Bewertung

Review: #11.23 Das Licht der Finsternis

Foto: Jared Padalecki & Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki & Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ein "Supernatural"-Finale, ohne dass einer der Winchesters stirbt oder das Ende der Welt droht? Wie kann das denn sein? Überhaupt blieb bei #11.23 Alpha and Omega die Action aus und die ganze Haupthandlung hat sich ungewohnt harmonisch aufgelöst. Glücklicherweise gab es dann in den letzten Minuten doch noch ein paar Überraschungen, die wieder etwas Spannung aufbauen konnten.

Chuck vs. Amara

Da suchen alle den Großteil der Folge verzweifelt nach irgendeiner Waffe (Seelenbomben? Die armen Seelen!), die gegen Amara wirkt und dann kommt es letztendlich gar nicht zum Kampf. Ich muss zugeben, nachdem die ganze Amara-Geschichte auf einen großen Showdown hingearbeitet hat, war ich schon etwas enttäuscht, dass so gar nichts passiert ist.

Seitdem Gott eingeführt wurde, habe ich eigentlich nur darauf gewartet, dass er eben mal seine mächtigere Seite zeigt. Mehr als die Winchesters nur hin und her zu zappen oder anderen Hokus-Pokus. Ein richtiger selbstbewusster Auftritt, bei dem man etwas von seinem göttlichen Zorn sehen kann. Aber nein, Gott bleibt seinem Alter-Ego Chuck treu. Zu schade.

Während ich es zwar bedauere, dass es zwischen Chuck und Amara zu keiner richtigen Konfrontation gekommen ist, ist es so für die Storyline wohl besser gewesen. Okay, es war lange nicht so spannend und eigentlich sogar ziemlich enttäuschend, dass sich ihr Konflikt, der praktisch seit Anbeginn der Zeit vor sich hin brodelt, jetzt plötzlich so friedlich und idyllisch gelöst hat. Wie kann es sein, dass ein paar Blumen und eine nette Unterhaltung reichen, um Amara - die Zerstörung in Person - plötzlich nach all der Zeit das Schöne in der Welt sehen zu lassen? Selbst Castiel hat damals einige Zeit gebraucht, um etwas menschlicher zu erscheinen und der ist nur ein simpler Engel.

Trotzdem hat man so einen Weg gefunden, wie die ganze Handlung von "Supernatural" weitergehen kann. Denn rein storytechnisch haben sich die Serienmacher mit Gott und der Dunkelheit keinen Gefallen getan. Wie soll es weitergehen, wenn man praktisch die höchsten Instanzen als Gegner einführt? Mehr als Gott ist ja kaum möglich. Allmächtig, unabhängig von Zeit und Raum, da können die anderen Monster nicht mehr mithalten. So existieren die beiden zwar nach wie vor, sind aber wieder von der Bildfläche verschwunden, wie es auch schon in den Jahren davor war. Die Erde und das Universum sind sicher, jetzt können also wieder die kleineren Bösewichte auftauchen.

"Earth will be fine. It's got you and Sam."

Natürlich waren es wieder die Winchesters, die die Welt gerettet haben. Wer auch sonst? Himmel und Hölle waren ja mal wieder unnütz wie eh und je. Dabei war ihre Rollenverteilung so, wie es schon die Staffel über aufgebaut wurde. Sam, der mit seinem Kampfgeist Dean und sogar Chuck höchstpersönlich aus der Trance reißt, und Dean, der sich letzten Endes Amara gegenüberstellen muss. Hier war ziemlich auffällig, dass Sam sich nicht weigert, Dean auf seine tödliche Mission gehen zu lassen.

Auch das passt wunderbar zu den Motiven von Staffel 11. Zu erkennen, dass die Abhängigkeit der Brüder voneinander nicht unbedingt etwas Gutes ist. Die Entscheidungen des anderen akzeptieren. Offen sein. Wir konnten Sam und Dean bei diesem Weg begleiten, wie ihnen von Billie, von anderen und von einander gesagt wurde, dass es so nicht weitergehen kann. Und sie haben daraus gelernt. In #11.22 We Happy Few möchte Sam das Kainsmal auf sich nehmen, um so Amara einzusperren - und Dean lässt es geschehen, weil es die einzige Möglichkeit ist. In dieser Folge opfert sich Dean und Sam lässt ihn gehen, auch wenn es ihm sichtlich schwerfällt. Dafür bekommen wir wieder eine richtig berührende Szene zwischen Sam und Dean zu sehen. Vor dem Grab ihrer Mutter verabschieden sich die beiden voneinander, wohlweißlich, dass ein Tod diesmal dank Billie endgültig wäre.

Apropos Billie, allmählich fange ich mich an zu fragen, ob sie nicht doch der Tod höchstpersönlich ist. Sie meinte in dieser Folge, dass sie Gott ins Jenseits befördern würde. Genau das hat der Tod damals in #5.21 Two Minutes To Midnight zu Dean gemeint. Diese Theorie würde auch erklären, warum Billie bei ihrem ersten Auftritt im Krankenhaus ausgerechnet "Oh Death" gesungen hat - den Intro-Song vom Tod.

