Bewertung

Review: #7.06 With So Little To Be Sure Of

Diese finale Staffel schickt sich an, noch viele besondere Momente zu sammeln. Neben der 100. Episode haben wir ungewöhnliche Drehbücher und nun auch schon das zweite Regiedebüt. Nach Stefania Spampinato durfte sich auch Boris Kodjoe im Sessel platzieren und der Episode seinen Stempel aufdrücken. Ehe ich nun auf diese konkrete Episode eingehe, will ich zu dieser Beobachtung noch etwas sagen. Denn spätestens mit der Ankündigung, dass es dem Ende entgegengeht, hätte man auf sicher spielen können, aber das war hier offenbar nicht beabsichtigt und das bewundere ich. Mit der finalen Staffel wird ein klares Statement des eigenen Könnens gesetzt, indem noch einmal oben einer draufgesetzt wird.

Die Struktur dieser Review ist mir nicht ganz so einfach in den Schoß gefallen, vermutlich auch wegen des ungewöhnlichen Drehbuchs von Rochelle Zimmerman. "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" hat auch schon in den ersten Staffeln mit Rückblenden gearbeitet, aber dort war es eindeutig ein Stilmittel, um relativ schnell zu den verschiedenen Figuren einen älteren und aktuellen Blick zu haben und ihn so zu vereinen. Das ist nach sieben Staffeln nicht mehr wirklich nötig. Deswegen hatte die Rückblende hier eine andere Funktion und ich würde sie mal als Meta-Botschaft bezeichnen. Ich musste die Qualität der Rückblende ganz eindeutig in dem 'mehr' suchen, weil es mich so rein vom Papier her wahrscheinlich sonst eher kalt gelassen hätte. Auch wenn ich Morris schnell lieb gewonnen habe, auch weil ich die beispielhafte Geschichte seiner Figur tragisch finde und weiß, dass es weltweit genug seines Kalibers gibt, so ist die Erzählung über ein Jahr hinweg natürlich durchgeprescht. Da können für mich nicht die intensiven Emotionen entstehen. Dazu muss ich auch sagen, dass eine Rückblende in eine Zeit, die wir live miterlebt haben, doch sehr gefährlich ist. Das birgt die Gefahr der Logiklöcher. Hier wurde es mal unterschiedlich gut umschifft. Beispielsweise bei Maya Bishop und Carina DeLuca war es gut, weil wir nochmal die Phase haben, als sie sich durch die künstliche Befruchtung quälen. Das war Fakt und hier haben wir noch einmal eine Zwischenebene bekommen. Bei Robert Sullivan und Natasha Ross war es schon etwas kritischer für mich, denn das Gespräch über das Zusammenziehen, das hatte die Qualität des Paares, was sie jetzt darstellen, aber nicht aus der Vergangenheit. Wenn wir sie in Staffel 5 und 6 so erlebt hätten, ich wäre sofort allergrößter Fan gewesen. War ich aber nicht und das aus Gründen und das wurde hier etwas überblendet. Aber am deutlichsten wurden mir die Tücken bei dem gemeinsamen Essen mit der Nachbarschaft, als Sean Beckett da lachend mit am Tisch saß. Bei ihm baute sich die ganze Argumentation seines Charakters darauf auf, dass er es nicht geschafft hat, die gemeinsamen Momente mitzunehmen, deswegen war das sehr irritierend.

Insgesamt würde ich daher sagen, dass ich wohl nur alles rund um Morris und die unterschiedlichen Versuche, ihm zu helfen (dabei vor allem Sullivan und Victoria 'Vic' Hughes in der Pole Position), als eigentlichen Kern betrachten würde. Und eben als metasymbolische Bedeutungsebene für so viel mehr. Wenn wir erstmal nur bei der Serie für sich bleiben, dann ist das die Erfindung des Krisenprogramms aber auch der Klinik, die dadurch noch einmal ordentlich gefeiert wurden und die ihren Wert unterstrichen bekommen haben. Denn sie haben für die Gemeinschaft in Seattle etwas getan und sie haben umgekehrt aber auch denen etwas geschenkt, die die diese Programme auf die Beine gestellt und umgesetzt haben. In einem noch weiteren Schritt war es dann für mich die Symbolik, was die Serie auch unserer Gemeinschaft als Fans von "Seattle Firefighters" geschenkt hat. Wir sind wöchentlich Patienten beim Krisenprogramm und der Klinik gewesen und sind mit den Figuren behandelt und vielleicht auch geheilt worden. Ob es generell ein Ballast auf der Seele ist, oder Ereignisse aus der jeweils konkreten Woche, die schwer gewogen haben, es war immer die Einladung, wir können mit Spaß und Ernst gleichermaßen auf das Leben blicken und wir schaffen es gemeinsam raus. Es gibt nicht immer ein Happy End, aber es gibt immer wieder ein Aufstehen. Das Gefühl wurde stets vermittelt und das wird auch zeitlos noch wirken, weil jeder Rerun diesen Eindruck wohl wieder schenken kann.

