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Review: #7.22 Die letzte Klappe

Foto: Lauren Graham & Alexis Bledel, Gilmore Girls - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lauren Graham & Alexis Bledel, Gilmore Girls
© Warner Bros. Entertainment Inc.

#7.22 Bon Voyage war ohne Zweifel eine großartige Folge, die einige Handlungsstränge zusammenführte und abschloss, aber andererseits auch einige wichtige Fragen offen ließ. Werden Emily und Lorelai jemals ein vernünftiges Verhältnis aufbauen können? Und vor allem wie geht es mit Luke und Lorelai weiter? Das klärt das Serienfinale leider nicht.

Lorelai und Rory

Was die beiden betrifft, bin ich vollauf zufrieden. Man konnte deutlich sehen, wie viel Rory und Lorelai einander bedeuten und dass es für beide nicht leicht sein wird, loszulassen. Vor allem als Rory ihre Mutter zur Rede stellt und fragt, warum es ihr anscheinend nichts ausmacht, sie gehen zu lassen und Lorelai darauf erwidert, dass sie einfach noch nicht bereit ist, Gefühle zuzulassen und Abschied zu nehmen, weil sie sonst zusammenbrechen würde, das hatte was. Die beste Szene zwischen den beiden aber war die, in der sich Lorelai nachts an Rorys Bett setzt, ihr beim Schlafen zuschaut, sie zudeckt und ihr nach und nach die Tränen kommen. Diese Szene spiegelte, ohne dass ein Wort gesprochen wurde, die innige Beziehung zwischen Lorelai und ihrer Rory wieder, großartig! Das war ein toller Abschluss nach sieben Jahren, in denen der Zuschauer alle Facetten der Mutter-Tochter-Beziehung miterleben durfte.

Luke und Lorelai

Ein Kuss zum Abschluss, das war's. Keine Gespräche, kein Antrag, keine Hochzeit, keine Kinder, nur einen einzigen Kuss gab es, der allerdings eher zur leidenschaftlicheren Sorte gehörte. Ich gehöre nicht zu den Fans, die sich eine Hochzeit mitsamt sich ankündigendem Nachwuchs für das Ende ersehnten, aber mir fällt es schwer, zu glauben, dass Lorelai und Luke wirklich begriffen haben, was es heißt, in einer Partnerschaft zu leben und diese auch erfolgreich zu gestalten. Noch vor einer Folge konnte man die beiden dabei beobachten, wie sie sich durch die Blume sagten, was sie von ihrer Beziehung hielten. Ich sehe ehrlich gesagt weder bei Lorelai, noch bei Luke, dass sie etwas aus ihren Fehlern aus der Vergangenheit gelernt haben.

Auch in der letzten Folge lässt Luke lieber Taten sprechen, als er zunächst die Überraschungsparty für Rory plant und dann noch, als sich Regen ankündigt, nachts im Diner steht und Planen zusammennäht, damit die Party nicht ins Wasser fällt. Alles schön und gut, das beweist, was für ein außergewöhnlicher Mann Luke Danes ist, aber das wussten wir ja bereits. Ich hätte es lieber gesehen, er würde offen mit Lorelai über ihre Fehler reden und Lorelai würde sich bezüglich ihrer Gefühle zu Luke nicht jede Woche wie ein Aal winden. Noch zu Beginn der Folge hatte sie Rory glaubhaft versichern wollen, dass sie und Luke bessere Freunde sind und sie über ihn hinweg wäre. Dass ihr das mittlerweile niemand mehr abnimmt, steht außer Frage.

Ich hatte mir insgeheim erhofft, dass wir in der letzten Folge eine ähnliche Szene, wie zu Beginn der zweiten Staffel zu sehen bekommen, als Luke Lorelai die Chuppah schenkt und die beiden anschließend auf der Treppe über das Thema Beziehungen und Heirat philosophieren. Wenigstens eine kleine Szene in dieser Richtung hätte es schon sein können, vielleicht wäre ich dann auch überzeugter von ihrem neuerlichen Beziehungsversuch. Aber wie heißt es doch so schön, aller guten Dinge sind drei, vielleicht klappt es ja diesmal. Sich das auszumalen bleibt allerdings der Phantasie der Zuschauer überlassen. Realistisch betrachtet, würde ich den beiden kein Jahr geben, ehe sie sich erneut trennen, Seelenverwandtschaft hin oder her. Wer nicht miteinander redet, kann auch keine glückliche Beziehung führen!

