerfen und ist auch nicht der Grund, dass sie mir so unglaublich unsympathisch ist. Zur Trennung braucht es immer zwei, und dass Clarice nun verheiratet ist und ein Kind erwartet, zeigt wohl, dass sie sich in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft doch nicht ganz wohl fühlte, beziehungsweise sich nicht ganz sicher war, ob es das ist, was sie will. Dass sie sich beim "ausleben" nun gleich verheiraten musste und schwängern ließ, ist eine andere Geschichte und findet natürlich nicht unbedingt meine Zustimmung. Doch um dies alles genau zu beurteilen, wurden uns viel zu wenig Fakten über Clarice, ihre Motivation, sowie die Trennung von Shay geliefert.

Was mich an Clarice jedoch hauptsächlich stört, ist ihre Art mit Shay umzugehen und so finde ich es verständlich, dass Dawson, die wohl auch die ganze Trennungsgeschichte mitgekriegt hat, in der letzten Folge eingegriffen hat, obwohl sie natürlich, indem sie sich direkt an Clarice gewendet hat, zu weit gegangen ist. Im Hinblick auf Clarice, scheint dieser nun wohl klar geworden zu sein, dass ihre Beziehung mit dem männlichen Geschlecht doch nicht funktioniert. Doch statt sich alleine darüber klar zu werden, was sie nun tun will und wie es mit ihren ungeborenen Kind weitergehen soll, flüchtet sie zu Shay und verlangt, wenn auch nicht ausdrücklich, von ihr, dass sie ihr die Entscheidung abnimmt. Dass sie in Shay damit Hoffnungen und schmerzhafte Erinnerungen weckt und somit völlig egoistisch handelt, ist ihr scheinbar egal. Klar wird dies vor allem mit Clarices Abschiedsworten, dass ihr ungeborenes Kind ihres und Shays hätte sein sollen. So verlässt sie Shay mit dem Gefühl, dass diese durch eine etwas stärkere Intervention hätte dafür sorgen können, dass Clarice bei ihr bleibt und sie zusammen eine Familie gründen können. Ich gehe stark davon aus, dass Shay nun erneut unter der Trennung von Clarice leiden wird, was zusätzlich zu ihrem Zwist mit Kelly sicherlich nicht einfach für sie sein wird.

"She made me drink it"

Dass Dawson es mit den Regeln nicht so genau nimmt, haben wir schon in der Pilotfolge erfahren, als sie bei einer Rettung ihre Kompetenzen überschritten hat. Auch in dieser Episode zieht Dawson Chief Bodens Zorn auf sich, nicht weil sie ihre Kompetenzen als Rettungssanitäterin überschreitet, sondern weil sie einen Fall, den das Jugendamt ad acta legt, selbst in die Hand nimmt. Auch wenn sich Dawson Shay gegenüber mit einem alten Fall, den sie mit ihrem alten Partner zusammen erlebt hat, erklärt, bin ich mir sicher, dass sie auch ohne diese Vorgeschichte genauso gehandelt hat. Dawson handelt, wenn sie sich im Recht fühlt oder wenn es ihr nötig scheint, ohne groß nachzudenken und manchmal vielleicht auch zu überstürzt, doch verbirgt sich dahinter immer eine gute Absicht. Sie kann Unrecht nicht ausstehen und hat keine Geduld sich mit der langwierigen Bürokratie auseinanderzusetzen. Diese Charaktereigenschaft ist, wie schon erwähnt, in der Pilotfolge zum Vorschein gekommen, dringt aber auch bei ihrem Beschützerinstinkt gegenüber Shay durch und erklärt ihr Vorgehen im Zusammenhang mit Clarice. Vielleicht gefällt mir gerade diese Eigenschaft gepaart mit Caseys gut überlegter Art sehr gut und die beiden als Paar würden sich meiner Ansicht nach durchaus gut ergänzen.

"Fifteen years, that's crazy" – "I still miss him"

Auch wenn Casey dieses Mal nicht ganz so zentral im Mittelpunkt stand, bahnt sich hier wohl doch ein erneuter Handlungsbogen an. Ich reime mir einfach mal zusammen, dass Casey das Grab seines Vaters besucht hat, wohl an dessen Todestag. Denn es ist sicher kein Zufall, dass an diesem Tag auch gerade seine Schwester mit ihrer Familie anwesend ist. Die Geschwister scheinen jedoch keine innige Beziehung zu führen, das wird klar, als Matts Schwester ihrer Tochter sagt, dass sie Casey zuletzt vor ein paar Jahren gesehen hat. Ob diese Entfremdung der beiden mit dem Tod des Vaters zu tun hat oder ob sonst irgendetwas vorgefallen ist, werden wir hoffentlich bald erfahren. Schön ist es auf alle Fälle zu sehen, dass auch hier Caseys liebenswerter und fürsorglicher Charakterzug bestätigt wird, indem er jedes Jahr seinem Vater eine Fahne der Blackhawks zum Grab bringt.

Randbemerkungen

  • Die beiden Kanadier sowie Mouchs und Otis' Reaktion darauf waren für mich eindeutig der Schwachpunkt der Episode und deswegen möchte ich auch gar nicht groß darauf eingehen, vor allem deswegen nicht, weil ich hinter Otis' Aktion auch nicht wirklich viel Sinn gesehen habe. Witzig fand ich es nämlich überhaupt nicht, dass er Mouch so bloßgestellt hat, schließlich hat der in Kanada wohl wirklich keine guten Erfahrungen gemacht, was natürlich absolut kein Grund ist, deswegen Kanadier zu hassen und vor allem diesen Missmut an den beiden unschuldigen Feuerwehrmännern auszulassen.
  • Auch bei Severide ist kein Fortschritt zu entdecken, er nimmt weiter seine Medikamente, welche ihm von seiner Bekannten zugeschoben werden. Eigentlich ist es nur noch eine Frage der Zeit bis Kelly im Job Mist baut, weil er zu fest zu gedröhnt ist oder bis ihm niemand mehr Medikamente liefert. Ich hoffe immer noch, dass er bald zur Besinnung kommt und sich beispielsweise eine zweite ärztliche Meinung einholt und endlich Verantwortung übernimmt.

Fazit

Die Folge konnte vor allem durch den Handlungsstrang um Peter Mills punkten, der schön emotional und realistisch aufgebaut war. Auch die Vertiefung der Charaktere Dawsons und Shay und die spärliche Information über Caseys Familie hat mir gut gefallen. Einziger Schwachpunkt war nur die Storyline um die zwei Kanadier, welche leider, dafür dass sie nicht mal lustig war, viel zu viel Screentime einnahm.

Maria Schoch - myFanbase

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