Bewertung
Kevin Macdonald

State of Play

"I still think they know the difference between real news and bullshit. And they're glad that someone cares enough to get things on the record and print the truth."

Foto:

Inhalt

Als ein Dieb in einer dunklen Gasse erschossen wird und die Assistentin des Kongressabgeordneten Stephen Collins (Ben Affleck) vor eine U-Bahn fällt, scheinen diese beiden Ereignisse zueinander keinerlei Verbindung aufzuweisen. Doch für Zeitungsreporter Cal McAffrey (Russell Crowe) entwickelt sich daraus nach kurzer Recherche eine groß angelegte Verschwörung, die geradezu darauf wartet, von ihm näher untersucht zu werden. Mithilfe einer jungen und ambitionierten Journalistin namens Della Frye (Rachel McAdams) und einer turbulenten, gemeinsamen Vergangenheit mit Collins schafft es McAffrey, die Puzzlestücke zu einer Story zusammen zu setzen, die Vertuschungsaktionen, Informanten und Auftragskiller enthält. Doch je näher er an die Wahrheit kommt, umso schneller muss er sich entscheiden, ob die perfekte Story es wert ist, sein eigenes Leben dafür zu riskieren.

Kritik

Als die sechsteilige, preisgekrönte britische Miniserie "State of Play" 2003 auf BBC ausgestrahlt wurde, überschlugen sich die Kritiker regelrecht und lobten den aus der Feder von Paul Abbott stammenden Politthriller aufgrund der dynamischen Beziehung der beiden Hauptcharaktere zueinander und der fesselnden und intelligenten Story, die sich in den folgenden sechs Stunden entwickelte. Wenn man bedenkt, dass der Regisseur von "Harry Potter und der Orden des Phönix" und der künftigen zwei "Harry Potter" Filme, David Yates, damals mit der Inszenierung von "State of Play" beauftragt war und einen nicht nur aus britischer Sicht heutzutage namhaften Cast mit unter anderem Bill Nighy, Kelly Macdonald, Polly Walker und James McAvoy versammeln konnte, die allesamt in den Folgejahren für Golden Globes nominiert wurden oder diese gar gewannen, so entsteht schnell der Eindruck, dass "State of Play" für den Großteil der Beteiligten ein wichtiges Karrieresprungbrett darstellte.

Kevin Macdonald, der einem größeren Publikum vor allem durch seinen oscarnominierten Film "Der letzte König von Schottland" bekannt ist, entschied sich daher dazu, diese bahnbrechende Miniserie auf die große Leinwand zu bringen und scharte mit den Oscarpreisträgern Russel Crowe, Ben Affleck und Helen Mirren als auch mit der 2009 für einen Oscar nominierten Viola Davis, dem Golden-Globe-Preisträger Jason Bateman und den für Golden Globes nominierten Jeff Daniels und Robin Wright Penn einen regelrechten All-Star-Cast um sich. Zusätzlich konnte mit Rachel McAdams eine der begabtesten Nachwuchsschauspielerinnen der heutigen Zeit verpflichtet werden. Dass ursprünglich Edward Norton statt Ben Affleck und Brad Pitt statt Russell Crowe geplant waren, diese aber kurzfristig absprangen, ist in dieser Hinsicht daher gut zu verschmerzen.

Man hat also eine preisgekrönte Vorlage, einen der besten Casts, den man sich wünschen kann und zusätzlich mit Tony Gilroy ("Michael Clayton" und "Das Bourne Ultimatum") und Matthew Michael Carnahan ("Von Löwen und Lämmern" und "Operation: Kingdom") zwei der besten Drehbuchautoren im Bereich von Politthrillern. Die Erwartungen im Vorfeld waren daher immens. Es ist vor allem den schauspielerischen Leistungen und Macdonalds dynamischer Inszenierung zu verdanken, dass "State of Play" diese Erwartungen zumindest nicht enttäuscht hat.

