Bewertung

Review: #4.08 Es war einmal in Texas

Es ist pure Ironie: In einer Serie, die normalerweise gar kein Händchen für Liebesgeschichten hat, ist es ausgerechnet eine romantische Episode wie #4.08 Es war einmal in Texas, die nach einer langen Durststrecke ein wahres Highlight bietet. Das liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass diese Folge erneut einen Zeitsprung vollzieht, der uns zurück in die erste Staffel transportiert und uns in Erinnerung ruft, wie großartig "Heroes" zu dieser Zeit noch war.

"Hiro, 300,000 people die every day. Young, old, they're accidents, murders. Why am I any different? Why do I get to live?" - "Because I love you."

Die Rückkehr von Charlie ist der große Bonus dieser Episode. Jayma Mays ist einfach zauberhaft in dieser Rolle und mit ihr kehrt nicht nur einer der sympathischsten Charaktere der Serie zurück, sondern auch ganz viel vom Charme der ersten Staffel. Außerdem sorgt sie dafür, dass eine von den Autoren fast schon totgeschriebene Figur wieder zum Leben erweckt wird: Hiro. Liebenswert wie schon lange nicht mehr führt er uns durch diese Episode. Die Liebesgeschichte von Hiro und Charlie wird mit viel Sensibilität wieder aufgenommen und konsequent weitergesponnen – und die Funken zwischen Hiro und Charlie sprühen so hell, dass man es kaum glauben mag, dass es schon 58 Folgen her ist, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben.

Hiros Mission, Charlie zu retten, kommt sowohl mit einer guten Portion Humor als auch mit einem grandiosen Zachary Quinto als Sylar daher. Quinto spielt innerhalb von drei Episoden nun schon die dritte Version seiner Figur (Sylathan, "Matts" Geister-Sylar und nun den guten alten Sylar aus Staffel 1) und ist wie immer brillant. Gerade im Kontrast zur naiv-unschuldigen Charlie wirkt Sylar wie das personifizierte Böse und doch schafft man es, ihn irgendwie vielschichtig wirken zu lassen. Dass es letztlich er – Charlies Mörder – ist, der sie von dem Aneurysma heilt, ist eine nahezu poetische Wendung.

Inwiefern die ganze Zeitreisengeschichte Sinn macht, ist allerdings eine andere Frage. Gegenwarts-Hiro reist in die Vergangenheit und sagt Vergangenheits-Hiro, er solle wiederum in die Vergangenheit reisen, um Charlie für sich zu gewinnen, womit sich in der zweiten Vergangenheit ja eigentlich eine Dopplung von Hiros ergeben müsste, die nicht zu reparieren ist. Wirklich durchsteigen tut hier wahrscheinlich niemand, aber angesichts der herzerwärmenden Story rund um Hiro und Charlie sind solche Dinge einfach nebensächlich. Leider bleibt das Glück aber nur von kurzer Dauer – denn schließlich ist da auch noch Samuel, der nach dem Tod des alten Arnold einen neuen Zeitreisenden braucht und diesen in Hiro gefunden hat. Ein Lob geht hier nach langer Zeit wieder an Masi Oka, der Hiros Ausraster mit so viel Intensität spielt, dass man sich einen Moment lang wirklich fragt, zu was Hiro fähig ist, wenn man ihn genügend provoziert. Zum zweiten Mal endet Hiros und Charlies Liebe tragisch und wir können nur hoffen, dass Hiro die Situation irgendwie retten können wird.

"You and I, we can talk about anything."

Neben der Storyline rund um Hiro, Charlie und Sylar haben wir aber noch eine zweite Liebesgeschichte – oder so was ähnliches. Wir erfahren rückwirkend, was Hornbrille vor den blutigen Geschehnissen an Homecoming gemacht hat und lernen Lauren kennen, eine Company-Agentin und Arbeitskollegin von Noah. Ähnlich wie in #3.08 Bösewichte werden auch in dieser Episode auf ganz hervorragende Weise alte Szenen aus der ersten Staffel eingewoben und bilden mit dem neuen Material ein kongruentes Ganzes, sodass es einem leicht fällt, die neuen Informationen in die Story einzuordnen (Isaac! Eden!). Dass Noah beinahe eine Affäre mit Lauren eingegangen wäre, zeigt rückblickend, dass es in der Ehe von Noah und Sandra schon lange kriselte und Noahs Job und die damit einhergehenden Lügen nicht nur Sandra von Noah distanzierten, sondern auch Noah von Sandra und dem Rest seiner Familie.

Lauren ist zweifellos eine interessante Figur, aber angesichts der Tatsache, dass sie einem verheirateten Mann ununterbrochene Avancen macht nicht unbedingt die Sympathieträgerin #1. Weiterhin stellt man sich unweigerlich zwei Fragen: a) Wie kann Noah sich um romantische Angelegenheiten mit Lauren kümmern, wenn er nur noch wenige Stunden Zeit hat, um einen psychopathischen Massenmörder zu finden, der seine Adoptivtochter skalpieren wird? Und b) Wie kann es sein, dass Noah behauptet, er wüsste nicht wie Sylar aussieht, wenn er ihn doch live per Videoübertragung bei einem seiner Morde gesehen hat? Autsch – da ist bei der Kontinuität aber gehörig was schief gelaufen.

Auch Noahs und Laurens Fast-Liebesgeschichte endet schließlich bittersüß, indem Lauren sich selbst die Erinnerungen an den Kuss mit Noah durch den Haitianer löschen lässt. Dass aus Noah und Lauren nichts geworden ist, ist gut so, aber Lauren wird uns in Zukunft sicherlich noch öfter über den Weg laufen.

"I've got my own butterflies that need crushing."

Tja, und das war's auch schon. Die drastische Reduzierung auf zwei große Storylines hat in dieser Episode tatsächlich wahre Wunder bewirkt. Absolut hinreißend war die Reunion von Hiro und Charlie. Die Geschichte um Noah und Lauren bot einen neuen Blickwinkel auf die Figur des Noah Bennet und außerdem ein bisschen Nostalgie mit ein paar tollen Szenen aus der ersten Season. Hinzu kommt Samuel, der überall seine Finger im Spiel hat und am Ende für eine überraschende Enthüllung sorgt: Mohinder hat die letzten sieben Episoden nicht etwa deshalb gefehlt, weil er sich Inspiration für neue Einleitungsreden geholt hat, sondern weil er tot ist. Hui! Unglaubliche acht Punkte gibt es deshalb für #4.08 Es war einmal in Texas, eine Episode, die überraschend zeigt, dass "Heroes" tatsächlich auch mit Liebesgeschichten umgehen kann.

Maria Gruber - myFanbase

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