Bewertung

Review: #2.08 Vier Monate zuvor...

Hätte man diese Episode doch nur als Staffelauftakt hergenommen.

Manchmal sind die Wege der Serienmacher unergründlich. So werde ich wohl nie verstehen, wieso diese großartige Folge erst jetzt ausgestrahlt wurde. Hätte man sie doch nur als Staffelauftakt benutzt, dann wäre die zweite Staffel mit viel mehr Power und viel mehr Action gestartet, wäre in sich schlüssiger gewesen, hätte vieles besser machen können. Man wäre den Fans insofern mehr entgegen gekommen, als dass man die Story von Anfang an hätte aufrollen können, anstatt die Fans ratlos im Dunklen tappen zu lassen.

Aber nun gut, zu viele Konjunktive. Die Episode heißt nun mal #2.08 und nicht #2.01 und leider heiße ich nicht Hiro und kann mich nicht in die Vergangenheit beamen, um die Geschichte für die "Heroes"-Fans hinzubiegen. Nichtsdestotrotz ist #2.08 Vier Monate zuvor... schlicht und ergreifend eines: nämlich hervorragend!

"You saved the cheerleader, so we could save the world."

#2.08 beginnt dort, wo #1.23 uns zurückgelassen hatte: wir kehren mit Peter zurück zu Kirby Plaza und finden uns in dem Moment wieder, als Nathan mit Peter in den Himmel fliegt. Der pure Gänsehautmoment. Makelloses CGI. Die Petrelli-Brüder rasen in die Wolken, während Peter kurz vor der Explosion steht. Doch Nathan lässt ihn nicht los - erst als Peter ihn von sich stößt, muss Nathan seinen Bruder schließlich aufgeben, stürzt in die Tiefe und es macht BOOM.

Boah, wie geil.

Stellen wir uns mal vor, diese Szene wäre die erste gewesen, die uns die zweite Staffel geboten hätte. Verdammt, WIESO habt ihr das nicht gemacht, Tim Kring? Mohinders Genetikvortrag in Kairo wirkt dagegen wie die Sendung mit der Maus.

Peter ist also derjenige, der Nathan gerettet hat. Finde ich großartig. Denn so wird diese gesamte Aktion zu einer gemeinsamen Heldentat der Petrelli-Brüder: Nathan rettet New York, Peter rettet Nathan und so haben Nathan und Peter letztendlich zusammen die Welt gerettet.

Man beachte, dass Peter doch tatsächlich noch bekleidet ist, als er zu Nathan geflogen kommt. Ist der Kerl nicht gerade explodiert?! Ich meine, war Milo in der zweiten Staffel nicht bereits in jeder Episode ohne T-Shirt zu sehen gewesen und hätte sich diese Situation nicht am allermeisten für einen Milo mit nacktem Torso angeboten? Ihr entscheidet.

Peter bringt Nathan ins Krankenhaus und verschwindet erstmal – doch er hat nicht mit Bob Teelöffel und Elle gerechnet. Peter wird elle-lektrisiert und sieht erstmal Sternchen...

"Did you have to take the full blast on him?" – "He can take it."

Ging es nur mir so oder erinnerte Elle im Gegensatz zu ihrem ersten Auftritt eigentlich gar nicht mehr an Veronica Mars? Kristen Bell hat sichtlich alles in ihrer Macht stehende getan, um das VM-Image loszuwerden und ich kann sie nur beglückwünschen, dass ihr das gelungen ist. Elles leicht psychopathisch angehauchte Persönlichkeit gefällt mir. Nun da wir eigentlich alles über sie wissen, wird auch ihr Verhalten in #2.05 im Nachhinein viel verständlicher. Wie ich bereits vermutet hatte, verbirgt sich hinter diesem Charakter ein gewisses Potenzial, dass in dieser Folge erstmals entfaltet wurde.

Der Kuss zwischen Peter und Elle? Unglaublicherweise knisterte es hier mehr, als es je zwischen Peter und Simone oder Peter und Caitlin der Fall war. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Doch noch viel mehr als die Szenen zwischen Peter und Elle, gefiel mir die Interaktion zwischen Peter und Adam – mein neues Dreamteam. Lassen wir mal außer Acht, dass die Zimmer beider mit Videokameras versehen waren. Lassen wir mal außer Acht, dass die Company somit also wusste, dass die beiden die Flucht planten. Lassen wir mal außer Acht, dass Peter D.L.s Fähigkeit eigentlich noch nie benutzt hat. Dann wird die gesamte Sequenz zwischen Peter und Adam eigentlich einfach nur genial.

