Bewertung

Review: #2.03 Was tot ist, kann niemals sterben

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Rory McCann, Game of Thrones
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Es geht doch. Mit der dritten Episode #2.03 Was tot ist, kann niemals sterben geht es wieder bergauf und die Folge macht vieles besser, was in #2.03 Die Nachtlande bemängelt wurde. Zum einen hat man hier den Fokus auf weniger Charaktere, dafür aber ausführlichere und längere Szenen gelegt. Die Folge ist zwar für "Game of Thrones"-Verhältnisse nichts Besonderes, unterhält aber gut und lässt einen Charakter speziell hervorstechen.

"We have other wars to fight out there. Like it or not, we need men like Craster."

Trotzdem fange ich mit dem Teil an, der mir an dieser Folge nicht gefallen hat. Es ist noch immer Jon Schnees Storyline, die mich am wenigsten überzeugt. Der Cliffhanger in der Folge zuvor war zwar spannend, wurde hier jedoch einfach zu simpel aufgelöst. Ich hätte darauf wetten können, dass Jon von den Wildlingen oder schlimmer noch, den Weißen Wanderern überrumpelt wurde. Tatsächlich war es keine von beiden mysteriösen Gefahrenquellen, die jenseits der Mauer lauern, sondern ein ordentlich aufgebrachter Craster. Gut, die Nachtwache braucht ein Lager zum Campieren und Craster lag wohl auf dem Weg, aber der bizarre Mann und dessen Inzestbeziehungen bekommen eindeutig zu viel Beachtung. Es wird wirklich Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen.

Einzig und allein das Gespräch zwischen Jeor Mormont und Jon könnte ausschlaggebend für den jungen Nachtwächter sein. Als angehender Anführer muss Jon lernen, vernünftig und nicht impulsiv zu handeln, auch wenn jemand auf Hilfe angewiesen ist. Jons moralisches Dilemma ist zwar absolut verständlich, aber letztlich muss er einsehen, dass er nicht jedem helfen und manche Dinge nicht ändern kann. Er hat seine Lektion gelernt und ob er sich in Zukunft bewähren kann, wird sich zeigen. Immerhin konnte mir die Abschiedsszene zwischen Sam und Gilly etwas abgewinnen. Sams Geschenk war eine große Geste dafür, dass die beiden nur ein bis zwei Szenen miteinander hatten. Aber es war auch irgendwie herzerwärmend und abwechslungsreich nach dem ganzen Vorfall bei Craster. Sams Abschied von Gilly scheint jedenfalls seinen Worten nach nicht endgültig gewesen zu sein und ich hoffe inständig, dass man die ganze absurde Craster-Geschichte hinter sich lässt und sich endlich den spannenden Abenteuern, die der Norden zu bieten hat, widmet.

"Make your choice, Theon, and do it quickly. Our ships sail with or without you."

Bei allen anderen Storylines kann ich mich nicht beklagen, ganz im Gegenteil. Die Lage auf den Eisernen Inseln hat sich nun endgültig zugespitzt. Es war der große Wow-, oder besser gesagt, Oh-mein-Gott–Moment der Episode. Ich bin noch immer geschockt über Theons Verrat an den Starks. Schon allein im Streitgespräch mit Balon Graufreud jagte mir Alfie Allen eine Gänsehaut ein. Er hat in dieser Episode noch mehr als in der letzten bewiesen, dass er aus Theon das Maximum herausholen kann. Charakterlich möchte man Theon am liebsten gegen die Wand hauen. Und doch hat man Mitleid mit ihm, als er im Streitgespräch mal wieder von seinem Vater abgewiesen und sogar geschlagen wird. So zwiegespalten stehe ich gerade zu Theon und er selbst war es die ganze Folge über.

