Bewertung

Review: #5.17 Abbitte

Glückwünsche stehen an, denn #5.17 The Ghosts Of The Past markiert die 100. Episode der Artzserie. Zeit für ein paar persönliche Worte: Liebes "Chicago Med", es war nicht immer einfach zwischen uns, zu oft habe ich gehadert und gemäkelt und dennoch bist du ein Teil von OneChicago, weswegen ich bisher nicht eine Sekunde daran gedacht habe, die Beziehung zu dir zu beenden. Daher spreche ich meine Glückwünsche auch von ganzem Herzen aus und freue mich, dass drei weitere Staffeln und somit der nächste Meilenstein von 150 Episoden schon sicher sind!

An Jubiläumsfolgen sind immer gewisse Erwartungen geknüpft, von daher hat "Chicago Med" von den Voraussetzungen schon alles richtig gemacht. Denn April Sexton selbst kommt in eine gesundheitliche Notlage, ihr Geheimnis kommt ans Licht, Maggie Lockwood und Ben Campbell heiraten und Dr. Daniel Charles' zweite Tochter, die 13-jährige Anna, taucht zum ersten Mal in der Serie auf. Wird aus diesen vielversprechenden Grundlagen denn auch was gemacht?

Woche für Woche habe ich darum gebeten, dass Aprils Kuss mit Dr. Crockett Marcel endlich bekannt wird, denn dieses Geheimnis hat sich wie eine bedrohliche Wolke über das Geschehen gelegt. Jetzt im Nachhinein hätte mir klar sein müssen, dass diese Offenbarung nur für die Jubiläumsfolge aufgespart werden konnte. In das Gesamtkonstrukt der Episode hat diese Auflösung auch wunderbar gepasst. Auf der einen Seite wird nämlich mal wieder die beginnende Freundschaft von Marcel und Dr. Ethan Choi betont, die natürlich ausgerechnet dann auf den vorläufigen Höhepunkt zusteuert, als April schließlich die Wahrheit gesteht. Es ist schon sehr traurig, weil man Marcel nun wahrlich keine Hinterhältigkeit unterstellen kann, denn er und Ethan haben sich über gemeinsame Erfahrungen einander angenähert und trotzdem ändert das an dem Ausmaß des Verrats natürlich nichts.

Ethan hat mir in dieser Episode unheimlich leid getan. Mir ist bewusst, dass er auch nicht immer richtig gehandelt hat und durch seinen obsessiven Kinderwunsch auch April in Marcels Arme getrieben hat. Und dennoch hat er in den letzten Wochen viel Selbstreflexion und den Willen zur Besserung gezeigt. Nun ausgerechnet von gleich zwei Seiten betrogen zu werden, muss ihn wirklich hart getroffen haben. Der Moment, als ihm in Sharon Goodwins Anwesenheit die Tränen kamen, war herzzerreißend. Trotzdem stört mich weiterhin, dass Aprils Perspektive nach wie vor so undurchsichtig bleibt. Einerseits stört sie sich daran, wie die anderen Krankenschwester über Marcels aktuelle Liebschaft spekulieren und hat auch in der letzten Episode durchaus eifersüchtig den innigen Moment zwischen ihm und Dr. Natalie Manning beäugt, aber gleichzeitig glaube ich schon, dass sie Ethan liebt. Auch den Kinderwunsch wollte sie nicht nur ihm zuliebe erfüllen, da auch sie selbst von dem Drang, Mutter zu werden, beseelt ist. Warum kann man also nicht die Karten auf den Tisch legen, wie sie wirklich empfindet? So bleibt sie leider mit ihren Sympathiewerten ganz unten.

Bei Marcel ist dagegen alles glasklar. Er hat von Anfang an den unnahbaren Kollegen gegeben und ist mehr oder weniger unfreiwillig in den engeren Kontakt mit April, Ethan, Natalie und Co gerutscht. Er hat sich dadurch verletzbar gemacht und sobald er das selbst gemerkt hat, hat er abgeblockt. Da muss es ihm ja gerade rechtkommen, dass ihn nun alle wieder für den Buhmann halten. Nun wird es spannend sein, ob er selbst merkt, dass er auf Dauer so nicht weitermachen kann. Zumal ich ihn und Ethan zusammen wirklich nicht schlecht finde.

