Hexen und Hexerei in Film und Fernsehen - Teil 2

"Buffy - Im Bann der Dämonen"

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
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Im Jahr 1997 ging eine Serie an den Start, die viel für das Genre Mysterie im Allgemeinen und die moderne Vorstellung von Hexen und Hexerei im Speziellen geleistet hat.

"In jeder Generation wird eine Auserwählte geboren. Sie muß sich allein gegen Vampire, Dämonen und die Mächte des Bösen stellen. Sie ist die Jägerin..."

Sie, das ist die zu Beginn 16-jährige Buffy Summers (Sarah Michelle Gellar). Als es sie mit ihrer Mutter in das Städtchen Sunnydale, dem auf den ersten Blick so harmlos wirkendem Mekka des Bösen verschlägt, muss sie sich den schlimmsten Bedrohungen stellen - und findet mit dem Anfangs etwas trotteligen Xander (Nicholas Brendon) und der schüchternen Willow (Alyson Hannigan) unerwartet zwei Gefährten, die ihr im Kampf gegen das Böse beistehen.

Joss Whedon, der Schöpfer von "Buffy- Im Bann der Dämonen", hatte zu Beginn noch keine klare Richtung für seine Serie. So war zunächst auch nicht abzusehen gewesen, dass sich die unauffällige Willow zu einer mächtigen Hexe mausern würde. Anfangs ist Willow nicht viel mehr als eine Außenseiterin, die sich unsicher im Umgang mit anderen Menschen fühlt und nur im Schulunterricht eine Macht ist. Doch inspiriert durch die moderne Schamanin Jenny Calendar (Robia LaMorte) beginnt sich das schüchterne Mädchen schon bald für Magie zu interessieren. Somit zeigt "Buffy- Im Bann der Dämonen" eine neue und aufgeklärtere Variante des Hexendaseins, denn Willow ist nicht von Geburt an eine Hexe, wie in den meisten Märchen und Sagen üblich, sondern eignet sich die Magie aus alten Büchern und Schriften an. Durch ihre neuen Kräfte wird aus dem sprichwörtlichen "Hässlichen Entlein" schließlich ein "Schöner Schwan", nämlich eine selbstbewusste und hübsche Studentin, so dass die (weiße) Magie auch hier als Symbol für das Aufblühen und Erwachsenwerden eines jungen Mädchens zu betrachten ist.

In der vierten von insgesamt sieben Staffeln geht Joss Whedon noch einen Schritt weiter und führt mit Tara (Amber Benson) eine zweite Hexe in die Serie ein. Damit betrat der "Buffy"- Schöpfer ein noch immer brisantes Terrain, denn er machte aus den beiden jungen Frauen ein Liebespaar! Doch bei aller Toleranz wurde die dunkle Seite der Magie nie ganz vergessen. Willows immer stärker werdende Kräfte führen bei ihr langsam zu einem Suchtverhalten und das Gefühl der Macht entwickelt sich mehr und mehr zu einem Rausch. Die besonnene Tara trennt sich daraufhin von ihr, doch erst als Willow einen Unfall verschuldet, der Buffys kleiner Schwester Dawn (Michelle Trachtenberg) fast das Leben kostet, ist sie bereit, gegen die Sucht anzukämpfen. Die schwarze Magie wird damit zu einer Metapher für Drogen- und Alkoholmissbrauch. Am Ende scheint es jedoch, als gäbe es ein Happy End, da Willow ihre Sucht überwindet und sich mit Tara versöhnt. So war es für viele Fans ein Schock, als Tara noch am Tag der Aussöhnung gewaltsam getötet wird und Willow vollends die Kontrolle über ihre Macht verliert. In ihrer grenzenlosen Wut und Verzweiflung versucht die übermächtige Hexe gar, die Welt zu vernichten und nur Xander, der sein ganzes Leben immer für Willow da gewesen ist, kann sie daran hindern, indem er den gutherzigen und liebevollen Menschen in ihr wieder hervorruft.

Insgesamt wird die Magie in "Buffy - Im Bann der Dämonen" als etwas Großes und Lebendiges dargestellt, als etwas, dass einen Menschen mit Stärke erfüllt, aber auch missbraucht werden kann.

"Charmed - Zauberhafte Hexen"

Foto: Copyright: Paramount Pictures
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1998 schließlich erkannte Aaron Spelling, der schon in den 1970er Jahren mit "Drei Engel für Charlie" und Anfang der 1990er mit "Beverly Hills 90210" den Nerv der Zeit getroffen hatte, den neuen Hexentrend und brachte eine Serie auf den Bildschirm, in der Hexen als erwachsene Frauen mit normalen Berufen und privaten Sorgen gezeigt werden. "Charmed- Zauberhafte Hexen" war geboren!

Der Tod ihrer Großmutter führt die drei Schwestern Prue (Shannon Doherty), Piper (Holly Marie Combs) und Phoebe Halliwell (Alyssa Milano) wieder zusammen. Doch bis auf ihrer Initialen haben die jungen Frauen zunächst wenig gemeinsam: Prue ist eine ehrgeizige und verantwortungsbewusste Expertin eines Auktionshauses, Piper ist eine sensible Köchin und Phoebe das schwierige und vergnügungssüchtige Nesthäkchen. Als die drei Schwestern auf dem Dachboden des Hauses jedoch das geheimnisvolle "Buch der Schatten" finden, erfahren sie, dass sie weit mehr miteinander verbindet: die Schwestern sind Hexen aus einer langen Ahnenreihe. Nach und nach beginnen die Frauen ihre individuellen Kräfte zu entdecken: Prue beherrscht die Telekinese und kann Gegenstände mit der Kraft ihrer Gedanken bewegen, Piper verfügt über die Fähigkeit die Zeit anzuhalten und Phoebe hat Visionen von Ereignisse aus der Zukunft und der Vergangenheit. Am mächtigsten aber sind die Schwestern zu dritt, denn die Macht von Dreien kann keiner entzweien. Unterstützt vom "Buch der Schatten", welches das gesammelte Wissen ihrer Ahnen enthält, bekämpfen Prue, Piper und Phoebe fortan das Böse und bleiben doch weiter drei junge Frauen mit beruflichen Sorgen und - nicht selten - großen Liebesnöten...

Fast schon erwartungsgemäß entwickelte sich "Charmed - Zauberhafte Hexen" zu einem großen Quotenerfolg, so das sich die Produzenten auch nach dem Ausstieg von Shannon Doherty, alias Prue, entschlossen, die Serie fortzusetzen. Um die Macht der Drei zu erhalten, erfahren Piper und Phoebe nach Prues Tod kurzerhand, das sie mit Paige (Rose McGowan) noch eine Halbschwester haben, die über die Kraft verfügt, sich und andere Dinge zu teleportieren.

"Charmed" überzeugt uns davon, dass es sowohl gute wie auch böse Hexen gibt. Letztere streben danach, gutherzige Hexen zu töten, um sich deren Kräfte anzueignen. Doch egal ob sich die Hexen nun für weiße oder schwarze Magie entscheiden, sie leben auf jeden Fall nicht in modrigen Höhlen oder verfallenen Hütten, tragen keine spitzen schwarze Hüte und hässlich sind sie schon gar nicht. Die Hexen von heute, so wie sie in "Charmed" dargestellt werden, sind selbstbewusste Frauen, die nach beruflichem und privatem Glück streben und dabei auch so manche Rückschläge hinnehmen müssen.

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