Bewertung

Review: #1.10 Fröhliche Weihnachten

Nach all der Zeit, wer hätte da noch daran geglaubt, dass wir diese Folge tatsächlich zu Gesicht bekommen? Und eine solche Sommerpause macht auch durchaus Sinn, man will ja schließlich die Quoten weit oben halten und die Folgen an die Jahreszeit anpassen – was passt also besser als eine Weihnachtsfolge bei 30° Außentemperatur? Aber genug Zynismus über die "Fähigkeiten" des ZDF, beschäftigen wir uns mit der Folge.

Bilder

Wie schon in vorangegangenen Folgen werden wir erneut damit konfrontiert, dass Veronica bei allem Anschein nach außen sich doch manchmal dafür interessiert, was andere denken. In diesem Fall war sie so besorgt darum, dass Andere herausfinden könnten, was Duncan über sie in seinem Tagebuch schreibt, dass sie sich in eine weitere Intrige der 09er hereinziehen lässt. So lässt sich erneut festhalten, dass, wenn es um Duncan Kane geht, sie nicht ganz so abgeklärt und tough ist, wie sie Andere gerne glauben machen würde.

Teilweise kann man es natürlich darauf zurückführen, dass dies Informationen aus ihrem früheren Leben sind und sie mit aller Macht versuchen möchte dieses Bild ihrer Vergangenheit nicht zerstören zu lassen. Immerhin scheint diese Vergangenheit für sie in der Retrospektive einfach perfekt; ein perfektes Leben, welchem sie entrissen wurde und welches sie hofft durch die Aufklärung des Falls um Lily Kane zu rekonstruieren. Aber letztlich ist dies bloß eine billige Ausrede, denn ich glaube vielmehr (inzwischen noch stärker als in den vergangenen Folgen), dass da einfach zu viele Gefühle Duncan gegenüber sind, als dass sie einfach hinnehmen könnte in seinen Augen schlecht dazustehen. Wenn es um Duncan geht, war sie in den vergangenen Folgen nie wirklich die Veronica, die sie jetzt darstellt, sondern vielmehr die Veronica, die sie einst war. Und hier ist es nicht anders.

All-In

Die CotW um das Pokerspiel finde ich sehr amüsant. Obwohl ihr die Tiefe und Metaphorisierungen anderer CotWs fehlen, wurde sie doch genutzt um ein wenig die Personen und Beziehungen zwischen Duncan, Weevil und vor allem Logan zu verdeutlichen. Szenen zwischen Weevil und Logan sind beinahe so amüsant wie die, die man in dieser Folge zwischen Logan und Veronica sah. Vor Allem aber wurde die Beziehung zwischen Logan und Duncan hier sehr schön als ehe-ähnliches Verhältnis karikiert. Das ist neben dem wirklich hohen Amüsementfaktor auch erneut ein Schritt dahin Logan als Person darzustellen, die Facetten hat und eben nicht nur der Arsch der Schule ist. Wie schon in den Szenen zwischen ihm und seinem Vater in "Return of the Kane", verleihen auch solch leichte Szenen diesem Charakter mehr Tiefe und auch Humor.

Hinter den Kulissen

Ebenfalls in Anlehnung an "Return of the Kane" wird der Charakter des Aaron Echolls immer dunkler. Neben der offensichtlich gewaltgeprägten Erziehung, die er seinem Sohn zu Teil werden lässt, ist er auch ein Mann, der ständig seine Frau betrügt. Während mir schon die Szene, in welcher sich Logans Mutter mit einem Drink ablenkte, als ihr Mann ihren Sohn verprügelte, Kopfschmerzen beriet, wird es doch hier noch deutlicher, dass sie in einer sehr schwierigen, beinahe unerträglichen Situation ist. Ihr Mann betrügt sie und schlägt ihren Sohn – auch in den augenscheinlich perfekten, reichen Familie im 09er Bezirk gibt es solche leider viel zu menschlichen Probleme.

