Bewertung

Review: #13.23 Wendepunkt

Foto: Jessica Capshaw, Grey's Anatomy - Copyright: 2017 ABC Studios
Jessica Capshaw, Grey's Anatomy
© 2017 ABC Studios

Wenn man mit schweißnassen Händen dasitzt, sich nicht entscheiden kann, ob man hin- oder wegschauen sollte, mitfiebert und –leidet und dabei einfach nur überwältigt ist, dann weiß man, dass man gerade eine wirklich gute Folge "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" sieht. Die vorletzte Folge dieser durchwachsenen Staffel 13 baut eine unglaubliche Spannung auf und nimmt einen von der ersten Sekunde bis zur letzten auf eine atemlose Achterbahnfahrt. Allerdings mit einigen eindeutigen, für mich leider nicht zu übersehenden, Problemen.

Stephanie

Schon im Februar wurde bekannt gegeben, dass Jerrika Hinton die Serie verlassen würde und ich muss zugeben, ich habe die Nachricht bereits damals mit gemischten Gefühlen aufgefasst. Auf der einen Seite habe ich mich für Jerrika Hinton gefreut, hat sie doch ein Engagement bei einer HBO-Serie gefunden und kann vielleicht dort endlich mal das Scheinwerferlicht genießen, das ihr bei "Grey's Anatomy" stets verwehrt wurde. Auf der anderen Seite war Stephanie seit längerem eine meiner heimlichen Lieblingsfiguren, mein persönlicher Scene Stealer. In den vergangenen Folgen wurde eine Existenzkrise bei ihr angeteast – sie zweifelte an sich und ihren Fähigkeiten, hatte Probleme, Abstand zu den Patienten zu behalten und wurde auch ihnen gegenüber ausfällig. Ich hatte daher erwartet, dass man Stephanie nun einen eher stillen Ausstieg bereiten würde – einen, der diese Existenzkrise weiterführen würde und sie einen neuen Lebensabschnitt beginnen lassen würde, weit abseits von der Medizin. Und im Prinzip hoffe ich immer noch darauf und wünsche mir sehnlichst, dass trotz der Ereignisse in dieser Folge Stephanie ein neues Leben beginnen kann – und uns ein weiterer, in diesem Fall ziemlich unnötiger Serientod erspart wird.

Das bedeutet nicht, dass ich nicht jede Sekunde gebannt vor dem Bildschirm saß und von der Intensität dieses Handlungsstrangs nicht mitgerissen wurde. Geschickt bringen die Autoren uns dazu, dem Patienten Keith genauso zu vertrauen, wie Stephanie es tut, nichtahnend, dass er eigentlich ein flüchtiger Beinah-Vergewaltiger und –Mörder ist. Als Steph dann erkennt, wen sie da vor sich hat, ist es natürlich zu spät und die allzu beliebte Methode im Sloan + Grey Memorial, Türen bei Problemen zu verschließen, erweist sich erneut als etwas fragwürdig. Im Grunde genommen bekommt Stephanie ihre eigene persönliche Meredith-Grey-Katastrophe und schlägt sich gar nicht mal so schlecht. Wer war denn nicht beeindruckt, als Steph Keith badass mit dieser Flüssigkeit betäufelt hat, sodass er ebenfalls Feuer fängt? (Warum sie nicht einfach auf ihn mit dem Skalpell eingestochen hat, erschließt sich mir zwar weniger, aber vielleicht wäre dieser aktive Tötungsakt zu viel für Steph gewesen). Jerrika Hinton überzeugt in diesen Szenen einfach durchweg und insbesondere Stephs Willen, das kleine Mädchen zu beschützen, wird unglaublich großartig von ihr dargestellt. Ein wahrer Showact für sie!

Und nun der Punkt, bei dem ich immer noch unschlüssig bin, da die Antwort noch fehlt: Wird Stephanie diese Explosion überleben? Mir zumindest ist das Herz stehen geblieben, als ich sah, wie sie direkt auf die Explosion zu rannte; es sieht wirklich nicht gut aus. Wenn Stephanie tatsächlich sterben sollte, wäre das ein kreatives Armutszeugnis für die Autoren der Serie – ist ein weiterer Charaktertod wirklich nötig, um der Serie das gewisse Drama zu verleihen? Hätte man Stephanie nicht anders aus der Serie schreiben können? Doch da wir noch nicht über Stephanies Schicksal Bescheid wissen, will ich nicht zu rasch urteilen und warte lieber ab – und hoffe inständig, dass Steph, wie einst Meredith, diese Explosion überlebt hat.

Der Moment, den wirklich jeder "Grey’s Anatomy"-Zuschauer vorhersehen konnte

Megan lebt. Was für eine Überraschung. Wie die Überschrift schon sagt: Jeder, der diese Serie seit 13 Staffeln verfolgt und somit an die gängigen Tricks der Autoren gewöhnt ist, wusste, dass dieses Ereignis eintreffen würde. Schätzungsweise natürlich genau dann, wenn Meredith und Nathan endlich zueinander gefunden hätten, glücklich und bereit für den nächsten Schritt wären, nämlich Nathans erstes Treffen mit Merediths Kindern. Nicht nur, dass Merediths Glück das zweite Mal durch die Rückkehr der ersten große Liebe ihres Freundes gefährdet ist (schönste Grüße an Addison!), nein, die Autoren haben damit tatsächlich einen der uninspiriertesten, abgeschmacktesten Twists aus ihrer eigenen Mottenkiste hervorgeholt und wollen ihn uns als "kreativ" verkaufen. Ich will noch nicht allzu hart urteilen (immerhin ist Megan immer noch nicht wirklich aufgetreten), aber schwer enttäuscht von dieser Vorhersehbarkeit dieses Moments bin ich schon.

