Bewertung

Review: #13.03 Canaryville

Nachdem ich nach dem Staffelauftakt von "Chicago P.D." wirklich enorm ernüchtert war, könnte man meinen, da hätte sich das Produktionsteam vorgenommen, mich eines Besseren zu belehren. Und ja, natürlich glaube ich, dass die Welt sich nur um mich dreht ;-)

Nachdem letzte Woche schon die Entwicklung von Dante Torres vorbildlich vorangetrieben worden ist, gab es diesmal einen Handlungsbogen, den ich mir schon so lange gewünscht habe und bei dem ich irgendwann dachte, ihn nie mehr zu sehen zu bekommen. Schon mit dem Adoptionsgesuch von Kim Burgess für Makayla habe ich darüber nachgedacht, wie herausfordernd das für die Zukunft werden wird, weil sie das Schwarze Kind Weißer Eltern sein wird (also nachdem Adam Ruzek jetzt auch ihr Adoptivvater ist). Da parallel auch noch "This Is Us" lief, worin das Thema über die Rolle Randall Pearson intensiv beleuchtet worden ist, war es für mich logisch, dass es auch hier in der Cop-Serie behandelt werden muss. Auch wenn man argumentieren kann, dass Randall in den 1980ern und 1990ern aufgewachsen ist und sich vielleicht etwas gewandelt hat, so belehrt uns die Gegenwart ständig eines Besseren. Ganz aktuell Stichwort Nationalgarde in Chicago. Auch wenn dieses Drehbuch für mich schon früher hätte kommen können und gewiss auch weit vor dem Präsidenten-Irrsinn angefertigt worden ist, aber vielleicht sollte diese Episode genau jetzt das Licht der Welt erblicken.

Die Rolle Sasha King wird als älteres Sinnbild zu Makayla genutzt. Dementsprechend war die Idee mit den Kassetten (auch wenn sie unglaublich retro wirkten) geschickt, weil wir so über Voice-Over immer wieder die Gedanken und Gefühle von Sasha im Ohr haben. Die Kassetten tragen letztlich auch bei der Falllösung bei, aber sie hatten vor allem die Aufgabe, uns zu erklären, wie eine junge Schwarze Frau (Mutter Weiß, Vater Schwarz) in einer Wohngegend wie Canaryville, die eher als Weißes Arbeiterviertel gilt, groß geworden ist. Es war passend zu lauschen, wie Sasha das Viertel als Heimat empfindet und dennoch eine Außenseiterin ist, die zunehmend einen Blick nach außerhalb wirft. Schon vor diesen Gedanken gibt es zu Beginn der Episode eine kleine Szene, als Kim Makayla dabei beobachtet, wie sie Gel in ihre Haare schmiert. Auch schon bei "This Is Us" ist ein großer Unterschied über die Haarpflege transportiert worden. Es wird hier nicht vertieft, aber es ist klar, dass Kim sich Gedanken darüber macht, dass es ein Bereich ist, bei dem sie außen vor ist. Dementsprechend kam durch den Todesfall Sasha für Kim alles zusammen, weil ihre bereits durch die Privatschule in Gang gebrachten Gedanken noch mehr verrückt spielen, wenn sie über das Schicksal von Sasha nachdenkt.

Es passte auch gut, dass bei Adam diese Sensoren nicht angesprungen sind. Damit geht es mir eigentlich auch nicht um die Geschlechterrollen (Adam ist generell so ein Typ), vielmehr darum, dass Adam auch ein wenig Wolke 7-blind ist. Nachdem sich mit seiner ersehnten Familie alles gefügt hat und sie auch noch im Haus seiner Kindheit eingezogen sind, war für ihn alles rund-perfekt. Kim hat dann selbst bestätigt, dass sie auch gar nicht den konkreten Moment kritisch sieht, sondern sie an die Zukunft denkt. Doch nun ist der Zukunftsgedanke auch in Adam gepflanzt und er wird sich damit beschäftigen müssen. Ich fand auch die Doppeldeutigkeit der Thematik sehr interessant. Wie viele Kinder darunter leiden, dass Eltern für sie einen konkreten Lebensweg vor Augen haben, damit sie es einmal besser als sie haben etc. Dabei profitieren Kinder viel mehr aus einer Mischung. Sie sollten selbst Pfade suchen und begehen dürfen, zu anderen müssen sie hingeleitet werden. Aber wie sieht so etwas aus, wenn die Lebenswelt so viele Pfade für einen vorschreibt und man gar keinen Einfluss nehmen kann? Bei Makayla ist das ihr Geschlecht sowie ihre Hautfarbe. Das zeigt, man kann im Moment leben, aber manches muss man einfach vorbereiten oder ganz allgemein in den Diskurs eintreten, um nicht eiskalt erwischt zu werden, wenn die Lebensrealität anklopft.

Es wurde am Ende der Episode nicht ganz deutlich, ob Kim ihre Sorgen rein durch die Privatschule gestillt sehen würde, oder ob sie doch noch an andere Konsequenzen denkt. So wie ich die Serie kenne, werden wir darüber erstmal länger nichts erfahren. Aber das ist okay, denn ich bin dankbar, dass wir die Thematik jetzt endlich hatten und dass sie so unaufgeregt abgebildet worden ist. Zudem bin ich froh, dass die Ehe erstmal stabil sein darf und wir uns anderen Themen für Kim und Adam zuwenden, die sie gleichfalls herausfordern.

Kommen wir abschließend zum Aufbau des Falls. Zu viel meckern möchte ich nicht, auch wenn man schon gemerkt hat, dass angesichts der Prämisse, Parallelen zwischen Makayla und Sasha herzustellen, ordentlich künstlich nachgeholfen wurde. Beispielsweise wurde recht oberflächlich angegangen, wie bei Lily so die Sicherung durchbrennen konnte, dass ihre beste Freundin gleich verstirbt. Aber anderes hat gut zur Spannung oder zu weiteren Analogien beigetragen. Zu nennen wäre da die Intoxikation von Kim. Da ihre Schwester schon ein Vergewaltigungsopfer war und sie selbst in genug brenzligen Situation mit Männern war, ist diese Wehrlosigkeit ein sehr wunder Punkt für Kim. Dennoch hat sie es bis zu einem gewissen Grad in Kauf genommen. Da hat man deutlich die Mutterlöwin in ihr gemerkt. Es ging nicht um Makayla, aber weil sie in Sasha die Zukunft ihrer Tochter sah, ist alles in ihr angesprungen. Aber auch Frank Walsh, der das Beweismaterial vernichten wollte, war ein interessanter Aspekt. Da konnte man gut die weißen Privilegien sehen, die er eingefordert hat (dementsprechend war sein ehemaliger Polizisten-Beruf auch wichtig) und was Adam wohl auch final geholfen hat, Kims Perspektive zu sehen.

Fazit

Die Episode war nicht perfekt, aber sie war extrem ersehnt und hat dann die Erwartungen auch erfüllt. Die Fragezeichen, welche Herausforderungen Makayla noch entgegensehen wird, waren durch die Parallelen mit dem Fall authentisch und unaufgeregt dargelegt. Insgesamt eine ruhige Episode, die mich sehr beschäftigt hat und viel zum Nachdenken anregt.

Lena Donth – myFanbase

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