Letztlich hat er eine Entscheidung getroffen und was für eine! Zuvor noch in Team Stark hat Theon mit dem Verbrennen des Warnbriefs an Robb nun endgültig eine Seite gewählt. Hätte man das erwartet? Vermutlich nicht, wenn ich mich an die brüderlichen Szenen zwischen Theon und Robb aus #1.06 Eine goldene Krone erinnere. Theon war für mich immer derjenige, der den Starks den Rücken stärkte. Umso erschreckender ist es, dass Theon nun all das von sich wirft und zu seiner Herkunft steht. Kann man ihm das zum Vorwurf machen? Vermutlich auch nicht. Er hat jedes Recht dazu, sich für die Graufreuds und gegen die Starks zu entscheiden. Allerdings kommt es jetzt darauf an, wie er weiter verfahren wird. Durch die Taufe hat Theon sein altes Leben hinter sich gelassen und wagt einen Neuanfang als bekennender Graufreud. Allem Anschein nach möchte er mit seinem Vater die Starks endgültig zerstören und hier hört mein Verständnis für ihn auf. Die Starks haben Theon immer gut behandelt und sie jetzt zu verraten und einen Hass gegen sie zu schüren, ist Wahnsinn.

Zudem hat sich Theon recht schnell zu seinem extremen Entschluss hinreißen lassen, aber weit hergeholt wirkt das auf den zweiten Blick nicht. Er ist ein stürmischer und intuitiver Mensch, den man in der ersten Staffel langsam aufgebaut hat und nun vollends agieren lässt. Die spontane und gleichzeitig lebensprägende Entscheidung passt zu Theons stürmischem und manchmal auch unüberlegtem Charakter. Den Fans wird es weniger gefallen, dass Theon sich zu einer neuen Hassfigur entwickelt, aber man muss zugeben, dass enorm viel Spannung aufkommt und man Theons Storyline voll ausschöpft. Völlig zu Recht prägt Theon deshalb den Episodentitel. Im Übrigen hinterlässt Yara Graufreud in dieser Folge einen weitaus besseren Eindruck als in der letzten Folge. Die Graufreuds sind wieder vereint und planen aus dem Hinterhalt einen furiosen Gewaltstreich, bei dem man Angst hat, was noch kommen mag und zu was Theon im Stande ist.

Umso harmonischer und ruhiger geht es in Winterfell zu. Brans Geheimnis um seine Träume wird natürlich nicht enthüllt, aber wieder aufgegriffen. Dass Bran aus der Sicht eines Tieres träumt und aus alten Sagen übertragen wird, dass Menschen in die Körper der Tiere schlüpfen können, lässt einen von der Vermutung nicht los, dass Bran eine solch magische Kraft besitzen könnte. Dass Bran eine besondere Anziehungskraft zu dem dreiäugigen Raben hat, könnte auch ein Hinweis zu seiner Verbundenheit zur Tierwelt sein. Bis zur Auflösung heißt es (ungewiss lange) warten und dem begabten Isaac Hempstead Wright zusehen, wie er, genau wie Maisie Williams, durch seine kindlich-knuddelige Art Woche für Woche die Zuschauer um den Finger wickelt.

Auch Arya war diese Folge abermals unglaublich clever und so schade es um Yoren ist, desto erleichterter ist man, dass es Gendry nicht getroffen hat und die Soldaten ihn auch noch tot glauben. Wie es mit Arya weitergeht, ohne Schutz von Yoren, ist genau so fraglich und spannend wie Theons Storyline.

"Power resides where men believe it resides. It's a trick. A shadow on the wall. And a very small man can cast a very large shadow."

Für ein wenig Heiterkeit sorgt wieder, drei Mal darf man raten, Tyrion. Die Storylines rund um Königsmund bleiben konstant hervorragend und bieten glänzende Unterhaltung. Dass Shae Sansas Bedienstete wird, ist einfach genial. So kann Tyrion sie erstens gut verstecken und zweitens sieht man durch Shaes offene Art eventuell mehr von einer halbwegs amüsanten Sansa, deren Zukunft in Königsmund alles andere als rosig verläuft. Es ist schrecklich, dass sie als Geisel unter den Mördern ihres Vaters hausen und alles gutheißen muss. Vielleicht kann Shae sie ein wenig aufmuntern, da Sansa ansonsten ja keinen Gesprächspartner hat.

Für ein wenig Intrige auf dem Hof sorgte Tyrions Katz-und Maus Spiel um die Aufdeckung von Cerseis Spion. Ich persönlich hätte mehr auf Kleinfinger getippt, aber dass der alte Maester Pycelle der Spion ist, hätte ich als Letztes vermutet. Jetzt ist er unter Verschluss und Mitleid habe ich mit ihm trotz seines beachtlichen Alters wohl eher nicht. Dass Tyrion wirklich beabsichtigt, Myrcella fortzuschicken, hätte ich ebenfalls nicht gedacht. Ich kann Cersei verstehen, dass sie ihre Tochter bei sich haben möchte und finde es zum ersten Mal berechtigt, dass sie sauer auf Tyrion ist. Will er sie wirklich verheiraten und wegschicken? Das kommt ein wenig herzlos rüber, aber nun gut, wir werden sehen. Vielleicht hat Tyrion ja noch einen anderen Plan.