"For 400 years, you've held up pretty well."

Adam gefällt mir von den neuen Charakteren nicht nur deshalb am besten, weil David Anders ihn spielt. Er ist vor allem ein sehr komplexer und ungemein interessanter Charakter, da er ja schon 400 Jahre auf dem Buckel hat und man ihm dies in jedem seiner Schritte anmerkt. Er hat mittlerweile eine so gute Menschenkenntnis entwickelt, dass er sofort merkt, dass Peter etwas Schreckliches widerfahren ist. Er weiß auch genau, wie er Peter anpacken muss, spielt mit den Schuldgefühlen für seinen Bruder, öffnet ihm die Augen über die Company und kann mit seiner Hilfe schließlich nach 30 Jahren aus seinem Gefängnis entkommen. Ob Adam Peter nur für seine Zwecke benutzt oder ob er tatsächlich doch einer der Guten ist, dahinter bin ich allerdings immer noch nicht gestiegen. Aber gerade diese Zwielichtigkeit macht Adam noch mal interessanter.

Die beiden machen sich also auf ins Krankenhaus, wo Adam Nathan mit seinem Blut heilt – grandios! Zugegebenermaßen wäre ich von selbst nie darauf gekommen, dass sich die Dinge so abgespielt haben.

Es kommt zum Showdown: Elle und der Haitianer spüren Peter und Adam auf und während Adam gegrillt wird, liefern sich der Haitianer und Peter eine Verfolgungsjagd, bei dem Milos Oberbekleidung mal wieder dran glauben muss – tada, Milo ohne T-Shirt, Teil 5. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Aber langsam dürften sich andere männliche Schauspieler wie Zachary, Adrian oder Sendhil ungerecht behandelt fühlen, dass immer nur Milo halbnackt durch die Gegend laufen darf und sie nicht.

Der Haitianer kann Peter schließlich überwältigen und nimmt ihm seine kompletten Erinnerungen weg. Peter schreit wie am Spieß. Ein weiterer Gänsehautmoment. Und alle Fans, die sich wie ich über ein Jahr lang gefragt haben, wer eigentlich der mächtigste Hero von allen ist, bekommen endlich die Antwort: der Haitianer! Gleichzeitig wird die Verwirrung um die Loyalitäten des Haitianers noch größer, sodass ich hier lieber gar nicht zu spekulieren anfange, denn sonst würde diese Review endlos werden.

"Nathan is a great man… he deserves his dignity and privacy."

Während sich sein Bruder zum Blitzableiter entwickelt, liegt Nathan im Krankenhaus. Ein wahres Bild des Schreckens. Nun da wir wissen, dass Nathan ohne Adams Hilfe sein Leben lang wie ein verbrannter Toast ausgesehen hätte, wird es ein wenig klarer, wieso Nathan in den früheren Episoden öfters sein verbranntes Ich im Spiegel gesehen hatte. Sein traumatisches Spiegelbild konnte er sicherlich nicht einfach vergessen und es ist wohl so etwas wie das Spiegelbild seiner zerstörten Seele geworden, die nicht mit Peters Tod fertig werden konnte.

Mal wieder ist es unglaublich, wie Cristine Rose es fertig bringt, dass man doch tatsächlich Mitleid mit Angela Petrelli empfindet, als sie am Bett ihres Sohnes steht – schließlich ist Angela Schuld daran, dass Nathan dort liegt und Peter "tot" ist. Mysteriös bleibt allerdings weiterhin ihre Fähigkeit, die – so glaube ich – wir diesmal am Beispiel von Heidi Petrelli gesehen haben. Es wird euch sicherlich aufgefallen sein, wie Angela Heidi am Arm und an den Haaren berührte, während sie Heidi dazu brachte, Nathans Aussagen keinen Glauben zu schenken. Ist Angelas Fähigkeit eine ähnliche wie die von Eden?

"We could be like the Fantastic Four... minus one."

Außerordentlich gut gefallen hat mir diesmal die Storyline der Sanders-Familie. Irgendwie passte alles zusammen. Die Chemie zwischen den drei Darstellern Ali Larter, Leonard Roberts und Noah Gray-Cabey war großartig und es wurde sehr gut und ohne viel Melodramatik anhand dieser Familie gezeigt, wie die Fähigkeiten der Heroes einerseits gutes hervorbringen und andererseits vieles zerstören können.

