Review: #6.02 Kämpfer
Es war nicht Gabriel, der noch immer einen Groll gegen Rick und die Gruppe hegt. Es war auch nicht Ron, der wütend auf Rick ist und ihm eins auswischen wollte. Und es war auch nicht ein geheimes Zeichen der Bewohner von Alexandria. Das Horn, das in der letzten Woche diesen fiesen, spannenden Cliffhanger einläutete, erweist sich in dieser rasanten, actiongeladenen und unglaublich spannenden Episode als Zufallsprodukt des Angriffs der Wölfe auf Alexandria, das auf das Eindringen einiger weniger Barbaren nicht vorbereitet war.
"You keep choosing this life, you will die."
Währen Rick und die anderen draußen vor den Toren der Gemeinde gerade damit beschäftigt sind, die Beißer der Grube irgendwie zu einem geordneten Marsch weg von der Stadt zu bewegen, herrscht in Alexandria eine seltsam angespannte Stimmung. Die Ereignisse der Versammlung, die im Tode von Pete und Reg mündeten, lasten noch immer sehr auf der Siedlung und ihren Bewohnern. Ihre bislang heile Welt ist durch das Eindringen von Rick und den anderen erschüttert worden, so dass viele nicht mehr recht wissen, was sie jetzt eigentlich tun sollen. Deanna verfällt in einen fast katatonischen Zustand und kann von Glück sagen, dass Maggie an ihrer Seite ist, die ihr klar macht, dass trotz der Ereignisse Alexandria weiterhin ein friedvoller Fleck sein kann, wenn sie nur weiterarbeiten. An anderer Stelle bibbert eine junge Psychiaterin aus Angst davor, nun das einzig verbliebene medizinische Personal zu sein und überbietet mit ihren ängstlichen Aussagen fast noch den Über-Feigling Eugene. Enid, das junge Mädchen macht sich sogar bereits Gedanken, die einst so sicher scheinende Festung zu verlassen, aus Angst, sie könnte hier doch den Tod finden.
Überall in Alexandria ist Angst zu spüren. Angst vor Veränderungen. Angst vor dem Unbekannten. Angst vor dem Tod. Und wie weltfremd ihre Art zu leben in der Stadt tatsächlich gewesen ist, das bekommen die Bewohner bald schon zu spüren, als die Wölfe die Stadt überrennen und einen nach dem anderen brutal abschlachten.
Viel erfahren wir über diese seltsame Gruppe weiterhin nicht. Sie besitzen keine Feuerwaffen, doch ihnen ist es ein leichtes, Alexandria mit schierer Brutalität zu überrennen und die hilflosen Bewohner niederzumetzeln, denn die sind heillos damit überfordert, sich zu schützen. Deannas Sohn Spencer, der eigentlich für die Sicherheit an den Toren zuständig ist, verfehlt nicht nur mehrmals sein Ziel mit dem Gewehr, sondern bringt es noch nicht einmal fertig, einen eingeklemmten Beißer aus nächster Nähe zu liquidieren. Andere erzittern schon beim bloßen Anblick einer Waffe und verbarrikadieren sich lieber im Wandschrank des Waffenlagers anstatt selbst zur Flinte zu greifen und sich und die Gemeinde zu verteidigen.
Kurz gesagt: es passiert genau das, was Rick und die anderen prophezeit hatten – die Gemeinde zerbröckelt beim ersten größeren Konflikt, der an sie herangetragen wird und büßt einen Großteil seiner Bewohner ein.
Just survive somehow
Dass nicht alle den Tod finden, dafür sorgen in erster Linie Morgan und Carol. Dabei ist es nicht einmal so spannend, dass es gerade diese beiden sind, die sich als Retter in der Not erweisen, sondern es sind die Gegensätze, die beide personifizieren. Morgan versucht die Wölfe in die Flucht zu schlagen und zur Umkehr zu zwingen und ist schockiert, als er sieht, dass Carol kurzen Prozess mit den Männern und Frauen der Gruppe macht und jeden, der ihr über den Weg läuft, kaltschnäuzig liquidiert.
