Bewertung

Review: #3.10 Chuck gegen die Pille

Foto: Zachary Levi, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Da ist sie, die erste Neunpunktefolge der dritten Staffel. Hat die Serie zwar bisher in dieser Season konstant gute Unterhaltung geliefert, fehlte mir die Ausnahmeepisode, die mich ohne Abzüge begeistert, bisher noch. Aber mit der traditionellen Casey-Episode pro Staffel ist dies endlich gelungen. Hier wurde alles geboten, was man auf Lager hatte und dies auf sehr hohem Niveau. Zwar hat man sich auch in #3.10 Chuck Versus the Tic Tac wieder eher in den dunkleren Gefilden aufgehalten, trotzdem kam der Humor nicht zu kurz.

Eine Folge, die sich ganz auf den Charakter John Casey konzentriert, kann eigentlich nur gut sein, gehören doch schon #1.12 Chuck gegen die Undercover-Liebe und #2.09 Chuck Versus the Sensei zu den absoluten Klassikern. Und hier kombiniert man die Themen dieser beiden Episoden, Caseys tragisches Liebesleben und sein besonderes Verhältnis zu seinen Mentoren, zu einer nahezu perfekten Mischung. Es ist erstaunlich, wie sehr es Adam Baldwin gelingt, dem ansonsten so verschlossenen und auf die Fassade des gefühllosen Mannes bedachten Colonel Casey die Facette des aufopfernden, liebenden Mannes zu verleihen. Wir erfahren hier, dass Casey ebenso wie Sarah schon vor langer Zeit seine wahre Identität hinter sich gelassen hat, sein richtiger Name ist Alex Coburn, dessen Tod er vorgetäuscht und im Zuge dessen den von John Casey angenommen hat. Dafür hat er die Frau, die er liebte, seine damalige Verlobte Kathleen, getäuscht und verlassen, sich gegen die Liebe an sich, aber für die Liebe zum Land entschieden. Angeleitet wurde dies von seinem Mentor James Keller, dezent im richtigen Maße gespielt von Robert Patrick. Ein weiterer Beweis, dass man es bei der Serie sehr gut versteht, namenhafte Gastdarsteller passend einzubinden, ohne dass diese den Fokus von der eigentlichen Handlung und den Protagonisten ablenken. Keller ist mittlerweile Agent des Ringes und erpresst Casey, die Regierung zu bestehlen, Hochverrat zu begehen und seine eigene Karriere und Existenz aufs Spiel zu setzen. Ebenso wie Chuck ist dem Zuschauer sofort klar, dass Casey dies nicht aus freien Stücken tun würde. Keller droht, Kathleen zu töten und so hat er ihn in seiner Gewalt.

Uns ist in dieser Episode ein Blick auf Casey erlaubt, wie wir ihn bisher immer wieder nur kurz haben aufblitzen sehen. So ehrlich bewegt, so emotional haben wir den Colonel noch nicht zu Gesicht bekommen, und neben einem aufschlussreichen Einblick in dessen Vergangenheit und dem daraus resultierenden Werdegang, liefert man hier endgültig den Beweis, dass im Charakter John Casey und in Adam Baldwins schauspielerischen Fähigkeiten noch so viel mehr steckt, als die üblichen Grunzer und schlagfertigen Sprüche, was diese natürlich nicht weniger großartig macht. Richtig auftrumpfen konnte man mit dieser Episode aber, da man sich voll und ganz auf den ursprünglichen Kern und die einzigartige Stärke der Serie besonnen hat, nämlich Team Bartowski. Für Chuck und Sarah besteht kein Zweifel daran, dass sie Casey helfen, egal was für sie dabei auf dem Spiel steht. Und auch wenn zwischen ihnen die zwischenmenschliche Lage momentan eher kompliziert ist, beeinträchtigt das ihre Teamarbeit in keinster Weise. Besonders wenn es daran geht, für einen der ihren zu kämpfen.

