Bewertung

Review: #13.02 Open Wounds

Nachdem der Auftakt von "Chicago P.D." in Staffel 13 regelrecht als Fehlschlag zu bezeichnen ist, sind wir bei einer charakterzentrierten Episode zum Zweiten angekommen. Dante Torres ist von den aufwendig aufgebauten Figuren der deutlich jüngste, dementsprechend ist bei ihm auch noch am meisten zu ergründen. Gleichzeitig ist auch einfach positiv, dass der mit ihm angefangene Weg konsequent weitergegangen wird.

Torres haben wir in Staffel 12 in einer absoluten Krise zurückgelassen. Der Glaube gab ihm keinen Halt mehr und die Erlebnisse sowie die nicht verarbeiteten Traumata der Jugend haben Schlaflosigkeit und innere Rastlosigkeit bewirkt. Dass er beruflich dann auch noch gleich Kim Burgess mit in den Abgrund gerissen hat, das hat ihm alles schwer zugesetzt. Nun ist aber wieder Intelligence Unit-Alltag angesagt, doch Torres ist dafür ganz offensichtlich noch nicht bereit. Die größte Leerstelle dieser Episode war es für mich, dass Hank Voight in dem Aspekt nicht mehr einbezogen wurde. Er hatte Torres zuvor schon Bremsen verpasst, ihn jetzt wieder ohne Nachfragen einzubinden, torpediert diese Ansätze. Dafür haben wir aber Kevin Atwater als sehr guten Kollegen und Freund. Die Wahl war hier clever, denn er ist auch schon durch genug Fälle in seiner Nachbarschaft emotional sehr eingenommen und in einen Zwiespalt gebracht worden. Da Kevin das selbst nicht immer so durchdacht angegangen ist, war es auch mit etwas Humor zu sehen, wie er für Torres da war. Aber unterm Strich stand das Angebot, dass er für ihn da ist. Das sind dann so die kleinen Momente, die nach einer Episode wie von letzter Woche verdammt gut tun.

Torres hat vor seiner Mutter noch nicht ausgepackt, was ihn bewegt, aber sie merkt, dass er die Kirche und gemeinsame Gebete meidet. Ich hoffe für die Zukunft, wenn Torres für sich einen Durchbruch hat, dass sie eine Rolle dabei spielen wird. Denn diese Mutter-Sohn-Beziehung ist eng und es wäre Catalina gegenüber unfair, sie als ignorant darzustellen, die niemals durchblickt, was eigentlich los ist. Torres' Ersatzdrogen sind auf jeden Fall körperliche Ertüchtigungen. Die Anfangsmontage war daher auch ein eins zu eins aus dem Hailey Upton-Playbook. Deren Lösung war irgendwann die Flucht aus Chicago, hoffen wir mal, dass das bei Torres nicht der Fall ist.

Die Ausgangslage ist also, dass er am Limit ist und ausgerechnet da passiert ein Verbrechen im direkten Nachbarschaftsumfeld. Da Brenda die Entführung ihres Mannes meldet und so verzweifelt ist, dass die Polizei nicht erschienen ist, dachte ich erst, oh, binden wir jetzt doch das von "Chicago Fire" angestoßene Thema mit den Budgetkürzungen an? Aber es wurde schnell deutlich, dass der Fokus die klassischen Viertel von Chicago sind, um die sich das CPD nicht wirklich scheren mag, weil die die das einfach untereinander regeln sollen. Immer wieder war bei Anwohnern der Hass zu merken, weil nie jemand richtig hinguckt. Das war hier so passend, weil auch bei Torres gerade niemand so richtig hinschaut und weil er dann in dem Zwiespalt steckt, dass er einer von Pilsen ist, Pilsen ihn aber als einen des CPDs sieht.

Insgesamt fand ich den Handlungsaufbau völlig okay. Es war nicht unbedingt ein Fall, der lange in Erinnerung bleiben wird. Dafür waren gewisse Ansätze wie auch Mike Allards rassistische Andeutungen oder Torres' Überlegungen, wie er mit ihm umgehen soll, zu lapidar und nicht pointiert genug. Aber es war auch nicht der Fokus im Drehbuch von Edgar Castillo. Stattdessen ging es um die buchstäbliche offene Wunde. Torres' Seele ist schon länger eine offene Wunde und nun hat er durch den Überfall auch eine tatsächliche Wunde, die er als Filter für seine Gefühle sieht und deswegen bewusst immer wieder aufreißt. Selbstverletzungen sind in der Motivation immer sehr ähnlich und auch bei Torres ist es offensichtlich, dass es um ein Umlenken des Fühlens geht. Da Beten nicht mehr den Halt gibt, sucht er verzweifelt einen neuen Ersatz. Das erschöpfende Sportprogramm ist okay, aber nichts gibt einem so viel wie ein überstrahlendes Gefühl. Das kann Glück sein, aber Glück verdient Torres in seiner Perspektive ohnehin nicht, weswegen er sich dem Schmerz zugewandt hat. Wie in der Einleitung erwähnt, ich finde diese Handlung logisch und nachvollziehbar fortgesetzt, von daher habe ich nichts zu meckern.

Zumal ich in einem nächsten Schritt auch offen bin, was die Rolle Jimena Sanz bringen wird. Das war nämlich eine echte Überraschung, als sie nochmal einen zweiten Auftritt am Ende hatte. Auch wenn ich etwas an Kevin und Valerie Soto denken musste, die ebenfalls gemeinsame körperliche Ablenkung gegen die Verarbeitung eingetauscht haben, aber dennoch haben wir hier nochmal ein anderes Niveau. Jimena ist nämlich in dieser Darstellung eine echte Gefahr, weil sie die Wunde auch fröhlich mit aufreißt. Gerade weil sie keine Stimme der Vernunft ist, könnte sie spannend werden. Sie könnte aber auch schnell nerven oder aber sie taucht einfach gar nicht nochmal auf. Aber sie plus die Entwicklung geben dieser Episode genug Unterhaltsames mit.

Als kleine Randnotiz darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Jesse Lee Soffer hier die Regie geführt hat. Nachdem "FBI: International" abgesetzt wurde, hatte er für diese berufliche Leidenschaft nun wohl wieder mehr Zeit. Ich finde es eh immer schön, wenn solche Verbindungen immer wieder unterstrichen werden. Gleichzeitig hat es mich auch zu dem Gedanken geführt, dass Jay Halstead zurückzubringen gerade auch nicht die Lösung wäre. Er wurde auch für genug wiederholende Elemente genutzt, aber dennoch denke ich an diese Rolle und auch Jesse immer gerne zurück.

Fazit

Wenn man nicht zu wiederholend wirken will, packt man einfach das an, was noch relativ gesehen das neue Spielzeug im Schaufenster ist. Die Entwicklung von Dante Torres wird konsequent fortgesetzt, das beruhigt mich erstmal. Nach einem Dämpfer brauche ich wieder ein Hoch, das habe ich hier bekommen, wenn ich auch nicht völlig naiv jetzt abhebe. Ich bleibe vorsichtig-skeptisch.

Lena Donth – myFanbase

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