Carol ist in ihrem Tun ungeheuer effektiv und letztendlich auch der Grund, warum nicht noch mehr Menschen ihr Leben lassen müssen. Sie geht an die ganze Sache sehr pragmatisch heran, schaltet von einem Moment zum anderen in einen Kill-Mode, in dem für sie nichts als ihr eigenes Überleben und das ihrer Freunde zählt. Sie schaltet Gefühle einfach aus und spult ein Programm herunter. Binnen weniger Sekunden wird sie von der Hausfrau undercover zur undercover Wölfin, die ohne zu zögern Rache übt und tötet. Dass es ihr dies jedoch auch nicht immer ganz leicht fällt, das zeigt ihr kurzer Moment, als sie eine Zigarette von einer Frau an sich nimmt und kurz überlegt, einen Zug davon zu nehmen. Hier fällt die ganze Spannung von ihr ab und sie lässt einen Moment lang durchblicken, wie sehr auch sie die Situation mitnimmt. Doch ihr ist auch klar, dass sie in einer Welt wie dieser einfach keine andere Wahl hat.
Das konträre Gegenteil zu Carol stellt hier einmal mehr Morgan dar. Für ihn ist die ganze Sache ein weiterer Beweis dafür, dass er nicht in die Gruppe um Rick gehört. Er versucht die Situation ohne Blutvergießen zu regeln und die Wölfe zur Umkehr zu zwingen, ohne sie zu töten. Damit hat er bei einer kleinen Gruppe sogar Erfolg, nachdem er einige von ihnen mit seinem Stock verprügelt hat und ihnen klar gemacht hat, dass sie alle sterben werden, wenn sie nicht verschwinden. Doch er muss auch die Grenzen seiner pazifistischen Einstellung erkennen. Nicht immer genügt es einfach mit Worten an die Menschen zu appellieren. Manchmal sind diese bereits soweit von der Gesellschaft, wie sie vor der Apokalypse herrschte, entrückt und gehen für das eigene Überleben und eigene Ideale über Leichen. Und dann kann Morgan auch Töten. Er glaubt nur weiterhin fest daran, dass es auch einen anderen Weg geben kann und muss, wenn sie alle ihre Menschlichkeit bewahren wollen. Inwiefern Morgan irgendwann von seiner Einstellung abrücken muss, wird der weitere Verlauf der Staffel noch zeigen. Es wird jedoch bereits jetzt klar, dass es früher oder später zu einer ernsten Konfrontation zwischen Morgan und Rick kommen wird.
Randnotizen
- Jessie ist die einzige, die sich als mutig und ruchlos erweist und es tatsächlich schafft, ihre Familie zu beschützen. Sie könnte das Zünglein an der Waage werden und die Bewohner Alexandrias wachrütteln.
- Carl bleibt nur eine sehr untergeordnete Rolle in der Episode als Beschützer von Judith. Immerhin darf er mal eben mit einem Gewehr zeigen, was in ihm steckt. Vielmehr würde mich jedoch interessieren, wie er Gabriel beibringen will, sich zu verteidigen. Gabriel mit einer Machete...
- Sehr witzig: Oberangsthase Eugene versucht der noch ängstlicheren Psychiaterin Denise klar zu machen, dass sie kein Feigling sein sollte. Zum Brüllen komisch. Ich freue mich auf weitere Auftritte von Merritt Wever.
- Der Titel der Episode spielt im Übrigen auf Enid an, die eine Menge durchgemacht zu haben scheint, über die wir jedoch nicht wirklich viel erfahren, auch wenn man ihr dne Cold Open zugesteht und sie quasi den letzten Satz in der Episode hat. Ob sie tatsächlich verschwunden ist, wird die Zeit zeigen.
Fazit
War die letzte Episode bereits spannend und interessant, so kann die zweite Folge der sechsten Staffel noch einmal einen Gang zulegen. Es gibt tolle Momente für Morgan und Carol, witzige kleine Momente, brutale Schlachten, emotionale Achterbahnfahrten und eine Menge Action. Das ist es, was "The Walking Dead" ausmacht. Und daher sollte man auch nicht zögern, für derartige Leistungen die volle Punktzahl zu ziehen, auch wenn sich doch wieder alles um das zentrale Thema "zu was sind Menschen im Angesichts einer Apokalypse fähig" dreht. Es ist jedoch spannend und kurzweilig erzählt.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: JSSErstausstrahlung (US): 18.10.2015
Erstausstrahlung (DE): 05.11.2016
Regie: Jennifer Lynch
Drehbuch: Seth Hoffman
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