Bewertung

Review: #2.11 Machtlos

Es ist interessant, wie eine Folge nach mehrmaligem Ansehen tatsächlich besser werden kann. Das passiert nicht oft, aber es passiert. Ein gutes Beispiel hierfür ist #2.11 Machtlos. Nach dem ersten Mal war ich... enttäuscht. Enttäuscht, weil ich mir von einem Volume-Finale viel mehr erhofft hatte. Nachdem ich mir die Folge allerdings ein zweites Mal angesehen hatte, verwandelte sich diese Enttäuschung mehr oder weniger in Zufriedenheit. Und nach dem dritten Mal bin ich nun bereit zu sagen: werfen wir noch mal einen letzten großen Blick auf die letzten elf Episoden und lassen "Volume Two: Generations" hinter uns.

Doch bevor wir dazu kommen, lasst mich erstmal eines klar stellen: Verehrtes "Heroes"-Team, ihr killt Nathan und Niki anstatt Maya und Monica?! Was zum Henker ist in euch gefahren? Wie könnt ihr nur? Ist das euer Rezept, um die Serie aus ihrer kleinen Misere herauszuziehen??!!

Bevor ich einen Herzinfarkt kriege, fangen wir von vorne an...

"You and I have trust issues, Doctor."

MYLAR IS BACK! Schon die ersten fünf Sekunden, in denen man Mohinder und Sylar zusammen agieren sieht, lassen einen daran zurück erinnern, wie gut diese Kombination bereits in der ersten Staffel funktioniert hat. Zehn Episoden und viele Todestränen mussten wir durchstehen, bis wir endlich wieder in den Genuss dieses ungleichen Gespanns kommen, und es ist großartig.

Mohinder stolpert also in seine Wohnung und findet sich in einer Art bizarren alternativen Realität wieder: er trifft zunächst auf einen zuckersüß-liebenswerten Sylar, dann auf Maya, die ihm sagt, dass sie weiß, dass Sylar ein Mörder ist, aber nichts dagegen hat, sondern vielmehr selbst eine Mörderin ist, und hält ihm lächelnd Chilaquiles unter die Nase. Mohinder setzt sich gezwungenermaßen an den Killer-Frühstückstisch und die blanke Verwirrung ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Und Sylar? Der hat einen Heidenspaß daran, Mohinder komplett durcheinander zu bringen und Maya um seinen Finger zu wickeln. Herrlich!

JA, ich wiederhole mich, aber: Zachary Quinto ist un-glaub-lich. Diese Mischung aus psychopathischer Kaltblütigkeit und messerscharfer Intelligenz verkörpert er so wahnsinnig gut, dass ich jedes Mal davon begeistert bin. Und jedes Mal wenn ich ihn sehe, bin ich dankbar dafür, dass man Zachary trotz der Tatsache, dass Sylar in diesem Volume eine eher sinnfreie Storyline durchlaufen musste, für die Show behalten hat.

Nachdem Maya allen im Apartment einen Vorgeschmack auf den Tod bietet und zum 152. Mal in Todestränen ausbricht, erklärt sich Mohinder dazu bereit, Sylar zu helfen und lockt ihn in sein Labor, welches von Videokameras überwacht wird.

Moment... das Labor, in dem Mohinder nach Isaacs Bildern suchte (#2.03), wird von Videokameras überwacht?! Die Company hat es wirklich nicht drauf mit Videoüberwachung. Denken wir nur zurück an die vier Monate, in denen Peter und Adam in ihren videoüberwachten Zellen eine Neuauflage von "Prison Break" starteten oder Maurys Infiltration des Company-Gebäudes, in dem jeder Gang von einer Kamera überwacht wird. Seufz. Benutzt eigentlich irgendjemand bei der Company dieses Kamerasystem?

In Isaacs Todesloft aka Mohinders Superlabor schickt Sylar Maya und Molly in die Ecke und schwelgt in alter Erinnerung, wie er Isaac direkt auf dem Fußboden aufgeschlitzt hat. Erneut ist Quintos Darstellung oscarwürdig. Mohinder macht sich daran, Sylars Blut zu untersuchen, während Maya der kleinen Molly von Alejandro erzählt und die kleine Molly Maya erzählt, dass Alejandro nicht mehr da ist. Bing! Man sieht das Glühlämpchen förmlich über Mayas Kopf aufleuchten. Maya konfrontiert Sylar und dann... knallt Sylar sie mit diesem genialen "Siehst du nicht, dass ich gerade beschäftigt bin?"-Blick ab. Endlich!

Leider währt diese Freude nicht lange. Der Mohinder-Claire-Blutcocktail erweckt Maya wieder zum Leben und dann überschlagen sich die Dinge: Elle, die einzige Person der Company, die sich wenigstens aus Langeweile die Videoüberwachung ansieht, erscheint, um Sylar zu elle-lektrisieren, Schüsse fallen und Sylar kann mit dem Blut entkommen.

