Bewertung

Review: #2.10 Wütende Veronica

Nach der unglaublich enttäuschenden letzten Folge kommt diesmal eine Folge daher, die tatsächlich direkt am Cliffhanger anschließt. Und das ist gut, denn immerhin war dieser einfach spannend und aufregend. Die Story um Meg ist in dieser Episode allerdings nur eine Randgeschichte (im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie bildet den Rahmen, indem sie die Eröffnung übernimmt und kurz vor Schluss wieder aufgenommen und auf tragische Weise beendet wird). Neben der nettten CotW kommt zudem vor allem die Geschichte um die Videobänder von Aaron und Lilly als Hauptschwerpunkt der Folge daher. Zudem erleben wir endlich Wallaces Rückkehr.

Hilfestellung

Obwohl es offensichtlich wird, dass es nicht wirklich Logans Absicht war, seinem Vater zu helfen, ist es doch genau so unabstreitbar, dass dieser Move Aarons Verurteilung ein ganzes Stück unwahrscheinlicher macht. Und da dies Veronica Mars ist, können wir eigentlich fest damit rechnen, dass Aaron freigesprochen wird – einfach nur um uns vor Augen zu führen, wie unglaublich impotent das Rechtssystem ist, wenn es darum geht, berühmte, reiche Menschen zu verurteilen.

Logans Motive sind klar dargelegt. Er will nicht in allen Zeitungen und im Fernsehen Bilder davon sehen, wie seine tote Freundin einst mit seinem eigenen Vater schlief. Durchaus verständlich und dennoch wird auch in dieser Geschichte offensichtlich, dass man mit genug Geld und Einfluss einfach alles machen kann. Auch die Motive Leos sind keineswegs verwerflich, denn seiner behinderten Schwester ermöglichen zu wollen, ein gutes Leben zu führen, ist einer der besten Gründe, um etwas dermaßen Unrechtes zu tun. Und so werden Leo und Logan höchstwahrscheinlich tragische Figuren werden, die in menschlich verständlichen Absichten einem Mörder höchstwahrscheinlich die Möglichkeit bereiten, ungestraft davon zu kommen. Nun bleibt uns die Spannung des Wartenden – denn das Urteil nähert sich nun langsam und erst mit ihm werden wir einen endgültigen Abschluss dieser inzwischen eineinhalb Staffeln langen Storyline erreichen.

Eltern

Dass Meg schwanger ist, hatten wir bereits im Cliffhanger der letzten Folge erfahren – und dass Duncan der Vater sein würde, war auch jeden offensichtlich. Diese Geschichte wird nun aber durch den plötzlichen Tod Megs tragisch zugespitzt. Denn zum Einen ist Duncan nun Vater eines Kindes, das dessen Großeltern so schnell und so christlich-fanatisch wie möglich loswerden wollen. Dass Veronica Meg versprach, dies nicht zuzulassen, als die beiden in einer wunderschönen Szene ihren Frieden miteinander machten (es kommt nicht oft vor, dass Veronica ihren Frieden mit jemandem macht und es war schön anzusehen, dass die sympathisch Meg nichts als Feind Veronicas sondern als durch Umstände von ihr entfernte Freundin abtritt).

Zum Einen wird dadurch natürlich nur noch einmal deutlich, wie krank und sadistisch Megs Eltern wirklich sind, zum Anderen ergeben sich nun für Duncan ungeahnte Schwierigkeiten. Denn als High-School Schüler das Sorgerecht für ein Kind zu erhalten, wenn die Eltern der Mutter dies mit aller Macht verhindern wollen, ist auf legalem Weg so gut wie unmöglich. Auch hier werden die nächsten Folgen interessante und spannende Entwicklungen bringen, auf die sich jeder Veronica Mars Fan freuen kann.

Schichtenspannung Revisited

Auch die CotW hat diesmal eine zentrale Aussage (im Gegensatz zur letzwöchigen, ich mag gar nicht daran denken). Veronica Mars hat als 18-jährige Schülerin mehr Zivilgewissen als die meisten Anderen in einer Jury. Außer dass uns gezeigt wird, dass Veronica trotz (und gerade wegen) ihres Lebens als Detektivin in Lage ist, ihren idealistischen Glauben an die Wahrheit und Gerechtigkeit eines Gerichts zu bewahren, kommt ein weiteres, von Rob Thomas und den Seinen immer wieder angesprochenes Thema hindurch. Wer reich, weiß und in der Gesellschaft hochrangig ist, hat immer einen einfacheren Weg, die Justiz zu umgehen. Die Spannungen zwischen den Schichten Neptunes leben hier für einen kurzen Moment wieder auf, nachdem sie in den letzten Folgen ein wenig untergingen. Es wird allmählich deutlich, dass den Schreiberlingen viel daran liegt dieses Thema immer wieder aufzuwerfen und so Gesellschaftskritik zu üben. Nett gemacht, wenngleich die Idee eine CotW um die Jury-Pflichten eines Hauptcharakters zu spinnen, wenig innovativ ist.

Schnipsel

- Dass ausgerechnet Keith von Bürgermeister Woody Goodman zur Untersuchung des Falles um die Verschwundenen Kassetten herangezogen wird, zeigt zwei Dinge. Mit Woody im Amt hat Keith wieder viel Glaubwürdigkeit und Ansehen in Neptune errungen und (es schwingt nur ganz subtil irgendwo mit und trotzdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren) Keith wird ohne sein Bewusstsein langsam zu einer Marionette des Bürgermeisters. Schon die Wahl Keiths hätte die Macht Woodys auf das Sheriffsdepartment seiner Meinung erweitert – aber auch so findet er Wege, Keith gekonnt als Instrument einzusetzen.

- Wallace ist endlich wieder da. Inzwischen beinahe in Vergessenheit geraten kommt er endlich zurück. Es wird wunderbar sein zu beobachten, ob sich an der Freundschaft zwischen Veronica und ihm nun etwas ändert, nachdem Wallace nun endlich mal offensichtlich gemacht, dass er stets von Veronica ausgenutzt wird und die Beziehung zwischen beiden als einseitig empfindet. Ein Handlungsstrang, der wieder Lust auf mehr Folgen macht.

Fazit

Eine solide Folge, die sich auf eine überdurchschnittliche CotW stützt und zwei gute personenbezogene Storylines anstößt und hierbei einige Staffelhandlungen ruhen lässt.

Auch wenn es schade ist, dass beide "Major-Storylines" der Staffel nicht angesprochen werden, glaube ich, dass es in dieser Folge ein guter Zug war. Das Einstreuen einer der beiden hätte die Folge überladen und der wirklich guten Geschichte um Logan und die Bänder Platz geraubt. Vor allem durch das Vorauswerfen langer Schatten in beiden zentralen Geschichten dieser Folge (Duncans Baby und Aarons nun drohende Freilassung) wird sie zu einem soliden, aber nicht überragenden Gesamtwerk. Letztlich ist es eine Folge, die darauf basiert, große Handlungen vorzubereiten. So tragisch es für alle Meg-Liebhaber ist, ihr Tod ist in dieser Folge ein Mittel zum Zweck, dass dem Anstoßen zentralerer Handlungen dient. Für die gute, vor allem solide Vorstellung gibt es sieben Punkte.

Martin Schultze - myFanbase

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