Lorelai und Emily

Mit dem Umgang, den die beiden untereinander pflegen, bin ich immer noch nicht zufrieden. Emily hatte, ebenso wie Lorelai, sehr an der Tatsache zu knabbern, dass sie Rory in naher Zukunft nur noch selten zu Gesicht bekommen wird. Darüber hinaus befürchtete sie noch, Lorelai zu verlieren. Aber kann sie das ihrer Tochter ins Gesicht sagen? Nein. Stattdessen versucht sie Lorelai die Idee schmackhaft zu machen, das Dragonfly Inn in ein Spa Ressort zu verwandeln. Und ich hatte automatisch das Bild eines nackten, nur mit einem spärlichen Handtuch bedeckten Kirk vor meinen Augen. Langsam dämmert es einen, weshalb Lorelai eher durch die Blume kommuniziert anstatt Tacheles zu reden, ihre Mutter macht es ja auch nicht anders. Gott, manchmal glaube ich, eine Familientherapie würde allen Gilmores einschließlich Paul Anka gut bekommen. Ein Tennisplatz neben dem Inn wäre laut Emily auch nicht zu verachten. Eigentlich keine schlechte Idee. Dann hätte Kirk gleich mehrere neue Jobs an der Angel. Als Platzwart, Schiedsrichter, Tennislehrer oder Balljunge zum Beispiel. Wobei ich mir letzteres am besten vorstellen könnte. Das alles macht Emily nur, um Lorelai erneut Geld leihen zu können und dadurch die Freitagabendessen zu sichern. Gott sei Dank durchschaut Lorelai aber ihre Mutter und versichert, auch ohne Schulden zu den Essen zu erscheinen. Das hat mich positiv überrascht. Ob sie sich das wirklich gut überlegt hat?

Ich denke, Lorelais und Emilys Beziehung steht auch in Zukunft auf wackligen Beinen. Sie werden immer nach dem Schema ein Schritt vor und zwei Schritte zurück agieren. So war es immer und wird es auch immer bleiben, dafür ist in der Vergangenheit einfach zu viel passiert. Aber dass Lorelai in Zukunft freiwillig ihre Freitagabende in Hartford verbringen möchte, stimmt mich persönlich zuversichtlich. Vielleicht wird eines Tages eine Umarmung zwischen den beiden etwas ganz Normales sein, vielleicht wird Lorelai ihrer Mutter in Zukunft ihre Sorgen anvertrauen können und vielleicht kann Emily über ihren Schatten springen und ihrer Tochter zuhören. Wir werden es nie erfahren, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. In diesem Sinne hoffe ich einfach mal auf eine gute Beziehung zwischen den beiden. Die Weichen dazu sind jedenfalls mit dieser Folge gestellt worden.

Townies

Auch von den Stadtbewohner heißt es Abschied nehmen und ehrlich gesagt sind sie es, die ich am meisten vermissen werde. Das ist mir beim Anschauen dieser Folge an vielen Stellen wieder bewusst geworden. Zum Beispiel als Rory und Lorelai im Diner die Abschlussfeier nachstellen und Babette, Miss Patty und Kirk einfach nur mit Schweigen reagieren. Oder als Miss Patty der verdutzen Lorelai erklärt, sie würde in ihrem Tanzstudio ein Gespräch mit ihrer Muse abhalten und könne daher nicht gestört werden, während drinnen wie auf einer Perlenschnur aufgezogen die restlichen Bewohner mit dem Ohr an der Wand lauschen und hoffen, nicht bemerkt zu werden. Oder als Babette Luke erklärt, dass es regnen wird, weil ihre Knöchel geschwollen sind. Bei den Haaren würde es 50:50 stehen, aber ihre Knöchel würden sich nie irren. Und Luke findet das noch nicht einmal komisch. Das sind für mich die Momente, in denen sich die Show von den anderen abhebt. Ich werde es jedenfalls vermissen, Kirk Woche für Woche in einem anderen Job zu erleben, zu sehen, wie Babette und Miss Patty den neuesten Klatsch und Tratsch in Luke’s Diner austauschen oder Taylor sich etwas Neues einfallen lässt, um die Stadt und vor allem Luke gegen sich aufzubringen.

Fazit

Ich finde, die Folge schwankt ständig zwischen Serien- und Staffelfinale und spiegelt damit die tatsächliche Gefühlslage der Crew wieder, da zum Zeitpunkt des Drehs nicht feststand, ob es noch eine weitere Staffel geben wird. Die Abschiedsszenen zwischen Rory und Lorelai, sowie die Abschiedsparty in Stars Hollow bilden durchaus den Rahmen für ein würdiges Serienfinale, während die Szenen zwischen Lorelai und Luke und Lorelai und ihren Eltern nach einer achten Staffel schreien. Insofern hätte ich sehr gerne eine weitere Staffel gesehen, aber ich kann mit dem Ende leben und die Folge ist um einiges besser, als ich es mir im Vorfeld vorgestellt hatte.

Danielle Scherbaum - myFanbase

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