Und was lernen wir von Elle? Bevor ihr jemanden erledigen wollt, ruft nicht dessen Namen.

"Please."

Nichtsdestotrotz: Elle ist im Gegensatz zu Maya, Alejandro und Monica einer der neuen Charaktere, die ich für eine echte Bereicherung halte. Das zeigte sich auch diesmal, als sie HRG in seiner Zelle besucht und ihn bittet, ihr von den Experimenten zu erzählen, die Bob Teelöffel mit ihr gemacht hat. Doch selbst, als sie die Wahrheit über die Versuche kennt, will sie nichts anderes, als ihren Vater stolz machen. Das ist auf eine gewisse Art tragisch, aber auch bezeichnend: Elle sucht die Anerkennung ihres Vaters, die sie nie bekommen hat.

HRG sitzt jetzt also in einer Company-Zelle und wirft Gummibälle gegen die Wand. Interessant, dass die Company tatsächlich für Hornbrilles Wiederbelebung gesorgt hat. Noch ist mir nicht ganz klar, wieso die Firma ihren größten Feind von den Toten erwecken sollte, doch es hat sich schon jetzt gezeigt, dass sie Bennet anscheinend brauchen. Dieser geht einen Deal mit der Company ein, um seine Familie zu schützen, will sich jedoch noch ein letztes Mal von Sandra, Claire und Pappkarton-Lyle verabschieden.

Ich präsentiere: die hölzernste Familienwiedervereinigung der TV-Geschichte.

Es ist nicht ganz klar, ob Sandra, Claire und Lyle einfach nur komplett unter Schock stehen und deswegen so komisch auf Bennets Rückkehr reagieren, aber wäre nicht ein wenig Freude angebracht gewesen, dass ihr geliebter Noah/Dad lebt? Stattdessen bekommen wir den Eindruck, dass Mr. Muggles der Einzige ist, der Hornbrille willkommen heißt.

Wenn wir schon von Claire sprechen, sei an dieser Stelle noch erwähnt: es ist passiert.

Ich mag West!

Ich glaube, dass er noch nie etwas so Sinnvolles von sich gegeben hat, wie in dieser Episode und sein Auftritt war schlichtweg toll. Liebenswert. Aufrichtig. Schade, dass jetzt, wo ich West akzeptiert habe, er vorerst von der Bildfläche verschwunden zu sein scheint.

"You know what happens to heroes in the real world? They end up dead."

Für immer von der Bildfläche verschwunden ist offenbar auch Niki. Ich kann es immer noch nicht glauben, wie die Autoren diese Storyline so verkorksen konnten. Noch weniger kann ich es fassen, dass Niki für ein paar Comics draufgegangen ist.

Es passte einfach NICHTS in dieser Storyline. Sie war von vorne bis hinten sinnlos. Der Versuch, krampfhaft Spannung aufzubauen, endete im Lächerlichen. Die Gangster verbrennen Monica, weil sie Comics gestohlen hat? Was soll das, wo ist der Sinn? Und noch besser: sagte Damon nicht, dass man ihm Micahs Rucksack klaute, weil die Comicsammlung so wertvoll sei? Was macht der Gangster? Er nimmt den Comic, um das Feuer zu zünden!

Wenn ich versuche, hier irgendwo das Positive herauszufiltern, bleibt leider nicht viel übrig. Positiv war, dass Niki und Micah erstmals über Micahs Fähigkeiten gesprochen haben. Positiv war auch, dass Niki Einsatz zeigte und auch ohne Superkraft den Gangster vermöbelte.

Die Frage bleibt nun, ob Niki tatsächlich tot ist. Hat sie es nicht vielleicht doch geschafft? Konnte sie womöglich entkommen? Denn wenn nicht, dann ist sie nun ein Häufchen Asche und nicht einmal der Blutcocktail könnte helfen, um sie zu retten.

"I believe in you. You're my brother, Pete. I love you."

Kommen wir also zur großen Storyline des Volumes, dem Shanti-Virus. Es ist eigenartig: verglichen mit dem Shanti-Virus ist die Explosion von New York, die die Heroes in Staffel 1 verhindern mussten, ein Klacks. Und dennoch kam bei mir während des gesamten zweiten Volumes, außer vielleicht in Folge #2.07, nie das Gefühl auf, als wäre der Virus schlimmer als die Explosion. In Volume One fieberte man förmlich mit, wie die Heroes nun die Katastrophe verhindern könnten, doch das fehlte irgendwie in Volume Two, da man es verpasste, die Geschichte um den Virus Schritt für Schritt zu entwickeln.

