Die 6. Staffel - Ein Rückblick (Teil 2)

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Foto: Julie Benz, Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Julie Benz, Desperate Housewives
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Es scheint den Autoren einfach an Kreativität zu fehlen, denn sonst hätte man auch mehr aus Lynettes Storyline um ihr verlorenes Baby machen können, statt nach zwei Folgen den Stecker zu ziehen und einige Stand-Alones bereitzuhalten. Generell hatte der Großteil der zweiten Staffelhälfte mehr etwas von einem Lückenfüller. Schließlich gab es insgesamt drei Folgen, die die Haupthandlung teilweise komplett auf Eis gelegt haben. Einmal die Zukunftsszenariofolge #6.11 Was wäre, wenn ..., dann die Robin-zentrierte Folge #6.15 Die Stripperin und die misslungene Charakterstudie eines Serienkillers in #6.20 Epiphany. Da wundert es kaum, dass die vierte Staffel mit ihren lediglich 17 Folgen so gut ausgefallen ist … schließlich gab es da kaum mehr Platz für Lückenfüller. Positiv zu erwähnen bleiben letztlich dann doch nur Bree und teilweise auch Lynette, denn mit Brees Ehekampf mit Orson und Lynettes Gerangel mit Fastschwiegertochter Irina hat man kurz vor den finalen Episoden noch ein paar Gründe gehabt, die Staffel weiter zu verfolgen.

Wenigstens nahm die Staffel gegen Ende noch einmal an Fahrt auf, wobei die Banalität mancher Storys einen fast schon schmunzeln ließ. Lynette nimmt einen Serienkiller bei sich zu Hause auf, ohne es zu wissen, Bree hingegen integriert einen kleinen Psychopathen in ihre Familie, der sich als unehelicher Sohn von Rex erweist und ein Öko-Terrorist zieht in die Straße. Immerhin wurde es dann ein wenig spannender in der Wisteria Lane und die sechste Staffel hatte tatsächlich die Chance, mit einem großen Knall zu Ende zu gehen. Leider war es dann nur der Tod von Terrorist Patrick Logan, der letztlich für einen kleinen Knall sorgte, denn sonst verpuffte das Staffelfinale irgendwo zwischen merkwürdigen Storyentwicklungen und enttäuschenden Storyabschlüssen.

"When does a fish get caught?" "When he opens his mouth."

Foto: Drea De Matteo, Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
Drea De Matteo, Desperate Housewives
© 2010 ABC Studios

Achso, nicht zu vergessen natürlich: das obligatorische Staffelgeheimnis! Nachdem die fünfte Staffel mit dem Psychopathen Dave Williams nicht wirklich Mystery in die Serie bringen konnte, versuchte man es nun mit der Familie Bolen, bestehend aus Angie, Nick und Danny. Der Trumpf wurde schnell klar: Drea de Matteo, also Angie, sorgte mit ihrer temperamentvollen Art zumindest in der ersten Staffelhälfte für frischen Wind in der Wisteria Lane. Überaus gelungen war ihr persönlicher Krieg mit Susan, ihre Verbindung mit dem Fairview-Mörder, Nicks Affäre mit Julie und letztlich natürlich auch die Ergründung ihres dunklen Geheimnisses. Man versuchte, das neue Staffelgeheimnis wohl so komplex wie nur möglich zu gestalten, und das ist, ohne Frage, anfangs gelungen. Doch wie so oft wurde es mit der Zeit langweilig, die Entwicklungen des Geheimnisses waren selten wirklich überraschend oder zufriedenstellend und die Familie Bolen rangierte immer mehr nur zu Nebendarstellern. Ganz so schlimm wie die Applewhite-Story aus Staffel zwei war es dann nicht, aber eben auch nicht so gut wie Katherines Geheimnis aus Staffel vier oder die legendäre Ergründung nach Mary-Alices Selbstmord.

Das andere Staffelgeheimnis drehte sich dann wohl um den mysteriösen Würger, das, wie bereits erwähnt, anfangs gut in Verbindung mit den Bolens gebracht wurde. Teilweise rätselte ich wirklich mit, wer denn nun derjenige war, der Julie angegriffen und schon zahlreiche andere Frauen erwürgt hat. Da man bald auch erfuhr, dass Julie eine Affäre mit Nick hatte, wurde das Ganze noch komplexer und interessanter. Leider wusste man nicht wirklich, das Potential auszuschöpfen und konsequent an der Storyline dranzubleiben. So war nach Folge neun zunächst Schluss mit der Mördersuche und erst in Folge 19 wurde die Thematik wieder aufgegriffen. Dass letztendlich der Teenager Eddie "der Würger" war, war dann doch etwas unspektakulär und enttäuschend, zumal sich die Autoren selbst in den Sumpf der Klischeehaftigkeit gezogen haben, was Eddies Motive betrifft. Aber es war wirklich gut gemeint und die "Würger"-Story konnte zu Beginn durchaus für Spannung sorgen.

Staffelfazit

Im Gesamten betrachtet haben die Hausfrauen in der sechsten Runde dann doch eine ordentlichere Figur machen können als in ihrem vorherigen Jahr. Aber dennoch zeigen die Damen zahlreiche Ermüdungserscheinungen und besonders die zweite Staffelhälfte hatte darunter zu leiden, dass den Autoren wohl langsam aber sicher die Ideen ausgehen. Irgendwo auch verständlich, schließlich lässt man sich bereits seit sechs Jahren für mindestens vier verschiedene Ladies Storys einfallen. Dass das Repertoire an interessanten und neuen Geschichten irgendwann ausgeschöpft ist, ist nur allzu verständlich. Weniger verständlich ist dann aber wiederum die Tatsache, dass man der Serie noch mindestens zwei weitere Jahre spendiert hat, obwohl sie jetzt schon kurz davor ist, ein sogenanntes „jump the shark“-Dasein zu fristen. Daher wird das Fazit der gesamten Serie in zwei Jahren wohl so aussehen, wie das Fazit der sechsten Staffel: Es hat vielversprechend begonnen, baute in der Mitte stark ab und nahm am Ende noch ein wenig Fahrt auf. Und ja, ihr hört einen Hauch Optimismus heraus, was die kommende Staffel betrifft. Denn mit der Rückkehr eines alten Charakters, einer interessanten, wenn auch nicht sonderlich neuen Story voller Drama-Potential und dem bevorstehenden, unfreiwilligen Neuanfang zweier Charaktere könnte die siebte Staffel durchaus unterhaltsam werden. An eine Rückkehr an die anfängliche Qualität der Serie glaube ich jedoch nicht. Denn es muss einem leider klar werden, dass die verzweifelten Hausfrauen in die Jahre gekommen sind...

Zu Teil 1 der Staffel-6-Review von "Desperate Housewives"

Manuel H - myFanbase

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