Bewertung

Review: #1.05 Tag 194

Foto: Copyright: Scott Garfield/Courtesy of AMC
© Scott Garfield/Courtesy of AMC

Noch bevor man sich als Zuschauer im Camp einleben kann, beschließt Rick, sozusagen im Alleingang, zum CDC zu fahren, dem Seuchenkontrollcenter in der Nähe von Atlanta, doch trotzdem eine Tagesreise entfernt. Irgendwie ist es verständlich, dass sowohl seine Frau, als auch Shane (zunächst) gegen die Fahrt sind. Doch um Dramaturgie zu steigern und das Geschehen aus dem Camp und weg von Atlanta, wo man im Grunde alles gesehen hat, was es zu sehen gab, ist es ein guter Schritt aus der Story heraus, weiter in Richtung Lösung. Dass diese noch weit entfernt liegt, sieht man schon an allen losen Enden, die bisher gesponnen wurden.

Lose Enden

Auch wenn die Autoren, so gut es eben geht, versuchen die Geschichte zentral um Rick und sein Leben zu spinnen, entstehen so viele kleine Geschichten, die nie wirklich zu seinem Ende gebracht werden. Das erste ist an dieser Stelle die Geschichte um Morgan und Duane. Die beiden sind wesentlich an Ricks Weiterleben beteiligt, bekommen vom Protagonisten sogar die Möglichkeit noch einmal aufzutauchen, da er verspricht, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Doch sie sind bisher unauffindbar gewesen. Nunja, bisher. Jetzt taucht diese bis dato verloren geglaubte Storyline wieder auf. Nachdem Rick nun sein Funkgerät wieder hat, das passender Weise im Seesack mit den Waffen lag, kann er zum ersten Mal versuchen die beiden Lebensretter zu erreichen. Dass dies nicht funktioniert, war mit von Anfang an klar, denn so hätte man ja ein loses Ende verknüpfen können. Aber ich persönlich finde, dass diese losen Geschichten gar nicht negativ zu sehen sind. Denn, wie oft trifft man selbst im Leben auf Menschen, die eine interessante und eventuell auch mich begleitende und leitende Erfahrung mit mit teilen, die ich dann aber nie wieder sehe? So gewinnt die Serie nicht nur ein Stück Realität, sondern auch einen unbestimmten menschlichen Faktor, der so zufällig kaum sein kann. Gerade diese Unberechenbarkeit menschlichen Handelns steht hier in krassem Kontrast zur Berechenbarkeit der Zombies. Die sind schlichtweg nur auf Laufen, Grölen, Essen und Verwesen programmiert.

Jim

Dass die Gruppe, aber vor allem der Zuschauer, mit Jim eine interessanten Menschen verliert, wird erst durch den Weg hin zum Verlust deutlich. Auch hier versuchen die Autoren, wie zuvor schon bei Amy, durch das Aufleben des persönlichen Schicksals, des Bekanntwerdens der Geschichte des Charakters, eine emotionale Bindung zu kreieren, die einfach nicht existent ist. Jims Familiengeschichte, die man ja schon in der vorherigen Episode kennen lernen durfte, ist tragisch und herzzerreißend, doch leider wirkt sie nicht so, dass sie mir den Charakter sympathischer macht und seinen Tod schrecklicher darstellt. Viel zentraler am Beispiel Jim, ist zu erkennen, wie wenige Strukturen die kleine Gesellschaft hat. So wird zwar Rick allgemein als Rudelführer akzeptiert, und doch trifft sein Vorschlag bezüglich der Weiterreise, bei seinen engsten Vertrauten auf eine oppositionelle Haltung. Dafür bestimmt Rich, dass Jim nicht getötet wird. Er ist es, der Jim später die freie Wahl lässt, ob er zum Beißer wird oder sich zuvor die Kugel gibt. Jeder persönlich, hat einen großen Teil seiner Selbstkontrolle verloren, doch die Gruppe hat noch immer moralische Vorstellungen, die gegenseitig für Akzeptanz und vor allem ein geregeltes Zusammenleben stehen. Es gibt zwar einen Anführer, aber dieser ist kein Alleinherrscher, der über alles entscheidet und die anderen folgen ihm blind. Es wird diskutiert, Vorteile und Nachteile abgewogen und am Ende demokratisch abgestimmt. Dass dabei auch Entscheidungen getroffen werden, die für die betreffende Person, in diesem Fall Jim, später zum Problem werden, ist sicherlich keine Absicht, doch zeigen sie so, dass die Gruppe flexibel ist und sich der Situation anpassen kann. Hier werden durch Jims Infektion komplizierte Vorgänge in der Gruppendynamik preisgegeben, die einen herrlichen Einblick in die Denkweise und auf die Charaktereigenschaften einzelnen Mitglieder wirft. Durch Jims Tod ist der Zuschauer kaum berührt, aber durch die Veränderungen und Entwicklungen, die dadurch in Gang gesetzt werden, schaffen es die Autoren, die Charaktere dreidimensionaler darzustellen. Und dies ist eine hochkomplizierte Handlung. An dieser Stelle kann ich nur "Hut ab!" sagen.

Fortschritt

Die Geschichte erfährt in dieser Episode viele neue Details und einen großen Sprung nach vorne. So erfährt der Zuschauer nicht nur an anhand von Jim, wie schleichend und quälend eine Infektion mit der Seuche sein muss, sondern das Geschehen wird fort von Atlanta zum CDC gelenkt. Dort angekommen, erhalten wir einen Blick auf einen verzweifelten Rick, den wir so bisher nicht kannten. Aber auch Hoffnung wird gespendet, denn das Tor öffnet sich. Und nun bleibt schwerlichst abzuwarten, was im CDC auf die Gruppe wartet und wie sich das auf das Finale auswirkt. Es wird auf jeden Fall spannend werden, das ist ohne Frage. Denn im Grunde war diese Episode doch eine ruhige, auch wenn hat hitzige Temperament einiger Mitglieder der Gruppe, zu der einen oder anderen spannenden Entwicklung führten.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

Die Serie "The Walking Dead" ansehen:


Vorherige Review:
#1.04 Vatos
Alle ReviewsNächste Review:
#1.06 TS-19

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "The Walking Dead" über die Folge #1.05 Tag 194 diskutieren.