Bewertung

Review: #7.04 Der einzige Zeuge

Castle scheint sich schon vollkommen von seinem Verschwinden erholt zu haben und arbeitet mit Beckett und dem Team an einem Fall eines toten Eisverkäufers mit. Da es bei dem Mord einen Zeugen gegeben hat, der mit seiner Schulklasse auf einem Ausflug war, versucht Castle als Hilfsperson der Lehrerin herauszufinden, welche der Schüler der Zeuge ist. Dieses Vorgehen gestaltet sich aber nicht so einfach, wie gedacht.

"Who kills the ice-cream man?"

Der erste Teil der Episode stellte den Fall eigentlich vollkommen in den Hintergrund, obwohl sich die Tat hier abspielte. Doch Castels Einsatz an der Schule war so witzig und wurde so fokussiert, dass man den eigentlichen Fall dabei fast vergessen konnte. Damit dies nicht passiert, wurde der Handlungsstrang in der Schule nach zwei Drittel der Episode beendet und das Schlussdrittel konzentrierte sich vollkommen auf den Fall. Das führte dazu, dass der Fall zu Letzt doch ganz spannend war und nicht nur als Nebenhandlungsstrang fungierte. Somit haben die Autoren auch sehr gut die Balance zwischen dem ernsten Mordfall und dem witzigen Teil mit Castle und den Schülern halten können und es geschafft eine Episode zu kreieren, die trotz des Mordfalles eine gewisse Leichtigkeit vermitteln konnte.

Die kleinen Einspielungen über den Fall zwischen den Szenen von Castle in der Schule haben bei mir eigentlich nur Verwirrung ausgelöst, da ich die Verbindung zwischen einem russischen Eisverkäufer, der nebenher als Passfälscher gearbeitet hat und einem pensionierten Polizisten einfach nicht herstellen konnte. Und so war dann die Auflösung des Falles eine Überraschung, die noch mit einem schönen Kampfszene in dem Schulzimmer gekrönt wurde, bei der Castle wieder mal mit einem glänzenden Einfall ihn und Beckett retten konnte. Obwohl der Fall nicht viel Mysterie oder unerklärliches bot, war er spannend aufgebaut und konnte vor allem am Ende mit der überraschenden Wendung, dass der Zeuge gar niemand aus der Schulklasse war, punkten. Auch fand ich es schön, dass hauptsächlich Beckett, Esposito und Ryan im Fall ermittelt haben, da Castle ja mit der Schulklasse beschäftigt war. So hat man wieder einmal andere Konstellationen zusammen gesehen und vor allem wurde so wieder die Besonderheit der Serie in den Vordergrund gestellt, nämlich, dass jemand bei der Polizei mitarbeitet, der aber kein Polizist ist und deswegen die Sachen manchmal anders angeht und man ihn auch anderweitig einsetzen kann

"Being 90% kid myself, I have an ability to get into the minds of children and I have the perfect plan." – "Trust me, there is no such thing."

So kommen wir auf den Part der Folge zu sprechen, der mich vollkommen überzeugen konnte, was einerseits daran lag, dass die Autoren wieder einmal auf Castels kindliche Seite eingehen und anderseits an der genialen Darstellung von Nathan Fillion, der es in solchen Handlungssträngen einfach immer wieder schafft, auf der ganzen Linie zu überzeugen. Es war nicht nur witzig, sondern auch herzerwärmend mitanzusehen wie Castle in einer Ernsthaftigkeit mit dem kleinen Mädchen eine Teeparty veranstaltet und dies auch noch in einem Prinzessinenoutfit. Und auch, als Castle relativ schnell feststellt, dass das kleine Mädchen ihm bei der Aufklärung des Falles nicht weiterhelfen kann, versucht er nicht etwas die Teeparty abzubrechen, sondern steht auch bei den anderen Problemen mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn dieser Rat später nicht unbedingt den gewünschten Effekt erzielt. Tatsache ist, dass Castle gerade wegen seiner kindlichen Seite ein wundervoller Vater abgibt und der beste Beweis dafür ist sicherlich Alexis, die sich ja inzwischen zu einer verantwortungsvollen jungen Frau entwickelt hat.

Erwähnt werden muss hier aber auch die Beziehung zwischen Castle und Jason, die meine Lachmuskeln arg strapaziert hat. Es war einfach herrlich wie der kleine Junge Castle provozieren konnte und sich dieser nicht anders zu helfen wusste, als genau mit den gleichen Maschen zurückzuschlagen. Natürlich ist das ganze in der Folge etwas überspitzt dargestellt, doch spreche ich sicherlich für alle Eltern, Lehrpersonen oder Menschen, die in irgendeiner Weise mit Kindern zu tun haben, wenn ich sage, dass es in Wirklichkeit manchmal so ist, dass man sich als erwachsene Person nicht anders zu helfen weiß, als mit den genau gleichen kindlichen Waffen zurückzuschlagen. Schön fand ich dann aber, dass Jason trotz seiner "Feindschaft" mit Castle das Vertrauen zu ihm gefasst hat, und ihm einen Hinweis gegeben hat, wer sich zu der Zeit der Ermordung von Anton in dem Eiswagen aufgehalten hat. So hat Castles kindliches Verhalten kombiniert mit der erwachsenen Erscheinung scheinbar gewirkt und so das Vertrauen der Kinder geweckt, schließlich war Jason ja nicht der einzige der sich ihm mit seinen Problemen anvertraut hat. Vielleicht sollten wir alle ab und zu wieder zum Kind werden, um zu merken, was unsere Kinder beschäftigt. Ich finde diesen Gedanken eigentlich ganz schön.

