Bewertung

Review: #12.10 Zoe

Nachdem "Chicago P.D." in dieser 12. Staffel schon mit Gloria Perez eine durchgehende Antagonistin geboten hat, wird nun der zweite Widersacher eingeführt, der uns wohl länger begleiten wird und es ist wieder ein Serienkiller! Ich musste sofort an die vergangene Staffel denken, als Frank Matson uns doch in einigen Episoden das Fürchten gelehrt hat.

Am finalen Endergebnis des Drehbuchs haben diesmal insgesamt drei gearbeitet. Zwei trifft man schonmal öfters an, drei ist dann aber eher die Seltenheit. Wenn ich mir die Episode aber so anschaue, dann habe ich auch den Eindruck, dass tatsächlich sehr unterschiedliche Seiten gefragt waren. Wir haben auf der einen Seite den Fall selbst und wir haben auf der anderen Seite den Überraschungsbesuch von Bob Ruzek, der mit einer Enthüllung zu seinem Gesundheitszustand eine unerwartete Emotionalität erzeugt. Beide Aspekte kriechen einem unter die Haut, aber das aus sehr unterschiedlichen Gründen, weswegen ich mir auch vorstellen kann, das vor allem Bobs Geschichte auch eine sehr persönliche Aufarbeitung sein könnte. Da diesmal Fall und persönliche Ereignisse wirklich sehr gut ineinandergegriffen haben, ist es schwer, beide Seiten der Medaille richtig zu separieren, weswegen ich gerne mit etwas anfangen möchte, was in dieser Episode zur positiven Unterhaltung beigetragen hat. Nachdem Ramona Edith Williams in Staffel 11 nur einen sehr kleinen Auftritt hatte, ist sie jetzt in einem etwas größeren Umfang zurück und wow, wie sehr sie gewachsen und gereift ist! Deswegen fand ich die Anfangsszene auch ideal gewählt. Man hat so deutlich gemerkt, dass Makayla Burgess nicht mehr das kleine Mädchen ist, das auf brutale Art und Weise seine Familie verloren hat, sondern sie klopft als Tween schon lautstark an die baldige Pubertät an. Es war herrlich, süß und emotional übersprudelnd, Makayla und Adam Ruzek so unbedarft miteinander agieren zu sein. Es gab schon so einige Episoden, seit Adam eine Vaterrolle für sie übernommen hat, in denen wir gesehen haben, wie sehr er sich gewandelt hat, aber es ist auch schön zu sehen, wie selbstverständlich ihre Vater-Tochter-Beziehung geworden ist. Auch das anschließende Telefonat zwischen Adam und Kim Burgess, grandios! Denn es war echt der Klassiker, dass zwei Elternteilen klar ist, dass ihnen ihr Kind bald über den Kopf hinauswächst, weil es so clever ist und sie gegeneinander auszuspielen weiß.

Angesichts dieser Ausgangslage war die Themenauswahl für die Episode insgesamt großartig gewählt. Denn wir haben den Fall der kleinen Zoe, der in der Art schon auch an Makayla erinnert und wir haben den Besuch von Bob, sodass für Adam auf familiärer Ebene einiges zusammenkommt, was er deutlich nicht mehr immer so klar voneinander unterscheiden konnte, aber es hat ihn behindert, aber ihm auch gleichermaßen geholfen. Auch wenn Zoe aufgrund der schrecklichen Erfahrungen, die sie in ihren acht Lebensjahren schon machen musste, eine kindliche Naivität an den Tag legt, die einem das Herz bricht, so hat sie offenbar auch eine angeborene Empathie, die einen fast heimsucht. Wie Zoe merkte, das Adam etwas belastet und wie sie mit ihren Erzählungen auch das Gefühl hatte, ihm etwas Gutes zu tun, obwohl sie dabei Horror-Elemente preisgegeben hat, da musste ich daran denken, da entsteht schon eine Stimmung, die etwas Gruseliges, aber auch etwas Hoffnungsvolles auslöst. Ich fand es unterm Strich auch perfekt ausgearbeitet, wie Adam durch Zoes Situation bewusst wird, dass Liebe (hier innerhalb eines Familienkonstrukts) nicht angeboren sein muss, sondern dass es einfach entsteht, ohne dass man es planen kann und dass Adoptivkinder daher genauso wie leibliche Kinder geliebt werden können und die Idee dahinter verändert das Konzept von Familie gewaltig. Aber es gibt dennoch auch die Bindungen, die mit der DNA vererbt wurden und da passte dann Bob wieder hinein, aber dazu gleich mehr.

