Review: #2.11 Todschick
Clark Kent, Batman, Spider-Man oder wie sie alle noch so heißen. Auch Ned scheint einer dieser Verteidiger des Guten und des Rechts zu sein, doch er legt - verständlicherweise - das "Super" ab und bleibt lieber bei "Mann". Ingesamt ein sehr interessanter Plot, denn nicht nur dahinter befindet sich ein wahrer Aussagekern, der zum Nachdenken anregt...
Ich muss ja zugeben, dass ich die zweite Staffel zurzeit in der Deutschlandausstrahlung nicht stetig verfolgt und nur hin und wieder eingeschaltet habe, da die Serie in englischer Sprache sowieso um einiges sehenswerter ist. Vor allem wer die Show in Englisch kennt und dann dazu die synchronisierte, deutsche Fassung, wird die einen oder anderen Zustände nicht vermeiden können, inbesondere bei der von Kristin Chenoweth verkörperten Olive, die schon sehr verschandelt wurde ... Doch entgegen meiner Erwartungen fand ich diese erste deutsche Folge nach langem ganz unterhaltsam und auch stimmlich hätte ich nun im Nachhinein nicht viel zu meckern. Sicherlich ist es ungewohnt und nicht so überzeugend wie mit Originalton, aber dass wir durch ProSieben überhaupt die Chance bekommen haben, vor allen anderen in der Welt, zu sehen, wie es mit dem Kuchenbäcker und Chuck weitergeht, lässt die Probleme um die Synchro recht geringschätzig dastehen.
Da Ned am Ende der letzten Episode beschlossen hat, es mit dem Totenerwecken sein zu lassen, musste es natürlich irgendwie weitergehen. Dass die Autoren es so gelöst haben, mag dem ein oder anderen womöglich ein wenig zu vorhersehbar gewesen sein, doch ich bin ganz und gar zufrieden. Wir haben nun so fast alles gesehen: Emerson und Ned. Emerson, Ned und Chuck. Chuck und Olive. Emerson und Olive. Chuck und Ned. Und nun endlich auch einmal Emerson und Chuck. Gerade auf Emersons Reaktion war ich gespannt, da dieser bekanntlich von Anfang an kein großer Fan von Chuck war und es dem Kuchenbäcker und im übertragenen Sinne auch ihr übel genommen hat, wie die Wendung vor gut zwei Jahren im Bestattungsunternehmen gelaufen ist.
Dadurch, dass Chuck alias RR (= Reanimierte Rächerin) nicht dumm ist und nicht mit dem geizt, was sie hat, gewinnt sie natürlich rasch Emerson für sich. Während womöglich der ein oder andere wieder denken könnte, dass sich die Suche nach dem Mörder der Schaufensterdekorateurinnen (der dt. Titel ist dabei auch nur im übertragenen Sinne logisch, während "Window Dressed to Kill", der englische Episodentitel, schon eher an den Plot rankommt) ohne Ned als zäh erweisen würde, dem sei gesagt, dass es das auf alle Fälle nicht war. Es hat Spaß gemacht, dem Duo beim Ermitteln zuzusehen, wobei nicht nur die beiden, sondern auch die Zuschauer gewaltig hinters Licht geführt wurden. Denn Stanford Blatch ist ... der Mörder?! Darauf wäre ich ehrlich gesagt nie gekommen.
Ned spielt schließlich und endlich gar keine so unbedeutende Rolle in der Episode, womit ich auch schon zu einem wichtigen Aussagekern der Episode kommen möchte, den Ned dieses Mal einsehen muss und der bewirkt, dass er nach Jahren voller Panik, Verlegenheit und Angst offen mit seiner Gabe leben kann: man sollte eben nie sein wahres Ich ignorieren und nicht vorgeben, jemand zu sein, der man gar nicht ist. Es ist schön, dass Ned diese große Entwicklung bewältigt hat und nun wieder ein wenig reifer und erwachsener wurde, während man von diesem in ihm brodelnden Selbstbewusstsein im Piloten noch keinen blassen Schimmer hatte. Randy (CoCo, danke, dass du ihn uns noch einmal ausgeliehen hast!) gibt ihm dafür, wenn auch unterbewusst, den entscheidenden Rat, und zwar in der Szene, als sich beide kräftig über Clarke Kent und seine Beziehungen auslassen, was für einen herrlich-spaßigen Moment, wie wir es von "Pushing Daisies" kennen, sorgt.
