Bewertung

Review: #3.13 Die Pistole auf der Brust

Foto: Amy Brenneman, Private Practice - Copyright: 2010 ABC Studios
Amy Brenneman, Private Practice
© 2010 ABC Studios

In dieser Woche macht man leider wieder sehr wenig richtig. Viele Charaktere sind weiterhin nervig oder werden es erst und wieder steht ein Fall der Woche im Mittelpunkt. Das war hier aber auch gut so, da dieser zumindest sehr bewegend und gewohnt stark war.

I’ve come to ask for your daughter’s hand... in marriage.

Mmh. Das drückt es eigentlich perfekt aus: Mmh. Ich weiß nicht so wirklich, was ich von dieser Story halten soll und bin ganz ehrlich etwas verwirrt. Naomi ging mir in der Folge tierisch auf die Nerven, was sicher auch so beabsichtigt war, es aber trotzdem nicht besser macht. Es war nicht mal die Tatsache, dass sie nicht mit der Hochzeit einverstanden und enttäuscht ist, dass ihre Tochter sich ihrer Meinung nach ihr Leben versaut hat. Das kann man sicherlich noch nachvollziehen. Doch es ist die Art und Weise, wie sie sich von allem und allen vollkommen zurückzieht, dann aber enttäuscht ist, wenn ihr die Verantwortung für die Entscheidung entzogen wurde. Das zeigt sich besonders gut in der Szene mit Violet, in der sie tatsächlich äußert, dass sie am liebsten ihre Tochter hinter sich lassen würde oder sich zumindest vorstellen könnte, wenn jemand das tut – und das alles, weil ihre Tochter einen Fehler gemacht hat. Einen ziemlich schweren Fehler zugegebenermaßen, der ihr Leben für immer verändern wird, aber mir gefällt es auch nicht, wie Naomi ihre Tochter nun behandelt, als sei sie eine große Enttäuschung und sie wolle nichts mit ihr zu tun haben. Was das Ganze fast noch schlimmer macht, ist, dass es so rüberkommt, als sei Maya das Ganze relativ egal. Zumindest sehen wir sie eher glücklich in dieser Folge und sie scheint kein emotionales Wrack zu sein. Das kann einerseits ein gutes Zeichen sein, weil sie von ihren Eltern gelernt hat, dass die sie immer lieben, egal was sie tut. Aber den Eindruck vermittelt Naomi ja nun wahrlich momentan nicht und so ist das Ganze schon etwas seltsam.

Wenigstens sieht Naomi es am Ende einigermaßen ein und jetzt bleibt eben abzuwarten, wie sie das nun umsetzt. Es war dann ja auch nicht allzu lange, dass sie sich nervig verhalten hat, und teilweise ist es wie gesagt nachvollziehbar, aber als Zuschauer ist es einfach wahnsinnig anstrengend und man hat nicht das Gefühl, dass sich die Anstrengung beim Zuschauen irgendwie auszahlt. Aber das scheint ja das Spezialgebiet der Serie zu sein. Violet habe ich mittlerweile eigentlich schon aufgegeben, was das angeht. Sie spielt momentan ja auch kaum noch eine Rolle. In dieser Folge wurde zumindest mal wieder erwähnt, was mit ihrem Kind war und dass es da überhaupt eins gibt. Ihren Satz, dass sie das nur "in the best interest" für ihr Kind getan hat. Na ja... Ich nehme ihr sicherlich ab, dass sie das zu der Zeit glaubte. Aber ob das wirklich im Interesse ihres Kindes war? Ich wage es zu bezweifeln. Aber momentan könnte ich mir sogar vorstellen, dass man es dabei belässt und Violet gar keinen Kontakt mehr zu Lukas bekommen wird. Denn momentan sehe ich wirklich keinen Grund für eine Änderung der Verhältnisse. Schade wäre es nur, wenn der Charakter Violet dadurch dauerhaft auf der Strecke bleiben würde. In dieser Staffel kann ich mich jedenfalls an keine Story mit ihr erinnern, die nichts mit ihrem Baby zu tun hatte, außer ihrer Affäre mit dem Captain.