Insbesondere Russell Crowe als kauziger Reporter, der erst einmal hinter nahezu allem eine Verschwörung sieht und dem fast jedes Mittel recht ist, um an seine Story zu kommen, ist das, was man als Idealbesetzung bezeichnen könnte. Brad Pitt, der ursprünglich für die Rolle vorgesehen war, könnte man sich gar nicht vorstellen, so gut macht Crowe seine Sache. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass es so gut funktioniert, sechs Stunden auf zwei einzudampfen, da durch seinen Charakter rasch die einzelnen Anhaltspunkte verbunden werden, ohne dass es gehetzt wirkt. Zu ihm gesellt sich ein Ben Affleck, dessen Rollenwahl in den letzten Jahren bis auf "Die Hollywood-Verschwörung" eher dürftig ausgefallen ist, der es aber hier wieder einmal schafft, zu überzeugen, auch aufgrund seiner akribischen Vorbereitung, in der er das Verhalten einiger Kongressabgeordneter studiert hat. So wirkt sein Charakter des Stephen Collins in der Öffentlichkeit erwartungsgemäß unterkühlt, aber vor allem in der Interaktion mit seinem ehemaligen Zimmernachbar McAffrey entfaltet Collins sein facettenreiches Profil.

Aber auch Rachel McAdams gelingt es, die neue Zeitungsreporterin und leidenschaftliche Bloggerin Della Frye interessant genug darzustellen, ohne in das Raster des übermutigen und naiven Rookies zu fallen, so wie das bei vielen anderen Filmen mit ähnlicher Thematik der Fall gewesen wäre. Nach anfänglichen Reibereien ihres Charakters mit McAffrey und der unvermeidbaren Grundsatzdiskussion um die Vorteile von Zeitungen und neuen Medien wie dem Internet entsteht schnell eine Eingespieltheit des Duos, der es zu verdanken ist, dass man schnell in eine Verschwörung eintaucht, die bisher niemand aufdecken konnte bzw. wollte. Eine Hintergrundstory für Della Frye wäre zwar ebenso wünschenswert gewesen wie eine Beziehung zu McAffrey mit mehr Reibungspunkten, aber all das konnte in der Kürze der Zeit unmöglich thematisiert werden.

Den drei Drehbuchautoren Gilroy, Carnahan und Ray ist es gelungen, den Stoff einer Miniserie in einen lediglich gut zwei Stunden dauernden Film zu packen. Dazu waren zwar einige kleinere Abänderungen erforderlich, wie unter anderem die Versetzung der Handlung in die USA und das Kürzen einiger Handlungsstränge, aber dennoch macht "State of Play" keinen gehetzten Eindruck. Trotzdem ist das Drehbuch nicht frei von Makeln, weil so mancher Konflikt – natürlich auch der immensen Verkürzung der Handlung geschuldet – zu schnell und sauber aufgelöst wird. Insbesondere bei einer weitreichenden Verschwörung, in der Politik und Wirtschaft verwickelt sind, hätte man sich manchmal eher gewünscht, dass sich die eine oder andere Konfrontation als diffiziler, komplexer und damit weniger leicht zu lösen erwiesen hätte.

Darüber hinaus ist die Inszenierung Kevin Macdonalds insgesamt auf sehr hohem Niveau, vor allem zu Beginn, als man als Zuschauer beginnt, die Ausmaße der Verstrickungen zu ahnen. Hier wurde sehr gut mit den unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten gearbeitet. Auch die Dynamik der Handlung wurde gut eingefangen. Leider kommt es aber recht schnell dazu, dass einige Handlungsstränge in nur zu gut bekannte Bahnen aus anderen Filmen des Genres gelenkt werden, worunter auch die filmische Darbietung leidet.

Fazit

"State of Play" ist ein intelligenter und schneller Politthriller, der trotz lediglich zweistündiger Laufzeit eine größtenteils komplexe Darstellung einer groß angelegten Verschwörung zeigt. So mancher Konflikt wird zu leicht und zu schnell gelöst, was aber vor allem aufgrund der guten darstellerischen Leistungen gut kaschiert wird. Wer in den Stoff zu "State of Play" stärker eintauchen will und mehr über die einzelnen Charaktere erfahren will, ist mit der britischen Miniserie besser bedient. Als eigenständiger Film ist die Adaption von Kevin Macdonald aber durchaus gelungen.

Andreas K. - myFanbase
22.05.2009

Diskussion zu diesem Film