Niki, D.L. und Micah können einem einfach nur Leid tun – in dieser Folge mehr denn je. Denn egal, wie sehr sie sich anstrengen, ein normales Leben zu führen, ihre Fähigkeiten lassen dies nicht zu. So nimmt Niki die Pillen von Bob Teelöffel, die sie in einen depressionsartigen Zustand bringen, sodass sie nicht mal an Micahs Geburtstag ein Lächeln über die Lippen bringt. Ihre mutige Entscheidung, die Pillen nicht mehr zu nehmen, wird schließlich mit dem Tod von D.L. bestraft.

D.L. war ein leider viel zu wenig beachteter Charakter in "Heroes", der vor allem in der Rolle als Micahs Dad glänzte und später auch als Nikis verständnisvoller Ehemann. Er gab Niki nie auf, tat sich zwischendurch sogar mit Jessica zusammen, um Micah zu retten und war sofort bereit, Niki/Jessica mit seinem Leben zu schützen. So klischeehaft das auch klingen mag, im Nachhinein stellt man fest, dass D.L. eigentlich ein wahrer Held war. Und er sorgte mal nebenbei für eine herrlich morbide Szene in #1.22, als er Lindermans Gehirn zu Brei verarbeitete.

Zu bemängeln wäre sicherlich, dass D.L. vielleicht einen heldenhafteren Abgang verdient hätte. Doch war sein Tod nicht eigentlich doch recht heldenhaft? Seine letzte Tat bestand darin, Niki zu retten und er zeigte damit, dass er trotz Jessica und Gina und wer weiß noch für Persönlichkeiten nie den Glauben an Niki verlor.

"I'd rather see you dead than married to my brother!"

... sprach sie und es wurde wahr. Anstelle eines Rückblicks von Claire, HRG, Mohinder, Matt oder Sylar bekommen wir schließlich noch die volle Geschichte von Maya und Alejandro. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass mir ein Flashback jedes anderen Charakters besser gefallen hätte - aber selbst die Story um die Zwillinge hatte diesmal ihren Reiz.

Beginnen wir mit der Hochzeit an sich. Was für eine großartige, authentische Kulisse! Wüsste ich es nicht besser, würde ich es Greg Beeman sofort abkaufen, dass er in der Dominikanischen Republik gedreht hat. Maya und Alejandro in festlicher Kleidung zu sehen, machte einem zum ersten Mal bewusst, dass die beiden vor der ganzen Fluchtgeschichte ja eigentlich auch ein normales Leben geführt hatten und nicht ständig in zerlumpten Klamotten mit Dreck im Gesicht Autos geklaut haben und über Maschendrahtzäune gesprungen sind.

Leider verfällt die Geschichte aber auch diesmal wieder dem bekannten Muster: weinen, schreien und laufen. Etwas, was Maya und Alejandro seit ihrem ersten Auftreten tun. Maya weint die Tränen des Todes, wir hören ALEJANNNDROOO!! und MAAYAAAA!!, Alejandro kommt angerannt und sie laufen zusammen davon. Zählen wir mal zusammen, wie oft wir das weinen, schreien und laufen der Todeszwillinge schon gesehen haben, kommen wir auf satte SECHS Mal in ACHT Episoden.

SECHS Mal in ACHT Episoden!

Die Maya-Alejandro-Dauerschleife ist nicht nur eine totale Unterforderung von Dania Ramirez und Shalim Ortiz, sondern auch der Intelligenz des Zuschauers. Wenn diese Storyline noch irgendwie gerettet werden soll – falls das überhaupt möglich ist -, dann müsste man uns dringend etwas mehr Abwechslung bieten. Dennoch kam mir auch hier der Gedanke, wie die ganze Sache mit Maya und Alejandro den Fans erschienen wäre, hätte man gleich mit dem Massaker bei Alejandros Hochzeit im Staffelauftakt angefangen – wäre das nicht um Längen besser gewesen?

"Good then… shall we save the world?"

Was lässt sich zum Schluss nun sagen? Trotz einiger Logikfehler bleibe ich immer noch dabei, dass #2.08 Vier Monate zuvor... hervorragend war und 40 Minuten geballte Unterhaltung lieferte. Viele Dinge wurden durch diese Episode klarer, gleichzeitig warf sie aber auch einen Haufen neuer Fragen auf. Allein die Tatsache, dass Rückblicke mit Claire und HRG, Mohinder und Matt oder Sylar wünschenswert gewesen wären, belastet diese Episode – dennoch kriegt sie von mir die volle Punktzahl.

Maria Gruber - myFanbase

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