Bewertung

Review: #2.06 Vampir Wochenende

Foto: Castle - Copyright: ABC Studios
Castle
© ABC Studios

Herrlich, einfach nur herrlich. Der Auftakt von #2.06 Vampir Wochenende ist für alle, die Nathan Fillion schon vor "Castle" kannten und dann höchstwahrscheinlich auch liebten einfach nur großartig. Der Auftritt als sein Alter Ego Captain Mal Reynolds, die Rolle in "Firefly", die ihn in einer kleinen aber leidenschaftlichen Fangemeinde zum absoluten Kultstar gemacht hat, macht wieder einmal deutlich, dass "Castle" zwar eine ernstgemeinte Krimiserie ist, sie sich aber nie zu schade ist, sich selbst ein wenig auf die Schippe zu nehmen und dabei den Anhängern das ein oder andere Schmankerl zu gönnen.

Und gerade eine Halloween-Episode bietet sich für solche Popkultur-Referenzen an. Auch in Deutschland hat man sich entscheiden, diese thematische Episode am Halloween-Wochenende auszustrahlen und sie dafür zwei Wochen zurückzuhalten, was aufgrund der wenigen episodenübergreifenden Handlungsstränge von "Castle" auch kein Problem darstellt. Was die Folge aber zur bisher besten der Serie macht, ist das man neben den unzähligen kleinen Anspielungen und Referenzen (außer "Firefly" werden vor allem Vampir-Filme und Serien zitiert) und einem Fall, der ebenso bizarr wie außergewöhnlich ist, dennoch nicht die emotionale Tiefe verliert. Ich bin wirklich beeindruckt, dass man in einen Mordfall, der mit einem toten "Vampir" beginnt, sich über einen bizarren Nachtclub voller Kreaturen der Dunkelheit weiterentwickelt und sogar einen auf den ersten Blick echten Vampir als Mordverdächtigten (der im Sarg schläft und bei Lichteinfall beginnt zu qualmen) sowie Werwolf vorweisen kann, am Ende so berührend und traurig abschließt, dass er dem Zuschauer wirklich ans Herz geht. Denn hinter all den Halloween-Gimmicks verbirgt sich ein wahres Familiendrama und ein traumatisiertes Kind. In Kombination mit den wirklich berührenden Comic-Zeichnungen des Opfers über den Tod seiner Mutter, den er als kleiner Junge beobachten musste schafft man es, in all dem Spaß einen wirklich tiefen emotionalen Kern zu packen.

Dabei schafft man es, die ganze Zeit eine wunderbare Balance zwischen dem leichten, spaßigen Teil der Episode und der tragischen Hintergrundgeschichte des Falles zu wahren, niemals leidet der Humor unter der Melancholie und diese wird durch die witzigen Sprüche niemals ins Lächerliche gezogen. Die Szene, als das wahre Ausmaß der Tragödie aufgedeckt wird und der Vater des Opfers die Lügen und Taten seiner zweiten Ehefrau erfährt, die als seine ehemaliges Kindermädchen seine Frau vor den Augen seines Sohnes tötete, und Jahre später mehrere Morde beging, um diesen ersten zu vertuschen, gehört zu den stärksten der Serie. Detective Beckett beweist wieder einmal, dass sie ein wahres Talent und besonders viel Einfühlungsvermögen mit den Hinterbliebenen von Gewaltverbrechen besitzt.

Aber auch Castle kann in dieser Folge durch besonderes Verhalten glänzen, nicht nur darf er wie ein kleines Mädchen erschrecken (sein Schrei und Sprung beim Öffnen des Sarges ist nur einer der vielen witzigen Momente dieser Episode), nach einem Biss des "Vampirs" standesgemäß ausflippen und ein wenig Panik schieben, er zeigt sich diesmal als Vater ausnahmsweise auch einmal von der durchsetzungsstarken und vernünftigen Seite. So sehr ich Castle und Alexis gemeinsam liebe, manchmal ist mir ihr Verhältnis schon zu rosig und harmonisch. Dass Castle hier darauf besteht, die Eltern von Alexis' Freundin Paige über deren Partyaussetzer zu unterrichteen, ist die richtige Verhaltensweise und es wird diesmal auch nicht alles mit einer großen harmonischen Geste sofort beigelegt. Aber auch Beckett gegenüber zeigt er sich durchaus von seiner ernsten Seite, seine Geschichte über den toten Jungen, den er in seiner Kindheit am Strand gesehen hat mag, ein Scherz gewesen sein (wobei ich mir da ehrlich nicht sicher bin), aber irgendwoher muss seine Faszination für den Tod und das Verbrechen doch kommen. Ich bin wirklich gespannt, ob nach all den Hinweisen und Anspielungen in dieser Episode, die ich durchaus als ernstgemeint empfunden habe, in dieser Richtung irgendwann noch etwas über Castles Vergangenheit herauskommen wird.

Zum Schluss findet man sich zu Rick Castles legendärer Halloween-Party ein und alle glänzen durch ausgefallene Kostüme, Esposito als Golfkriegsoldat (passend zu Jon Huertas vorheriger Rolle in "Generation Kill"), Ryan als Arzt (Seamus Dever begann seine Karriere im "General Hospital"), nur Beckett bleibt leider etwas einfallslos, dabei hätten Stana Katics vorherige Rollen als Bond-Girl oder Comic-Heldin durchaus Potential für einen denkwürdigen Auftritt gehabt. So war für mich ihre Art und Weise, Castle zu erschrecken die einzige Enttäuschung der Episode. Da der Rest der Folge aber so gelungen ist und man gezeigt hat, dass man mittlerweile zu den besten Crime-Serien auf Sendung gehört, kann ich daraus keinen wirklichen Kritikpunkt machen und es bleibt nur zu sagen: Well done!

Cindy Scholz - myFanbase

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