Yale und die Gilmore Girls

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Gegen Ende der dritten Staffel der "Gilmore Girls" konnten wir die bisher wichtigste Entscheidung in Rorys Leben miterleben: Yale statt Harvard. Der Einzug ins Wohnheim, ihre ersten Vorlesungen, die Anfänge bei der Yale Daily News und ihre große Leidenschaft: die Bibliothek.

Doch was von dem Leben in Yale, das uns so vermeintlich real vermittelt wird, stimmt eigentlich? Sieht der Campus wirklich so aus und was sagen echte Yalies dazu?

Die Yale Universität der "Gilmore Girls"

Rory studiert ab der vierten Staffel in Yale. Die Dreharbeiten finden jedoch, wie auch der Rest der Produktion, in Kalifornien statt. Da es in der Nähe keine Colleges gab, die Ähnlichkeit mit Yale hatten, wurde das Set täuschend echt nachgebaut. Erfahrt hier alles über den Drehort.

Die "echte" Yale Universität

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Fakt ist, dass Yale nach Harvard in Boston und dem College of William and Mary in Williamsburg die drittälteste amerikanische Hochschuleinrichtung ist. Sie wurde 1701 gegründet und hieß zu Beginn noch Collegiate School. Erst 17 Jahre später wurde sie nach einer umfangreichen Spende von Elihu Yale in Yale College umbenannt.

Nach einigen Erweiterungen durch eine Reihe weiterführender Institutionen, wie die Yale Medical School oder die Yale Law School, wurde der Gesamtkomplex 1887 in Yale University umbenannt. Ein sehr interessanter Aspekt ist, dass das College bis 1969 nur männlichen Studenten vorbehalten war.

Einige sehr große Persönlichkeiten studierten in Yale, von denen die bekanntesten schon Präsidenten der Vereinigten Staaten waren oder noch sind: Bill Clinton und George W. Bush.

Die Yale Library umfasst ein Volumen von ca. 11 Mio. Büchern, was sie zu der größten Forschungsbibliothek in den USA macht. Wer wundert sich da, dass Rorys Herz dort Luftsprünge macht?!

Der Yale Campus hat eine Größe von 243 ha und wenn man sich die Architektur der rund 260 Gebäude genauer ansieht, sollte man sich nicht wundern, dass die Ausstattung über $18 Milliarden Dollar wert ist.

Was meinen die "echten" Yalies?

Brian Stromquist, einer der weltbekannten Whiffenpoofs – der ältesten a capella Gruppe Yales – war sehr positiv überrascht über die lebensechten Reproduktionen, die Warner Brothers mit dem Set geschaffen hat.

"Dort gibt es erstaunliche Rekreationen der Linsly-Chittenden Hall und dem Durfee. Die verfügen über fast jedes kleinstes Detail, von den Türverzierungen bis zu den Gedenktafeln an Türen und in Klassenzimmern."

Aber es gibt auch Zweifler, die sagen, dass die Sendung den Charakter der Universität nicht sehr realistisch widerspiegelt:

"Es werden bloß Anspielungen auf das Stereotyp von Yale gemacht und nicht das echte Wesen erfasst." sagt Maren Ludwig, Studentin im 5 Semester. "Dass WB jedoch die Whiffenpoofs in die Sendung einbaute, gibt dem Gesamtbild jedoch wieder einen authentischeren Touch."

"Es ist einfach komisch, wenn man plötzlich vertraute Plätze wieder erkennt, im nächsten Moment aber etwas zu sehen ist, das eigentlich gar nicht dort hingehört." so Nina Pan.

Das Leben in Yale

Foto: Alexis Bledel, Gilmore Girls - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Alexis Bledel, Gilmore Girls
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wenn die Semesterferien anfangen, zieht es fast alle Yalies zu ihren Familien, doch häufig bleiben einige Studenten in der Uni, um in Ruhe zu lernen und zu entspannen. Bei den "Gilmore Girls" ist der Campus fast immer komplett leergefegt, sobald die Ferien anfangen. Nur Rory und vereinzelte Schüler sind hin und wieder zu sehen. In Wirklichkeit bleiben häufig Hunderte der rund 12.000 Studenten in Yale.

Es kommt sogar vor, dass vor allem die männlichen Sportler der Uni nicht wegfahren dürfen, weil sie trainieren müssen oder wichtige Spiele haben. Yale bietet den Schülern, die über die Ferien im Wohnheim bleiben, viele Möglichkeiten nicht zu vereinsamen. Köche und Angestellte versorgen die Studenten und Freizeitveranstaltungen wie Tanzparties oder gemeinsame Essen machen die Abende nicht ganz so langweilig, denn außer New Haven gibt es nicht so viele größere Ortschaften, die in Kürze zu erreichen sind.

Was besonders interessant ist, sind die beiden Wohnheime, die wir bisher von Rory und Paris sehen durften: groß, geräumig, super ausgestattet und nicht unbedingt renovierungsbedürftig. Fakt ist, dass die Wohnheime meist nur 13 x 13 Fuß groß sind und alles andere als vornehm eingerichtet. Meist sind es Einbaumöbel, die seit den 70ern nicht mehr ausgetauscht wurden. Was jedoch täuschend echt vermittelt wurde, war die Matratze zu Beginn der vierten Staffel – ja, die sind wirklich alle ekelig und durchgelegen und selbstverständlich Yale-Eigentum und daher besonders gut zu behandeln.

"Ich fahr mal eben nach Stars Hollow..."

Übrigens: Yale liegt ca. 55km von Hartford entfernt, was Rory eine Autofahrt von jedes Mal ca. 30 Minuten verschafft. Von Hartford bis Stars Hollow sind es nach Lorelais Aussage auch ca. 30 min. Für den "kurzen" Abstecher nach Yale braucht Lorelai also immer etwa eine Stunde. Bei ihrem hektischen Alltag im Hotel und privat ist es jedoch fraglich, ob das "mal eben" möglich ist. Es dürfte sich für Rory wohl kaum lohnen, wegen eines Beutels Wäsche kurz nachhause zu fahren!?

Life & Death Brigade - Alles ausgedacht?

Yale verfügt über einige sehr bekannte Studentenvereinigungen. Dazu gehören u.a. die Scroll and Key, Wolf's Head und die bekannteste aller, die Skull & Bones. Die Life & Death Brigade, der Logan angehört und der Rory in der fünften Staffel so heiß auf den Versen war, gibt es hingegen nicht. Sie ist von Warner Bros. frei erfunden.

Abschließend kann man also sagen, dass Warner Bros. sich große Mühe gegeben hat und den Campus sehr überzeugend nachgebaut hat, mit den ein oder anderen Unstimmigkeiten, die jedoch nur das erfahrene Auge eines Yalies erkennt. Mit dem Umfang der Bibliothek wird nicht untertrieben und auch die Yale Daily News wird von Montag bis Freitag herausgegeben, was viele Studenten in der Prüfungszeit ins Schwitzen bringt. Vielleicht geht es nicht ganz so stressig zu, wie in der zuletzt gezeigten Episode der sechsten Staffel, aber mit Sicherheit steckt genauso viel Liebe und Arbeit drin.

Wir dürfen also noch sehr gespannt sein, was uns noch so auf dem Campus erwartet.

Alexandra Tempski – myFanbase