Review: #2.02 Die Nachtlande
Nach einem starken Staffelauftakt lässt #2.02 Die Nachtlande etwas nach. Es werden viele gute Ansätze hervorgebracht, aber die Folge ist in sich noch nicht stimmig. Manchmal merkt man eben doch, dass es zu viele Charaktere gibt und die Spielminuten begrenzt sind. So findet man in der zweiten Episode einige Störfaktoren, die den Gesamteindruck der Folge leider etwas schmälern.
"You want me to have a God. Fine. King Stannis is my God."
Was mich besonders an dieser Folge störte, ist die Fortführung der neuen Charaktere. Der Staffelauftakt zeigte das erste Mal Stannis Baratheon, seinen Gefolgsmann Davos Seaworth, dessen Sohn Matthos und Priesterin Melisandre, die noch eine wichtige Rolle in der zweiten Staffel spielen werden. So gut sie in der Folge zuvor auch eingeführt wurden, desto enttäuschter war ich von ihren Szenen in dieser Folge. Die Szene mit den Seaworths und dem Piraten sind ohne Frage gut gespielt, wirkten aber zu langatmig. Die Religion in Westeros wurde zwar häufig angesprochen, jedoch erleben wir hier zum ersten mal eine rege Diskussion zwischen Matthos und Davos um Glaube, Götter und Stannis als sogenannter Lichtbringer. Es war zwar interessant zwei Standpunkte zu erleben, aber im Hinblick auf die nur begrenzte Screentime hätte ich lieber bedeutungsvollere Szenen gesehen. Genau so wie die Schlussszene mit Stannis und Melisandre, die deutlich hätte kürzer abgehandelt werden können. Man wird noch nicht warm mit den neuen Charakteren und sieht sie sogar zum Teil als Fremdkörper der Serie an. Hoffentlich ändert sich das schnell, denn Stannis Baratheon ist ein wichtiger Charakter um den Kampf um den eisernen Thron.
Im Gegensatz dazu haben mir Arya und Gendry richtig gut gefallen. Sie sind beide auf sich gestellt, getrennt von ihrer Familie und brauchen deshalb die Freundschaft und das Vertrauen des jeweils anderen. Es war toll anzusehen, wie sich Arya und Gendry ihre Geheimnisse gegenseitig anvertrauten. Tom Wlaschiha alias Jaqen H'ghar hatte hier seinen ersten Auftritt und macht einen mysteriösen und interessanten Eindruck. Ich bin zuversichtlich, dass es für die beiden eine spannende Reise wird. Sie gehören zu den Sympathiecharakteren und besonders Maisie Williams schafft es, mit wenigen Szenen die Herzen der Zuschauer zu gewinnen.
Mehr Screentime benötigen Daenerys und Jon. An ihren Storylines muss in der zweiten Staffel noch geschliffen werden. Für Dany heißt es mit ihrem Volk ums Überleben zu kämpfen. Das erste Opfer, nämlich Rhakaro, gab es schon. Er war zwar nur ein Nebencharakter, hatte aber in der ersten Staffel einige gute Szenen und es ist traurig, dass er gestorben ist. Irris Zusammenbruch war emotional und auch verständlich. Man kann nur hoffen, dass Dany irgendwie einen Ausweg findet. Von den Drachen hat man diese Folge leider auch nicht viel gesehen, aber das kann ja noch kommen. Im tiefen Norden, jenseits der Mauer, geht es für Jon langsam zur Sache. Sehr langsam. Man brennt darauf, mehr von der Bedrohung jenseits der Mauer zu erfahren, aber die Geschichte konzentriert sich leider im Moment mehr auf Crasters Töchter. Was Sam mit Gilly möchte, ist mir wie Jon unbegreiflich. Es war zwar süß, dass Sam von Gilly angetan ist, aber dennoch bringt es die Handlung nicht voran. Der kleine Cliffhanger am Schluss bringt zwar noch mal Schwung in die Geschichte, aber trotzdem wäre es gut, das Lager so schnell wie möglich zu verlassen und für die Nachtwache eine spannendere Story zu suchen.
"I forget nothing."
