Review: #1.11 Date mit einem Rowdy

Ramsey, der berüchtigte Rowdy und Einzelgänger der Schule, ist Mittelpunkt dieser Episode. Zu allem Überfluss soll Joan mit diesem auch noch auf den Schulball gehen. Diese Episode wirkt nicht auf den ersten Blick. Anfänglich erscheint alles ziemlich dröge. Irgendwie kommt einem die Geschichte bekannt vor und auch ein bisschen angestaubt. Alles ziemlich vorhersehbar. Vor allem auch Will und seine Polizeiarbeit ist wirklich langweilig. Was untersucht er nochmal, was war da mit Korruption? Einzig die Szenen zwischen Luke und Grace gefallen auf Anhieb und bieten witzige Momente.

Und nun der zweite Blick. Hier und da ergeben sich doch einige interessante Ansatzpunkte. Gott erklärt Joan in dieser Folge, dass kein Mensch in absolute Dunkelheit geboren werde. Jeder trage ein Licht in sich, allerdings würden manche vom Leben so enttäuscht, dass dieses Licht irgendwann verblasse. Sei aufmerksam mit dir und deinen Mitmenschen und alles im Leben könnte eine völlig andere Wendung nehmen, so die Devise dieser Episode.

Joan ist in dieser Episode die einzige die Ramsey eine Chance gibt. Sie beschäftigt sich mit ihm, redet mit ihm, hört ihm aufmerksam zu. Und tatsächlich, Ramsey scheint durch diese Aufmerksamkeit aufzutauen und sich seiner Umwelt wieder ein Stück anzunähern. Allerdings sind die Vorurteile ihm gegenüber immer noch so groß, so dass er von Mr. Price zu Unrecht auf dem Ball angefeindet wird und wutentbrannt davon stürmt. Letzten Endes stellt sich heraus, dass Ramsey kurz davor war, einen Amoklauf an der Schule zu begehen. An diesem Punkt führt Gott Joan vor Augen, was hätte sein können und vor allem was Joan verhindert hat, indem sie einfach nur aufmerksam war. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Amokläufe an amerikanischen Schulen versucht sich diese Folge offenbar an der Ursachenforschung. Dass Ramsey seine Schulzeit als 'Kriegszustand' empfindet und er Joan als den einzigen Menschen betrachtet, der jemals auf seiner Seite stand, lässt erahnen wie wichtig Beliebtheit und sozialer Status an amerikanischen Schulen zu sein scheint. Für einige ist dieser Druck offenbar so groß, dass sie an diesem zerbrechen oder sich ihre Wut an ihren Mitschülern entlädt. Jedoch sind Ursachen und Motive für Amokläufe an Schulen wohl maßgeblich von den Umständen des Einzelfalls, besonders aber von der jeweiligen Täterpersönlichkeit abhängig. Eine wirkliche Aufklärung der Motivationslage dieses Verbrechens ist auch von Seiten der Wissenschaft bis dato nicht gelungen, so dass diese "Die himmlische Joan"-Episode der anspruchsvollen und komplexen Materie nicht annähernd gerecht werden kann. Sie kann lediglich als ein "netter Versuch" verstanden werden, um für mehr Toleranz und Menschlichkeit an amerikanischen Schulen zu werben.

Keinen wirklichen Tiefgang hat ebenso die Geschichte um Will und die Aufdeckung des Korruptionsskandals, wobei zugegebenermaßen zum Schluss hin doch eine gewisse Spannung aufkommt, als Will den Bürgermeister mit seinen Erkenntnissen konfrontiert. Absolut gelungen allerdings ist die Annäherung zwischen Grace und Luke, witzig vor allem auch der erste spontane Kuss zwischen beiden. Echte Lachnummern im positiven Sinne sind Friedmann und Glynis auf dem Ball. So tanzen zwei wirkliche Freaks!

Fazit

Diese Episode gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsfolgen, aber zumindest gibt es streckenweise gewohnt komödiantische Einlagen und kleine Denkanstöße hier und da.

Anne L. - myFanbase

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