Charlotte und Violet haben als Team in dieser Folge auch noch nicht das gebracht, was ich erhofft hatte. Sie waren sogar eher distanziert. Cooper dagegen entwickelt sich immer mehr zu einer Nervensäge. Seine Trennung finde ich immer noch total dämlich und dass er jetzt schon wieder rumhurt geht mir auch gewaltig auf die Nerven. Aber stimmt, das ist es ja, wie Männer mit Problemen umgehen. Sex oder Alkohol. Gerne auch beides.

You and Sam, that is just wrong.

Sam entscheidet sich offensichtlich für Letzteres. Sex und Alkohol sind aber auch eine bestechende Kombination, zumindest ersteres bekommt er jetzt aber doch nicht. Sollen wir als Zuschauer die PP-Autoren jetzt dafür feiern, dass Addison endlich mal die richtige Entscheidung trifft? Sorry, aber ich kann mich dazu nicht durchringen. Man hat es ja kommen sehen, aber ich sehe es nun wirklich überhaupt nicht. Naomi hat es mit der Absatzüberschrift doch am besten gesagt. Es ist einfach... nicht richtig. Das soll nicht sein und das macht auch keinen Sinn und ich fühle nichts, wenn bei den beiden angeblich die Funken sprühen sollen. Denn natürlich merkt man es an den Szenen, dass da jetzt gerade die große Chemie am Laufen sein soll. Aber bei mir kommt nichts an.

Sam kann ich ja noch verstehen, als er sagt: "Now I don’t care about Naomi. Now I want you." Er hat gerade eine schwierige Phase durchzumachen und Naomi ist nicht für ihn da. Außerdem muss er eben mal über seine Ex hinwegkommen. Aber muss es dann wirklich gerade Addison sein? Die wiederum hätte es meiner Meinung nach überhaupt nicht so weit kommen lassen dürfen. Der Exmann der besten Freundin sollte wirklich einfach Tabu sein, besonders wenn man weiß, dass beide noch Gefühle füreinander haben und das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Aber auch sonst. Da muss man einfach mal seine Hormone einpacken können. Aber ja, wo die Liebe hinfällt, heißt es ja so schön. Da kann man nichts machen, das kommt einfach. Daran glaube ich allerdings nicht. Die Liebe kommt nur, wenn man die Tür einen Spalt breit offen lässt. Und das hat Addison getan. Hätte sie die Tür geschlossen und zugelassen, wie damals bei Noah, was allerdings auch nicht lange angehalten hatte, wäre es gar nicht dazu gekommen. Warum glaubt Addison plötzlich, dass Sam ihre große Liebe, "the one" ist? So ein Blödsinn.

Es leuchtet mir auch nicht ein, warum wirklich jeder mit jedem muss. Als nächstes verliebt sich Addison noch in Cooper, immerhin ist der gerade frei und Addison verwirrt. Oder vielleicht nochmal Pete? Sheldon, mit dem hatte sie doch auch heute mal kurz Kontakt. Oder es wird halt wieder ein Arzt eingeführt, der zwei Folgen später wieder verschwindet. Man merkt mir die Frustration an, das ist mir bewusst, aber ich habe langsam auch wirklich genug von den Eskapaden dieser Serie. Kann man nicht einfach mal bei einer Story bleiben und die durchziehen? Okay, man könnte jetzt argumentieren, Addisons Story ist halt, dass sie jetzt auf jede verbotene Frucht steht, weil sie sich plötzlich eingeredet hat, dass sie die Fremdgeherin ist, weil sie einmal fremdgegangen ist und ihr Vater ja auch. Das geht mir aber gerade genauso gegen den Strich, wie der großartige Einfall der "Grey's Anatomy"-Autoren, mir vor einigen Jahren weismachen zu wollen, dass Meredith selbstmordgefährdet sei. Das habe ich damals genauso wenig kapiert wie das jetzt hier.