Nebenbei wartet die Serie mit einem nicht weniger überzeugendem Plot auf, in dem nach längerer Zeit einmal wieder näher auf Olives Vergangenheit eingegangen wird – und auch auf ihre Gefühle zu Ned, die immer noch ein sehr zentrales Thema in ihrem Leben sind, vor allem nach Neds Worten in der norwegisch angehauchten Episode, als die beiden kurz vorm sicheren Tod standen. Dass Olive nun jedes positive Wort, das Ned über sie sagt, aufsaugt wie SpongeBob Schwammkopf und dann versucht, die dramatische Szenerie der vergangenen Episode mittels einer in der Luft schwebenden Kirsche nachzustellen, ist nicht nur völlig ihrem Charakter entsprechend, sondern auch ziemlich verständlich. Sie hatte eben die gesamte Zeit über nie die Hoffnung verloren, bis dieses letzte Fünkchen in einem Schlagabtausch mit dem Kuchenbäcker, der sie laut eigener Aussage "anprobiert" hat, zunichte gemacht wurde. Kristen Chenoweth (schreibt ihr 'ne eigene Show, wenn's sein muss auch ein Spin-Off!), die sonst viel zu kurz kommt, darf sich hier richtig entfalten, singen ("Hello"!), tanzen, schreien und weinen. Ein T-R-A-U-M!
Ganz nebenbei soll Olive zwei Kleinverbrechern helfen, unbemerkt über die Grenze zu kommen, mit denen sie sich in jungen Jahren angefreundet hat und mit denen sie auch danach noch Kontakt hatte, nachdem Olives Eltern beide ins Kittchen steckte. Geht's noch skurriler und abgedrehter? Und ich dachte schon die neueste "Gossip Girl"-Episode war ein wenig überdrüber. Vom Anfang bis zum Ende hat man einen Heidenspaß, geniale Schauspieler treffen auf ebenso geniale Schauspieler und besonders der kleine Abstecher zu Tantchen Lily und Vivian bot dann nicht nur komische, sondern auch berührende Momente. Komisch: der Widerspruch in Lilys Aussage über's Rauchen "Ist ja auch 'ne widerliche Angewohnheit", während sie selbst nebenbei einen Cocktail nach dem anderen schlürft. Berührend: der Moment, als Vivian Olive den Koffer mit Charles Charles' Kleidungsstücken zeigt, die sie nach dessen Tod aufbewahrt hat, und einen Schleier, den sie eigentlich zu ihrer Hochzeit tragen wollte.
Der Emotionsfaktor war in dieser Folge schon recht hoch, aber dennoch gab es einige amüsante Momente. Um nur einen genialen Wortwechsel zu nennen:
Emerson: "Wie lange ist sie schon tot, was meinen Sie?"
Leichenbeschauer: "Etwa 50 Dollar?"
Das Ende verspricht schließlich ebenfalls einiges. Ned ist wohl eifersüchtig, da sich Olive mit Randy besser versteht, als er das gerne hätte. Für mich steht außer Frage, wie die Serie zu Ende geht, sodass ich gar nicht so beunruhigt über diese Plotentwicklung bin. Bryan Fuller ist im Moment ja sowieso einer der wenigen Autoren, die wirklich wissen, was gut ist. Deshalb gibt es auch neun von neun Punkte für diese hinreißende Folge.
Niko Nikolussi - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Window Dressed to KillErstausstrahlung (US): 30.05.2009
Erstausstrahlung (DE): 04.03.2009
Regie: Julie Anne Robinson
Drehbuch: Abby Genwanter
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