Es ist eines der Dinge, die mir in der aktuellen Staffel ausgesprochen gut gefällt, dass sich das Verhältnis zwischen Chuck und Casey merklich entwickelt und verbessert hat, dass Casey die Verdienste und Leistungen seines Kollegen mittlerweile anerkennt und schätzt. Und dass er hier sich zuerst Chuck gegenüber öffnet und ihm von seiner Vergangenheit erzählt, und ihm dann noch mit der heiklen Aufgabe, seine Ex-Verlobte zu schützen, vertraut, hat mich unheimlich gefreut. Aber besonders die Szenen, die sich zwischen den drei Mitgliedern des Teams abspielen, sind äußerst intensiv und mitreißend. Erst der Moment, als Chuck sich General Beckman gegenüber verplappert und somit Casey verrät, der in Sekundenbruchteilen kippt vom urkomischen Slapstick Zachary Levis, zur nervösen Angespanntheit Yvonne Strahovskis. Man hat das Wechselbad der Gefühle förmlich gespürt und das Lachen blieb einem im Halse stecken. Und auch die spätere Szene, in der Casey Chuck zuerst mit der Waffe bedroht, dieser ihn mit Worten zum Vertrauen bewegen kann, und sich dann voll und ganz öffnet, war eine geniale Szene, die sich lange in mein "Chuck"-Gedächtnis einbrennen wird. Die Serie bietet immer wieder diese Momente, in denen der Zuschauer sofort spürt, dass hier etwas passiert, dass die Grundfesten der Serie für lange Zeit verändern wird, und die der Fan so schnell nicht vergisst. Diese Episode ist voll davon, und da sie damit endet, dass Casey seiner militärischen Ehren enthoben wird und nun als Zivilist ins Leben zurückkehrt, bin ich mir sicher, trügt dieser Eindruck nicht. Ich bin unheimlich gespannt, wie es mit dessen Leben weitergeht, und welche Auswirkungen dies auf die Grundgefüge der Serie haben wird. Und ich hoffe, dass Casey sich vielleicht doch noch dazu entschließt, seine Tochter, die aus der Beziehung mit Kathleen hervorgegangen ist, kennen zu lernen. Es war einfach nur herzzerreißend, wie er realisieren musste, dass er Vater ist und davon nichts weiß.

Auch in Sarahs Leben zeichnen sich Veränderungen ab: Sie erwägt ernsthaft Burbank zu verlassen und nach Washington zu gehen. Zum einen sicherlich aus beruflichen Gründen, denn Chuck nähert sich dem Zeitpunkt, allein für sich als Spion verantwortlich zu sein, aber auch um Abstand zwischen sich und Chuck zu bringen. Die Zeichen stehen also auf Veränderung und wir nähern uns mit großen Schritten dem kleinen Finale der Staffel, denn schließlich wurde im Vorfeld mehrfach erklärt, dass die ersten 13 Episoden eine große inhaltliche Einheit bilden. Bei mir stellt sich jedenfalls langsam der Zustand der angenehm angespannten Vorfreude auf diese finalen Folgen ein.

Nicht vergessen darf man aber die humoristischen Highlights, die die ansonsten eher düster angelegte Folge aber auch geboten hat. Sei es der Chuck-Carmichael-Fan beim CIA, oder das geniale Aufeinandertreffen von Morgan und Devon, die in einer schreiend komischen Szene entdecken, dass sie beide dasselbe Geheimnis hüten. Und die perfekt durchchoreographierte Kampfszene, sowohl zwischen Casey, Sarah und Kellers Männern, als auch Chuck, der unter Drogeneinfluss zur vollen Stärke des Intersects 2.0 aufläuft, war wieder einmal richtig klasse. Man merkt besonders Zachary Levi an, wieviel Spaß es ihm macht, endlich auch auf diesem Gebiet zu seinen Kollegen aufschließen zu können.

Alles in allem geht diese Episode ein in die Liste meiner persönlichen Lieblingsfolgen, und hat sich somit ihre neun Punkte mehr als verdient. Als einziger Kritikpunkt bleibt eigentlich nur zu sagen, dass Casey gerne noch viel öfter im Mittelpunkt der Serie stehen könnte.

Cindy Scholz - myFanbase

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