Bewertung

Review: #3.09 Rettet Henry

Diese Episode wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nicht eigens dazu gedreht, den DVD-Verkauf der ersten Staffel von "Once Upon a Time" anzukurbeln, aber geklappt hat es vielleicht trotzdem. Es ist definitiv so, dass diese neunte Folge der dritten Staffel sehr viel Staffel-eins-Flair versprüht. Wir sehen einige Charaktere noch einmal so, wie wir sie ursprünglich kennen gelernt haben, vor allem natürlich Regina als autoritäre Bürgermeisterin, die alle anderen Bewohner wie Lakaien behandelt, aber zum Beispiel auch Mary Margaret als die schüchterne Lehrerin, die ehrenamtlich im Krankenhaus arbeitet und vor Regina kuscht. Ein Widersehen mit Reginas menschlichem Lieblingsspielzeug Sheriff Graham wie noch in der Folge #2.17 Willkommen in Storybrooke gibt es diesmal nicht, dafür sind Dr. Whale und Sidney Glass mal wieder mit von der Partie, obgleich letzterer nur zweimal am Telefon zu hören ist. Aber immerhin. Die Serie schwächelt ja grundsätzlich dabei, ihre Nebencharaktere beisammen zu halten.

Wie man schon nach #2.17 Willkommen in Storybrooke vermuten durfte, war es nicht zuletzt die Begegnung mit dem kleinen Owen, die Regina zu der Erkenntnis brachte, dass sie ein Kind möchte. Im Gespräch mit Archie realisiert sie, dass ihr Leben nach Owen nie wieder so erfüllt war. Damit, wie fatal es für Owen alias Greg ausgegangen ist, müssen wir uns an dieser Stelle nicht noch einmal auseinandersetzen, das ist hinlänglich bekannt. Die beiden größten Überraschungen bei der Adoptionsgeschichte sind letztlich die, dass Regina schon damals herausgefunden hat, dass Henry Emmas Sohn ist, sie sich dieses Wissen aber durch einen Zauber selbst genommen hat, und dass Peter Pan drauf und dran war, Henry schon zu der Zeit in seine Finger zu bekommen. Ohne es zu ahnen, hat Regina Henry durch die Adoption gerettet.

Über Reginas Mutterqualitäten ließ sich von der ersten Episode an herzhaft diskutieren. Fakt ist, dass sie Henry lange Zeit belogen und ihm das Gefühl gegeben hat, mit ihm stimme etwas nicht, weil er an etwas glaubte, von dem sie wusste, dass es die Wahrheit ist. Regina war immer wieder bereit, Henry vor den Kopf zu stoßen, um zu verhindern, dass der Fluch gebrochen wird. Wir sehen aber in dieser Folge, dass sie Henry behalten hat, obwohl sie wusste, dass Emma wegen ihm nach Storybrooke kommen und den Fluch brechen könnte. Es gab somit einen Punkt, an dem sie Henry über ihre Rache gestellt hat, an dem sie zu der Überzeugung gelangte, dass er es Wert ist, den Fluch zu riskieren. Indem sie sich allerdings selbst verzaubert hat, musste sie sich nicht länger damit auseinandersetzen, wodurch sie sich nicht weiter in eine möglicherweise positive Richtung entwickeln konnte.

Wie Reginas Einstellung zur Welt nach wie vor aussieht, macht sie noch einmal sehr deutlich, als Pan sie, Emma und Mary Margaret/Snow gefangen nimmt. Regina kann als einzige der drei Frauen ihre Fesseln lösen, da sie keine schweren Schuldgefühle mit sich herum trägt. Sie ist sich all der Morde und anderer Verbrechen, die sie begangen hat, bewusst, aber sie bereut sie nicht, weil die Taten letztlich dazu geführt haben, dass sie Henry bekam. Kurz zusammengefasst: für Regina ist alles legitim, was sie am Ende glücklich macht. Diese Selbstbezogenheit bleibt Reginas vordergründige Charaktereigenschaft.

Ironischerweise profitieren Emma und Snow in jenem Moment ganz massiv von Reginas "No Regrets"-Einstellung. Dies spiegelt den Kernkonflikt wieder, den eine Figur wie Regina Mills/die Böse Königin, welche von Lana Parilla auch noch so stark porträtiert wird, auslöst: man dürfte ihr eigentlich nie die Daumen drücken, nie auf ihrer Seite sein, sich nicht freuen, wenn ihr etwas gelingt. Wie gesagt, eigentlich. Selbst diejenigen Zuschauer, die Regina sehr kritisch betrachten - und dazu gehöre ich auf jeden Fall, nachzulesen in sämtlichen Reviews - sind nicht frei davon, immer mal wieder eine Form von Zuneigung für sie zu empfinden. In dem Moment, in dem sie sich in dieser Episode von den Fesseln löst und Pan das Herz herausreißt, gehört sie zu "unserem" Team - und die Szene, in der sie und Emma zusammen Henry umarmen, ist einfach wunderschön. No Regrets.

Peter Pan ist aber noch nicht besiegt und Henry noch lange nicht gerettet, auch wenn dies so aussehen mag. Unbemerkt von allen hat sich Pan in Henrys Körper eingenistet, während Henry nun in der Büchse der Pandora feststeckt, in der Mr. Gold den vermeintlichen Pan eingeschlossen hat. Diese Körpertausch-Thematik scheint mir, von ihrem Mangel an Originalität ganz abgesehen, nicht unbedingt optimal zu sein, denn ehrlich gesagt habe ich nicht den Eindruck, dass Jared S. Gilmore diese Herausforderung meistern kann. Es ist durchaus eine schauspielerische Königsdisziplin, einen Charakter zu spielen, der im Körper eines anderen steckt. Man muss die eigene Gestik und Mimik mit der des Schauspielers, der den Charakter normalerweise spielt, kombinieren. Ich halte Jared S. Gilmore nicht für einen schlechten, aber auch nicht für einen überdurchschnittlich guten Schauspieler und Robbie Kay hat Pan ja durchaus eine eigene Note gegeben, mit der wir mittlerweile vertraut sind. Vielleicht irre ich mich aber auch und Jared macht seine Sache als Pan richtig gut, das wird die kommende Folge zeigen.

Maret Hosemann - myFanbase

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