Es könnte natürlich ein genialer Geniestreich der Autoren sein, uns Addison so verhasst zu machen, dass wir am Ende der Season ganz froh sind, wenn sie stirbt und aus der Serie geschrieben wird. Ach nein, sorry, das muss eine andere Serie gewesen sein.

Sophie’s Choice

Wenigstens etwas Positives gab es an der Folge zu bemerken und zwar war das der wahnsinnig starke Fall der Woche. Für mich normalerweise nicht der Riesen-Einschaltgrund, aber diesmal einfach großartig gemacht. Wahrscheinlich stank dadurch der Rest der Folge einfach noch mehr ab, weil es nur um Emotionales ging und was Emotionen angeht, konnte dieser Story von vornherein keine das Wasser reichen. Zwei Eltern müssen entscheiden, welche von ihren kranken Töchtern überleben darf und welche nicht. Das ist sogar Sophies Entscheidung mal im ganz wörtlichen Sinne.

Es fing erstmal für mich nervig an, weil ich es einfach furchtbar finde, wenn Menschen Kinder, die sie eigentlich nicht wollen, in die Welt setzen, um sie als Ersatzteillager zu benutzen. Mancher mag das als das große Wunder der Wissenschaft bezeichnen, aber mir stößt es übel auf. (Disclaimer: Nein, ich bin kein religiöser Fanatiker und auch kein Anhänger sonstiger Gruppierungen, die mir diese Einstellung nahe legen.) Später hat man es zwar noch ein wenig relativiert, indem die Mutter erklärt, dass sie den Sohn nicht ansehen kann, weil sie das Gefühl hat, er solle ihre Töchter ersetzen, aber das erklärt nicht, warum sie das Kind nicht mal ansehen wollte, als sie noch dachte, das Baby würde ihre beiden Töchter retten. Ich war jedenfalls froh, dass es Addison zur Sprache gebracht hat und so die Mutter ein bisschen aufrüttelte.

Der Rest war aber einfach nur großartig und emotional. Die Entscheidung war schlimm und für mich ebenfalls nicht zu treffen. Noch viel schlimmer als das Problem, sich gegen eines seiner Kinder entscheiden zu müssen, wäre für mich, dass eines meiner Kinder in dem Wissen stirbt, dass ich seine Schwester für "wertvoller" hielt, sie am Leben zu halten. Und ja, ich bin mal ganz kritisch und verurteilend und sage, dass ich es tatsächlich ziemlich hart finde, dass es dem Vater so scheinbar leicht fällt, diese Entscheidung zu treffen. Aber im Endeffekt muss man auch sagen, dass es schon Sinn macht, wenigstens einem der Kinder das Leben zu schenken. Und es gefiel mir sehr gut, wie wunderbar und gefühlvoll Cooper die Situation löste, indem er den Mädchen erklärte, dass die Schwester zu schwach sei, um die Therapie auf sich zu nehmen, so dass die Entscheidung auf das andere Mädchen fiel. Wirklich herzzerreißend war dann natürlich die Reaktion der Mädchen – so erwachsen und liebevoll. Ich könnte gerade wieder heulen, nur beim Gedanken an diese großartige Szene, die alleine schon mal mindestens drei bis vier Episodenpunkte wert ist.

Fazit

Der Fall der Woche hat die Episode gerettet und war für mindestens vier der fünf gegebenen Punkte verantwortlich, vielleicht sogar für alle. Der Rest der Episode war ziemlich viel Mist gemixt mit einigen unangenehmen Situationen und einigen nicht lustigen Szenen, die das viele Drama der Episode auflockern sollte, was leider nicht gelungen ist. Fünf Punkte, mehr kann ich dafür wahrlich nicht geben.

Nadine Watz - myFanbase

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