Gut gefallen hat mir auch die Lehrerin Mrs. Ruiz. Sie stellt in dem Handlungsstrang die Autoritätsperson dar, man merkt aber wie wichtig ihr die Kinder sind, was ihre Distanziertheit gegenüber Castle am Anfang erklärt. Sie hat Angst, dass eines ihrer Kinder verletzt wird und will sie nicht einfach jemandem ausliefern, auch nicht, wenn dieser für die Polizei arbeitet. Diese Distanziertheit endet ganz klar in dem Moment, in dem Mrs. Ruiz Castle gestattet sie mit dem Vornamen anzureden. Hier zeigt sie ihm schön, dass er seine Aufgabe gut gemeistert und alles versucht hat, die Kinder zu schützen. Abgesehen davon waren Mrs. Ruiz Blicke sowie die Reaktionen von Castle auf ihre Aussagen und Gesten einfach wahnsinnig witzig. Die Storyline konnte also von Anfang bis zum Ende überzeugen und wahnsinnig gut unterhalten.

"You are seriously milking this whole I've been missing for two months thing aren't you?"

Gut hat mir auch gefallen, dass man Castles Verschwinden nicht einfach unter den Teppich kehrt, sondern es weiter thematisiert. Wie in dieser Folge muss das Verschwinden überhaupt nicht im Fokus stehen, es reicht völlig, es ab und zu zu erwähnen, zu zeigen, dass man nicht einfach so weiterleben kann wie vorher und es Dinge zu verarbeiten gibt. So waren hier Alexis Ängste ihren Vater erneut zu verlieren völlig verständlich und so versucht sie ihn einerseits zu "überwachen", indem sie ihm via Handy nachspioniert, so dass sie immer weiß, wo er sich gerade aufhält und anderseits versucht sie ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen, vielleicht, dass er nicht noch einmal auf die Idee kommt, einfach so wegzugehen. Denn schließlich weisen die bisherigen Erkenntnisse darauf hin, dass Castle sein Verschwinden wenigstens teilweise selber zu verantworten hatte.

Ein bisschen schade fand ich, dass Beckett Castle fast dazu überreden musste, dass er mit Alexis spricht und ihr so auch die Angst nimmt. Eigentlich ist es ja überhaupt nicht Castles Art, dass er den Gemütszustand seiner Tochter nicht einschätzen kann und diesen in gewisser Weise auch noch ausnutzt, indem er sich von ihr bedienen lässt. So blieb bei mir das Gefühl zurück, dass man hier krampfhaft versucht hat, Beckett in diese Storyline einzubinden, was völlig unnötig war. Denn die Schlussszene zeigt, dass Castle genau weiß, wie er mit Alexis umgehen muss und ihr auch klarmachen kann, dass er nicht einfach so wieder verschwinden wird, ihre Gefühle aber durchaus nachvollziehen kann und sie auch ernst nimmt.

"He's eight years old. You've been here a day and a half and you already have a nemesis?"

Die Private Storyline von Beckett und Castle blieb in dieser Episode etwas auf der Strecke, was aber nicht weiter schlimm war. Vor allem da Castles Verschwinden ja im Handlungsstrang mit Alexis thematisiert wurde. So beschränkte sich Becketts und Castles Szenen in dieser Episode vor allem auf den Fall. Mir ist dabei aber einfach aufgefallen wie locker Beckett damit umgeht, dass Castle eben teilweise noch ein Kind ist. So lässt sie ihn im Büro des Direktors der Schule einfach dieses Spiel spielen und rollt nur leicht mit den Augen, als er voller Freude verkündet, dass er es geschafft hat und es doch ganz leicht war. Und auch als er sich in der Schule mit Jason misst, mischt sich Beckett nicht ein, sondern lässt es einfach geschehen. Dieses Verhalten finde ich großartig, denn es beweist, dass sie auch diese Seite von Castle vollkommen akzeptiert hat und ihn auf keinen Fall verändern will.

Fazit

Eine gelungene Folge, die vor allem mit dem Handlungsstrang rund um Castle und seinen Besuch in der Schule trumpfen konnte, was zu einem Großteil auch Nathan Fillions Schauspieltalent zu verdanken ist. Doch auch der Fall war keineswegs langweilig und die Autoren haben es geschafft, ihm zum Schluss sogar noch eine überraschende Wendung zu verpassen. Dass Castles Verschwinden nicht ganz außen vorgelassen wurde, war unglaublich wichtig, so dass ich für diese Episode mit gutem Gewissen acht Punkte vergeben kann.

Maria Schoch - myFanbase

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