Bewertung

Review: #10.21 Die retrospektive Retrospektive

Foto: Melissa Rauch, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Melissa Rauch, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Gehen den Machern der Serie langsam die Ideen aus? Nach zehn Jahren ist es definitiv nicht einfach, noch innovativ zu sein, vor allem, wenn man es ja doch vermeidet, große inhaltliche Schritte zu machen. Die Diskrepanz zwischen Wiederholung und Fortschritt konnte man in dieser Episode ziemlich gut beobachten.

"Behind the Flags: A Retrospective"

Es gibt in Comedyserien Dinge, die eigentlich immer funktionieren. "Fun with Flags" ist so eine wunderbare Idee, mit der Sheldon und dann auch Amy für beste Unterhaltung sorgen konnten, weil die ganze Aufmachung und Umsetzung so charakteristisch für die beiden Charaktere ist. Wie man nun aber merkt, ist es auch eine Idee, die man nicht beliebig ausreizen kann. Zumindest war man in dieser Episode mit dem Rückblick nah an der Grenze. Der Jingle von Howard und Raj war wirklich großartig und auch einige Kommentare haben wirklich gesessen, inhaltlich ist es aber irgendwie unbefriedigend gewesen. Amys und Sheldons unbändiger Optimismus ging mir doch etwas zu weit. Außerdem fand ich es irgendwie schade, dass man gar keine Flagge mehr dabei hatte, weil da ja doch auch immer was Interessantes dabei gewesen ist. Spätestens mit dem "Behind the "Behind the Flags: A Retrospective": A Retrospective" ging mir Pennys Satz nicht mehr aus dem Kopf: "Find someone who cares."

"They are copying you two."

Deutlich witziger und vor allem schlagfertiger war da der Auftritt von Bert mit seiner Freundin, die er im Internet kennen gelernt hat, nachdem Bert preisgegeben hatte, dass er viel Geld verdient. Das lag zum Einen daran, dass ein neuer Charakter immer frischen Wind in das Gefüge bringt und sich hier natürlich eine Situation ergeben hatte, die keine zwei Meinungen zuließ. Insofern war es irgendwie einer gegen alle und man konnte sich köstlich über das "Dummerchen" von Bert ("I was engaged to a Scientologist") amüsieren. Das hier auch aus Spaß ein paar Parallelen zu Penny und Leonard hergestellt wurden, war auch ganz witzig, wenn auch oberflächlich. Natürlich zeigt sich ziemlich schnell, dass Berts Beziehung nichts hergibt außer Mitleid mit Bert. Es ist hier mehr als offensichtlich, dass er ausgenutzt wird, doch seine Einsamkeit ist ihm so zuwider, dass er das in Kauf nimmt. Ich finde das nur traurig, zumal es hier mit der Schenkerei auch hoffnungslos übertrieben wurde. Man hätte hier auch weniger dick auftragen können, denn Bert ist nicht widerlich oder eklig. Das schadet der Storyline aus meiner Sicht. In dieser Staffel ist Bert immer wieder aufgetaucht und jetzt bekommt er schon eine bessere Storyline als Raj. Ich bin neugierig, was man hier noch zu erwarten hat, denn langsam gehört er schon fast dazu.

"Did I say something wrong?" - "No, it's always him."

In gewisser Weise durfte auch in dieser Episode Sheldon wieder das Rampenlicht genießen. Er war derjenige, der die bösen Witze machen durfte und dafür von Amy gemaßregelt wurde. Das war wieder überaus unterhaltsam, aber auch nichts Neues. Sheldon funktioniert natürlich immer und kann jede Episode irgendwie tragen. Es darf aber auch gerne mehr sein. Man kann hier natürlich noch interpretieren, dass der Einfluss von Amy immer größer wird, weil er quasi Befehle von ihr annimmt, als wäre sie seine Mutter. Ich bin mir aber nicht sicher, ob man damit wirklich etwas aussagen will oder ob es so einfach lustiger war. Da wir uns auf das Finale der Staffel zubewegen, wird sich hier also vielleicht noch eine Entwicklung ergeben.

"See? Now, everybody is crying."

Am besten hat mir eigentlich die Storyline gefallen, die für die Serie wirklich neu ist, weil man die Konstellation vorher noch nicht haben konnte. Bernadette geht schweren Herzens wieder arbeiten und auch Howard (und Stuart) fällt es nicht leicht, die kleine Halley in den Kindergarten zu entlassen. Ich halte die Thematik für absolut wichtig und finde es sehr schön, dass man sich der Problematik stellt und hier auch ernste, nachdenkliche Worte findet, wenn Bernadette sich als Mutter in Frage stellt, weil sie schon nach wenigen Monaten wieder arbeiten geht. Dieses Dilemma existiert eben und stellt eine wirkliche Belastung dar. Loslassen ist gar nicht so einfach. Ich bin also sehr zufrieden, dass die Autoren hier eine Storyline gefunden haben, die mehr Gewicht bekommt, weil es auch schon in der letzten Episode thematisiert wurde und so auch mehr Tiefe bekommen kann. Leider stört mich aber die Darstellung der Kita. Ich weiß natürlich nicht, wie es in den USA so läuft, aber deutschen Verhältnissen entspricht das überhaupt nicht. Die große Plexiglasscheibe zum Beobachten der Kinder ist schon irgendwie absurd. Dass es in den USA aber offenbar keine Eingewöhnung geben soll, also einen Zeitraum, in welchem das Kind schrittweise an einen längeren Tag in der Kita herangeführt wird und den Spielraum erst mal mit einem Elternteil zusammen kennen lernt, ist schon sehr interessant. Leider zeigt die Erfahrung mit der Serie, dass man von einer oberflächlichen Umsetzung von Seiten der Serienmacher ausgehen kann (und irgendwie hoffe ich das auch im Sinne aller Kleinkinder, deren Eltern beide arbeiten). Wer hier Erfahrungen aus den USA preisgeben kann, möge die Kommentare dazu nutzen und mich eines besseren belehren. Kurzum. Aus meiner Sicht ist die überaus wichtige Storyline gelungen, von den Rahmenbedingungen aber etwas zu einfach gehalten.

Fazit

Die neuen und die fortgeführten neuen Impulse in dieser Episode gefallen mir gut, auch wenn es etwas sehr übertrieben umgesetzt wird. Das Altbewährte ist natürlich wie immer lustig, aber irgendwie langsam auch langweilig. Zum Staffelfinale darf ruhig noch mal mehr Dynamik, aber mit Sinn (und nicht als Selbstzweck) in die Geschichte kommen.

Emil Groth – myFanbase

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