Zunächst möchte ich den Fall abhaken. Hier hat man dem Drehbuch angemerkt, dass es die Schrecken der Taten von Thomas Cronin richtig einfangen wollte. Wenn ich beispielsweise an die vergangene Episode denke, wo ich bemängelt habe, dass einige rasantere Momente wie Füllmaterial wirkten, hat man hier richtig gemerkt, dass jeder Situation, in denen die Worte fehlen müssen, auch Raum gegeben wurde. Besonders deutlich wurde das in der Szene, als Adam klar wird, das auf dem Grundstück des Elternhauses von Cronin zig Leichen vergraben sind. Es wird deutlich symbolisiert, dass Adam dort die ganze Nacht bis in den Morgengrauen ausharrt. Das sorgt für Gänsehaut, aber verdeutlicht für mich auch den Respekt für die Opfer. Sie alle sind als vermisst gemeldet worden, doch es gab jahrelang keine Spur und so erweist man ihnen die Ehre, dass man ihnen nicht helfen konnte, als es noch Leben gerettet hätte. Die ganze Inszenierung lässt aber auch keine Zweifel daran, dass wir es mit einem Serienkiller zu tun haben, der hinter Matson wohl kaum zurücksteht. Der Effekt, dass der Killer uns heimlich schon die gesamte Staffel begleitet, den haben wir wohl diesmal nicht, denn wir haben auf Fotos schon kurze Eindrücke von Cronin bekommen, selbst wenn er als Person in dieser Episode nicht auftaucht. Aber er ist eine geisterhafte Präsenz, der gerade durch seine Abwesenheit auch Gewicht bekommt. Denn er verkörpert einen Schrecken, den man kaum in Worte fassen kann. Die Episode schafft es zudem, genau das rechte Maß an Fragen und Antworten anzubieten, dass wir als Zuschauerschaft mehr wollen. Wir wollen mehr zu Zoe erfahren und wir wollen dabei sein, wenn Cronin geschnappt wird. Das hängt sicherlich auch zusammen, denn da Zoe für ihren 'Vater' offenbar eine besondere Rolle spielt, wird er sie sicherlich zurückbekommen wollen, clever hin oder her. Jeder Serienkiller hat auch eine emotionale Seite.

Kommen wir nun abschließend zu Bob, der sich vor einigen Staffeln nach Florida in den Ruhestand verabschiedet hat. Zugegeben war ich nie ein großer Fan dieses Charakters. Zwar hat er stets geholfen, mehr über Adam zu verstehen, aber seine Eifersucht gegenüber Hank Voight und sein stetiges Bedürfnis, sich beweisen zu müssen, obwohl er sich als solider und zuverlässiger Streifenpolizist eine mehr als solide Karriere aufgebaut hatte, das war anstrengend. Umso emotionaler war es angesichts der Vorgeschichte jetzt, wie sehr es mich mitgenommen hat zu erfahren, dass Bob an Alzheimer erkrankt ist. Nachdem "Chicago Med" die Thematik schon mit Bert Goodwin hatte und es in meinen Augen extrem gut gemacht hat, zieht nun also "Chicago P.D." nach und es läuft ebenso überzeugend an. Die Hinweise auf Bobs Zustand wurden gut verteilt. Die erste Szene war nämlich völlig unauffällig, weswegen ich auch grinsen musste, dass Adam und Kim wie ich dachten, oh weh, der will doch was. Aber dann die Geschichte, wie Bob Makaylas Fall als seinen erzählt und dann später glaubt, er müsste nun in seinem Streifenwagen los, da wurde es immer mehr zugespitzt, sodass sich schnell ergeben hat, in welche Richtung es geht.

Was mir in dieser Episode nun tatsächlich etwas gefehlt hat, das waren die Interaktionen zwischen Adam und Kim. Es gab welche, ja, aber nicht in allen entscheidenden Situationen. Denn spätestens mit dem Moment, als Adam verkündet, dass Bob bei ihnen einziehen wird, da dachte ich nur, hoffentlich hat er mit Kim darüber geredet. Adam-Darsteller Patrick John Flueger gab in einem Interview an, dass er sich nicht vorstellen kann, dass seine Rolle nicht mit Kim vorher darüber gesprochen hat. Davon gehe ich zwar eigentlich auch aus, aber gerade vor dem Hintergrund, dass wir die große Burzek-Hochzeit für Staffel 12 versprochen bekommen haben (psst, es soll wohl im Finale soweit sein!), sind solche Paarmomente doch das, was wir sehen wollen. Ich will eigentlich keine Szene dieser Episode missen, aber weil Kim an einer Stelle nachfragt, was los ist und Adam sich lieber auf den Fall konzentriert, muss ich doch etwas meckern, weil man das besser als gemeinsame Entscheidung inszeniert hätte. Aber das ist auch das Einzige, was hier die volle Punktzahl verhindert, denn gerade die Endszene war meisterhaft! Hierzu hat sich Flueger im Interview auch geäußert und gestanden, dass er zwischendurch raus musste, um ein paar Tränen zu verdrücken. Das kann ich gut nachvollziehen, weil es vielleicht einer der letzten intensiven Momente sein wird, die Bob und Adam im vollen Bewusstsein miteinander verbringen. Dazu war es ideal getimt, dass der Vater dem Sohn seinen ganzen Stolz verbal anbietet. Das Leben ist, siehe "Der König der Löwen", ein ewiger Kreis und irgendwann kommt der Punkt, an dem die Kinder für die Eltern die Fürsorge übernehmen, wenn sie denn wollen und können. Das ist für beide Seite mit sehr unterschiedlichen Hürden verbunden und deswegen war es umso berührender, mit welcher Selbstverständlichkeit Adam seinen Vater zu sich holt. Der sanfte Moment, als er Bob dann fertig rasiert, das absolut würdige Ende einer Episode, die drei Autoren brauchte, aber das hat sich vollends gelohnt!

Fazit

"Chicago P.D." hat sich mit dieser Episode nahe an der vollen Punktzahl bewegt, denn es war eine echt intensive und heimsuchende Mischung aus Fall und Adam Ruzeks Privatleben. Der neue Serienkiller lehrt uns das Fürchten und in all dem Chaos hat Adam eine schreckliche Nachricht zu verarbeiten, die aber zu wunderschönen Momenten führt. Für Burzek erwartet uns in den ausstehenden 12 Episoden damit noch einiges und ich ersehne alles ganz gespannt.

Lena Donth – myFanbase

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