So war es beinahe ein Schlag ins Gesicht, dass sie diejenige ist, die sich um ihren Mann sorgt und so Keith anheuert um ihn zu beschützen und dabei erfahren muss, dass ihr Mann sie betrügt. Hier bahnen sich Tragödien an, die weit größer sind als die Rechnung, die Aaron hier für sein Lebenswandel erhalten hat.

Aufstieg

Keith wird hier erneut (wie schon in der vorangegangenen Folge) wegen seines Könnens, das bei Vielen außer Frage zu stehen scheint, angeheuert. Man sieht hier erneut, dass er für diejenigen, die ihn verstoßen haben, weiterhin bereit ist gute Arbeit zu leisten und dass er für seine beruflichen Aspekte respektiert wird. Wie schon in der letzten Folge bleibt mir hier nur zu sagen, dass er sich langsam wieder in die Gemeinschaft Neptunes hereinarbeitet ohne dabei aber zu schnelle Schritte zu tätigen. Er muss weiterhin jedem Einzelnen beweisen, dass er fähig und willens ist ihnen in solch schwierigen Situationen zu helfen. Dass er weiterhin die Ansprechperson bei solch vertraulichen Problemen bleibt, zeigt auch, dass er nicht so weit aus der Gesellschaft Neptunes herausgerückt ist, wie vielleicht am Anfang der Serie zu vermuten war – er bahnt sich langsam den Weg zurück.

Nebensache

Beinahe beiläufig werden hier über weite Strecken der Folge die Geschehnisse um Clarence Wiedman unter den Teppich gekehrt. Schade, denn in dieser Geschichte steckt nicht nur viel Spannung, sondern vielleicht auch der Schlüssel zu Lilys Tod, auf jeden Fall aber die Lösung des Rätsels um das Verschwinden von Veronicas Mutter und somit auch eine immense Chance für Veronica dem Traum hinterher zu eifern ihr früheres Leben wiederherzustellen.

Dass wir dann in einer solchen Folge die Konfrontation von Jake Kane erleben, ist beinahe grotesk. Seine Reaktion aber ist es, die diese Situation so unglaublich macht. Auch wenn Veronica ihm nicht glaubt, dass er von dieser Erpressung nichts wusste, wird es doch deutlich, dass es Celeste Kane war, die in diesem Fall die Strippen zog. Wie schon in "The Wrath of Con" rückt Celeste in ein sehr schlechtes Licht und die Zweifel an Jakes Schuld werden immer größer, während sie eine immer wahrscheinlichere Verdächtige wird.

Fazit

Eine Überbrückungsfolge, welche über weite Strecken den Storyarch vernachlässigt, hierbei aber teilweise nette, amüsante Unterhaltung an den Zuschauer bringt und an manchen Stellen dunkle Schatten wirft.

Wie schon angedeutet war ich darüber enttäuscht, dass die offensichtlichen Staffelhandlungen hier so vernachlässigt wurden. An einem Punkt in der Serie, in dem es wichtig wäre Fahrt aufzunehmen, denn immerhin stellt diese Folge die Halbzeit der ersten Staffel dar. Gut natürlich für alle ZDF Zuschauer, da sie die Möglichkeit bietet, wieder ein wenig bequemer in die Serie hineinzufinden und dem aufmerksamen Zuschauer einigen Interpretationsraum bietet. Die Pokergeschichte und Logans Auftritte waren sehr unterhaltsam, aber leider lässt die Folge das oben Erwähnte vermissen. 5 Punkte.

Martin Schultze - myFanbase

Die Serie "Veronica Mars" ansehen:


Vorherige Review:
#1.09 Blindes Vertrauen
Alle ReviewsNächste Review:
#1.11 Das Schweigen des Sheriff Lamb

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Veronica Mars" über die Folge #1.10 Fröhliche Weihnachten diskutieren.