Nun habe ich noch zwei größere Blöcke, die ich ansprechen möchte. Zum einen ist das die Regie von Kodjoe. Da ich noch nie hinter die Kulissen einer Produktion blicken konnte und daher wirklich nicht weiß, wie alles immer zusammenspielt, ist der Punkt jetzt reine Spekulation. Aber ich habe seine Handschrift in vielen kleinen Aspekten enorm gemerkt. Ich musste sofort an #6.02 Hinter geschlossenen Türen denken, als Sullivan erstmals einen Moment von Situationskomik geschenkt bekommen hat, wonach ich danach sofort dachte, das ist Boris Kodjoe. Das ist er glaube ich privat und es wurde wunderbar eingefangen. Und diese Art hat er nun offenbar in diese Regiearbeit gesteckt, denn ich habe Sullivan noch nie so mit sich selbst im Reinen und einfach zufrieden erlebt. Wie gesagt bei der Rückblende war das nicht ganz so ideal, weil er damals den Ekel immer noch in der Seitentasche stecken hatte, aber die Gegenwartsszenen, das saß hervorragend. Aber selbst in den Rückblenden kam die Situationskomik durch, wo er beispielsweise vom Bett zum Telefon stürzte und sich erstmal *hust* etwas wehtat. Aber es war auch das Zusammenspiel mit Danielle Savre, die sich ein wenig gegenseitig an die Wand gespielt haben, mit Humor. Wer hätte das mal gedacht, dass es diese beiden Figuren sein würden? Die Szene in der Umkleide mit Ben Warren war nämlich Komik pur. Ob es also zwischen Zimmerman und Kodjoe Absprachen gab? Keine Ahnung, aber ich hatte das Gefühl, dass er auf jeden Fall nah dran war, eine Vision von sich selbst zu spielen und damit die anderen um sich herum angesteckt hat.

Die Episoden hatte aber auch noch einen recht schweren Ballast und das war alles rund um Vic. Setzen wir erst noch Robel Osman und Natasha davor, die zwischen den Rückblenden über die Jahreszeit hinweg ihr Schicksal und das des Krisenprogramms diskutieren. Das waren natürlich nur Füllermomente und am Ende wissen wir, dass Natasha sich durchgesetzt hat. Ob es wieder einen bitteren Preis gab, wir wissen es noch nicht, aber sie hat auf jeden Fall Paroli geboten und es wird noch spannend, ob Osman wirklich den Wert erkannt hat oder ob Natasha wo ganz anders eine herbe Niederlage einstecken musste. Aber zurück zu Vic und vor allem zu Barrett Doss. Schon zu Staffelauftakt schrieb ich, dass uns Großes erwartet, wenn mit Vic der angedeutete Weg gegangen wird. Er wurde gegangen und sie hat wirklich alles mit Bravour gespielt. Vor allem auch nochmal im Vergleich zu Maya und Jack Gibson, die auch große Krisen durchschreiten mussten. Aber da war es irgendwann anstrengend. Bei Vic ist es genau richtig aufgebaut, aber auch zu einem Ende gebracht worden. Deswegen war die Episode auch so voll von genialen Momenten von ihr. Wie ruhig sie geblieben ist, als die Nachricht von Morris' Tod kam und wie sie dann das Briefing durchgeführt hat. Da war schon erkennbar, wie es innerlich gearbeitet hat, aber sie hat durchgezogen, bis es dann einfach nicht mehr ging. Und ich fand die Metapher von Travis Montgomery wirklich sehr ideal. Denn dieses Warten auf den ersten Schrei des Babys, wer kennt das wahlweise aus dem echten Leben oder aus Film und Fernsehen nicht selbst? Und wenn es dann da ist, dann wird alles gut. Bei Vic war es genauso. Es musste jetzt einfach mal raus. Es war solange angestaut und nun genug. Ich habe mich mit diesen Szenen sehr identifizieren können und ich bin auch froh, dass es alle anderen mit ihr durchgemacht haben. Menschen wie Vic werden gerne für selbstverständlich genommen, sind es aber nicht. Auf die muss auch aufgepasst werden.

Deswegen fand ich auch den Freundschaftsmoment zwischen Travis und Vic spitzenklasse. Zwischen den beiden hat es in dieser Staffel etwas geknirscht. Es war kein großer Streit, aber es war auch keine typische Harmonie. Deswegen war auch dieser Moment, als Travis in die Schlafbaracken reinkam, erst etwas cringe, weil ich so dachte, sein Humor ist vielleicht gerade noch fehl am Platz. Aber Humor war schon immer ihre Sprache der Liebe und bei Vic war es jetzt raus, sie hatte wieder Platz für ihre gemeinsame Art. In Episode #4.09 Niemand ist allein gab es dieses riesige Streitgespräch mit den besten Freunden, das mir noch heute in Erinnerung ist, als wäre es gestern gewesen. Denn auch wenn sie heftig diskutiert haben, da wurde wunderbar deutlich, welchen Wert ihre Freundschaft hat. Man sieht nämlich selten in den höchsten Momenten, wie fest eine Beziehung ist, sondern man sieht es in den Tiefen. Dieser Moment nun hier zwischen Vic und Travis, der war aus einer Mischung von Hoch und Tief geprägt und es ist mein neuer Lieblingsmoment der beiden. Denn alles, was sie ausmacht, ist in dieser Szene aufgegriffen und demonstriert worden. Kleiner Fun Fact: Das Drehbuch der aktuellen und eben genannten Episode stammt von Rochelle Zimmerman, die offenbar ein ideales Händchen für die Freundschaft der beiden hat. Ich danke für diese besondere Szene!

Fazit

"Seattle Firefighters" bietet eine etwas experimentelle Episode an und ich muss auch zugegeben, dass ich mich bei der Rückblende etwas schwer getan habe. Dennoch habe ich in ihr letztlich eine wundervolle Symbolik entdeckt. Boris Kodjoe hat erstmals Regie geführt und seinen Humor wunderbar einfließen lassen, aber dennoch war auch genug Raum für Barrett Doss' meisterliches Schauspiel da, die ihr tiefes Tal durchschritten hat und das auf eine so einnehmende Art und Weise, dass diese Episode auf eine unerwartete Art und Weise einen Platz in meinem Herzen haben wird.

Lena Donth – myFanbase

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