Dafür stimmte das Drumherum in diesem Handlungsstrang. Owen, den seine posttraumatische Belastungsstörung und seine Schuldgefühle wieder einholen und der beinahe schlafwandelnd durch die Flure des Krankenhauses irrt, immer die Gesichter der Soldaten vor Augen. Amelia, die für Owen ohne zu zögern da ist, ihm den nötigen Halt und die Schulter zum Ausweinen bereithält und damit Hoffnung für dieses Paar für Staffel 14 schöpfen lässt. Amelia, die sich sowieso von einer ungewohnten Reife und Ruhe zeigt und damit sogar für Meredith eine helfende Hand sein kann. Dazu das Telefonat mit Teddy, womit wir endlich wieder von einer langvermissten Figur hören, was ebenfalls ein schöner Fanservice war und uns die großartige Freundschaft von Owen und Teddy zurück ins Gedächtnis führte. Megans Schicksal selbst, das unvorstellbar und sehr grausam erscheint, was uns sicherlich auf irgendeine Weise noch näher vermittelt wird. All diese Momente sind es, die meine Enttäuschung stark abmildern können und die mich trotz allem positiv auf die weiteren Entwicklungen in diesem Handlungsstrang stimmen.

Alex Stevens und Brooke Stadler

In einem Paralleluniversum hätten so vielleicht die Namen des Paares gelautet, das von Fans "Jolex" getauft wurde. Ersteres ist ein durchaus süßer Fanservice (vor allem für diejenigen, die Jo immer noch nicht leiden können), letzteres die Enthüllung, auf die wir seit dem letzten Staffelfinale warten – und die jetzt in einem Nebensatz eingequetscht in Alex' Fantasie förmlich ausgespuckt wird. Dazu der erste Auftritt von Jos gewalttätigem Ehemann – der auch größtenteils in Alex' Fantasie stattfindet. Was ich allerdings für einen erzählerischen sehr guten Kniff halte, sehen wir doch hier perfekt, wie Alex mit sich selbst ringt und nicht weiß, wie er mit dieser Situation umgehen soll. Soll er in alte Muster zurückfallen und Paul zusammenschlagen? (Resultat: Alex zurück im Gefängnis) Soll er es auf die offene Tour probieren und Paul erpressen? (Resultat: Jo tot) Schlussendlich wagt Alex die erwachsene Variante und macht: Nichts. Man könnte sagen, dass damit der Sinn dieser Geschichte gleich null beträgt, doch ich finde, wir haben ein paar Erkenntnisse gesammelt: Alex liebt Jo immer noch wie verrückt und will Rache für das, was ihr angetan wurde, gleichzeitig ist Alex aber auch gereift und will das Richtige tun. Das heißt nicht, dass er fehlerfrei ist – dass er Jo quasi nachspionieren ließ, so Pauls Identität herausfand und sie dabei im Unklaren ließ, halte ich für ziemlich idiotisch. Aber schlussendlich macht Alex tatsächlich das Richtige. Da wir aber hier keinen wirklichen Fortschritt in der Handlung an sich gemacht haben, bin ich ziemlich unschlüssig, wie hier weiterverfahren wird, bin aber äußerst gespannt und guter Dinge.

Kurze Eindrücke

  • Maggie und Jackson… Läuft da was? So wie uns die beiden in dieser Folge präsentiert werden, beinahe unter die Nase gerieben werden, rechne ich mit einem Hook-Up im Finale! Eine tolle Chemie haben die beiden jedenfalls. Schade ist hierbei lediglich, dass wir immer noch keine Ahnung haben, wie Jackson und April zueinander stehen. Seit ihrer gemeinsamen Fahrt nach Montana hatten die beiden ja auch keine Szene mehr – Enttäuschend wäre ein zu netter Ausdruck über diesen Zustand.
  • Die Frage, die ich mir seit geraumen stelle: Wird Marika Dominzyk Hauptdarstellerin in Staffel 14? Bis jetzt habe ich immer noch keinen Zugang zu Eliza gefunden und die Beziehung zu Arizona hat zwar durchaus Chemie, begeistert mich dennoch nicht. Da Marika Dominzyk aber mit Scott Foley verheiratet und somit Teil der TGIT-Familie ist, muss ich mich wohl oder übel damit abfinden, dass Eliza dauerhaft im Grey + Sloan Memorial arbeiten wird.
  • Ich habe die Theorie, dass Teddy die Frau ist, mit der Nathan damals Megan betrogen hat. Wäre das nicht irgendwie schlüssig? Dazu könnte man damit Kim Raver zurück in die Serie bringen – ein paar Gastauftritte würden reichen.

Fazit

Ich wünschte, ich könnte dieser Folge 9 von 9 Punkten geben. Schon lange hat mich keine Folge von "Grey's Anatomy" mehr so in ihrem Bann gehalten, schon lange habe ich nicht mehr so mitgefiebert und mitgelitten, schon lange habe ich den nächsten Donnerstag nicht so sehnsüchtig herbeigesehnt. Ja, das war die spannendste Folge seit langem, aber das heißt leider nicht, dass es auch die beste ist. Mit der uninspirierten Rückkehr von Megan Hunt in die Story und dem vermutlichen Tod von Stephanie Edwards spielen zwei Elemente in diese Folge rein, die mir nicht zusagen, die vor allem so durchschaubar waren, dass man sie lange voraussagen konnte. Dem Staffelfinale sehe ich daher mit erwartungsvollen, aber auch skeptischen Augen entgegen.

Lux H. - myFanbase

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