Bewertung

Review: #6.08 Kalte Spuren

Erst in der letzten Folge hatte Kevin Atwater wie so oft nur einen kleinen Auftritt, so dass ich mir gewünscht habe, dass man ihm mal wieder einen größeren Handlungsbogen gibt, in dem er brillieren kann. Es ist, als hätten die Drehbuchautoren mich gehört, da sich #5.08 Black and Blue ganz ihm widmet.

So sehr mein Herz vor Freude übergesprungen ist, dass LaRocye Hawkins in seiner Rolle als Kevin mal wieder mehr Screentime erhält, so muss ich leider aber auch gleich bei einem negativen Aspekt in diesem Zusammenhang anfangen. Wenn wir uns mehr mit Kevins Privatleben auseinandersetzen und wie dieses mit seinem Berufsleben kollidiert, so kommen wir immer schnell dort an, dass er aufgrund seiner Herkunft an seine Grenzen stößt, was richtig oder falsch ist. Nun wo Vinessa und Jordan nach Texas gezogen sind, hatte ich die Hoffnung, dass man vielleicht auch mal andere Seiten an ihm zeigt. Doch der Episodentitel 'Black and Blue' deutet an, dass man mit Kevin den Weg geht, den man schon immer mit ihm gegangen ist. Denn er steckt im Dilemma zwischen seiner Hautfarbe und der Farbe seiner Uniform, die er mit Stolz trägt.

Auch wenn ich eben diese Geschichte nicht unbedingt erzählt bekommen wollte, kann ich trotzdem nicht leugnen, dass mich die Episode unheimlich packen konnte. Sicherlich auch, weil man mit der Einführung von Leila Davis etwas in Kevins Leben bietet, was wir bisher in über fünf Staffeln nicht mit ihm erleben durften: eine Frau an seiner Seite! Bei Leila merkt man auch direkt, dass sie jemand mit Profil ist. Sie hat eine kriminelle Vergangenheit, hat sich davon aber abgewandt und kümmert sich um all die benachteiligten Kinder in ihrer Nachbarschaft, indem sie sicherstellt, dass sie nicht als Drogendealer oder tot enden. In ihrer Art ist sie sehr mutig und selbstbewusst, dennoch hat sie aber auch etwas sehr Provokantes an sich, denn sie hat ganz bestimmte Prinzipien und dazu gehört auch eine gehörige Portion Skepsis gegenüber der Polizei.

Daher ist es zwischen Kevin und ihr auch nicht Liebe auf den ersten Blick, da er genau das verkörpert, was sie selbst nicht nachvollziehen kann. Sie bietet ihm immer wieder die Stirn, es gibt einige verbale Schlagabtäusche, aber gerade diese Gegensätze haben auch den Reiz für mich an den beiden ausgemacht. Es hat mir gut gefallen, Kevin mal privat so glücklich zu sehen. Aber dass die beiden so schnell miteinander im Bett gelandet sind, hätte mir zu denken geben müssen. Hier will man keine ansprechende Liebesgeschichte für Kevin aufbauen, sondern man will ihm das entreißen, was er noch gar nicht richtig in den Händen hatte. Das hat mich einerseits sehr gestört, da man sicherlich nichts falsch damit gemacht hätte, Kevin einen Handlungsbogen zu gönnen, der sich über mehr als eine Folge zieht, andererseits war aber auch dieser Herzschmerz, den Kevin fühlt, so greifbar, dass ich auch wiederum froh war, Zeugin dieser Szenen werden zu können.