Der kleine Rat scheint jedenfalls immer kleiner zu werden, wie Lord Varys so schön sagt. Tyrion setzt gezielt und clever seine Feinde außer Gefecht. Zudem gefallen mir Tyrion und Varys im Doppelpack immer besser. Ihre Machtspielchen und Dialoge sind für mich ein fester Bestandteil der Serie geworden, von denen ich nicht genug kriegen kann. Kleinfinger geht zwar ein bisschen unter, aber um ihn würde ich mir keine Sorgen machen. Ansonsten ist in Königsmund weniger passiert als sonst, was eine willkommene Pause zu den anderen Handlungen dieser Episode war.

"My son is fighting a war and not playing at one."

Endlich gibt es ein Lebenszeichen von Renly Baratheon! Nach der Machtergreifung der Lannisters hat er sich in den Süden zurückgezogen, schottet sich von jeglichem Geschehen gänzlich ab und lässt stattdessen Unterhaltungskämpfe stattfinden. Catelyn hat ganz Recht, dass sie Renly aus seiner Reserve locken möchte. Eine Allianz zwischen den Starks und Renly Baraetheon würde sicherlich beiden Partien helfen. Dafür, dass Krieg herrscht und die Lannisters Renly im Rücken sitzen, kam mir der junge Baratheon zu unbesorgt und leichtsinnig rüber. Hoffentlich denkt er über Catelyns Angebot nach. Des Weiteren wurden zwei neue weibliche Charaktere eingeführt. Zum einen die frisch in die Königsgarde aufgenommene Brienne von Tarth, die allein schon äußerlich Eindruck hinterlassen hat. Als weibliche Ritterin der Königsgarde ist sie zweifelsohne schon jetzt etwas Besonderes und weiß sich gut in der Männerwelt und gegen Loras Tyrell durchzusetzen. Es hat mich positiv überrascht, dass Renly sie zu einem Mitglied seiner Leibwache gemacht hat. Starke Frauenbilder werden in "Game of Thrones" besonders ausgeprägt und Brienne könnte bald dazuzählen, wenn sie weiter Eindruck hinterlässt wie bei ihrem ersten Auftritt.

Weniger überzeugen konnte mich dagegen Natalie Dormer alias Margaery Tyrell. Die "Tudors"-Darstellerin passt optisch gut in das Setting hinein, ihr Charakter bleibt für mich bisher aber nichtssagend und zu scheinheilig. Dass sie von Renlys Beziehung zu ihrem Bruder wusste, macht dieses Liebesdreieck noch perfider. Ich bin gespannt, wie das weitergehen soll. Während in der Romanvorlage nur auf versteckte Andeutungen auf eine Affäre hingewiesen wird, führen Renly und Loras in der Serie eine offene Beziehung. Ihre Szene im Zelt war witzig und mir gefällt diese Konstellation bisher sogar besser als Renly und Margaery, die für mich als Ehepaar noch nicht in den Kopf gehen. Interessanter für die Handlung ist vielmehr die politische Ausgangssituation, die mit einem Bund zwischen Robb und Renly das Blatt wenden könnte.

Fazit

Es fehlen zwar viele alteingesessene Gesichter, aber man merkt dafür, in welche Richtung sich "Game of Thrones" entwickelt. Man kann nicht mehr von Haupt- oder Nebencharakteren sprechen, da der Cast stetig an Zuwachs bekommt und in den Episoden vereinzelte Figuren und ihre Geschichten im Vordergrund stehen. Einerseits mag das gewöhnungsbedürftig und manchmal sogar deprimierend sein, seinen jeweiligen favorisierten Charakter über Folgen lang nur kurz bzw. kaum zu sehen. Andererseits macht es die Serie aber auch enorm spannend und so komplex, wie es in anderen Serien nur selten der Fall ist.

Tanya Sarikaya - myFanbase

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