Bewertung

Review: #9.09 Karotte in Dessous

Foto: Jim Parsons, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Parsons, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die Beziehung von Sheldon und Amy steht weiterhin voll im Fokus und wird ohne großes Gerede drumherum weiter vorangetrieben. Die anderen Geschichten können aus unterschiedlichen Gründen da überhaupt nicht mithalten.

"How can you miss a game you've never played before, silly?"

Sheldon findet keine Begleitung ins Aquarium und will seine Karten daher Amy schenken, doch diese will gerne mit Sheldon dorthin gehen, um die Freundschaft wieder zu pflegen, die sie ziemlich eindeutig vermisst. Die Geschichte ist natürlich typisch für die derzeitige Situation der beiden, doch Sheldons Charakter ist absolut bereichernd, weil seine gewohnte Direktheit hier Dynamik in die Geschichte bringt und man dadurch Nägel mit Köpfen macht. Man merkte in jeder gemeinsamen Sekunde, wie gut die beiden doch harmonieren, in gewisser Hinsicht auf einer Wellenlänge liegen und natürlich zusammen gehören. Sheldons Liste zeigt eine Nervosität, Amys Bereitschaft, alle Fragen von Sheldon zu beantworten, zeigt, wie wichtig er ihr ist und wohl immer sein wird. Das hat alles Hand und Fuß und hatte eine ganz wunderbare Balance zwischen Witz und Emotion und wirkte daher weder aufgesetzt noch überzogen. Ich bin wirklich sehr begeistert von der Art und Weise, wie man mit Sheldon und Amy in den letzten Episoden umgegangen ist, weil alles Hand und Fuß hat und es keine Effekthascherei gibt. Allerdings war mir das Ende dann doch einen Schritt zu viel. Also eigentlich nur die Art und Weise. Dass Amys Gefühle durch den gemeinsamen Ausflug wieder hochkommen lassen, ist mehr als nachvollziehbar, zumal sie sich auch offen dafür zeigte. Dass sie dann Sheldon aber nicht aufsucht, sondern per Telefon während der Autofahrt auf die Idee kommt, Sheldon wieder zurückhaben zu wollen, ist schon sehr unüberlegt (um es mal positiv zu formulieren). Es hätte zu Amy besser gepasst, wenn sie noch mal zu ihm hingefahren wäre. Das Ende der Geschichte zerstört also den fabelhaften Gesamteindruck leider etwas, was nicht so schlimm gewesen wäre, wenn nicht auch die anderen Geschichten ihre deutlichen Schwächen hätten.

"I never told anyone that. But I did write it in my journal."

Eigentlich fand ich es ganz witzig, dass man Penny und Leonard eine Geschichte bastelt, wo es darum geht, wer was alles über den anderen weiß, weil sich über die Jahre einer Beziehung ja viele Details einprägen, man aber auch gerne mal vergisst. Wie Penny also das Geburtsdatum nicht weiß und mit herrlichen, vorgeschobenen Gründen versucht, nicht auszufliegen, war viel verpsrechend, für eine nicht allzu bedeutungsvolle, aber eben amüsante Penny/Leonard-Episode. Doch dann kommt der in der Überschrift zitierte Moment, den ich nicht recht glauben wollte. Wirklich? Leonard hat einfach das Tagebuch von Penny gelesen? Diese dämliche High-School-Storyline braucht es wirklich nicht. Es ist zwar nicht vollkommen absurd, dass sich Leonard zu so etwas hinreißen lässt, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn man sich einen erwachseneren Konflikt gesucht hätte, mit dem man rumalbert. Zu Glück macht man daraus keine große Geschichte. Leonard sieht seinen Fehler ein und macht es mit der größtmöglichen Peinlichkeit wieder wett, indem er Pennys Wäsche anzieht. Der Anblick war natürlich herrlich und im Klimax wunderbar inszeniert. Fehlte eigentlich nur noch ein flotter Kommentar von Bernadette, aber die Blicke aller Beteiligten waren auch viel wert. Es hätte also eine nette, belanglose Geschichte sein können, wenn man die Tagebuchproblematik einfach nie ins Spiel gebracht hätte. Ich finde, es ist auch mal gut, immer wieder mit der vermeintlichen Unreife der Physiker zu kokettieren. Aber aus dem Alter ist Leonard jetzt einfach mal raus.

"Maybe I'm happy that so many people turned up to help the less fortunate."

Während es bei Leonard quasi eher eine Kleinigkeit ist, die mich ärgerte, ist es in der dritten Geschichte noch deutlich mehr. Das Howard kein Gutmensch ist, stellt keine Neuigkeit dar, doch sein Verhalten in dieser Episode ist von vorn bis hinten wirklich nur armseelig und ist vor allem nicht wert, daraus auch noch ein paar platte Witze zu machen. Sich derart arrogant in Bezug auf das Unterstützen von Obdachlosen zu verhalten, selbst wenn man sich dann dafür entschließt, ist wirklich nicht witzig (und will Howard nicht eigentlich ein Kind haben? Da darf man auch langsam mal eine erwachsenere Einstellung bezüglich der Welt erwarten). Und hier muss ich der Serie auch vorwerfen, dass sie sich einer Verantwortung in Sachen Vorbildfunktion offenbar nicht bewusst ist. Dann wird Howards Verhalten auch noch belohnt, weil er Elon Musk kennen lernt (ich muss zugeben, dass mit weder das Gesicht noch der Name irgendetwas sagen) und vielleicht einen neuen Job inklusiver Reise zum Mars in Aussicht gestellt bekommt. Was ist davon jetzt also die Message? Wenn du dich dazu zwingst, widerwillig Gutes zu tun, dann fallen die Chancen vom Himmel? Ich finde diesen Teil der Episode wirklich von vorne bis hinten eigentlich nur peinlich. Einzig positiv war, dass Emily mit von der Partie war. Allerdings konnte sie kaum zur Geltung kommen, was wiederum sehr schade war. Es ist aber auch auffällig, dass sie in der Episode auftaucht, obwohl sie gar keine Funktion erfüllt, also wirklich einfach nur Teil der Gruppe ist. Das lässt darauf hoffen, dass sie vielleicht doch ein echter Teil der Gruppe wird, also nicht ein Nebencharakter, der immer mal auftaucht, wenn man danach ruft, sondern ein Teil der Gruppe ist und damit Teil der Geschichte ist, auch wenn es sich nicht um einen selbst dreht.

Fazit

Ein sehr gute, eine ordentliche und eine sehr misslungene Geschichte hat diese Episode zu bieten. Normalerweise vergebe ich da grozügig sechs Punkte, aber dieses Mal ist Howard so peinlich, dass es summa summarum trotz (aber eigentlich dank) Sheldon und Amy zu fünf Punkten reicht.

Emil Groth – myFanbase

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