Als Leilas Fingerabdrücke auf einen Mordfall von vor zehn Jahren hindeuten, sieht sich Kevin im Dilemma, ob er diese Angelegenheit vertuscht oder sanktioniert, indem er sie der Staatsanwaltschaft überlässt. Dieser Konflikt war so einnehmend gespielt, dass ich mir selbst nicht sicher war, wie er nun am besten handeln sollte. Letztlich wendet er sich an Hank Voight, der den wahren Verbrecher in der Angelegenheit hinter Gittern sehen will: Kenny, der Ex-Freund von Leila. Kevin folgt dieser Idee, zumal die Hoffnung besteht, dass Leila für ihre Kooperation überhaupt keine Strafe erhält. Aber natürlich geht alles schief, was schiefgehen kann und Kenny wird bereits ermordet, bevor er wegen seiner eigenen Straftaten überführt werden kann. Dadurch erledigt sich auch der Deal für Leila, was drei Jahre Gefängnis für sie bedeutet. Damit steht nicht nur die Zeit zwischen ihr und Kevin, sondern auch die Tatsache, dass es soweit nicht hätte kommen müssen, wenn er sich gegen seine Pflichten als Polizist entschieden hätte. Somit wird Leila wohl nie mehr die Frau an Kevins Seite. Daher hat es mir auch das Herz gebrochen, als sie abgeführt wird und die beiden sich nur noch lange und verzweifelte Blicke zuwerfen können. Das mit den beiden hätte wirklich etwas sein können, doch es sollte einfach nicht sein.

Wie sehr Kevin tatsächlich zwischen Black and Blue steht, zeigt sich dann auch am Ende der Folge. Ich persönlich finde es gut, dass Kevin sich überwiegend für Blue entscheidet, da dieser Zusammenhalt innerhalb einer Rasse, auch wenn er natürlich Folge einer traurigen Vergangenheit ist, auch die Öffnung nach außen verhindert. Kevin denkt über die Grenzen hinaus und unterscheidet nicht zwischen seinen weißen und seinen schwarzen Brüdern, aber dennoch wird ihm seiner Herkunft immer nachhängen. Im Zusammenhang mit Leila mag er sich für Blue entschieden haben, aber in ihrem Sinne entscheidet er sich letztlich auch für Black. Denn Kevin weiß genau, dass der Jugendliche Nathan Kenny getötet hat und somit war er das letzte Puzzleteilchen, das Leila hinter Gittern bringt. Doch Kevin sinnt nicht etwa nach Rache, sondern versenkt die Mordwaffe im Fluss. Damit hält er sein Versprechen ihr gegenüber ein, dass er sich um Nathan kümmern wird.

Neben dieser komplett von Kevin dominierten Folge hat nur Antonio Dawson noch eine eigene Storyline. In #6.04 Ride Along wurde ja bereits angedeutet, dass er starke Schmerzen an seiner verletzten Schulter hat und viele Schmerzmedikamente nimmt, um diese Tatsache vor seinen Kollegen zu vertuschen. Seitdem ist einige Zeit vergangen und Antonio nimmt die Schmerzmittel immer noch sehr regelmäßig, offensichtlich weit über die vom Arzt empfohlene Dosis hinaus, da er früher als er erwartet ein neues Rezept braucht. Man sieht auch schon äußerlich, dass man sich viel Mühe gibt, Antonio abgekämpft aussehen zu lassen. So hat er mehr Bartwuchs und sieht blasser aus, ganz offensichtlich sind wir wirklich kurz vor dem Punkt, an dem man bei ihm von einer Abhängigkeit sprechen muss und da bin ich doch sehr gespannt, was die Drehbuchautoren da mit ihm anfangen werden.

Fazit

Eine herzzerreißende Folge wird einem diesmal geboten, da Kevin im Endeffekt die richtige Frau an seine Seite gestellt bekommt, die ihm aber auch sogleich wieder entrissen wird, weil er seinen Pflichten als Polizist nachkommt. Die Chemie der beiden war so gut, dass man ihre Trennung am Ende nur traurig aufnehmen kann. Leider hat man diesen Konflikt in Bezug auf Kevin schon zu oft durchgelutscht, so dass mein ansonsten sehr positiver Eindruck etwas getrübt ist.

Lena Donth – myFanbase

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