Review: #7.15 Eisenbahnromantik

Der Valentinstag steht mal wieder an und nachdem dieser Tag in Staffel 1 ein Trauertag gewesen wäre, ist die Serie inzwischen so weit voran geschritten, dass unsere vier Physiker zu 75% wirklich etwas zu unternehmen haben. Und wer weiß, vielleicht steigt die Prozentzahl weiter an.

"We have the whole place to ourselves."

Leonard und Penny wollen den beliebten amerikanischen Festtag ganz in Ruhe unspektakulär Zuhause verbringen, doch der Tag wird viel aufregender als ihnen lieb ist, weil sie auf Rajs Bitten hin auf Cinnamon aufpassen sollen und dies vernachlässigen. Die beiden sorgen also für die Einleitung des einen Handlungsbogens und sind im Rest der Episode vor allem für gut getimete Oneliner und kleine Running Gags zuständig. Mehr allerdings auch nicht, was vor allem daran liegt, dass Leonard wie gewohnt kein Problem damit hat, dass er einen Tick mehr in die Beziehung investiert als Penny. Sein Geschenk ist ja wirklich toll gewesen, während Penny sich quasi gar keine Gedanken gemacht hat und ihr das nicht mal unangenehm ist. Manchmal wünsche ich mir schon, dass Penny in solchen Momenten doch ihre Zuneigung zu Leonard mal mit Kitsch zum Ausdruck bringt und irgendwas Unvergessliches tut.

"If she's scared, you can sing to her. She likes Katy Perry."

Der wichtigere Teil der Episode drehte sich dann auch um Raj und seine Sorge um Cinnamon, der sich mit Schokolade vollgestopft hat, was einem Hund nicht gut bekommt. Ich verstehe zwar nicht ganz, warum Raj den Tag ohne Hund verbringen wollte, ist dieser ja nun wirklich komplett zum Ersatz für menschliche Nähe geworden, aber eigentlich ist es gut, dass er selbst Abstand sucht. Entsprechend sauer ist er auf Leonard und Penny, doch das wird sich vielleicht noch ändern, denn wie es aussieht, ist die Tierärztin ein ernstzunehmender Love Interest für Raj. Es wäre jedenfalls sehr seltsam, wenn man Yvette nicht mehr zu Gesicht bekommen würde, nachdem man sie auf diese Weise in einer Valentinstagfolge eingeführt hat. Außerdem wünscht man es Raj auch, endlich mal glücklicher zu werden. Yvette macht erst mal einen soliden Eindruck, hat mich jetzt aber auch noch nicht begeistern können. Sie wirkt relativ herb, aber bisher war sie ja auch nur als arbeitende Frau zu sehen. Ich bin gespannt, wie sie sich bei einem Date mit Raj macht.

"I'm feeling the urge to hug you"

Amy legt sich voll ins Zeug, um am Valentinstag in ihrer Beziehung einen Schritt weiter zu kommen und quasi mal das Gefühl einer Beziehung zu erleben. Dabei hat sie eigentlich an alles gedacht, nur nicht daran, dass es auch noch andere "Verrückte" gibt. Dass Sheldon im Zug gleich Eric kennen lernt, der die gleiche extrovertierte Zugpassion hat, ist schon wirklich Pech. Und Sheldons soziale Antennen sind auch so sehr auf sein eigenen Wohlbefinden gerichtet, dass er Amy tatsächlich sitzen lässt. Amy kann einem eigentlich nur leid tun, man muss aber auch zugeben, dass Amy damit hätte rechnen müssen. Sie kann Sheldon eben nicht mal eben austricksen, denn natürlich war ihre Aktion in erster Linie selbstsüchtig. Absolut nachvollziehbar, aber eben nicht ganz fair Sheldon gegenüber. Bernadette und Howard sind da auch keine große Unterstützung, helfen erst nur halbherzig und kümmern sich dann um sich selbst. Auch das kann man nachvollziehen, aber eigentlich waren die beiden eher etwas störend in der Episode. Amy hat dann jedenfalls irgendwann die Nase voll und stellt Sheldon zur Rede und verursacht damit den überraschendsten Moment der Episode, ja vielleicht des Paares überhaupt.

"If you want romance, then let's have romance."

Sheldon ist richtig aufgebracht, weil Amy sich darüber beklagt, dass er sich amüsiert, was sie ihm in Vorbereitung auf den Tag a explizit zugestanden hatte. Beim Echauffieren passiert dann das, was man seit drei Jahren hofft, aber nicht zu glaubten wagte, weil es immer ausgeschlossen schien. Sheldon küsst Amy. Natürlich aus einer Aggression heraus, aber der Kuss ging gefühlt so lange wie die "Beziehung" der beiden. Irgendwas muss Sheldon gefallen haben. Die Fans kamen jedenfalls auf ihre Kosten. Der Moment wurde aber eigentlich erst durch die Nachbetrachtung mit Leonard zum Highlight der Episode. Sheldon ist sich nämlich der Bedeutung seiner Aktion nicht bewusst und reiht den Kuss nur zwischen andere Ereignisse ein, obwohl es für alle Fans und auch Sheldons Freunde so weit über alles herausragt. Die Autoren haben es somit geschafft, Sheldon trotz des Kusses absolut in seiner Rolle zu lassen und diesen großen Schritt erst mal wie einen ganz kleinen wirken zu lassen. Man muss es erst mal hinbekommen, ein paar so derart langsam zu entwickeln und trotzdem solche Akzente setzen zu können. Man kommt nicht umhin, jetzt schon weiter zu denken und zu überlegen, wie ein zweiter Kuss zwischen Amy und Sheldon aussehen könnte. Ein freiwilliger Kuss, nicht aus einer Rage heraus, sondern vielleicht aus einem Gefühl von Zuneigung. Insofern hat der Kuss so viel bewirkt und so wenig gebracht. Und das findet man auch noch toll. Chapeau an das gesamte Team für diese Umsetzung.

Fazit

Es gibt zwar mehrere Kleinigkeiten an dieser Episode auszusetzen, sodass sie eigentlich nicht zu den ganz Guten gehören dürfte, doch die Abschlussszene zwischen Sheldon und Amy sowie die Nachbetrachtungen mit Leonard waren so herausragend, dass man locker acht Punkte verteilen kann.

Emil Groth - myFanbase

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