"You're a brother, Cas. I want you to know that."

Castiel ist zurück! Endlich! So unterhaltsam es auch war, Misha Collins als Luzifer herumlaufen zu sehen, ich habe Cas wirklich vermisst. Immerhin eine gute Sache hatte seine lange Abwesenheit: Dean hat es endlich mal über sich gebracht und Cas gesagt, wie viel er ihnen bedeutet. Wurde aber auch Zeit! Immerhin wurde Cas die meiste Zeit über als Selbstverständlichkeit angesehen und es wurde ihm kaum gedankt. Daher war die Szene im Auto wirklich mehr als überfällig. Natürlich ist Cas auch weiterhin bereit, mit Dean zusammen in den Tod zu gehen, daran wird sich vermutlich auch nichts mehr ändern. Zu schade, dass er gegen Ende der Folge schon wieder zurück in den Himmel geschickt wurde. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass wir nächste Staffel wieder ewig auf ihn verzichten müssen.

"They send me to take you in."

Das Finale hatte auch noch Platz für eine kleine Nebenhandlung, auch wenn die meiner Meinung nach viel mehr Screentime bekommen hat, als nötig gewesen wäre. Es wurde Lady Antonia Bevell eingeführt, mal wieder eine neue Woman of Letters. Ein paar Minuten habe ich schon gebraucht, um die Schauspielerin Elizabeth Blackmore zuzuordnen - Valerie aus "Vampire Diaries". Rein generell gefällt mir die Idee sehr gut, wieder ein bisschen mehr in diese Mythologie-Handlung einzutauchen und vor allem dadurch einen neuen weiblichen Charakter zu bekommen. Nur weiß ich nicht so wirklich, was ich von Toni halten soll. Ist sie die neue Gegnerin von Staffel 12? Ist sie neutral und will nur die chaotischen Winchesters bändigen? Durch die paar Szenen, die man von ihr gesehen hat, war es schwer sich ein Bild von ihr zu machen.

Ganz abgesehen davon ist da natürlich auch noch dieser Schuss. Sams sehr leichtsinniges Vorgehen kann man wohl damit erklären, dass er denkt, dass sein Bruder gerade gestorben ist. Sonst würde es nämlich wenig Sinn machen, dass er so einfach auf eine fremde Person zugeht, die eben in den Bunker eingebrochen ist und eine Waffe auf ihn gerichtet hält. Auch wenn es so aussah, als hätte Toni auf Sam geschossen, bin ich mir ziemlich sicher, dass er nicht umgebracht wurde. Cliffhanger hin oder her, das würde einfach nicht passen. Abgesehen davon war es ihre Aufgabe, Sam zurück ins Hauptquartier zu bringen. Genau hier könnte jetzt natürlich wunderbar die nächste Staffel anschließen. Sam wird von Toni nach Großbritannien gebracht (sollten wir durch diese Storyline tatsächlich mal etwas anderes als (offiziell) amerikanischen Boden sehen?) und Dean muss sich auf die Suche nach ihm machen. Dabei lernt Sam mehr über die Men of Letters. Oder sowas in der Art.

"Mum?"

Während der Schuss auf Sam noch wenig schockierend war, kann man dies von der letzten Szene der Staffel nicht gerade behaupten. Amara wollte Dean das geben, was er ihr gegeben hat. Familie. Und ehe man sich versieht steht Dean keine andere als Mary Winchester gegenüber. Das wirft natürlich gleich einen Haufen Fragen auf: Ist Mary auferweckt worden? Ist sie vielleicht gar kein Mensch? Bleibt sie länger? Ganz nebenbei fand ich es auch etwas merkwürdig, dass sich Dean plötzlich in einem Wald befindet. Schließlich hätte Amara Mary auch einfach direkt in diesem Blumengarten erscheinen lassen können. Noch dazu ohne Angabe, wo genau das ist. Ganz ähnlich ist es Dean auch schon in #7.23 Survival Of The Fittest ergangen, als er nach der Explosion von Dick Roman im Fegefeuer gelandet ist. Oder ist es vielleicht das Paradies? Oder ganz wo anders? Alles sehr, sehr merkwürdig.

Falls Mary tatsächlich wieder auf der Erde ist - und zwar als Mensch - dürfte es spannend werden, zu sehen wie es weitergeht. Denn nachdem sie der große Cliffhanger der Staffel ist und noch dazu so ein wichtiger Charakter, kann man wohl davon ausgehen, dass ihr Auftritt mehr als nur ein kurzer Besuch von Dean im Jenseits wird.

Fazit

Dank des Auftauchens von zwei Damen hat es "Supernatural" geschafft, der ansonsten etwas gemächlichen Folge noch etwas Schwung zu verleihen, die ausnahmsweise mal ohne drohende Apokalypse endet. Nachdem Gott und Amara von der Bildfläche verschwunden sind, können sich die Winchester nun wieder kleineren Problemen widmen. Wobei es bis jetzt ganz danach aussieht, als hätten sie in der nächsten Staffel mehr als genug mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun.

Denise D. - myFanbase

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