Peter setzt also Hiro außer Gefecht, doch er bekommt erstmals Zweifel an Adams Absichten, nachdem Hiro ihm erzählt hat, dass Adam seinen Vater gekillt hat. Peter denkt sich aber nichts weiter dabei und setzt sein Vertrauen weiterhin in Adam. Ausgerüstet mit Schwert, Toaster und Telekinese fegen Peter und Adam durch den Gang, stehen schließlich vor dem Tresor und Peter fragt Adam, ob er wirklich Hiros Vater getötet hat, was dieser bejaht. Doch Adam muss nur etwas von Caitlin daherfaseln, die in einer schrecklichen Zukunft festsitzt und Peter vertraut ihm weiter.

Mensch, Peter!!!

Es ist einfach so schade, dass Peter trotz der Charakterentwicklung, die er in der ersten Staffel durchgemacht hat, nun wieder am Anfang zu stehen scheint: er ist naiv und leichtgläubig und dank der Autoren auch noch unglaublich dumm, da er nicht auf die Idee kommt, mithilfe von D.L.s Fähigkeit durch die Tresorwand zu steigen! Oder Adam wenigstens in den Tresor zu folgen! Liebe Autoren, so etwas darf nicht mehr passieren!

Während Peter und Adam also den Tresor knacken wollen, kommen Nathan und Matt angeflogen. Ja richtig, angeflogen! Fabelhaft! Man hat Adrian und Grunny direkt angesehen, wie sehr sie diese Szene genossen haben.

Dieser tolle Moment wird unterbrochen von einem "Frying Man!"-Ruf und wieder kommt einem das Schlagwort Charakterentwicklung in den Sinn. Ist Hiro über sein "Frying Man" denn immer noch nicht hinaus? Muss das schon wieder sein? Beim ersten Mal war's lustig, beim zweiten Mal süß, beim dritten Mal langweilig und jetzt einfach nur nervig.

Es kommt zum finalen Showdown: Matt will Peter mithilfe seiner Fähigkeiten manipulieren, doch Peter scheint dagegen immun zu sein und setzt Matt außer Gefecht. Doch dann... kommt Nathan um die Ecke und wir haben sie wieder vereint: die Petrelli-Brüder! Ein wunderbarer Moment, in dem alles gepasst hat. Nathan kann Peter schließlich die Augen öffnen und im letzten Moment kann Peter die Katastrophe aufhalten. Und so retten die Petrelli-Brüder ein zweites Mal die Welt.

Im Tresor spielt sich derweil noch eine ebenfalls sehr gelungene Szene zwischen Hiro und Adam ab. Masi Oka und David Anders agieren großartig zusammen. Masi vermittelt perfekt die Enttäuschung und Trauer seines Charakters, David die Entschlossenheit und Arroganz Adams. So teleportiert Hiro Adam schließlich zurück nach Japan und sperrt Adam in einem Grab auf dem Aoyama Friedhof ein, auf dem auch sein Vater beerdigt ist. Dies hat durchaus etwas von poetischer Gerechtigkeit, doch die Idee ist nicht sonderlich originell. Wie auch immer, so können wir wenigstens darauf hoffen, dass wir David wieder sehen werden.

"You do know that you've now opened Pandora's Box..."

So entscheidet sich Nathan dazu, der Welt in einer Pressekonferenz endlich die Wahrheit zu sagen und die Company damit zur Strecke zu bringen, doch stattdessen bringen sie ihn zur Strecke. Schüsse fallen, allgemeines Chaos bricht aus, Peter hält den angeschossenen Nathan in seinen Armen und der Killer spaziert seelenruhig aus dem Raum, in dem sich etwa 30 Polizisten befinden.

Mir fällt dazu nur ein: WEHE, ihr killt Nathan Petrelli!

Angela sieht sich den Anschlag auf ihren Sohn im Fernsehen an und meint zu einem unbekannten Anrufer, er hätte die Büchse der Pandora geöffnet. Was das wohl zu bedeuten hat? Klar ist: Angela Petrelli ist wahrhaft kaltblütig. Diese Frau ist böse. Super!

Hiermit endet also "Volume Two: Generations" und leider auch schon die zweite Staffel. Es war eine sehr wechselhafte Staffel, bei der einige herausragende Folgen dabei waren – vor allem #2.07, #2.08 und #2.09 –, die aber insgesamt eher durchschnittlich und manchmal leider enttäuschend war. Mit dieser Folge bekommen die meisten Storylines nun einen mehr oder weniger gebührenden Abschluss, sodass ich mich jetzt zurücklehne, Volume Two als abgeschlossen erkläre und mich dafür lieber auf Volume Three freue, dessen Anfang schon mal sehr vielversprechend ist...

Maria Gruber - myFanbase

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