Überraschend kam auch das erste persönliche Auftauchen von Anna Charles daher. Ja, sie ist bereits einmal erwähnt worden, aber bei nahezu komplett fünf Staffeln ist das ungeheuerlich wenig. Auf der einen Seite mag ich laut applaudieren, weil sie nun endlich auftaucht, auf der anderen Seite frage ich mich, warum sowas nicht viel früher möglich war. Mit Dr. Robin Charles und seiner verstorbenen Frau Caroline hat er durchaus sehr private Geschichten bekommen, aber wie will man glaubhaft verkaufen, dass eine nun 13-Jährige so lange keine wichtige Rolle spielte? Das Mädchen ist in einer entscheidenden Phase und Daniel scheint sich offenbar keinen Deut um sie zu scheren. Das rückt ihn in ein schlechtes Licht. Caroline mag die große Liebe gewesen sein, weswegen auch Robin wohl immer den besonderen Platz in seinem Herzen hat, aber Anna hat das trotzdem nicht verdient. Trotzdem lässt das auch den Raum, hier nun eine Vater-Tochter-Beziehung erblühen zu sehen. Anna war auf jeden Fall für diese Episode ein Gewinn, da ihre Verlustängste um ihn so real und mitreißend wirkten. Es wäre auf jeden Fall ein wichtiger Schritt, dieses Mädchen in der Serie zu halten.

Dr. Hannah Asher hat ihren Entzug hinter sich und ist wieder dienstfähig, doch die Unterschiede darauf sind extrem unterschiedlich. Während Dr. Will Halstead hellauf begeistert ist, sicherlich weil er mit ihrem Wohlbefinden sein schlechtes Gewissen beruhigen kann, ist das andere Personal eher skeptisch, was man auch nicht gänzlich verurteilen kann, denn immerhin hat sie sich nicht freiwillig in den Entzug begeben und das ist normalerweise der entscheidende Schritt zur Verbesserung. Für April kommt sie aber genau richtig, denn sie bekommt deren durch eine doppelte Hormondosis herbeigeführten Symptome in den Griff. Dass Will speziell sie um ein Konzil gebeten hat, war durchaus eine starke Geste, denn einige Wochen zuvor wollte er sie lieber so weit wie möglich von einer Patientin weghaben, dennoch werde ich mit den beiden weiterhin nicht warm. Natürlich ist sie ihm zunächst zurecht kühl gegenüber, aber ebenso schnell erwärmt sich Hannah wieder für Will. Dieses Hin und Her macht es leider nicht möglich, zwischen ihnen eine überzeugende Chemie entstehen zu lassen. Hannah für sich betrachtet gefällt mir aber, ich würde mir wünschen, dass man sie behält und mal ganz abseits einer Liebesgeschichte beleuchtet.

Das absolute Highlight der Episode war aber natürlich die Hochzeit von Maggie und Ben, die den genau richtigen Höhepunkt für einen solchen Meilenstein von 100 Episoden darstellt. Und wie toll diese Hochzeit geworden ist! Es war so nachvollziehbar, wie Maggie nach der perfekten Heirat strebt und sich keinerlei andere Ratschläge anhört, um dann eines Besseren belehrt zu werden, da trotz Planung alles schiefgeht. Aber die Hochzeit im Bowlingcenter war ein würdiger Ersatz. Vielleicht nicht so feierlich, wie viele es sich wünschen, aber dafür authentisch und herzerwärmend. Spätestens wenn dann alle die Kugeln übers Parkett fegen lassen, merkt man auch richtig, wie viel Spaß der Cast bei diesem Dreh gehabt haben muss. Und genau das sind die Szenen, die "Chicago Med" viel öfters erhalten sollte.

Fazit

"Chicago Med" erhält zur 100. Episode eine würdevolle inhaltliche Umsetzung. Zwar bin ich in meiner Bewertung nicht auf die Patientenfälle eingegangen, aber die waren diesmal wirklich nur Mittel zum Zweck. Und der Zweck war diesmal sehr gut. Zwar werden durch die privaten Verwicklungen Fehler der Vergangenheit aufgezeigt, aber dafür werden sie ja im Jetzt ausgemerzt und das in einer wirklich stimmigen und runden Folge. Da gebe ich gerne wohlwollende acht Punkte.

Lena Donth – myFanbase

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