Bewertung

Review: #8.09 Ehre

Foto: Chandler Riggs, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Chandler Riggs, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Scott M. Gimple hat es also wirklich getan. Keine Hintertür, keine Ambivalenz – Carl ist tot. Er wurde gebissen und ist der Infektion erlegen. Auf der einen Seite ist es gut, dass die Autoren dieses Mal darauf verzichten, mit den Zuschauern zu spielen. Auf der anderen Seite verlässt mit Carl Grimes eine der zentralen Figuren "The Walking Dead", jedenfalls auf dem Papier.

"Mom told me I would beat this world. I didn't. You will."

Carl war stets derjenige, der Rick angetrieben hat. Das Überleben seiner Familie, die Zukunft für seine Kinder, das waren Dinge, die Rick haben weitermachen lassen. Egal wie dunkel die Gegenwart erschien, Carl und Judith waren es wert, weiter zu kämpfen. Wie also wird Rick mit dem Tod von Carl nun umgehen? Er hat noch immer Judith, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ja, Carl hat ihm mehr als deutlich klar gemacht, dass wenn er schon nicht seine Zukunft sichern konnte, er nicht aufgeben darf, dafür zu sorgen, dass es Judith einmal besser haben wird.

Die Zukunftsvisionen, die wir zu Beginn der Staffel gesehen haben, waren also gar keine FlashForwards. Es war auch nicht Ricks Vorstellung von einem möglichen Zukunft. Es war Carls Vision eines friedvollen Zusammenlebens der verschiedensten Gruppen, sogar Negan war ein Teil davon. Und nun ist es an Rick, den Traum seines Sohnes wahr werden zu lassen. Die Frage ist nur, wie man dies bewerkstelligen will. Kann und will Rick weiterhin Negan bekämpfen oder gibt es einen alternativen Weg, der das Blutvergießen auf beiden Seiten beendet?

Gimple versucht durchaus, den Abschied für Carl emotional zu gestalten. Das Gespräch des großen Bruders mit seiner kleinen Schwester, die Weitergabe des Huts ist auch wirklich gelungen und auch die Abschiedsworte zwischen Carl und Michonne und Carl und Rick sind gut gewählt und wirken aufrichtig. Allein der Funke mag nicht so recht auf den Zuschauer überspringen. Carl ist, wie schon angesprochen, einer der letzten Charaktere, die wir seit Beginn der Serie begleiten, und dennoch lässt mich persönlich sein Tod kalt. Das mag daran liegen, dass man den Cast sehr zerstückelt hat im letzten Moment, dass Carl kaum Screentime hatte. Er ist kein Daryl. Er ist keine Carol. Er ist niemand, mit dem man mitfühlt, mitfiebert… niemanden, dessen Schicksal einen wirklich tangiert. Jedenfalls nicht mehr.

Und diese fehlende emotionale Bindung zu Carl macht diese Episode am Ende unglaublich langweilig und unbedeutend. Carl ist weg, aber außer Rick und Michonne, wen kümmert es wirklich? Einzig Daryl bekommt die Chance, sich von ihm zu verabschieden und seine kurzen Worte zeigen, dass Carl kaum Interaktionen mit dem anderen Cast hatte. Er mag vielleicht wichtig gewesen sein für Rick. Aber für die anderen war er nur einer unter vielen.

Die Frage, die sich mir also stellt - war es wirklich notwendig, Carl sterben zu lassen? Was genau erhofft sich Scott Gimple von seiner Entscheidung? Wenn es nur darum ging, mal wieder zu beweisen, dass niemand sicher ist, dann hat er und sein Team ganz Arbeit geleistet. Bravo. Man kann nur hoffen, dass es einen Plan gibt und Carls Ableben die Serie in eine neue Richtung schickt - ansonsten verpufft Carls Tod und ist nichts weiter als ein Opfer unter vielen.

Randnotizen

  • Während Carl mit dem Tod kämpft, kämpfen Carol und Morgan darum, Ezekiel zu befreien. Die kurzen Szenen sind geprägt durch Wut und Gewalt und dürften vor allem für Morgan wahnsinnig entscheidend sein. Der Moment, als er einen der Saviours mit bloßen Händen die Eingeweide herausgerissen hat, haben nicht nur die Saviours verstört, sondern lassen auch Carol und Ezekiel erkennen, dass Morgan dringend Hilfe braucht – ich denke, dass hier bereits der Abgang von Morgan inszeniert wird und ich bin wirklich gespannt, wie es hier weitergeht.

Fazit

Carls letzte Episode ist durchaus emotional, doch so richtig mag der Funke nicht überspringen. Mit Carls Tod könnte die Serie ein neues Momentum bekommen, aus der Lethargie der letzten Episoden ausbrechen, neue Impulse setzen… Allein mir fehlt ein wenig der Glaube daran.

Melanie Wolff - myFanbase

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