Ein Höhepunkt der Episode war die Konfrontation zwischen Theon und seiner Familie. Theon hat in dieser Folge viel mehr Aufmerksamkeit als in der gesamten ersten Staffel bekommen und es scheint, als würde seine Storyline richtig spannend werden. Es war mutig von ihm, sich nach neun Jahren vor seinen Vater zu stellen und ihm ein Bündnis vorzuschlagen. Allerdings war die Reaktion von Balon Graufreud nicht verwunderlich und vielleicht von Anfang keine gute Idee, die Graufreuds nach Hilfe zu fragen. Nach dem kalten Wiedersehen ist es unwahrscheinlich, dass Balon Theon helfen wird, im Gegenteil. Er scheint es mehr auf die Starks als auf die Lannisters abgesehen zu haben. Für Theon stellt sich nun die Aufgabe, nicht zwischen die Fronten zu geraten, was leichter gesagt als getan ist. Das Wiedersehen dürfte tiefe Emotionen in ihm geweckt haben. Noch bleibt er standhaft bei der Frage nach seiner Zugehörigkeit. Theon hat mich in dieser Episode mit am meisten überzeugt und es bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge für ihn entwickeln. Es ist offensichtlich, dass Theon mehr Tiefe und Wichtigkeit in dieser Staffel bekommt und ich freue mich auf seine Storyline.
"You might find it difficult to rule over millions who want you dead.“
Der andere Höhepunkt sind die Szenen in Königsmund. Es ist jedes Mal ein Genuss, Tyrion und Lord Varys bei ihren intelligenten Wortgefechten zuzusehen. Es ist schwer zu sagen, wer die Oberhand bei den Diskussionen hat, aber Varys scheint undurchschaubarer denn je. Es ist clever von ihm, sich mit Shae anzufreunden, Tyrions Schwachstelle. Tyrion weiß aber, wie man das Spiel spielt und kontert klug. Bitte mehr von dem Duo! Interessant wurde es außerdem bei der Ratssitzung. Der einzig Vernünftige scheint Tyrion zu sein, der sich ganz im Gegensatz zu seiner Schwester Cersei besorgt um das Volk und die Gefahren jenseits der Mauer zeigt. Cerseis Sorge um den gefangenen Jaime kam gut zur Geltung und gibt Cersei etwas Zerbrechliches in ihrer harten Fassade. Dennoch agiert sie eiskalt, als sie die Forderungspapiere in Stückchen reist und zur Tagesordnung übergeht. Lange kann sie mit dieser Methode nicht durchkommen, denn das Volk hegt einen Groll gegen sie, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Tyrion handelt und lässt Gerechtigkeit für die Ermordung der Bastarde walten, indem er Kommandant Slynt verhaftet. Auch die Szenen mit ihm und Bronn überzeugen und die langsam entwickelnde (Nutz-)Freundschaft zwischen den beiden ist humorvoll und schön mit anzusehen. Trotzdem muss Tyrion bei Bronn vorsichtig sein, denn im letzten Satz gibt Bronn zu verstehen, dass er für die richtige Bezahlung ebenfalls jeden Befehl ausführen würde.
Die beste Szene aus dieser Episode war die Konfrontation zwischen Cersei und Tyrion am Ende, in der Cersei Tyrion die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt. Das war Gänsehautfeeling pur und zeigt zugleich die Mehrdimensionalität der Charaktere. Auch die Tatsache, dass Cersei nichts von der Ermordung der Bastarde wusste und Joffrey immer mehr außer Kontrolle gerät, zeigt die Verzweiflung von Cersei. Es gibt bei "Game of Thrones" keine rein bösen und guten Charaktere, denn jeder hat seine Schwächen und Stärken. Das erste Mal kommt so was wie Mitleid und Verständnis für Cersei auf. Peter Dinklage und Lena Headey haben die Szene einfach gerockt und da die zweite Staffel den Fokus auf Königsmund legt, dürften noch weitere tolle Dialoge zwischen ihnen folgen. Einziger Minuspunkt war die Bordellszene, in der Kleinfinger Ros droht. Man weiß nicht, worauf ihre Geschichte überhaupt hinaus will. So kommt die Szene zu lang und gar unnötig vor. Auf ihren Part hätte man gerne verzichten und die Screentime besser für andere Hauptcharaktere verwerten können.
Fazit
Richtig dynamisch und spannend war die zweite Episode nicht gerade, sondern eher ein Ausblick in die künftigen Handlungsstränge und Ereignisse. Mit manchen neu eingeführten Charakteren wird man noch nicht warm, andere Charaktere haben noch nicht genug Screentime, um zu überzeugen und in wieder anderen Charakteren wird zu viel Zeit investiert, wobei die Szenen auch kürzer abgehandelt werden könnten. Die enorme Komplexität von "Game of Thrones" ist nun mal sehr schwer auf den Bildschirm zu kriegen. Trotzdem war die Episode nicht schlecht, aber dass D.B. Weiss und David Benioff diese Herausforderung besser meistern können, haben sie schon bewiesen. Deshalb sehe ich über die eher mittelprächtige Episode hinweg und freue mich auf die nächste Episode.
Tanya Sarikaya - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Night LandsErstausstrahlung (US): 08.04.2012
Erstausstrahlung (DE): 08.03.2013
Regie: Alan Taylor
Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss
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